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— Einzelnen zu finden fuchten, durch freund-
liches Zuwinken, einen leiſen Händedrud


ihm Freude machte, die Sı
zu wiſſen, in der ſſtillen

Liebe und Theilnahme. Noch am 23. ge-
gen Mitternacht fand zwiſchen Ihm und
feinem Soͤhne Friedrich ein ſolch ſtummer,
aber freundlich liebevoller Verkehr ſtattz es
war das letzte ſichtbare Zeichen pſychiſcher Thaͤ⸗
ligkeit das er gab. Liebe und Theilnahme
aber ward Ihm zu Theil im vollſten Maße;
wie für Ihn die Umgebung der Seinen die


Leiden war, ſo für dieſe die Pflege des ho-
hen Erkrankten, das Bewußtſein, ſelbſt durch
ihr Naheſein Ihn zu beglücken und zu er-
freuen, der einzige Troſt in dem tiefen See-
lenſchmerze der um ſo ſchwerer zutragen
war, alg ſie dem hohen Dulder ihn verber-
gen mußten. So faͤnd um dieſes Sterbe-
beit ſich vereint die hingebendſte Opferfreu-
digkeit der Liebe, Treue und Pietät des
ſchönſten edelſten Familienlebens, ein leuch-
iendes Muſter dem ganzen Volte, gehoben
und getragen von jenem Geiſte aͤcht chriſt-
licher Religioſitäͤt, der ſtets eine Zierde un-
ſeres fürfilichen Hauſes war. Und ſol-
cher Stärkung bedurfte es, als, wenn
auch lang geghnt und vorausgeſehen, die
Stunde der Entſcheidung nahte. Je inniger
dieſes Zuſammenleben war, deſto ergreifen-
der und ſchmerzlicher mußte die Trennung
ſein. Am 23. d. M., Vormittags, erkannte
man, daß die Stunde der Auflöfung mit


zen waren gewichen; ein eigentlicher Todes-
kampf fand nicht ſtaͤtt; ſanft und ſtille war
das allmälige Erlöſchen der Lebensflamme.
Bei ſeinem Herannaͤhen verſammelten ſich
die Glieder ſeiner Familie und des ganzen
hohen Furſtenhauſes am Sterbelager, um
e$ niht mehr zu verlaſſen; aber es dauerte
noch big des andern Zages Abends 6’2
Ubhr, ehe der hohe Kranke- vollendete, Als


Sterbezimmer Anwefenden, die Glieder des
fürſtlichen Hauſes, die Aerzte und die mit
der unmittelbaren Pflege beſchäftigt waren,
auf die Knie, Jene das Sterbebette um-
gebend, und Hr. Hofprediger Deimling
ſprach folgendes Gebet: „Herr des Lebens
und des Todes! Mit gebengtem Herzen
und mit Thränen kommen wir jetzt vor
Dein Angeſicht und flehen zu Dir, daß Du
mit dem Schilde Deiner Gnade decken mög-
teſt dieſen Deinen Geſalbten, auf welchen
unſere weinenden Blicke gerichtet ſind, und
für den unſere Liebe und Treue nun Nichts
mehr thun kann, als für Ihn beten. Ach
Herr, verlaß, o verlaß Ihn nicht! Erhelle
Ihm Seine letzte Stunde durch das Licht
des ewigen Lebens! Gib Ihm ein ſeliges
Ende und nimm Seinen Geiſt auf in die
Wohnungen der Gerechten! Amen!“ Dann
die Worle der Einſegnung: Und Du, edler
Hürft, mit Deinem Herzen voll Güte und
Liebe, Du ſteheſt am ernſten Ziele Deines
ſegensreichen Lebens! Gott, der Allwal-
iende im Himmel und auf Erden, ruft Dich
von uns. O nimm hin das Thränenopfer,
welches die Berehrung, die Liebe und Dank-
barkeit der Deinen Dir weiht! Sei be-
weint und geſegnet von uns Allen und den
Tauſenden und aber Tauſenden, wie Du
es ſo wohl verdient haſt. *

Sott ſei mit Dir! Amen! Amen!
Entſchlaf in jenem großen Namen,

Vor dem ſich Erd und Himmel beugt!

Du biſt an Deiner Laufbahn Ende,,

Doch Sott, Er nimmt in Seine Hande

Den Geiſt auf, der der Erd' entfleucht!

