iſt die Abſicht der Entſtellung klar; man
will die Unkundigen glauben maden, die
Regierung habe ſich eines Nangels an Ach-
tung gegen die Pfartämter ſchuͤldig gemacht.
Unwahr iſt, daß der vom Erzbiſchof an-
geordnete Gottesdienſt verboten worden
jefs er iſt an manchen Orten gehalten wor-
den, an manchen auch nicht;z im letzteren
Fali aber iſt der Grund lediglich in dem
Klerus und der katholiſchen Bevölkerung zu
ſuchen, nirgends in einem Verbote. Bet
dieſer Gelegenheit erwähnen wir eines an-
dern feßt vielfach ausgeſprengten Gerüchts,
wonach den katholiſchen Staatsbeamten b e=
fohlen worden fet, dem evangeliſchen
Trauergottesdienſt beizuwohnen. Auch hier⸗—
an iſt tein wahres Wort; es war jedem
freigeftellt, in dieſer Hinſicht zu thun, was
er für angemeſſen finde! Daß der eigene
Trieb ſie zum evangeliſchen Gotteshauſe
führte, will man natürlich nicht gerne ein-
geſtehen, und ſo nimmt man auch hier ſeine
Zuflucht zu einer Unwahrheit, um die in
jener Theilnahme liegende Proteſtation ge-
gen einen unkatholiſchen kirchlichen Act zu
entkräften.
Unſere Leſer werden genug haben mit
dieſen Proben kirchlicher Geſinnungstüchtig-
keit und Waͤhrheitsliebe; wir enthaͤlten uns
daher, auf andere einzugehen, die auf die
Todtenfeier für Karl Friedrich zurückgehen;
und gar auf das Raiſonnement, was ſich an
all dies knüpft, uns einzulaſſen, wäre eine
zu große Zumuthung für die Leſer, wie für
uns; wir haben uns lange genug in dieſer
verdorbenen Luft, die aus Leichen gemor-
deter Wahrheit emvorſteigt, aufhalten müf»
fen, alg daß wir uns nicht in reinere Re-
gionen zurückſehnten.
Deutſchland.
Wertheini, 17. Mai. Mit dem Heutigen
iſt dem Vernehmen nach die Huldigung in
allen Orten des Amtshezirksbeendet. Sie hat
überall unter der lebhafteſten Betheiligung
und der würdigſten Haltung der Bevölke-
rung ſtattgefunden. Am hieſigen Orte war
dieſelbe auf den 6. d. M. feſtgeſetzt Nach-
dem ein vorbereitender Gotteedienſt in hei-
den Stadtkirchen dem Tage die religlöſe
Weihe gegeben haͤtte, vereinigte das geräu-
mige Schiff der evang. Kirche die Burger
der Stadt und umliegenden Gemeinden zum
feierlichen Huldigungsacte, welchen Herr
Amtmann d. Stengel mit tiefgefühlten
Worten einleitete. Der Trauergeltesdienſt
am 9, D, M in derſelben Kirche wurde von
den Angehörigen beider Confeſſionen ſehr
zahlreich beſucht und hat durch angemeſſene
Geſänge der Liedertafel und durch die er-
greifende Rede von Herrn Stadtpfarrer
Müller nicht verfehlt, einen tiefen Ein-
druck zu machen. Eine Todtenfeier fand in
den katholiſchen Gemeinden des Bezirks
nicht ſtatt wohl aber in dem iſraelitiſchen
Bethauſe; aber auch hier wird das Gedächt-
niß des theueren Verewigten noch fortleben,
wenn auch alle Zrauerfiänge, die ſein An-
denken ehren, längſt verflungen ſein werden.
Karlsr. 3.)
Freiburg, 16. Mai. Der heutigen Num-
mer der /Freiburger Zeitung liegi ein kirch-
liches Actenſtuͤck dei, ein „ Hixtenbrief des
Hochw. Hrn. Erzbiſchofs von Freiburg, Dr.
