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nigſten wird von öſterr. Seite dieſe Thatſache


beide Theiſe gleich ehrenvoll iſt! Die De-
monſtration faͤllt alfo von felbſt hinweg und
unſex gegenwaͤrtiger Vertreter in Wien,
Graf von Arnim, braucht gewiß nicht erſt
durch derlei Mittel angeſpornt zu werden,
ſeine Pflicht zu thun. Gerade die mit Wien
angeknüpften Unterhandlungen ſind die Ver-
anlaffung, daß der Zolleongreß ſich für ei-
nige Zeit vertagt hat: es heißt, die Abgeord-


um die Inſel Rügen zu beſuchen. Mögen
die Parteien auch in übelverſtandenem In-
tereſſe ibrer eigenen Heimath das Unfraut
der Zwietracht wit volen Händen aus-
ſtreuen der Weizen deutſcher Einigkeit wird
trotzdem Wurzel ſchlagen und gedeihen. Deſ-
jen ſind mir gewiß. — Außer dem in au-
ßerordentlicher Miſſion hier anwefenden
Herrn von Heederen ſind von Seiten der
fraͤnzöſiſchen Kegierung auch die Gefand-
ten am königlich faͤchſiſchen und fächſiſch-
weimariſchen Hofe, de Mercier und de Tal-
leyrand Perigord hier anweſend und vom
Kaiſer empfangen worden! Der Prinz-
Präſtdent ſetzt überhaupt alle Segel an,
um mit Rußland in ein noch beſſeres Ein-
vernehmen zu treten. Allein die ruffüche
Politik weicht nicht ſo leicht von der ein-
mal betretenen Linie ab. Herr v. Heeckeren
namenilich hat dies erfahren. 5P
Dresden, 22. Mai. Un dem gefirigen
Abend bielten die Kammern ihre Schluß-


ftand lag natürlich nicht vor! Die Hauͤpt-
ſache in den Sitzungen waͤren die üblihen
Abfchiedereden, welche von den Praſidenten
der Leiden Kammern v. Schönfels u. Haaſe,
den Vieepräſidenten Gottſchald und! v, Erie-
gern, den Staatsminiſtern v. Beuſt, welcher
in der erſten Kammer, und Zſchinski, wel-
er in der zweiten Kammer ſpraͤch und
außerdem in der erſten Kammer noch vom
Prinzen Johann, nachdem ihm ſowohl vom
Präfidenten als vom Vicepräſidenten Worte
des Dankes und der Verehrung gewidmet
worden waren, gehalten wurken Man
dankte ſich gegenfeltig für das Vertrauen,
das die Thätigkeit und Gedeihlichkeit der
Siände⸗Berſammlung gefördert habe, und
ſprach Hoffnungen für die Zukunft aus.
Die genannten Staatsminifter hoben mit
heſonderem Accent das beſonnene und dis-
crete Verhalten den Kammern gegenüber,
einer der „hochwichtigfien“ Angelegenheiten
anerkennend und daͤnkend hervoͤr.
Eiſenach, 19. Mai. Ain 3. Junt d. J.
beginnt der evangeliſche Kirchenlag in Ei-
ſenach Die Conferenz wird, wie die „Alg.
Ztg fagt, ziemlich zahlreich werden und
e$ werden bei derſelben vertreien fein : Preu-
fen durch geheimen Regierungsrath Dr. v.
Mühler, Sberconſtiſtorialrath Dr. Sneth-
Yage, Prof, Or. Richter; Sachfen durch
Oberhofprediger, VBırepräfident Or. Harleß;
Hannover durh Regierungsrath Küfter und
Conſiſtorialrath Dr. Niemann; Würtem-
berg durch Oberbofxrediger Dr. v. Gruͤn—


und einen zweilen noch nicht ernannten Depu-
tirten; Kurbeffen durch Miniſteriatrath Dr.
Vilmaͤr und Conſiſtorialraih Dr. Hofmann;
Sachfen-Weimar durch geh. Kirdenrath Dr.
Schwarz (nicht durch geh. Staaterath yon
AWydendrugk, wie die Zeitungen melden)
und Kirchenrath Trautvetier; Heffen-Darm:
ftadt durch Prälat Dr. Zimmermann und
Dberconfiftorialrath Neidhardt ; . Meclen-
hurg:Schwerin vurch Oberkirchenrath Dr.
Klinfoth ; Medienburg=-Strelig durch Su-
perintendent Qol; Naſſau (der Deputirte
noch unbekannt); Oldenburg durch Mini-


