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Mittwoch, 5. Mai

N: 106.



n

Berichte werden gratts beigegeben. Cinrü
Auslunft erthetlt, die Syaltzeile in Petitſchrift 4 fr.

Briefe und


{s hHalbjähritg in Heidelberg! 2 . 6 fr,
* i ar Die Landwirthſchaftlichen
woruͤber die Crpedttiom

** Stand der Zollvereius⸗ und
Zolleinigungsfrage.

Keine öffentliche Frage hat in der neues
ſien Zeit eine folche Bedeutung erlangt, als
die über den Fortbefland des Zollvereins
] und das Zuſtandekommen der öſtereichi-

fchen Zolleinigung. Laͤngere Zeit ſchweyte
über derſelben ein myſtiſches Dunkel! Seit-
dem aber der Inhalt der Darmſtaͤdter Punk-


ner Zollconferenzen bekaͤnnt geworden iſt,
nud ſeit der Eröffnung des Zollcongreſſes
in Berlin iſt der Stand der Frage in ein
klaͤreres Licht getreten! Sie beſchäftigt und
feſfelt gegenwaͤrtig die allgemeine Aufmerk-
farnkeit des ganzen deutſchen Vaterlandes;
denn es handelt ſich jetzt nicht mehr, wie
auf den früheren Zolleonferenzen, um die
Modification der einzelnen Punkte des Zoll-
tarifs, ſondern um eine neue handelspoli-
tiſche Geſtaltung Deutſchlands, die dann


an ſich tragen muß, indem die Stellung
zwiſchen Preußen und Oeſterreich, die ſich
ſchon ſeit Jahren als der rothe Faden durch
die Geſchichtẽ Deutſchlands zieht, dadurch
in ein neues Stadium gedrängt werden wird.
Bei der hohen Wichtigleit dieſer Frage dürfte
es daher wohl angenieſſen ſein, unſeren Le-
ſern den gegenwärtigen Stand derſelben
möglichſt klar vor Augen zu führen.
Preußen hat vor zwanzig Jahren den
Zollverein gegründet mit dem nächſtliegen-
den Zwecke die Induſtrie und den Handel
Deutſchlands zu ſchützen, zu heben und zu
fördern, ſicherlich aber auch mit dem weite-
ren Zwecke, die übrigen deutſchen Staaten
mit Ausſchluß Oeſterreichs durch ein ge-
meinſames Band an ſich zu knüpfen und fo
das Gleichgewicht der beiden deutſchen Groß
mächte wenigſtens nicht zu verrücken! Auf
dieſe Weiſe iſt es Preußen gelungen, auf
dem Boden der materiellen Intereſſen den
größten Theil der deutſchen Staaten um
ſich zu ſchaaren, und ſich dadurch zugleich
der überwiegenden Macht Oeſterreichs zu
entziehen. Oeſterreich ließ lange gewähren,


des Zollvereinsvertrags und die Unzufrie-
denheit einiger ſüddentſchen Staaten mit der
gegenwärtigen Geſtalt des Zollvereins be-
nüßte, um zleichfalls Zulaffung in den Zou-
verein zu verlangen. Preußen, deſſen Po-
litik ein ſolches Begehren, wie natürlich,
ſehr unwillkommen fein mußte, ſuchte das-
ſeibe dadurch zu umgehen, daß es den Ab-
ſchluß eines Handelsvertrags zwiſchen
dem Zollverein einerſeits und Oeſterreich
andererſeits vorſchlug.