Hermann v. Vicari, in Betreff des vom
erabiſchöfl. Ordinariate angeordneten Trauer-
Gottesdienſtes fuͤr den Höchſtſeligen Groß-
herzog Leopold Königliche Hoheit“, Wir
entnehmen demſelben die Notiz, daß der
Hr. Erzbilhof darin verordnet, „Daß in al-
len Pfarrfirchen der Eczdioceſe Freiburg,
badiſchen Antheils, am 2. Junt d. Jein
feierliches Amt ge ss. trinitate. abgehalten
werde als Dankopfer für alle Seſnungen
und Wohlthaten, die Goͤtt dem Vaterlande
digſten Regenten Friedrich fegne, unter
Seine Obhut nehme und ausrüfie mit den
zur ſegensreichen Regierung des badiſchen
Volks nothwendigen Gaben.“ (Kaxrlsr. 3.)
Berlin, 14. Mai. Es iſt geſtern von
dem Vorſitzenden der Zollconferenzen plötz-
lich eine Sitzung auf heute 10 Uhr Vor-
Ereigniß von den fämmtlicher Bevoͤlmaͤch-
tigten auf wichtige Verhandlungen gedeutet
wurde. Es fehlen mir bis jetzt noch die
ſpeciellen Nachrichten über die Sitzung;
doch erfahre ich den äußern Umſtänden
nach, daß jedenfalls die heutigen Verhand-
lungen ſich auf die Löſung der Principien-
Frage bezogen haben, daß aber nichts Ent-
ſcheidendes zu Wege gebracht und ein Re-
ſultat nach keiner Seite hin erzielt worden
iſt. Erſt Morgen werde ich im Stande ſein,
über die einzelnen Punkte der ſtattgehabten
Verhandlung Ihnen berichten zu können.
Einer der preußiſchen Vertreter bei der
Conferenz, der Geheimerath Philipps-
born aug dem Miniſterium des Auswär-
tigen iſt ſeit einigen Tagen unwohl und
deshalb verhindert, bei den Conferen-
zen zu erſcheinen; ein Stellvertreter für
ibn wird nicht ernannt werden — Im
Miniſterrathe ſoll, wie man heuie in
eingeweihten Kreiſen erzählt, eine fürmz
liche Ausgleichung der divergirenden
Anſichten in der inneren Politik Statt ge-
funden haben. Die Frage wegen Neubil-
dung der erſten Kammer und wegen der
Pairie wird nicht mehr vor das Forum der
Kammer in dieſer Seſſion gelangen, ſondern
durch einen königlichen Erlaß ſpäter ange-
ordnet werden Die conſtttuſtonelle Zuſtim-
mung wird erſt den nächſten Kammern vor-
behaͤlten bleiben, und zwar der erſten Kam-
mer nach ihrer erfolgten neuen Zuſammen-
ſetzung durch den köntglichen Erlaß [? !] —
Der gegen Ende dieſes Monats in Halle
a. S, zuſammentretende Congreß von In-
duſtriellen aus allen Zollvereinsſtaaten wird
lediglich für die Erhaltung des Zollvereine
wirfen, da die fämmtlihen Theilnehmer bei
der Erhaltung des Zollvereins ſehr weſent-
lich intereſſirt ſind. Die Zahl der Verei-
nigten duͤrfte ſich auf 2 bis 300 belaufen
und alle Zweige der Induſtrie repräſenſiren.
Außer preußiſchen und ſaͤchſiſchen Induſtriel-
ten werden vorzugsweiſe baͤyeriſchẽ, heſſiſche
und ſchwaͤbiſche Induſtriezweige vertreten
ſein. Die Thaͤtigkeit der Vereinigung wird
ſich im Weſentlichen auf den Entwurf einer
Denkſchrift erſtrecken, worin die großen Vor-
theile und die Nochwendigkeit der Erhaltung
des Zollvereins für die deutſche Induſtrie
und die darin beſchäftigten Arbeiter und Ge-
werbtreibenden nachgewieſen werden wird.
(Köln. 30
Berlin, 15. Mai. Dem geſtern in der
2, Kammer gemachten Verfuch die Stgats-
regierung zu einer Aeußerung wegen Aus-
führung der Verfaſſaͤngsbeſtimmungen über
die Zufammenſetzung der 1, Kammer zu
veranlaſſen, folgt heute ein der 1. Kammer
von dem Abdg. Baumftark vorgelegter An-
trag über Denfelben Gegenftand, der von
terflügt wird. Er lautei: Die Kammer
wolle beſchließen: die £ Staatsregierung
zu veranlaffen, daß dieſelbe nunmehr ſchleu-
nigſt das im Artifel 65 unter d. und e.