ſiexialxath Dr. Runde; Sachſen⸗Meiningen
durch Oberhofprediger Or. Ackermann An-


intendent Richter; Anhalt: Bernburg durch
Landesſuperintendent Dr. Waͤlther; An-
halt-Rötyen durch Conſiſtorialraih Neger;
ESchwarzburg-Sonderehaufen durch Coͤnſt-
ſtorialrcih Emmerling; Reuß duͤrch geh.
Kirchenrath Dr. Behrz Lüveck durch Sentor
Lindenberg. Auch von den hier nicht ge-
nannten Staaten werden ſich waͤhrſcheinlich
noch mehrere betheiligen, insbeſondere hofft
man auf Bertreter der proteſtantiſchen Con-
ſiſtexien in Oeſterreich und Bayern.
Bremen, 24. Mai. Heute iſt folgende
obrigteuliche Bekanntmachung veröffenilicht
worden: Der Senat findet ſich veranlaßt,
das hieſige Tagesblatt: Der Wecker! Ein
Sonntageblatt zur Beförderung des reli-
giöſen Vebens, von Rud. Dulon“, welches
ungeachtet der mittelſt obrigkeitlicher Ver
orönung vom 29. Maärz D, J. verfügten
Suspenfion der die Preffe betreffenden Ber-
fajfungsbeftimmungen und der Ddarauf ge-
gen die Preſſe erfolgten polizeilichen Maf-
eine ſubverſive Tendenz
zu verfolgen unter Androhung der Confis-
cation des Blattes, ſo wie einer Geldſtrafe
von 100 Thalern und den Umſtänden nach
angemeffener Gefängnißſtrafe für Verfal-
jer , Herausgeber, Veriegex, Drucker und
Verbreiter, hierdurch zu verbieten! Beſchloſ-
ſen Bremen in der Verſammlung des Se-
nats am-21, und bekannt gemacht am 24.

Bremen, 25. Mai. Die „Weſerztg.“
berichtet: Unſere Polizei iſt einem Com-
plott auf die Spur gekommen, das förmlich
organifirf, nichis mehr und nichts weniger
bezwecken ſoll, als bet etwa eintretenden
Eventualitãten vorher beftimmte Perfönlich:
teiten in einer einzigen Nacht zu beſeitigen.
Es ſind eine Menge Hausiuchungen und
Verhaͤftungen vorgenommen, und ſolen da-
bei die Statuien jenes Buͤndniſſes, das ſich
„der Todtendund“ nennt Dolche, Piſtolen,
kugelfeſte Bruſtharniſche und ſonſtige ver-
dachtige Gegenſtände gefunden fein. “ Der
Vorſand des Todtenbündes ſoll eine char-
girte Stellung in der Schützengilde ein-
nehmen. Man iſt auf den weitern Verlauf
der Sache ſebr geſpannt. —

Kiel, 24, Mai. Man ſpricht davon, daß
Graf Karl Moltke Miniſter für Holſtein
werden und Tilliſch in ſeine Stellung als
Virnifter für Schleswig zurücktreten folle,

Wien, 21. Mai. Gulunterrichtete ſind
der Anſicht, daß der Belagerungszuſtand
hier nicht eigentlich aufgehoͤben,? ſondern
algemach durch Uebertragung feiner außer-
ordenthichen Funetionen an die Eivilbehör-
den, wie dies bereits geſchehen, von ſelbſt
erloſchen werde. Bevor die Regierung nicht
in der Lage ift, die Ausnabmezuſtände auch
in Ungarn, Italien und Boͤhinen aufzuhe-
ben, kann davon in Wien ohnehin keine
NRede ſein. Wie wir veruehmen wird der
Chef der oberſten Polizeibehörde, Feldmar-
Ial v.-Kempen, au naͤch Organifirung
derfelben, noch einige Zeit die Leitung des
Militärgouvernements fortbehalten, wẽlches
ſpäter auf den Wirkungsfreis der Stadt-
commandantur beſchränkt werden Ddürffe.
Die oberſte Polizeibehoͤrde wird zum Theil
einen militäriſchen Charakier erhaͤlten/ was
ſchon dadurch bedingt wird, daß ihr die
Lendarmerie unterſteht. — Die bevorſtehende
Reiſe des Kaiſers nach Ungarn dürfte vor-
laͤufig auf diejes Kronland beſchränkt und
nicht ſchon ſetzt auf die Mılitärgrenze,
Croatien und Slavonten ausgedehnt wer?
den, da ſich Se Majeſtät dem Vernehmen
zufolge vorbehalten haben! den von den




