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Ihm zugefallen, an Seiner Statt überneh-
nehmen im vollen Umfang nicht blos der
Pflichten, ſondern der Würde“, ſogar
die Hoffnung von ſich weiſend, „daß der
Bruͤder dereinſt die Freude haben werde,
Ihm, dem Geneſenen, die Zügel der Re-
gierung zurüdzugeben.“ Wer fühlte ſich
nicht ergriffen von dieſen unmittelbar aus
dem Herzen fließenden Worten, von denen
man fagen kann/ daß ſie der rechtlichen und
natuͤrtichen Ordnung eine bekräftigende Weihe
verleihen? Wen wehte daraus nicht Et-
was un von dem Geiſte des unvergeßli-
chen Vaters Leopold, dieſes erhabenen Cha-
raͤlters, der niemals nach dem Eigenen
traͤchteie, fondern nach Dem, was den An-
dern, mag Allen, was dem Ganzen frommt?
Unauslöſchlich wird dieſer Zug im Herzen
und in der Erinnerung des Landes einge-
graben bleiben. Bei den herben Schlägen,
mit denen uns das Schickſal heimgeſucht,
iſt es nicht der geringſte unter den Troſt-
gründen, daß uns ſogleich eine feſte Ord-
nung zu Theil ward, welche jedes Provi-
forijhe, Schwankende, Wandelbare aus-
ſchließt, welche auf ſicherem Rechtsboden
flehend zugleich das Weihezeichen brüderli-
cher Liede und Hochſinnigkeit an ſich trägt
und welche der Regierung des Prinzen und
Regenten die erforderliche Kraft und Stärke
nach innen wie nach außen verleiht. Un-
ter ſolchen Umſtänden wird es an dem Se-
gen nicht fehlen, um den wir mit Inbrunſt.
den Almächtigen anflehen für die erhabene
großh. Familie, für das badiſche Land und
Volt. Karlsr. 3.)

Raſtadt, 28. April. Die Todtenfeier
für den höchſiſeligen Großherzog wird hier
von der badiſchen und öſterreichiſchen Gar-
niſon erſt ſpäter auf würdige, großartige
Weiſe begangen werden. Es legen die öſter-
reichiſchen Sfficiere viele Theilnabme an
der innigfien Trauer des ganzen Landes an
den Tag und entſagen ſelbſt den gewöhn-
lichſten Vergnaͤgungen, um ihre Achtung
vor dem hohen Hingeſchiedenen und dem
gerechten Schmerze, der die ganze Bevölke-
rung Badens durchdringt, zu beurkunden. —
Heuͤte wurde die Leiche des Poſtſtallmeiſters
Kremer, Eigenthümer des Gaſthauſes zum
badiſchen Hoͤfe hier, aus den Gewäſſern des
Altrheines gezogen, woſelbſt er nur kurz
vorher verunglücdt ſein kann. Allgemeines
Bedauern ruft dieſer Unfall hervor, da er
einen Mann betraf, der in Aller Achtung
geſtanden.

*) Aus dem Amte Lörrach, 27.
Aprii. In Mauggenhardt ereigneie ſich
folgender Fall: Nach dem Genuͤß einer
Suppe, von der Tochter des Hauſes ge-
kocht! erkrankten Vater und Mutter unter
allen Anzeichen von Vergiftung; dex Vater
ſtarb und die im Verdacht obigen Verhre-
chens ſtehende Tochter wurde verhaftet.
Beim Verhoͤr war ſie munter und unbe-
fangen, geſtand zwar Alles ein, wollte der
Sache jedoch keine weitere Bedeutung zu-
eſtehen. Sie ſteht nicht im beſten ſittlichen
4 und hielt ſich vorzüglich gern im
Keller beim Wein auf, ſo daß der Vater
2 deßwegen nicht allein den Gang zum

eller verdot, ſondern auch mit Entziehung
des Vermögens drohte, welcher letzteren ſie
durch eine Vergiftung vorzubeugen ſuchte.
Die Mutter haͤtte nur von dem Dünnen,
der Vater dagegen ſpäter den Reſt der
Suppe genoffen. Emporend iſt die Gleich-
giltigkeii des Mädchens gegen die ganze
Angelegenheit, welche ſie als etwas Ge-
woͤhnliches behandelt. Wie ſchrecklich für
Eltern, ein ſolches Kind zu beſitzen! — Der
Fall wird bei den nächſten Schwurgerichts-
ſitzungen zur Verhandlung kommen.

