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Donnerſtag, 6. Mai '


durd) die Poſt
Augiunft erthetlt, die Spaltzeile in Pettt{hrift 4 Ir.

— * — ꝛ

4# Die Beiſetzung Sr. K. Hoheit
des Großherzogs.

Der Aet der feterlichen Beiſetzung der
ſterblichen Neberrefte des verewigten Re-
genten ift vorüber z die Gruft hat ſich über
ihnen gefchloffen; fie ruhen, eingefegnet von
dem Diener des Herrn, beneßt von den
Thraͤnen der trauernden Familie, ja geſeg-
net und beweint von der großen Familie,
deren treuer Hirte cr geweſen fein Lebelang,
an geweihter Stätte, Den äußern Hergang
werden Sie anderen Berichten entnehien;
das Programm haben Sie ſelbſt abgedruckt;
es ging hervor aus dem letzten Willen des
Vollendeten ; die allgemeine Theilnahme, die


geiftlicher und weltlicher Körperſchaften, durch
das Herbeieilen zahlreicher leidtragender
Theilgehmex aus allen Staͤnden von Nah
und Fern fundgab, mar das Programm
des Landes das Programm aller treuen,
mitfühlenden Herzen Ddie, dem eigenen Triebe
folgend, herbeigeeilt waren um Zeugen des
ſchmerzlichen Actes zu ſein. Und Tauſende
und aber Tauſende, denen es nicht möglich
war, dem Trauerzuge zu folgen, haben ihn
im Geiſte begleitet, in der Gruft, die die


gefniet und das letzte Lebewohl Dem zuge-
rufen, der nicht ungeprüft von ſchwerem
Leiden dahin ging, aber gefegnet von dem
Herrn mit dem Frieden eines guͤten Gewiſ-
feng, und dem Troſte und der Kraft, die
aug der demüthigen Ergebung in den Willen
Gottes und dem Bewußtfein, in ſeinen We-


Seine entfeelte Hülle ward, ſeinem Willen
gemäß, von Unterofficieren des Armeecorps
zur Lirche getragen deren Gruft er zu ſei-
ner Nuheflätte beſtimmt hatte; der Bonner
der Gejhüße geleitete ihn auf dem letzten
Wege, als die letzte Huldigung, die dem
Kriegsherrn gebührt, Unfer Armeecorps
wird den Ernft und die Bedeutung diefer
kriegeriſchen Feier begriffen haben ; der Ver-
ewigte hat es der böchfien Ehre gewürdigt;
Männer aus feiner Mitte haͤben auf ihren
Schultern Den zur Stätte der ewigen Nube
getragen, der Hielfadh mit den Stürmen der
Zeit und des Lebens in ſchwerem Kampfe
gerungen. }
heißen will. Noch im Tode hat der Kriegs-
zerr ſeinem neuerſtandenen Armeecorps ein
Zeichen ſeines Vertrauens, ein Zeichen rüc-
haltlofer Verſöhnung gegeben, Auf den
Schultern feiner Soldaten wollte er getra-
gen werden im Tode, weil er ihnen ver-
trautes daß ſie bereit geweſen wären, mit
ihren Armen, mit ihrem Blute den Lebenden
zu verfhetdigen, und in ihm Gotles Orde
nung im Staate, die Ehre, die Wohlfahrt
der Geſellſchaft; die Freiheit und Selbft-
ſtändigkeit des Stagtes! - *

Jeder Donner aus dem eifernen Mund der
Geſchütze war ein Lebewohl, mar ein hei-
liges Treugelöbniß aus dem Munde des
Armeecorps, Den Todten kann es hier
nicht mehr berühren, aber er lebt in dem
Sohne, er lebt in jedem Gliede feines Hauz
ſes et lebt in jedem Badener, er lebt in

>








Oie Landwirthfhaftlichen.


der Ehre und den heiligſten Iütereffen des
Landes, deren treuer Hüter er wal! Da-
rum Treue dem Todten in liebevoll⸗dank-
harer Erinnexung, Treue dem Nachfolger im
Seifte der Wahrheit, der durch die That
Möge der badiſche Soldat

erfüllung gegen den Landeshern zugleich


iſt, da das Wohl und Wehe Beider untrenn-
bar mit einander verknüpft ſind. Wie der
Fürſt kein anderes Inrereffe haben kann
alg das Bolf, ſo ſteht auch der ſeinem
Eid getreue Soldat dem Volke nicht als
Feind gegenüber, wenn er nicht blos gegeit
Äußere, ſoͤndern auch gegen innere Feinde
den Staat zu ſchützen hat, Indem er die-

vertheidigt gegen die Feinde der OYrdnung,
ſo vertheidigt er die Intereſſen ſeiner Vaͤ—
ter, ſeiner Brüder, ſeinen eigenen heimiſchen
Herd, dem er entfiammt, die Heiligthü-
mer feiner Familie, {br Hab und Sut, das
Wohi der gegenwärtigen, wie die Hoffaun-
gen und das Erhe der Fünftigen Geſchlech-
ter. Der Fürſt nicht nur, au das Vaͤtet-
land alſo erwartet, daß der Soldat feiner
Fahne, ſeinem Eide, feiner Ehre treu bleibe.