Hör’, o erlöster Geiſt, 3
Der bald am Thron ihn preist:

8

Jeſus Chriſtus hat Dich verföhnt!
Ven idm gefrönt
@‚@m Du nun der Treue Lohn.

D welcher Glanz wird Dich umpfangen, .
Iſt Dir der 8 nun —2— * *
Des Lebens nach der Todes Naͤcht!

Sei geſegnet Amen! Amen!

Entſchlaf in Jeſu Chriſti Namen!

Als er einſt ftarb, hat er für uns vollbracht.
Seh’ durch des Todes duntle Nacht,

Geh ein zur eiwv’gen Ruh!

Es winkt der Herr Dir zu.

Auferſtehn nach kurzer Ruh'

Wirſt Du, zum Leben auferſtehn!

Der Herr ſegne Dich und behüte Dich!
Der Herr erleachte Sein Angeſicht über
Dich und ſei gnädig! Der Herr erhebe
Sein Angeſicht auf Dich und gebe Dir
Seinen ewigen Frieden. Amen!“ Alg der
Diener des Herrn geendet, war auch mit
dem letzten Athemzug die ſcheidende Seele
zu dem Quell des ewigen Lichts zurüdge-
kehrt. Das überwältigende Gefühl des er-
liitenen Verluſtes, der Schmerz um den
Dahingegangenen, den Mittelpunkt ſo vie-
ler Liebé und Treue, machte ſein Recht
geltend; es erfolgte eine tief erſchütternde
Scene der Klage und des Schmerzes, der
nur in dem Aufblick nach Oben einen Troſt
und eine Linderung finden koͤnnte. Dahin
wendete der Diener des göttlichen Wortes
die Herzen der Erſchütierten, indem er
ſprach: „Allergnädigſte Leidtragende! Oer
Theure, Inniggeliebte hat uberwunden. Sein
Kampf iſt voruber und in Sieg verwan-
delt. Gott hat Ihn ſanft entſchlummern
und Ihm das Loos auf das lieblichſte fal-
len laſſen. Ihnen aber hat feine Haͤnd ei-
nen herben, ſchmerzlichen Verluſt auferlegt.
Ach, möge Er, der naͤch Seiner unerforſch-
lichen Weishett dieſe Heimſuchung über Sie
verhängt hat, nun auch Kraft und Stärke
geben, daß Sie dieſelbe würdig und mit
hriſtlicher Ergebung ertragen koͤnnen, und
Sie iröſten mit der Zuvelſicht, daß das
heilige Band der Liebe und Treue, womit
Sie den hohen Heimgegangenen bis zum
letzten Hauche umgaben, wohl für dieſes
Erdenleben und die ſichtbaxe Gemeinſchaft
durch den Tod gelöst, aber nicht zerriſſen
werden könne, und daß die Liebe und Treue
die große Verheißung habe, dereinſt zu ei-
ner höhern und ewißen Gemeinſchaft ver-
klärt zu werden. Herr, unſer Gott, ſei mit
uns in dieſer dunklen ſchmerzlichen Stunde
der Trennung. Stehe uns bei, daß wir
nicht klagen, wie Diejenigen, die keine Hoff-
nung haden. Laß uns Troft finden im Glau-
ben an Den, der die Auferſtehung und das
Leben iſt, in dem Glauben an Seine Ver-
ſicherung: jetzt habt Ihr Traurigkeit, aber


ſoll ſich freuen und Eure Freude ſoll Nie-
mand mehr von Euch nehmen. Unſer Kei-
ner lebt ihm ſelber; unſer Keiner ſtirbt
ihm felber. Leben wir, ſo leben wir Dir,
o Herr ! Sterben wir, ſo ſterben wir Dir!
Darum ſo wir leben oder ſterben, ſo ſind wir
Dein! Du haſt uns erlöst; hilf ung, D
Du getreuer Gott! Sei uns gnädig und
barmherzig um Deiner ewigen Liebe willen
in Chriſtö Jeſu, Amen!“ So ſtarb Groß-
herzog Leopold; ſein Unverwesliches wird
ieben in einem deſſern Jenſeits, fein An-
denken in der dankbaren Erinnerung eines
treuen Volkes. Dieſem iſt in dem neuen
Regenten ein neuer Vater gegeben; er felbft
hat den ſeinigen auf dieſer Erde verloren;
ſo möge denn über Ihn, deſſen Auge für
das Wohl des Landes zu waͤchen hat, der
Vater unſer Aller ſeine ſchützende Hand
halten, daß er in der Liebe und Treue des
Volkes gegen ihn und ſein Haus nächſt
der götilichen Hilfe, die feſteſte Stüße in

