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reich gelangen möge, ſondern er hat auch
in der zweilen Sitzung die betreffenden An-
träge dem Präſidium bereits ſchriftlich ein-
gerkicht. Die „Neue Münchener Zeitung!
haͤt noͤch unverhoͤlener die Anſichten Bayerns


ſprochen. Der Südweſten Deutſchlands, ſagt
ſie, habe von dem bisherigen Zollvereine
nicht den ihm zukommenden Gewinn gehabt,
und die neue von Preußen angeſtrebie For-


unſelbſtſtändig machen, wenn nicht durch den
Zutritt auch des Südoſtens das Gleichge-
wicht zwiſchen dem Süden und Norden her-
geſtelll werbe. . ‘

So ſtehen alfo die beiden verſchiedenen
Beſtrebungen gleich von vornherein deutlich
gezeichnet.

Deſterreich will in den Zollverein eintreten,
es will darin Sitz haben neben Preußen, in
gleichem Range und gleichem Rechte wie
dieſes; es will als deulſche Großmacht nicht
blos mit dem Zollverein unterhandeln, wie


ten. Preußen hingegen vertheidigt ſein Werk
voͤn mehr alg zwanzig Jahren und will in
Demfelben den materiellen und moraliſchen
Einfluß nicht mit demſelben theilen. Es
wird bereit ſein, dem Letzteren alle irgend
möglichen Vortheile zu gewähren und ſelbſt
malerielle Zugeſtändiſſe zu machen, ſoferne
die Unterhandlungen von Macht zu Macht
erfolgen, foferne dieſelben ſich auf einen
Handelsvertrag beſchränken, aber es
wird nimmer einwiliigen, Oeſterreich in den
Verein alg gleichberechtigtes Glied zuzu-
Bayern und ſeine Verbündelen ſtehen zwi⸗—
ſchen beiden; ihre Mitgliedſchaft des Zoll-
vereins bindét ſie an Preußen, ihr Intereſſe
weiſt ſie an eine aleich innige Berbindung
mit Oeſterreich wie mit den Noxdſtaaten;
fie müffen alſo nothwendig die Beſtrebun-
gen Otſterreichs unterſtuͤtzen, zugleich aber
auch eine Vereinbarung mit Preußen ver-
mitteln helfen.

Was wird nun aus der auf ſo beſtimmte
Weiſe zwiſchen den beiden deutſchen Groß-
maͤchten geſiellten Frage herpoxgehen? Wer
von beiden wird nachgeben? Welche Ueber-
einkunft wird eine Vermittelung dieſer ver-
ſchiedenen Beſtrebungen bewixken? — Das
wird ſich nun allmälig auf den Berliner
Conferenzen entrollen, und es wäre unzeitig,
weitere Vermuthungen darüber ausſprechen
zu wollen. Wir wollen hier nur den ge-
genwärtigen Stand der Sache darlegen.
Nur ſo viel muß geſagt werden: Wenn
beide Parteien in der gegenwärtig ange-


iſt eine Spaltung Deutſchlands in zwei han-
delspolitiſche, reſp. politiſche Gebiete unver-
meidbar eine Gefahr, welche die Vorſehung
von unſerm lieben Vaterlande gnädigſt ab-
wenden möge.

Deutſchland.
Konſtanz/ 29. April. Die Kunde von
dem Ableben des Edelſten und Beſten der
Fürften, welche Montag, den 26. d., in der
Frühe dahier anlangte, hat einen tief er-
ſchülterndẽn Eindruck gemacht! Sedermann
fühlte den herben Verluſt, den wir Alle
erlitten, und die Theilnahme war unter der
hieſigen Bevölkerung um ſo inniger und
aufrichtiger/ alg die letzte Anweſenheit des
hohen Verblichenen im Monat Jult v. I,
in hieſiger Sladt noch in friſchem Anden-
ken ſteht und ſeine Leutſeligkeit und herab-
laſſende Freundlichkeit gegen Jeden alle
Herzen gewonnen hatte. Wie tief der Schmerz,
wie groß aber auch die Anhänglichkeit an