der Verfaſſungsurkunde vom 31. Januar
bezirke und über das Verfahren bei der
begriffenen Abgeordneten zur 1. Kammer
zur verfaſſangsmäßigen Berathung und Be-
chlußnahme vorlege!“
fenfrage iſt noch immer nicht erledigt; über
das Schickſal der Profeffoten wird wohl
ſchon die nächſte Woche die Entſcheidung
bringen, Mit ihr wird zußleich über das
Schickfal der Univerfität entfchteden ; denn
weldher Ddeuifhe Docent wird ferner fich
entfehließen, feine Dienſte einem Lande zu
widmen, in dem cg ein Vergehen iſt, zu
befennen, was die wiſfenfchaftlichẽ Forſchung
ibn alg das AWahre und als Hıftorıfes
Recht erkennen lieh! Die Yußiz: und. Ao-
miniſtrativbeamten Dürften wohl noch lkaͤnger
in der peinlichen Ungewißheit über ihr
Schickſal bleiben.
Wien, 12. Mai. Zur Erinnerung an
die Anweſenheit Sr. Majeſtät des Kaiſers
von Rußland in Wien wird eine Medaille
geprägt. Auf der einen Seite enthält die-
ſelbe die Bruſtbilder Ibrer Majeſtaͤten Franz
Joſeph und YNıfolaus, auf der Kehrſeitẽ
abex eine paſſende Erinnerungsfchrift,
Dem kurziich zwiſchen Sefickreich und
Bayern abgeſchloſſenen Doͤnaufchifffahris.
vertrag wird quch Würtemberg beitreten,
und machen ſich nach den bereits geftellten
Anträgen Bahern und Würtemberh befon-
ders verbindlich, die Strecke zwiſchen Do-
nauwörth und Ulm, welche jetzt ganz ver-
ten und den Waſſerweg zur Vorfeſtung
Ulm wieder zu eröffnen.
Fraukreich.
Paris, 15. Mai. Oberſt Freiherr V,
Glaubitz/ der nach Varis gefommen ift, um
der Bertheilung der Adler an die Armee
beizuwohnen und von dem Prinz Regenten
von Baden beauftragt war, den Prinz Prä-
ſidenten von Frankreich bei dieſem feierlichen
Anlaß zu beglückwhaſchen, iſt geſtern von
Ludwig Napoleon im Elyſee in Privatau-
dienz empfangen worden.
Italien.
Trieſt. Weit vorgerüct und dem Ziele
nahe iſt der Plan einer Dampfſchifffahrt
auf dem Po, Die Wichtigkeit dieſes Untere
nehmens iſt außtrordentlich! Trieſt und
Venedig werden dadurch bis an den Tieino
vorgeſcheben und naͤhern ſich dem Lago mag-
giore! Damit rücken wir unferer Nebenz
buhlerin, Genug hartauf den Letb, und Dder .
Schweizerhandel nach der Levante, welcher
ohnedies meiſt über Trieſt geht, wird nun
pöllig in unſer Bereich gezogen Der Lloyd
hatte deshalb einen Berirag mit der Regie-
handelt, und wie man hoͤrt, ſoll der Ver-
trag abgeſchloſſen ſein Es werden 9 Dampfer
und 30 Schleppfchiffe zu dieſem Dienfte
verwendet werden! Det Bau der Schiffe
wird barauf berechnet, daß fie ſchlimmſten
Falls auch zu kriegeriſchen Zwecken verwendet
werden fönnen. Man bedarf dazu eines
Anlehens von etwma 3 Millionen, das Übdriz
gens ſchon gedeckt ſein ſoll
— Redacteur : G, Meihard.
Gewerbehalle⸗Verein.
Da bei der dreimaligen öffentlichen Ein-
ladung auf den 17. Mai, die erfordertiche
Zahl der Vereinsmitglieder nicht erſchienen
iſt, ſo wird auf
Montag, den 24. Mai,
Abends hakb 6 Uhr, ;
in dem großen Ausfchußfaale auf dem Rath-
haufe, zur Wahl der beiden Vorſteher und
ſieben Mitgliedern des Verwaltungsrgthes
eine abermaͤlige allgem. Verſammlung nöthig.