ſeinem neuen Berufe finde! Und Sie, die


$ zum tödtlichen

den war Sie wird dem Lande nach dieſem


tieffter Berehrung ſein. Umgeben von der
Liebe der Ihrigen/ wie von der des Vol-
kes, möge Sie, die gemeinfame Mutter dei-
der, die Kraft, den Verluſt zu tragen, fin-
den in dem Geiſt von Oben, und einen
irdiſchen Troſt in dem Glücke ihrer Fami-
lie, in dem Gluͤcke des Landes, die beide
ihrem Herzen nahe liegen. (Karlsr. 3.)

Deutſchland.

(*) Heidelberg, 1. Nai. Der Anfang
des Wonnemonats begrüßt uns mit aͤllen
Freuden des Frühlingsz ein fruchtbarer
Negen, welcher ſeit vorgeſtern die Fluren
erquickt, zaubert ein üppiges Grün auf Berg
und Thal, und vermandelt unſere herrliche
Legend zu einem lieblichen Bilde, das den
Heſuchern derſelben, die ſich ſchon zaͤhlreich
einfinden, auch nos in ſpäiern Jahren mit
unauslolchlichen Zügen vor der Seele ſchwebt.
— Mit doppelter Freude begrüßen Taufende
die Anzeichen einer raſchern Entwicklung der
Fruchtbarkeit, denen düſtere Bilder von Noth
und Theurung das Herz mit Bangigkeit
erfüllte. Möge der gütige Gott unfere neu
erwachten Hoffnungen in Erfüllung bringen!
— — Nur eine Trauer durchzieht heute
mit tiefer Wehmuth die Bruſt aller. treuen
Badner, wie aller Derer, denen ein gefühl-
Lolles Herz im Buſen ſchlägt: — der erfte
Mai — in der Natur der Verkündiger
der Wonne, in der Seele heute der Erwe-
cker des Schmerzes — ift der Tag, an
welchem die Hülle des Edelſten der Fuͤrſten,
des Baters ſeines Volkes, Leopotdes
des Gütigen, der Mutter Erde zurückge-
geben mwird. Wir wollen nicht wiederholen,
was ihn uns lieb und theuer und unver-
geßlich macht, — in der Bruſt eines jeden
treuen Badners iſt es fa tief eingeſchrie-
ben, wir wollen nur Das ausfprechen,
was heute die Herzen Tauſender bewegt
und erfüllt: Möge dort, wo keine Sorge
und kein Leid mehr iſt, der gütige Fürſt
für all den Kummer und SchHmerz, der
ihm in hohem Maße auf dieſer Erde be-
ſchieden war, für mannigfachen Undank und
für manche bittere Stunde reichen Erfatz
finden! Friede ſeiner Aſche!

Krautheim, 27. April. Der gute Vater
des Landes iſt heimgegangen zu ſeinen in
Gott ruhenden Ahnen, ſo lauiet leider die
traurige Kunde durch das ganze Land. Goͤtt
vergelte Ihm die unerſchuͤtterliche und un-
begrenzte Liebe zu ſeinen Unterthanen! —
iſt unſer Gebet, aͤuch hier, fern an der Jaxt,
das Ihn zur Grube geleitet. Ja wahrlich,
der ſchönſte Stern in dem deutſchen Fürſten-
kranze iſt mit des Großherzogs Königlicher
Hoͤhkit erblichen. Unbegrenzt ift überall der
Schmerz über den großen Verluſt, wie auch
allgemein und weit über die Grenzmarken
des Landes hinaus ſich erſtreckend die Theil-
nahme. Des hohen Verewigten letzten Wi-
len ehrend, und in dankender Erinnerung an
die vielen fürſtlichen Wohlthaten namenilich
auch an die hehe Milde und Gnade gegen
ſeine leider einmal verirrt geweſenen Unters
thanen, wollen wir nun unſere ganze Liebe
und unſere erneute Treue zu dem Hinge-
ſchiedenen auf ſeinen Nachfolger übertragen.
Der Geiſt des Verewigten waͤche über unſer
erhabenes Fürſtenhaus und über das ganze
badiſche Land! Karlsr. 3.)

Verantwortlicher Redacteur: G. Keichard.

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