das erhabene Regentenhaus iſt, die in al-

Einwohnerſchaft leben, davon gab auch die
Huldigungsfeier Kunde, welde heute Bor-
mittag um 10 Uhr in der Münſterkirche
ſtattgefunden hat! Nach Beendigung Des
feierlichen Gottesdienſtes trat der großh.
Commiffär, Herr Oberamtmann Schaible,
vor die Verſammelten und eröffneie den
Act der Huldigung in einer ergreifenden
Rede, indem er an die hohen Regententu-
genden Sr. kgl. Hoheit des Großherzogs
Leopold erinnerte, und der tiefen Trauer
gedachte, welche dieſer unermeßliche Verluſt
über das ganze Land verbreitet. Sofort
machte er auf die Bedeutung des Huldi-
gungseides, ſo wie insbeſondere auf die
Vflichten der Unterthanen gegen den Re-
genten in umfaſſender, klarer und erheben-
der Weiſe aufmerkſam, und ſchloß mit der
Mahnung, die Treue dem Regenten un-
verbrüchlich zu halten. Hierauf entwickelte
Herr Münfterpfarrer Kotz in einem wür-
digen und ſchoͤnen Vortrage die religiöſe
Bedeutung des Eides. Nachdem ſodann
der großh. Commiſſär die Verſammelten
noch mit dem Zuͤhaͤlte der Eidesformel be-
kannt gemacht haͤtie, ſprach er denſelben die
Eidesformel voͤr, welche ſie laut, eruſt und
würdig nachredeten. Die ganze Handlung
machte einen tiefen Eindruch und die ſchöne
Haltung der Bürger beurkundete die Liebe,
mit welcher ſie den neuen Regenten begrü-
ßen. arlsr. 3.)
Mosbach/ 30. Aptil. Geſtern wurde
dahier der erſte Huldigungsact für Se. k.
Hoheit den Prinzen Friedrich als nunmeh-
rigen Regenten von Baden vorgenommen.
Der großh. Regierungsdirector Hr. Böhme
von Mannheim hatte nämlich voͤrher die
Amtsvorſtände der benachbarten Aemter,
ſodann die hieſigen Beamten, Geiſtlichen,
Lehrer der höhern Bürgerſchule, die Aerzte,
Advocaten und Notare zu dieſem Act in
das hieſige Rathhaus, Vormittags 11 Uhr,
einladen laſſen, und nahm ihn ſofort in
feierlicher und erhebender Weiſe vor, nach-
dem er vorher an die Verſammelten eine
ergreifende Anſprache gehalten hatte, Da-
rin erinnerte er zunächft an die reichen
Regententugenden des nunmehrin dem Herrn
entſchlafenen Großherzogs Leopold F, Heh,
und an feine unerſchöpfliche Liebe zu ſei-
nem Volke, ſowie an ſein treues Feſthalten
an der Verfaſſung unter allen Stürmen
der Zeit; fodann berührte er die hohen
Verdienſte, welche ſich Höchſtderſelbe wäh-
rend ſeiner 22jährigen landesväterlichen
Regierung um fein Laͤnd und um ſein Volk
erworben hat, und wies damit nach, wie
der große und allgemeine Schmerz über
den ſchweren Verluſt im ganzen Lande ein
gerechier ſei. Den erſchütiernden Eindruck,
den dieſer Theil der Anſprache bei der
Verſammlung machte, ſuchte der Redner
wieder zu mildern durch Hinweiſung auf
den hoffnungsvollen Sohn und Erben der

drich kgl. Hoheit, der nunmehr laut dem

gierung angetreten und unter Verſicherung
der Heilighaltung der Verfaſſung des Lan-
des Wohlfahrt möglichft zu befördern feier-
lich verheißen habe, dem bereits alle Her-
zen der Baͤdener entgegenſchlagen und der,
wie ſein erhabener Vaͤter, eben ſo eine
Zierde deutſcher Fürſten ſein werde. Die
Verſammelten leifleten ſofort einzeln den
Eid der Treue, tiefergriffen von dem Schmerze
über den Verluſt des dahingeſchiedenen Lan-
desvaters und von dem Ernſte des feier-
lichen Augenblicks. Karlsr. 3.)
Mainz, 30. April. Von morgen an


müffen Cin Folge Verfügung der herzogl.

