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Düſſeldorf zurückzureiſen. In der kurzen,
kaum ein Vierteljahr umfaſſenden,
ſeines Wirkens in Hohenzollern hat er ſt
allgemeines Zutrauen erworben und ſtand
hier in großem Anfehen, . *

Koblenz, 26. April. Dem Vernehmen
nach ſind die Ortshehörden auf der rechten
Rheinſeite von Seiten der hieſigen königl.
Regierung angewieſen worden, der Ausfüh-
rung einer neuen Telegraphen = Linie von
DeuB nach Ehrenbreitenſtein, ſo viel alg
moͤglich der Chauſſee folgend, und von da
nach Coblenz, mittelſt einer Leitung durch
den Rhein, alle mögliche Unterſtuͤtzung zu
gewähren. ; (Cobl. 31g.)

Berlin, 25. April. Daß die Einfüh-
rung des däniſchen Commando's bei dem
holſteiniſchen Bundescontingent zu erwarten
ſei, wird hier entſchieden in Abrede geſtellt;
es ſollen vielmehr von dem däniſchen Gou-
vernement in entgegengeſetzter Richtung die
beſtimmteſten Verpflichtungen eingegaͤngen
ſein.

Berlin, 26. April. Heute iſt mit 125
gegen 142 Stimmen die Frage über Bil-
dung der erſten Kammer entſchieden. Die
äußerſte Rechte und die Linke machten dies-
mal in Gemeinſchaft Oppoſition gegen die
Regierung! Nach einer längeren Debatte
fand gegen 4 Uhr die Abſtimmung unter
allgemeiner Spannung des Hauſes ſtatt.
Diejenigen Beamten, welche ſich ſonſt an-
gelegen ſein ließen, mit ihren Kräften das
Miniſterium und deſſen Anſichten zu vertre-
ten, fehlten heute. Dies hat weſentlich den
Sieg der Gegner in der Pairiefrage er-
leichtert.

— Die „N. Preuß. Ztg.“ ſchreibt: Der
Zollvereinscongreß duͤrfte vorausſichtlich von
nicht kurzer Daͤuer ſein; wenigſtens haben,
wie wir hoͤren, diejenigen Regieruͤngen,
welche die Conferenz zu Darmſtapt beſchickt
haben, ihre Bevollmächtigten dahin beauf-
tragt, vorläufig bindende Erklärungen nach

keiner Seite hin abzugeben. Dieſe Regie-
rungen beabſichtigen nämlich, Zeit zu ge-
winnen und eine ſchließliche Erklaͤrung üder
ferneres Verbleiben beim Zollverein, wenn
die äußern Verhältniſſe Dies nicht früher
nöthig machen ſollten, erſt abzugeben, wenn
die gegenwärtige Vereinsperiode ihrem Ab-
lauf (31. December 1853) nahe iſt.

Königsberg/ 24. April. Am 22. d. M.
wurde wie all jaͤhrlich der Geburtstag Kant’s
durch ein Feſtmahl gefeiert; als einziger un-
mittelbarer Schüler des großen Philoſophen
war der Staatsminiſter a. D., v. Schön,
anweſend. Prof. Roſenkranz hielt die Feſt-
rede, in welcher er auf das im nächiten
Jahre hier zu errichtende eherne Standbild
Kant's hinwies.

Bremien, 23. April. Die verſpätete An-
kunft des /Washington“, ſein Einlaufen in
den Hafen von Milford, angeblich um
Kohlen einzunehmen, hatte hier ſchon Be-
lorgniſſe erregt, endlich kommt das Schiff
hier an, aber — ohne Capitän! Die Er-
zählungen der Paſfagiere über diefe Reiſe
find ſchauexerregend. Schon am zweiten
Tage der Reiſe fiel es den Offtzieren auf,
daß der Capitän den Cours zu nördlich
hielt, Vorſtellungen halfen nichi, bis die
von Norden heraͤntreibenden Eisſchollen je-
den Zweifel benahmen. Drei Tage kämpfte
das Schiff gegen das immer heftiger an-
dringende Eis, bis ein glücklicher Wind es

davon befreite. Der Capitaͤn ſteuerte jetzt
direct auf Irland und dreimal war daͤs
Schiff im Begriff zu landen, und nur eine
gütige Vorſehung, ſo wie die Wachſamkeit
und das energiſche Einſchreiten der Offi:
ziere und des Ingenieurs retteten Schiff
und Menſchen vom augenſcheinlichen Un-
tergang, denn ſo nah Iagen ſchon einmal



die Riffe.

chen gewagt hatte, ward zur Gewiß-
der Capitaͤn war geſtoͤrten Geiſtes!