ſitzung ſlattgefunden. Der koͤnigl. preußijche
Geſandie, Herr v. Bismark-Schönhauſen,
war in derſelben nicht anweſend und wurde
durch den Bundespräſidialgeſandten, Gra-
fen Thun, vertreten! Wie wir zuverläſſig
vernehmen, machte in dieſer Sitzung der
Militärausſchuß die Anzeige von der Er-
nennung des großherzoglich oldenburgiſchen
Staatsraths Fiſcher zum Bundescommiffär.
— Der Letztere iſt bereits zur Leitung der
die Auflöſung der Flotte betreffenden Maß-
regeln nach Bremerhafen abgegangen. In
derſelben Sitzung, hören wir, zeigte der k.
hannoverſche Geſandte an, daß feine Re-
gierung mit den Provinzialſtänden, welche
ſich ſeiner Zeit an die hohe Bundesver-
ſammlung gewendet, Verhandlungen einge-
leitet habe, um auf dem Wege des Ver-
gleiches eine Erledigung der Beſchwerden
der Ritter⸗ und Landſchaften herbeizufüh-
ren. — Der kurfürſtlich heſſiſche Geſandte
endlich legte der hoͤhen Verſammlung die
unterm 15. d. M. im Kurſtaate erlaſſene
Verfaſſung vor. 8 D

Miunchen, 28. April. Die 1. Kammer
hat heute den Geſetzentwurf bezüglich der
Zinſengarantie für die in der Pfalz zu bauen-
den Eiſenbahnen berathen und demſelbeneben-
falls beigeſtimmt, ſo daß hierüber nun Ge-
ſammibeſchluß beſteht. Dem von der an-
dern Kammer angenommenen Weisſchen
Initiativantrag auf Abkürzung der Finanz-
perioden, hat dagegen die 1. Kammer die
Zuſtimmung verſagt.

Berlin, 27, April. Das Reſultat der
geſtrigen Sitzung der zweiten Kammer über
die Pairiefrage iſt vielfach unerwartet ge-
kommen und hat alle in der letzten Zeit gn-
geſtellten Vorberechnungen getäufcht, — Der
Miniſterpräſident begab ſich nach dem Schluß
der Sigung ſofort zu dem König, um Be-
richt zu erſtatten. Heute Vormittag hat der
Miniſterrath ſich in dem Conferenzſaal der
erſten Kammer verſammelt, um über die
Schritte zu berathen, welche die Regierung
in Folge der geſtrigen Abſtimmung zu neh-

tiſchen Miſſionsreiſen bekannte Hr. Bally
war vor einigen Tagen hier angekommen.
Bei der Durchſicht ſeiner Legitimationspa-
piere ergab ſich, daß dieſelben nicht genü-
gend waten, und die Poiizei ſah ſich des-
halb genöthigt, die Ausweiſung des Bally
zu verfügen, in Folge deren er Berlin am
vergangenen Sonntag verlaſſen hat.
Veriin, 28. Aptil. Dem Dresdener
Entwurf einer Uebereinkunft zwiſchen den
deuiſchen Bundesſtaaten zur Befoͤrderung des
Handels und Verkehrs, legt Oeſterreich auch
jetzt noch einige Wichtigkeit bei, und es hat
deshalb von den in Wien vertretenen Re-
gierungen auch hierüber Erklärungen einge-

zenommen. In dieſer Beziehung iſt die
ſchon in Dresden abgegebenẽ, bis jeßt aber
noch nicht bekannt gewordene Erklaͤrung
preußens von Wichtigkeit. Dieſelbe lautet
der „Spen. Ztg.“ zufolge: Durch die dem
Art. 18 gegebene Faſſung wird gewiffer-
maßen voͤrgeſchrieben daͤß die im Jahre
1858 zu eroͤffnenden Unterhandlungen einen
Erfolg haben müſſen. Der gedachte Ter-
min iſt jedoch verhältnißmäßig zu nahe be-
vorſteheiid, als daß man ſich mit Sicherheit
der Erwartung hingeben könnte, es werde
alsdann ſchon gelingen, ausgedehntere, als
die bis jetzt zu vereinbarenden Verkehrser-
leichterungen, zu Stande zu bringen, wie
man ſich denn überall im Voraus kaum zu
etwas Anderem verpflichten kann, als dazu,
über einen Gegenſtand zu unterhandeln, und





einem allſeitizen Einverſtändniſſe führen
werden. Es ſcheint daher eine entſprechende
Faſſungsänderung exforderlich, und es möchte
ſich ferner, im Hinblick auf die Eventualität
einer Verhandlung über eine vollſtändige
Zolleinigung empfehlen, hinter die Wortẽ:
Bevollimächtigte fämmitlicher Bundesitaas
ten“, im erſten Aliena des Artikels hinzu-
zuſetzen; „beziehungsweiſe Zoll« oder Steuer-
vereine“. ;