Der verewigte Fuͤrſt von Schwarzenberg
verwarf dieſen Voͤrfchlaß nicht; er wollie
darauf eingehen unter der Bedingung, daß
nach Ablauf von fünf Jahren Oeſter-
r eich als Mitglied des dentſchen Zoll-
vereins angefehen werden follte
Allein Preußen nahm dieſe Bedingung nicht
an und ſchickte auch keinen Abgeordneien
na Wien, wohin Oeſterreich die Zollver-
einoͤſtaaten zu einer Conferenz berufen hatte,
an welcher auch die meiſten Staaten Theil

genommen haben! Hier traten nun die
Geſinnungen der verſchiedenen Staaten zu
Tage; die einen waren der Zulaſfung Oeſter-
reichs günſtig, weil das Irtereffe ihrer Be-
wohner einen engeren Anſchluß an Oeſter-
reich gebieteriſch verlangt; die andern reihz
ten ſich auf Seiten Preußens, und wollen
gerne, wie Letzteres, die Hand zu einem
Handelsvertrag mit dem Kaiſerreiche bieten,
es aber nicht in den Zollverein eintreten
laͤſſen. ESchluß folgt.)

Deutſchland.

Karlsruhe, 3. Vtai. Geſtern Vormit-
tag um 11'% Uhr verfügten Sich Se, f
Hoͤheit der Kegent, nachdem Höchſtdieſelben
mit der ganzen großh. Familie dem Got-
tesdienſte in der Schloßkirche angewohnt
hatten, in den untern Gallerieſaal des Schloſ-
fes, um den dort verſammelten Mitglie-
dern der Miniſterien und der ihnen unter-
geordneten Mittelſtellen Allerhöchſtſelbſt den
Huldigungseid abzunehmen. Se k. Hoh.,
begleitet von den Prinzen Wilhelm und
Kaͤrl großh. Hobeiten, und gefolgt von den
Mitgliedern des Staatsminiſteriums, tra-
ten auf die Stufen des Throns und richte-
ten folgende Worte an die Verſammelten:
Meine Herren! In Folge des ſchmerz-
lichen Trauerfalles, der uns Alle ſo tief
bewegt, und nachdem wir den unvergeßli-
chen Hohen Verblichenen zur ewigen Ruͤhe-
ſtätte geleitet, iſt es an der Zeit, die Em-
pfindungen des Herzens möglichſt zu be-
wältigen, dadurch, daß wir die Pflichten

deßhalb heute hierher beſchieden, damit Sie
die mir ſchuldige Treue geloben mögen. —
Thun Sie das mit der Ueberzeugung, daß
ich mich eifrigſt bemühen werde, den mir
ſo frühzeitig auferlegien ſchwexen Beruf,
nach beftem Wiſfen, gewiſſenhaft zu erfül-
len, und daß das erhaͤbene Vorbild meines
unvergeßlichen Vaters mir fortan zur Richt-
ſchnur meines Handelns dienen wird. In-
dem ich hierin auf Ihre kräftige Unterſtuͤ—
tzung mii Zuverſicht rechne, fordere ich Sie
auf, zur foͤerlichen Handlung zu ſchreuen

Hierauf verlag der Präſident des Mini-
ſteriums des Innern, Staatsrath Frhr!v.
Marſchall, die Eidesformel, und die Ver-
fammelten leiſteten den Schwur. Damit
war der feierliche Act beendet Die Worte,
welche Se, f, Hoheit der Regent an die
Verſammlung zu richten geruhten, fanden
ein freudiges Echo in der Bruſt Ailer, und
Jeder flehte im Innern um den Beiſtand
des Allmächtigen für Den, In deſſen Hände
ſein Wille die Regierung des Landes ge-
iegt, für ſich ſelbſt aber die Kraft, durch
Eifer und Einſicht im Berufe dem Regen-
ten den geleiſteten Schwur durch die That
zu bewähren.