Diesmal hegt man die Hoffnung zahi-
reicherer Antheilnahme an dieler für das
Fortbeſtehen dieſer Anftalt ſo wichtigen
Handlung. Der Vorſteher.
will die Unkundigen glauben maden, die
Regierung habe ſich eines Nangels an Ach-
tung gegen die Pfartämter ſchuͤldig gemacht.
Unwahr iſt, daß der vom Erzbiſchof an-
geordnete Gottesdienſt verboten worden
jefs er iſt an manchen Orten gehalten wor-
den, an manchen auch nicht;z im letzteren
Fali aber iſt der Grund lediglich in dem
Klerus und der katholiſchen Bevölkerung zu
ſuchen, nirgends in einem Verbote. Bet
dieſer Gelegenheit erwähnen wir eines an-
dern feßt vielfach ausgeſprengten Gerüchts,
wonach den katholiſchen Staatsbeamten b e=
fohlen worden fet, dem evangeliſchen
Trauergottesdienſt beizuwohnen. Auch hier⸗—
an iſt tein wahres Wort; es war jedem
freigeftellt, in dieſer Hinſicht zu thun, was
er für angemeſſen finde! Daß der eigene
Trieb ſie zum evangeliſchen Gotteshauſe
führte, will man natürlich nicht gerne ein-
geſtehen, und ſo nimmt man auch hier ſeine
Zuflucht zu einer Unwahrheit, um die in
jener Theilnahme liegende Proteſtation ge-
gen einen unkatholiſchen kirchlichen Act zu
entkräften.
Unſere Leſer werden genug haben mit
dieſen Proben kirchlicher Geſinnungstüchtig-
keit und Waͤhrheitsliebe; wir enthaͤlten uns
daher, auf andere einzugehen, die auf die
Todtenfeier für Karl Friedrich zurückgehen;
und gar auf das Raiſonnement, was ſich an
all dies knüpft, uns einzulaſſen, wäre eine
zu große Zumuthung für die Leſer, wie für
uns; wir haben uns lange genug in dieſer
verdorbenen Luft, die aus Leichen gemor-
deter Wahrheit emvorſteigt, aufhalten müf»
fen, alg daß wir uns nicht in reinere Re-
gionen zurückſehnten.
Deutſchland.
Wertheini, 17. Mai. Mit dem Heutigen
iſt dem Vernehmen nach die Huldigung in
allen Orten des Amtshezirksbeendet. Sie hat
überall unter der lebhafteſten Betheiligung
und der würdigſten Haltung der Bevölke-
rung ſtattgefunden. Am hieſigen Orte war
dieſelbe auf den 6. d. M. feſtgeſetzt Nach-
dem ein vorbereitender Gotteedienſt in hei-
den Stadtkirchen dem Tage die religlöſe
Weihe gegeben haͤtte, vereinigte das geräu-
mige Schiff der evang. Kirche die Burger
der Stadt und umliegenden Gemeinden zum
feierlichen Huldigungsacte, welchen Herr
Amtmann d. Stengel mit tiefgefühlten
Worten einleitete. Der Trauergeltesdienſt
am 9, D, M in derſelben Kirche wurde von
den Angehörigen beider Confeſſionen ſehr
zahlreich beſucht und hat durch angemeſſene
Geſänge der Liedertafel und durch die er-
greifende Rede von Herrn Stadtpfarrer
Müller nicht verfehlt, einen tiefen Ein-
druck zu machen. Eine Todtenfeier fand in
den katholiſchen Gemeinden des Bezirks
nicht ſtatt wohl aber in dem iſraelitiſchen
Bethauſe; aber auch hier wird das Gedächt-
niß des theueren Verewigten noch fortleben,
wenn auch alle Zrauerfiänge, die ſein An-
denken ehren, längſt verflungen ſein werden.
Karlsr. 3.)
Freiburg, 16. Mai. Der heutigen Num-
mer der /Freiburger Zeitung liegi ein kirch-
liches Actenſtuͤck dei, ein „ Hixtenbrief des
Hochw. Hrn. Erzbiſchofs von Freiburg, Dr.
