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N 104.

Sonntag, 2. ä))?'af 2

‚ 1852. |


durch Die
Berlchte werden gratts beigegeben.


erg: 2 —
Die Landwrthſchafiltchen


nachklaͤnge,

gewidmet


Landesvaters.

Heidelberg; den 1. Mai 1852.

Ach, umfonſt! Es iſt geſcheh'n!
Aiſo geht von Mund zu Munde

Durch das Land die Trauerkunde,

Ach! umſonſt war unſer Flehn.

Ach, umfonſt das helße Fleh'n,
Daß uns Gott Ihn noch erhalte,
Und des Todes Hand, die kalte,
Schonend mög' vorübergehln.

Hingeſunken iſt in Staub,
Heimgegangen zu den Ahnen,
Seines Hauſes edlen Manen,
Unſer Fürſt, des Todes Raub.

Und er ſchied, wie er auch litt,
Alle Schmerzen männlich tragend,
Auch im Leiden nicht verzagend
Aus der treuen Seinen Mitt!

Schied, wie er gelebt, gedacht,
Mild, im Tode wie im Leben
Sanz in Goͤttes Rath ergeben,

Nur aufs Wohl des Land's bedacht.



Hatte Keiner doch, wie Er,
Seinen hohen Ruf verftanden,
War ſo Vater ſeinen Landen,
Liebete ſein Volk ſo ſehr!

Jedem lohnen nach Gebühr,
Fördern jedes edle Streben,
Kunſt und Wiſſenſchaften heben,
War ſein ſteter Wahlſpruch hier.

Milde athmet' jedes Wort,
Fürſtlich waren ſeine Gaben-
Wo es galt, die Dürft'gen laben,
Er war aller Guten Hort!

Daß Verirrte dies verkannt,
Kurze Zeit nur, mußt' ihn ſchmerzen,
Konnte aber ſeinem Herzen
Nie entfremden Volk und Land,

War ſein Vorſatz ja allein,
— Trefflich Vorbild edler Fürſten! —
Nie nach anderm Ruhm zu dürſten,
Als des Landes Glück zu ſein.

Und ſo blieb er treulich auch
Dieſem Vorſatz ſtets ergeben ,
Hielt daran ſein ganzes Leben
Bis zum letzten Lebenshauch.

Darum lebt Er, auch noch dort,
Fort in ſeines Wirkens Früchten,
Die nicht Zeit, nicht Sturm vernichten,
In der Seinen Liebe fort. ;

Lebet in der Fürſtin Herz,
Lebt in ſeines Volkes Munde,
Das ſein denkt zu jeder Stunde,
Blicke ſendend himmelwärts.

Lebt, daß wir nicht ſind verwalst,
Fort in ſeinem edlen Sohne,
Der nun mit des Vaters Throne
Erbt des Vaters milden Geiſt.

Er wird weiſe alle Zeit,
Wandelnd auf des Vaters Wegen,
Den geſtreuten Samen pflegen,

Daß zur Frucht er uns gedeiht.



Die letzten Stunden
Seiner Königlichen Hoheit des Hoͤchſtſeligen
Großherzogs Leopolð.

Die Trauerfunde von dem Hinſcheiden
unferes unvergeßlichen Lendesberbn hat im
ganzen Lande den fOmerzlihflen AWiderhall
gefunden. Jetzt, wo Dder Abſchluß eines an
freudvollen und leidvollen Ereigniſſen fo
reichen Lebens vor uns liegt, vergegenwär-
tigt man ſich mit doppelter Lebhaftigfeit den
ganzen Verlauf deſſelben z Ddie Verdienfie
und Segnungen edelſten mehſchlichen Wir-
fens, ‚ireten in ſcharfen Umriffen vor die
Seele, . und. wie der Abgefhiedene im Leben
dem Förperlichen Auge ein 1(M0nes Bild durch
Vuͤrde imponirender, durch Öüte gewinnen-
der Männlichleit darbot, ſo verweilt auch,
nachdem die frerblide Halle gefunfen, das
Nuge des Geiſtes mit Erquidung bei dem
Biide der ſchönen Seele, die IN jenex ge-
woͤhnt. Sein Leben liegt, ein offenex Brief,
vor dem Auge der Meberlebenden ; aber auch
am Todtenbeite noch konnen wir Züge fam-
meln, die uns Blicke thun laſſen in das tief
Innerfie eines reinen edeln Gemüthes; ſein
Sterben glich feinem Leben; ein ſanftes,
gottergebenes Ende, tief ergreifend, aber
au zugleich erhebend, war ſelbſt im Ver-

ſcheiden ein Spiegel ſeiner Seele, und die
Stätte, wo er {tarb, it geweiht auf im-
mer, denn ſie ſah das Scheiden eines Ge-
rechten, ſie fah den Schmerz aber auch die
religiöfe Weihe und Ergebung der Seinen
in den Rathſchluß des Allwaltenden. Auch
ſolche Momente verdienen, Geiſt und Ge-
müth eingeprägt zu werden; AUS einem ſol-
chen Sterben noch ergießt ſich ein verklaͤ—

Weihe, über das gaͤnze Leben des Dahin-
geſchiedenen, und wie er in dex Mitte der
Seinen von ihrem Schmerze, wie von ihrer
Liebe im Tode umgeben war und hierin
nicht wenig Troſt und Stärkung im letzteu
Lebenskampfe fand, ſo wird die Theilnahme
eines treuen Volkes aug der Stunde dieſes
Todes neue Kraft der Liebe und Treue
ſchöpfen und um die überlebenden Glieder

ihnen tragen helfen die Laſt ihres Schmer-
zes mit thnen ſich beugen vor dem Willen
des Allmaͤchtigen, mit ihnen ſich exheben und
aufrichten an dem Heilswort ſeiner erbar-
menden Liebe! Wie die edie, wohlwollende
Natur des dahingegaͤngenen Fürſten ſelbſt
vom Sterbebetie aus noch Schmerzen lin-
derie, Nothleidende unterſtützte, iſt in einzel-



nen Zügen ſchon bekannt geworden; ſie ver-
leugnete ſich keinen Augendlick; immer. hatte. '
er ein offenes Herz für jedes menſchliche
Veid, eine offene Hand für jeden Hilfsbe-
dürftigen; in der Qual der eigenen Schmer-
zen dankte er der Gnade Sottes, die ihm
möglich machte, die eigenen zu tragen, die
fremden zu lindern. Wie der Arme und
Bedrängte ſeinem Mitleid ſtets nahe ſtand,
ſo ſein ganzes Volk ſeiner ganzen Liebe, Nur
Einmal waͤhrend der Dauer der Krankheit
trat vor ſeine Seele das Bild jener fchauere
lichen Nadıt, wo er mit den Seinen Ret-
tung ſuchte vor dem nahenden Ungewitter
der Revolution. Aber kein Wort der Ver-
dammniß entſchlüpfte ſeinen Lippenz nur.
von ſeinem verblendeten, verirrten und ver-
führten Volke ſprach er, . dem er von Her»
zen verziehen habe und für welches er mit
emporgehobenen Händen vom Himmel Ver-
zeihung erflehte! Mit welcher Liebe er an den
Seinigen hing { bekannt; von ihnen Allen
umgeben zu fein, war ſein kräftigſter Zroft,
ſeine einzige Freude in ſo vielen Schmer-
zen, nächſt jener, die Schmerzen Anderer
zu lindern. Konnie er ſeine Freude zulcht
alg die Schwäche zunahm, oft au NUT
noch durch wohlwolleuͤde Blicke, welche jeden
 
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