Bewohnern der Grenzbezirke ſehulich ge-

2 2
wünſcht

chten und hoͤchſten Ortes wehrmals
verfhobenen Beſüch in einer ſpätern Jaͤh—
Veszeit zu verwirklichen. Der Aufenthalt des

Tage daͤuern. Zum würdigen Empfang des
homverehrien-Staifers und Königs werden '
bereit$ umfaffende Borbereitungen gepflogen,
Wien, 21. Mai. Aus guter Quelle fann
i“ Zynen mittheilen, daß in der vdeutfchen
Zolleinigungsangelegenheit neulich eine er-
läuternde Note für die preußifche Regie-
rung an unſern Geſandten in Berlin ab-
gegangen und In Folge deren eine Ruͤck-
antwort angelangt ift, welche eine baldige
Verſtändigung der beiden deutſchen Groß-
mächte in der Zolleinigungsfrage gewät-
tigen läßt. Man geht ſo weit, anzunehmen,
daß Hannover, welches hier feinen ganzen
Einfluß anwendet, um dieſe Berfändigung
zufördern, im entgegengeſetzten und (Olimm-
ſten Fall ſelbſt entſchloſſen wäre, von Preu-
ßen ganz abzuſpringen.

Wien 22. Mat, Die Sendung des
franzöſiſchen Senators Heeckeren aus Paris
gibt zu vielen Bermuthungen Anlaß, von
welchen natürlich diejenige am meiſten ver-
breitet iſt, welche vie Anweſenheit des Baz
rons durch die bevorſtehende Herftelung
des Kaiſerreichs in Frankreich zu motivi-
ren fucht, Es ſcheint übrigens, daß das
letztere Gexücht nicht ſo ganz aus der Luft
gegriffen iſt, wenigſtens wird verſichert,
daß in der geftern ſtattgefundenen Con-
ferenz welcher außer dem Grafen Buol und
dem Freiherrn v. Werner auch der Baron
Heeckeren und der hier beglaubigte franz.

dieſe Frage beſprochen wurde, Baron Hees
ceren hat auch die Genehmigung der in
Beziehung auf die Seefanirätsconvention
von Defterreich verlaagten Abänderungen
nberbracht Die MRatiftcirung diejles Verz
trags ſeitens des kaiſerl. Cabinets fteht
demnach zu erwarten.

Wien, 24. Mai. Dem Vernehmen nach
ſoll der nach London beſtimmte f k Gel
fandte, Graf EColloredo⸗Waldſee, morgen
ſeine Abſchiedsaudienz bei Sr. Mafj. haben,
um hiernach unaufgehalten die Reiſe nach
London anzutreten.

Frankreichh.
XParis, 24. Mai. Die Section des
Staatsrathes für Streitſachen wird ſich in


Güter der Orleans befaſſen! Der Bericht
des Herrn Cornudet ſpricht ſich für die
Competenz der Gerichte aus; zu den Mit-
zliedern, welche ſich zu derfelben Anſicht bes
fennen, gehört auch der Seetionspraͤſtdent
Maillart. — Herr v. Heeckeren iſt von ſei-
ner Miſſion hierher zurückgefehrt;z mit der
Aufnahme, die er in Wien und Berlin ge-
funden, foll derſelbe fehr zufrieden fein. —
Ueber den Zweck ſeiner Sendung liegt nach
wie vor der Schleier des Geheininiffes;
doch, wird ibm wohl die Umwandlung der
Regierungsform in Frankreich nicht ganz
fremd ſein. Die „Union“ ſpricht von
einem Congreffe, der den Kirchenflaat in
ewiger Neutralität erklären und ihn unter
den Schutz der ganzen Ehriſtenheit ſtellen
würbde, eine Idee, die auch ſchon in der er-
ſien Zeit der Regierung Ludwig Napoleons
im Miniſterrath und unter den franzoͤſifchen
Diplomaten warme Anhänger gefunden hatte
Die Union“ ſpricht bei dieſer Gelegenheit
auch von gewiſſen Gefahren! diẽ unter ge-
wiffen, ganz Curopa vder auch nur die in-

tualitäten aus der gleichzeitigen Anweſenheit
eines oͤſterreichiſchen und eines franzöſiſchen
Armeecorps im Kirchenſtagle entſtehen koͤn⸗
nen, und hält daher die Occupation durch
 
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