Vorigen Samſtag/ AbdS, 8 Uhr, haben
ſie Ihn zur letzten Ruheſtälte gebracht, un-
ſern unvergeßlichen Grohherzog Leopold.
Einen eingehenden Bericht uns vorbehal-
tend, wollen wir heute nux bemerken, daß
die Leichenfeier in allem Weſentlichen ſo
von Staͤtten ging, wie es in dem Pro-
gramme und den übrigen von uns mitge-


theilten allerhöchſten und hohen Anordnun-
gen beſtimmt worden war, Außer Sr. f
Hoheit dem Großherzog von Heſſen und
Sr, Hoheit dem Herzog von Sachfen-Ro-
burg bemerkte man im Leichenconduck auch
Se. Durdhl, den Erbprinzen zu Fürſten-
berg, ſowie Se, Durchlk. den Fuͤrſten Frie-
drich zu Hohenlohe- Waldburg- Schillinge-
fürft, welche aus der Ferne herbeigeeilt
waren um dem Hohen Verblichenen die
letzte Ehre zu erweiſen! Aus dem Groß-
herzogthum waren zaͤhlreiche Deputationen
anweſend, und was das Land an hervor-
ragenden Männern und Namen aufzuwet-
ſen hat, war gekommen, um dem vielbe-
weinten Todten die Scheidegrüße in die
Gruft nachzufenden. Die Zahl der Frem-
den war ſo groß, daß fie in der Stadt
kaum Unterkunft fanden. Auch Außerlich
zeigte ſich fo, wie tief das Land den Verz
luſt empfindet, den Alle erlitten haben. Die
gaͤnze Feier bekundete jenen einfachen, wür-
digen und frommen Eenſt, der den Wün-


alls Anordnungen geleitet Hat. (X. 3.)

Waldshut, 29. April. Geſtern früh nach
3 Ubhr brach in dem Haufe des Schmied?
meiſters Joſ. Kaiſer zu Görwihl Feuer aus,
welches, durch den heftigen Nordoftwind ge-
trieben, 15 Häuſer und Scheunen in Afche
legte, wobei der 70jährige Zof! Ruch von
dort ſeinen Tod fand und mehrere Perſo-
nen mehr oder minder durch Brandwuͤnden
beſchädigt worden ſind. So viel bis jetzt
bekannt, ſind 12 Stücke Rindvieh, 1 Mute
terſchwein, 1 Ziege, fämmtliche Getreide-
vorräthe, der größte Theil des Futters und
die Fahrniſſe ein Raub der Flammen ge-
worden. Die 15 Hauſer und Scheuern wa-


Haus war mit Ziegeln, alle übrigen mit
Stroh gedeckt. Der Brand ſoll durch Fahr-
läſſigkeit entſtanden fein, 848

Darmſtadt, 1. Mai. Wie neulich das
Dresdener Journal“ die faͤchſiſchen Be⸗—
hörden gegen eine mögliche Indiseretion in
Bezug auf die Veröffentlichung der Daͤrm-
ſtädter Uebereinkommen in Schutz nahm, ſo
ſtellt heute die „Darmft, Zeitung“ dieſelbe
Suppoſition in Bezug auf großherzoglich
heſſiſche Beamten in Abrede. Vollſtändig-
keit und Authenticität der genannten Acten-
ſtücke läht ſie dahingeſtellt.

Stuttgart, 30. April. In dem Schrei-
ben des Miniſteriums an den ſtändiſchen
Ausſchuß vom 17. D, M, womit, wie be-
kannt, der im Juni v. J. vorgelegte Ent-
wurf einer revidirten Verfaſſung zurückge-
zogen wurde, ſind ſicherem Vernehmen nach
alg Gründe dieſes Zurückziehens angegeben:
V die ſeit der Vorlegung des erwaͤhnten
Entwurfs veränderten Berhältniſſe Deutſch-
lands durch ſeither gefahle Bundesbeſchlüſſe,
wodurch Würtemberß bei Annahme der frag-
lichen Verfaſſung in die Lage hätte kommen
koͤnnen, ſich mit der Bundesgeſetzgebung in M
Widerſpruch zu ſetzen, was natürlih nidht M
in der Abſicht der königl. Regierung und
der Stände liegen kann; 2) die aus den —
ſeitherigen ſtändiſchen Verhandlungen N
Awetfelhaft Dervorgegangenen DMeinungs-
 
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