Hermann v. Vicari, in Betreff des vom
erabiſchöfl. Ordinariate angeordneten Trauer-
Gottesdienſtes fuͤr den Höchſtſeligen Groß-
herzog Leopold Königliche Hoheit“, Wir
entnehmen demſelben die Notiz, daß der
Hr. Erzbilhof darin verordnet, „Daß in al-
len Pfarrfirchen der Eczdioceſe Freiburg,
badiſchen Antheils, am 2. Junt d. Jein
feierliches Amt ge ss. trinitate. abgehalten
werde als Dankopfer für alle Seſnungen
und Wohlthaten, die Goͤtt dem Vaterlande
digſten Regenten Friedrich fegne, unter
Seine Obhut nehme und ausrüfie mit den
zur ſegensreichen Regierung des badiſchen
Volks nothwendigen Gaben.“ (Kaxrlsr. 3.)
Berlin, 14. Mai. Es iſt geſtern von
dem Vorſitzenden der Zollconferenzen plötz-
lich eine Sitzung auf heute 10 Uhr Vor-
Ereigniß von den fämmtlicher Bevoͤlmaͤch-
tigten auf wichtige Verhandlungen gedeutet
wurde. Es fehlen mir bis jetzt noch die
ſpeciellen Nachrichten über die Sitzung;
doch erfahre ich den äußern Umſtänden
nach, daß jedenfalls die heutigen Verhand-
lungen ſich auf die Löſung der Principien-
Frage bezogen haben, daß aber nichts Ent-
ſcheidendes zu Wege gebracht und ein Re-
ſultat nach keiner Seite hin erzielt worden
iſt. Erſt Morgen werde ich im Stande ſein,
über die einzelnen Punkte der ſtattgehabten
Verhandlung Ihnen berichten zu können.
Einer der preußiſchen Vertreter bei der
Conferenz, der Geheimerath Philipps-
born aug dem Miniſterium des Auswär-
tigen iſt ſeit einigen Tagen unwohl und
deshalb verhindert, bei den Conferen-
zen zu erſcheinen; ein Stellvertreter für
ibn wird nicht ernannt werden — Im
Miniſterrathe ſoll, wie man heuie in
eingeweihten Kreiſen erzählt, eine fürmz
liche Ausgleichung der divergirenden
Anſichten in der inneren Politik Statt ge-
funden haben. Die Frage wegen Neubil-
dung der erſten Kammer und wegen der
Pairie wird nicht mehr vor das Forum der
Kammer in dieſer Seſſion gelangen, ſondern
durch einen königlichen Erlaß ſpäter ange-
ordnet werden Die conſtttuſtonelle Zuſtim-
mung wird erſt den nächſten Kammern vor-
behaͤlten bleiben, und zwar der erſten Kam-
mer nach ihrer erfolgten neuen Zuſammen-
ſetzung durch den köntglichen Erlaß [? !] —
Der gegen Ende dieſes Monats in Halle
a. S, zuſammentretende Congreß von In-
duſtriellen aus allen Zollvereinsſtaaten wird
lediglich für die Erhaltung des Zollvereine
wirfen, da die fämmtlihen Theilnehmer bei
der Erhaltung des Zollvereins ſehr weſent-
lich intereſſirt ſind. Die Zahl der Verei-
nigten duͤrfte ſich auf 2 bis 300 belaufen
und alle Zweige der Induſtrie repräſenſiren.
Außer preußiſchen und ſaͤchſiſchen Induſtriel-
ten werden vorzugsweiſe baͤyeriſchẽ, heſſiſche
und ſchwaͤbiſche Induſtriezweige vertreten
ſein. Die Thaͤtigkeit der Vereinigung wird
ſich im Weſentlichen auf den Entwurf einer
Denkſchrift erſtrecken, worin die großen Vor-
theile und die Nochwendigkeit der Erhaltung
des Zollvereins für die deutſche Induſtrie
und die darin beſchäftigten Arbeiter und Ge-
werbtreibenden nachgewieſen werden wird.
(Köln. 30
Berlin, 15. Mai. Dem geſtern in der
2, Kammer gemachten Verfuch die Stgats-
regierung zu einer Aeußerung wegen Aus-
führung der Verfaſſaͤngsbeſtimmungen über
die Zufammenſetzung der 1, Kammer zu
veranlaſſen, folgt heute ein der 1. Kammer
von dem Abdg. Baumftark vorgelegter An-
trag über Denfelben Gegenftand, der von
terflügt wird. Er lautei: Die Kammer
wolle beſchließen: die £ Staatsregierung
zu veranlaffen, daß dieſelbe nunmehr ſchleu-
nigſt das im Artifel 65 unter d. und e.