naſſauiſchen Regierung) die Dampfſchiffe,
welche bisher die Vergünſtigung genoſſen,
ohne Aufenthalt durch das dortige Rhein-
zollamt vorbeifahren zu Ddürfen, in Caub
anhalten, um, wie die Segelſchiffe, einer.
vollſtändigen Viſitation der verladenen Guͤ—
ter ſich zu unterziehen. Man ſchreibt dieſen
Schritt, der den Dampfſchiffen einen bedeu-
tenden Aufenthalt verurfacht, dem Umſtande
zu, daß jetzt alle Dampfſchifffahrtsgeſell-
ſchaften in Caftel (Mainz gegenüber) Lan-
Dupgebrugfar} errichtet haben, wodurch Bie-
brich natürlich den größten Theil der Vor-
theile wieder, einbüßt, welche e$ durch ſeine
directe Verbindung mit der Taunuseiſen-
bahn genoß. Wir zweifeln, ob jene Regie-
den wohl beabſichtigten
Erfolg haben und die beiroffenen SGefell-
ſchaften ihre mit ſo großen Koſten errichte-
ten Landungsplätze in Eaſtel wieder auf-
geben werden, Da dieſelben außerdem ſon
ſehr im Intexeſſe des reiſenden und handel-
treibenden Publikums ſind, Biebrich aber


ihm eine -unnatürliche Sachlage an ephe-
meren Voartheilen braͤchte 4— *
durch die Natur gebotenen Veraͤnderuͤng tdm
wieder entzogen wird,

Muünchen, 1. Mai. Die vor 8 Tagen
in Lindau am Bodenſee ſtattgehabte Poft-
conferenz zwiſchen Commiſſären der Schwetz
und mehreren deutſchen Staaten haben dem
Vernehmen nach den Abſchluß eines Ver-
trags zum Anſchluß an die Schweiz an -
den deutſch öſterreichiſchen Poſtverein erzielt.

Berlin, 1. Mai. Es iſt nunmebhr die
Abreiſe Sr. Maf, des Königs zum Em-
pfang der Kaiſerin auf Mittwoch den 5.
Mai feſtgeſetzt. Der König wird den er-
ſten Tag bis Sagan reifen, und Donner= .
ſtag Nachmittag, kurz vor Ankunft der Kai-
ſerin, in Breslau einfreffen. Der König
wird von den meiſten der bier anweſenden
Prinzen des k. Hauſes begleitet werden,
namentlich ſteht dies feſt von dem Prinzen
und der Prinzeſſin Karl, dem Prinzen Al-
brecht, und dem Sohn des Prinzen von
Preußen, Prinz Friedrich Wilbelm. Außer-
dem werden ihn noch begleiten: die ver-
wittwete Großherzogin von Mecklenburg-
Schwerin und der Prinz und die Prinzef-
ſin Friedrich der Niedertande! Die Raͤck-
reiſe von Breslau iſt auf den Freitag feſt-
geſetzt und wird mittelſt der Verbindungs-
bahn un die Stadt direct nach Potsdam
Lhen. Wie ſchon früher gemeldet iſt wird
Ihre Maj. die Kaiſerin diesmal in Berlin
nicht wohnen.

Bremen, 1. Mai. Das größte deut-
ſche Kauffahrteiſchiff, der „Arnold Bönin-
ger“ läuft heute in Vegeſack vom Stapel.
Es migt 800 Caft oder 1600 Tons.

Kiel, 27. April. Wir vernehmen aus
ſicherer Quelle, daß von Seiten der olden-
burgiſchen Regieruͤng auf diplomatiſchem
Wege Schritte gefhehen find, um dem Su-
perintendenten Nielfen in Eutin die Aus-
übung ſeiner Amtspflichten trotz des von
Seiten Dänemarks über ihn ausgeſproche-
nen Bannes und wider ihn erlaffenen Haft-
befehls möglich zu machen. (5..6.)

England.

London, 30. April Wenn man in dem
Botum des Hauſes der Gemeinen über die
zweite Leſung der Miltzbill gleich anfangs
mehr eine Nieberlage Lord Zohn Ruſſells
und ſeiner Anhänger alg einen Sieg der
Tories erblickt hat, ſo ſcheint man im Kecht
zu ſein. Es wird ſich dies bei der Bera-
ihung der Bill im Comite noch deutlicher
herausſtellen. Dort wird nicht mehr Lord
John Ruſſelle ſondern Richard Cobden auf
Seite der Oppoſition die Führung der
 
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