S O DE

. Andree’$s „Han-
delszeitung“. fagt mit Beziehung auf die
deutſchen Zoll⸗ und Handels-Conferenzen:
Der Zollverein iſt gewefen: es handelt ſich
auf's Neue zuerſt um ſein weiteres Daſein
überhaupt, dann um die Geſtalt und Aus-
dehnung, welche er gewinnen foll. Die Ar-
gumentation der ſüddeutſchen Staaten ſcheint
uus logiſch richtig! Oeſterreich ſcheint uns
aber den Bogen viel zu ſtraff geſpannt zu
haben, indem es dem Abſchluß Lines Han-
delsvertrages zugleich die Zolleinigung als
unumgängliche Folge hinzufuͤgte. Es braucht
ſich gaͤr nicht zu übereilen; die Beſchaffen-
heit der Dinge iſt derart, daß dem Haͤndels-
vertrag, gleichviel, ob einige Jaͤhre früher
oder ſpäier, eine Zolleinigung mit Noth-
wendigkeit folgen muß. Die Staaten der
nordweſtlichen Gruppe wünſchen aus vielen
erheblichen Gründen gewiß keinen ſpecifiſch
norddeutſcheu Zollverdand, wie denn auch


haben, ſich nicht vom Norden abzuſchneiden.
Preußen aber ſollte vor allen Dingen dar-
auf halten und danach ſehen, daß nicht Hol-
ſtein immer mehr und mehr, gegen jedes


zu einer däniſchen Zollprovinz werde. Doͤrt
iſt eine wahre Achillesferſe für jeden deut-
ſchen Zollverein, gleichviel ob für einen
norddeutſchen oder geſammtdeuͤtſchen.
Kaſſel, 25. April. Die maſſenhaften


uachgerade doch einige Sorge, obwohl die
miniſterielle Preſſe ſelber vor einiger Zeit
die Mißvergnügten zur Auswanderuͤng auf-
gefordert hat. Der Zudrang der Auswan-
derer zum Weſerdampfboot iſt ſo ſtark, daß
man ſich genöthigt geſehen hatte, die Ord⸗—
nung durch hingeſaͤndtes Militär aufrecht
halten zu laſſen.

Wien, 24. April. Die Abgeordneten
zum Zollcongreſſe ſind mit ſehr hohen
Orden beſchenkt worden. Die oͤſterreichi-
ſchen Blätter ſehen in der Zolleinigung mit
Deutſchland nur eine Frage der Zeit und
erblicken in der Eröffnung der Eiſenbahn-
Brücke über die Elbe, woduͤrch die deutſchen
und die öſterreichiſchen Bahnen in unmittel-
bare Verbindung gebracht werden, ein gün-
ſtiges Omen. Die unterirdiſchen Tele-
graphenlinien erweiſen ſich als wenig ent-
ſprechend und ſollen ſucceſſive durchaus In
Säulenleitungen umgeſtaltet werden. Mit
der preßburgpeſther Linie wird im nächſten
Monat der Anfang gemacht. — Der Bun-
destags/ Präſidial⸗ Geſandte Graf Thun be-
abſtchiigt, dieſen Sommer mit ſeiner Ge-
maͤhlin den Curort Karlsbad und bet dieſer
Gelegenheit auch ſeine Güter in Böhmen
zu beſuchen. Während ſeinex Abweſenheit,
die ſich auf zwei Monate erſtrecken dürfte,
wird, wie verſichext wird, ein gegenwärtis.
in Wien weilender, mit den deuͤtſchen An-
gelegenheiten durchaus vertrauter oͤſterreichi-
ſcher Diplomat mit der interimiſtiſchen Lei-
tung des Bundegpraͤſidiums betraut werden.

Schweiz.