Gotha, 28. April. Das Staatsmini-
ſterium hat bei der heute in unſerer Abge-
ordnetenverſammlung erfolgten Entſcheidung
über die auf die Vereinigung ſowie auf die
Umgeſtaltung der Verfaſſung bezüglichen
Vorlagen einen glänzenden Sieg davon ge-
tragen, da die Geſammfannahme der letz-
tern mit einer Majorität von 23 gegen 2
Stimmen vom Landtage beſchloffen worden
iſt. Es bleibt nun nur noch die Frage
über den Conſens des Prinzen Albert zu
dem nunmehr angenommenen Staatsgrund-
gefeße, ſowie die zunächſt liegende zu löſen,
übrig, ob, wie der Landtag es wünſcht, die
gegenwärtige Abgeordnetenverſammlung bis


der Herzog die neue Verfaſſung beſchworen
haben wird.
Kiel, 25. April. Nach hier eingetroffe-
nen Nachrichten hat ein Theil der früheren
Offieiere der ſchleswigehelſteiniſchen Armee,
welche in braſitianiſche Dienſte getreten wa-
ren, die dort eingegangenen Verhältniſſe wie-
der gelöſt, und wird, den „Hamb. Kachr.“
zufolge, wieder nach Europa zurückkehren.
Es befindet ſich darunter namentlich der
Oberſtleutnant v. d. Heyde. Geſtern er-
litten wir einen Verluſt durch das Ableben
einer der wiſſenſchaftlichen Notabilitäten
Deutſchlands, Prof Joh! Leonhard Pfaff,
ſeit 1797 eine Zierde unſerer Hochſchuͤle.
Nicht allein der General v. d. Horſt,
guch der General Wiſſel, hat bei dem hoͤt?
ſteiniſchen Obergerichte den Rechtsweg zur
Erlangung der von der Livilbehörde wider-
rechtlich entzogenen Penſion betreten.

England.

London, 27. April, Abends. Lord John
Ruſſell hat in der heutigen, in dieſem Au-
genblick noch fortdauernden Sitzung des
Hauſes der Gemeinen angekündigt, daß er
in den nächſten Tagen eine Motion ein-
bringen werde, den Wortlaut des von den
Mitgliedern des Hauſes abzuleiſtenden Eides
neuerdings in Erwägung zu ziehen. Da es
hierbei darauf abgefehen iſt, den Juden den
Eintritt in's Parlament zu ermoͤglichen, ſo
erregte Lord John Ruſſell's Ankündigung
natürlich große Senſation im Hauſe.

Heidelberg, 4. Mai. Die dem heu-
tigen Journal beiliegende Nr. 8 der laͤnd-
wirthſchaftl. Berichte enthält: 1) Schluß der
Uaydwirthſchaftl. Beſprechung in Eichters-
eim; -2) über die Ausftattung der Schul-
ſtellen mit Gruͤndſtücken; 3) Leſefrüchte.

Verantworilicher Nedacteur : ©, Meichard.

Für die nothleidenden Odenwäl-
der des Oberamtsbezirks

hat der Unterzeichnete weiter empfangen:

1) von einer Dienſtmage 24 fr.3 von
einer Taglöhnerin 1 fl.; 3) von Miß D,
2 fl.3 4) von Fräul. W. Sch. 2 fl.; . 5)
von S, M, 1 fl.; 6) von Hrn. und Frau
W. 4 f3 7) von einem Studenten 1 fl.3z
zuſammen 10 fl. 24 fr, — Ferner von H.
Kfm. Gr. ein Pack Kleidüngsſtücke und
von einem Ungenannten ebenfaͤlls ein Pack
Kleider.

Heidelberg, den 30. April 1852.

Dekan Sabel.
 
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