Ueber den mit kriegertſchen Ehren zu
Grabe geleiteten Artegs: und Lanbeshertn
pra die Kirche das letzte Wort des
— Das evangeli-
ſche Sotteshaus ſaͤh die beiden chrifilichen
Lonfeſſionen vereint am Graͤbe des Da-
hingeſchiedenen! Die eine verlor in ihn
ihr Haupt,- die andere ihren Beſchuͤtzer,
beide den Megenten, dem ſie zur Treue ver-
pflichtet waren, Der Kirche beider Confeſ-
lonen iſt durch den Erlöſer ihre Wirkſam-
keit vorgeſchrieben; „mein Reich iſt nicht
von dieſer Welt“, fagte er; dieſes Wort
tritt vor die Seele am ‚meiften an dem
®rabe derer, die den Beruf haben, an der
Spitze weltlicher Herrſchaft zu ſtehen; und
es wird den Dienern der Kirche, die {n
dem Fürſten zugleich den Menſchen, der Got-
tes Geſetz unterwerfen iſt, exkennen, immer
wohl anſtehn, auf die Heiligung der welt»
lichen Herrſchaft durch den Geiſt der Reliz
glon zu dringen und dahin zu wirken, daß
das Reich Golttes unter Schutz und Mit-
wirkung weltlichen Regiments ſich aus-
breite, und dieſes ſelbſt mit ſeinem himmli-

Und es wird dieſes um fo wirkſainer ge⸗—
ſchehen je weniger das Wort des Erlöſers
vergeſſen wird. Möge der Hauch des Frie-
bens, der am Grabe des Entichlafenen die
Bekenner der beiden Confeſſionen um-


über das Land hinwehen, und beide chriſt?
lichen Kirchen erfennen, welches Amt Goͤtt
ihnen auf Erden gegeben hatı ,
Aber nicht blos zu einzelnen Mächten im
Staat ſpricht der bleihe Mund des Ver-
klärten; er ſpricht zu dem gaͤnzen Volke,
zu jedem Einzelnen, daß er ſei ein Strei-
ler im Dienſte der göttlichen Ordnung auf
Erden, klaxen Geiſtes. warmen Herzens,
ſtarken Willens, damit aus dieſer tiefen

auf den ſchnellen Wechſel alles Irdiſchen,
die Kräftigung des Herzens zum treuen
Feſthalten an dem Ewigen, Unvergängli-
chen bervorgehe, und zu dieſem Ewigen,
Göttlichen gehoͤrt vor Alem die Treue und
die Heilighaltung geſchworener Eide.

** Stand der Zollvereins⸗ und
Zolleinigungsfrage.
Echluß) ——

Vor dem Schluſſe der Wiener Conferenz
zen ſah ſich die erſtere Gruppe, welche die

Zulajfung Oefierreichs münfchte, Bayern an

der Spitze, veranlaßt eine nähere Verſtaͤn—

digung und Vereinbarung ‚unter ſich zu
treffen und lud die belreffenden Regierungen
zu einer Zwiſchenconferenz nach Darmftadt
ein, zu welcher Bayern, Sadyen, Würtem:
berg, Baben, Kurheffen, Oroßberzogthum

Heffin und Naſſau ihre Vertreler fandten,

und deren Exgebniß drei Actenſtuͤcke waren


einem gemeinſchaftlichen Berhalien bet dem
bevorfiehenben Berliner Zollcongreffe ver=.
pflichteten. Dieſe Actenſfücke ſtuͤd auch be-
reits in den Beilageblättern dieſes Sour-
nals vom 30. v. M, abgedruckt; wir erin-
nern nur noch einmal daran, daß der Ver-
tretex der Großherz. Badiſchen Regierung
Hur das erſte derſelben unterzeichnet, worin
bie obengenannten Regierungen ſich ver-
pflichten, in Berlin auszuſprechen, „daß man
Unterhandlungen mit Oeſterreich wegen einer
allgemeinen Zolz und Handelseinigung auf
Srundlage der Wiener Bertragsentmürfe für
nöthig halte, und folange die Erneuerung
und Erweiterung des Zollvereins nicht zum
Abſchluſſe zu bringen, als nicht die Ver-
handlungen mit Oeſterreich ſtattgefunden ha-
ben.“ Für etwaige weitere Verabredungen..
hat der Großh. Badiſche Bevollmaͤchtigte
übrigens protocollariſch in Ausſicht geſtellt,
daß die Großherz Megierung bereit fet,. M
ihren Vextreter bei dem Berliner Zollconz. 1
greß dahin zu inſtruiren, daß Derfelbe.in. 8
Uebereinſtimmung mit den übrigen in Darm-
ſtadt vertretenen Staaten vorangehe. Dieſe
weiteren Verabredungen der übrigen Ver-
treter der ſüddeutſchen Staaten ſind fodann. 4
auch wirklich dahin erfolgt, daß die letztern

— bei allem Wunſche, keine Spaltung im


mögliche Einigung Deutſchlands anzuſtre-
ben — einen beſonderen Zollverein unter
ſich und mit einem engeren Verhältniß zu
Oeflerreich in Ausſicht ſtellen, ſoferne Preu-
ßen auf den Grundſaͤtzen des September-
vertrages beharren Würde.. . .


fenden Regierungen in ihrer ganzen Aus-
dehnung raͤtificirt werden oder worden find,
das ſteht noch zu erwarten! So viel iſt
aber richlig: auf dem inzwiſchen eröffneten
Berliner Zolleongreß hat der bayeriſche Ge-
ſandte nicht nur in Antwort auf die Eröff-
nungsrede des preußiſchen Miniſterpraͤſt-
Denten bereits unverholen das Berlangen
feiner Regierung ausgedrüct, „daß der ZoU-
verein ſich ebenſowohl nach Süden, WiE 7*
Norden hin ausdehnen und zu einer Zolt-
 
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