Bern, 25. April. Geſtern Abend fand
hier zu Gunſten der aus der Abſtimmung
vom letzten Sonntage ſiegreich hervorge-
gangenen Behoͤrden die größte Demonfira-
tion Statt, welche Bern in aͤhnlicher Weiſe
noch geſehen. Ein großartiger Zug von
mehreren Tauſend Papierfackeln mit ver-
ſchiedenen Muſikcorps, Fahnen, Inſchriften
und Sinnbildern aller Zünfte 20., begleitet
von einer zahlreichen Zuſchauermenge, be-
wegte ſich Abends durch die Hauptſtraße der
Staͤdt vor das Stift (Regierungsgebaͤude),


wo die Behoͤrden begruͤßt wurden.


zufahren, und ihr befonders Energie gegen
alle ihrer Politik feindſeligen Unternebmunz
gen zu empfehlen. Ueber einzelne ſpecktelle
Dunkte werden wir ſpaͤter zu ſprechen kom-
men, Fuͤr einmal. mag es genügen, zu be-
merfen, daß die Behoͤrden von fich aus eine
Reviſion der Berfaffung nicht anbahnen, fons
dern in dieſer Hinſtcht die Initiaͤtive dem
Volke überlaſſen wollen, Eine befondere
Stelle der ſoeben veröffentlichten Proclamas
tion der Regierung an das Volk bezieht ſich
direct auf dieſen delicaten Punkt uͤnd ver-
ſichert: „Geſtaͤrkt durch das Ergebniß der
Abſtimmung, werden wir fortfahren, in der
Verwaltung des Gemeinweſens und auf
dem Grunde der beſtehenden Verfaſſung und
Heletze mit erneutem Muthe erfireben und
thun, was redlicher Wille und aufrichtige
Vaterlandsliebe bei großen Schwierigkeiten
mit menſchlichen Kräften zu tbun vermoͤgen.“
— 3n Aarau traten geſtern Abgeordnete
aus 14 Cantonen zum Zweck der endlihen
Organiſirung des Planes der Nationalfuͤb⸗
ſeription für die Sonderbunds-Cantone zu-
ſammen. Bis zum 15. Juni ſoll dieſelbe
geſchloſſen werden. Die Kriegsſchuld der 7
Cantone beträgt 3,766,620 fr. Fr. gezeichnet
ſind über 100 000 frı Fr.
Frankreich.
Paris, 24, April, Das Tagesge-
ſpräch drehte ſich heute faſt ausſchließzlich
um die Entſcheibung des erſtinſtanzlichen
Gerichtes des Seinedepartements in Sachen
des Hauſes Orleans gegen die Staatsdo-
mäne, Wie ſich vorausfehen ließ, war der
Eindruck ein ungeheurer, noͤch gefördert
durch die Plaidoyers der Herren Paillet
und Berryer. Nie will man eine nachs
drücklichere Beweisführung im Juſtizpalaſt
von Paris gehört haben, wo ſo viele her-
vorragende Advocaten ſich täglich verneh-
men laſſen. Die Bewegung, die ſchon wäh-
rend Paillet's Rede groß war, erreichte ih-
ren Höhepunkt, als Berryer auf das Re-
quiſitoxium des Staatsanwalts replieirte.
Das Tribunal beſtand ausnahmsweiſe aus
9 Nichtern, und man verſichert, der Spruch
fet von 8 gegen 1 Stimme gefällt worden.
Was wird nun die Regierung thun? Maͤnche
behaupten, die Sachẽ werde den gerichtli-
chen Weg weuer gehen und der Seineprä-
fect werde im Namen der Domäne zunaͤchſt
an den Appellhof gehen, und wenn diefer
den Spruch erſter Inſtanz beſtaͤtigen ſolite,
ſich an den Caſſationshof wenden! Auge!
meiner aber iſt die Anficht, daß die Regie,
rung einen Eompetenzeonfliet erregen und
die Sache vor den Staatsrath bringen
werde, der dann die Competenzfrage werde
zu entſcheiden haben. Uebrigens ſchweigen
die hieſigen Blätter über dieſe Angeiegenheit.
Paris, 25. April. Man verſichert, daß
L. Napoleon nächſtens alle aroßen Arbeits-
plätze, Werkſtätten ze. der oͤffentlichen Bau-
ten incognite beſuchen werde. — Zwiſchen
dem Senatspräſidenten und dem Greßre-
ferendar d Hauipoul ſind allerhand Zer-
würfniſſe eingetreten, welche waͤhrſcheinlich
die Erſetzung des letzteren durch Vacroffe -
zur Folge haben werden. — Die Debatten
des auf die orleans'ſchen Güter bezuͤgli-
chen Proceſſes werden in einer Million
Exemplare aͤbgedruckt. — Uebermorgen wird
in der Invalidenkirche ein feierlicher Trauer-
gottesdienſt für den verſiarbenen Marſhall
Gerard Statt findenz alle higſigen Regi-
menter werden dabei durch Abtheilungen
 
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