der Verfaſſungsurkunde vom 31. Januar
bezirke und über das Verfahren bei der
begriffenen Abgeordneten zur 1. Kammer
zur verfaſſangsmäßigen Berathung und Be-
chlußnahme vorlege!“
fenfrage iſt noch immer nicht erledigt; über
das Schickſal der Profeffoten wird wohl
ſchon die nächſte Woche die Entſcheidung
bringen, Mit ihr wird zußleich über das
Schickfal der Univerfität entfchteden ; denn
weldher Ddeuifhe Docent wird ferner fich
entfehließen, feine Dienſte einem Lande zu
widmen, in dem cg ein Vergehen iſt, zu
befennen, was die wiſfenfchaftlichẽ Forſchung
ibn alg das AWahre und als Hıftorıfes
Recht erkennen lieh! Die Yußiz: und. Ao-
miniſtrativbeamten Dürften wohl noch lkaͤnger
in der peinlichen Ungewißheit über ihr
Schickſal bleiben.
Wien, 12. Mai. Zur Erinnerung an
die Anweſenheit Sr. Majeſtät des Kaiſers
von Rußland in Wien wird eine Medaille
geprägt. Auf der einen Seite enthält die-
ſelbe die Bruſtbilder Ibrer Majeſtaͤten Franz
Joſeph und YNıfolaus, auf der Kehrſeitẽ
abex eine paſſende Erinnerungsfchrift,
Dem kurziich zwiſchen Sefickreich und
Bayern abgeſchloſſenen Doͤnaufchifffahris.
vertrag wird quch Würtemberg beitreten,
und machen ſich nach den bereits geftellten
Anträgen Bahern und Würtemberh befon-
ders verbindlich, die Strecke zwiſchen Do-
nauwörth und Ulm, welche jetzt ganz ver-
ten und den Waſſerweg zur Vorfeſtung
Ulm wieder zu eröffnen.
Fraukreich.
Paris, 15. Mai. Oberſt Freiherr V,
Glaubitz/ der nach Varis gefommen ift, um
der Bertheilung der Adler an die Armee
beizuwohnen und von dem Prinz Regenten
von Baden beauftragt war, den Prinz Prä-
ſidenten von Frankreich bei dieſem feierlichen
Anlaß zu beglückwhaſchen, iſt geſtern von
Ludwig Napoleon im Elyſee in Privatau-
dienz empfangen worden.
Italien.
Trieſt. Weit vorgerüct und dem Ziele
nahe iſt der Plan einer Dampfſchifffahrt
auf dem Po, Die Wichtigkeit dieſes Untere
nehmens iſt außtrordentlich! Trieſt und
Venedig werden dadurch bis an den Tieino
vorgeſcheben und naͤhern ſich dem Lago mag-
giore! Damit rücken wir unferer Nebenz
buhlerin, Genug hartauf den Letb, und Dder .
Schweizerhandel nach der Levante, welcher
ohnedies meiſt über Trieſt geht, wird nun
pöllig in unſer Bereich gezogen Der Lloyd
hatte deshalb einen Berirag mit der Regie-
handelt, und wie man hoͤrt, ſoll der Ver-
trag abgeſchloſſen ſein Es werden 9 Dampfer
und 30 Schleppfchiffe zu dieſem Dienfte
verwendet werden! Det Bau der Schiffe
wird barauf berechnet, daß fie ſchlimmſten
Falls auch zu kriegeriſchen Zwecken verwendet
werden fönnen. Man bedarf dazu eines
Anlehens von etwma 3 Millionen, das Übdriz
gens ſchon gedeckt ſein ſoll
— Redacteur : G, Meihard.
Gewerbehalle⸗Verein.
Da bei der dreimaligen öffentlichen Ein-
ladung auf den 17. Mai, die erfordertiche
Zahl der Vereinsmitglieder nicht erſchienen
iſt, ſo wird auf
Montag, den 24. Mai,
Abends hakb 6 Uhr, ;
in dem großen Ausfchußfaale auf dem Rath-
haufe, zur Wahl der beiden Vorſteher und
ſieben Mitgliedern des Verwaltungsrgthes
eine abermaͤlige allgem. Verſammlung nöthig.
Diesmal hegt man die Hoffnung zahi-
reicherer Antheilnahme an dieler für das
Fortbeſtehen dieſer Anftalt ſo wichtigen
Handlung. Der Vorſteher.