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N 132.



: Sonntag, 6. Juni



. 43


Die



Deutſchland.
Geidelberg / 5. Juni. Geſtern Abend
fand im großen Mureumsfaale die Geſangs

Production dır 40 franzöſiſchen Bergſänßer
ſtatt. Unter den Geſangsſtücken, welche ſie
vortrugen, waren es unter andern „Halt!
die Bergbewohner ſind dal” — „Das Kind
des Gebirges“ — „a Catalane“, welche
beſonders gut gefielen; das Verhallen
des Geſanges in der Ferne, in den Berg-
hälern war wirklich meiſterhaft dargeſtelit.
Das Concert war ſehr beſucht und wir
glauben, daß bei der morgigen Production
in der Hefuttenfirche, wo den Sängern ein
ſehr günftiges Thema („Die Meffe zu Je-
‘ yufalem“) _ unD * Vocal zur Seite
ftebt, der Beſuch ſehr ſtark werden wird,
Karlsruhe, 3. Juni. Seine Königliche
Hoheit der Regent haben heute Nachmittag
um 2 Ubhr den in außerordentlicher Sen-
dung hier eingetroffenen f, £ öfterreidhidhen
Kämmerer und Generalmajor Freiherrn v.
Reiſchach in feierlicher Audienz zu empfan-
gen geruht, um aus Ddeffen Handen das
Ermwiderungsfchreiben Sr, Maj! des Kat-
ſfers von Oeſterreich auf die von Sr. kgl.
Hoheit ausgegangene Notification von dem
höchſtbedanerlichen Ableben des Großherzogs
Leopold F, Hoheit und dem Höchſteigenen
Regierun gantritt entgegenzunehmen. In
gleicher Meife haben Sct. Hoheit um 27
Uhr den f E& öſterreichiſchen außerordentli-
chen Gefandten und bevollmächligten Mint-
ſier Herrn %. Philippsberg zur Entgegen-
nahme des Schreibens zu empfangen ge-


ben in dieſer Eigenſchaft bet Sr. f, Hoheit
beglaubigt. Nachdem hierauf Ihre k Hoh.
die Großherzogin Sophie dem General v.
Reiſchach eine. befondere Audienz gnädigft
ertheilt Hatte, wurde Demfelben fowie Orn.
v.. Pbhilippsberg die Chre zu Theil, zur
Tafel Sr. F, Hobeit-des Regenten gezogen
zu werden, . ;
Landan, 3. Juni. Durch allerhoͤchſte
Entſchließung vom 31. Mai iſt Pfarrer
Frantz von Ingenheim in Nuhefland ver-
fetzt worden. — CM - 3.)
Fraukfurt, 3. Juni. Graf Thun fommt


furt zuruͤck. Seit dem 21. Mai hat die
Bundesverſammlung keine weitere Sigung
gehalten. Eine umlaufende Angabe laͤßt
Se. Maj. den Kaiſer von Deſterreich im
Monate Jult auf einer Reiſe nach Schlanz
genbad Fraͤnkfurt befuchen. 5455
Kaffel, 29. Mai! Heute, als am Todes-
tage Hohannes Müllers, wurden wir durch
die Nachricht überraſcht, daß in der ver-
gangenen Nacht, ſtill und geräuſchlos, das
Denkmal auf dem allen Kirchhofe aufge-
richtet werden fei, welches ihm König Luͤd⸗
wig von Baͤhern ſchon laͤngſt zugedacht hat.
Dem iſt auch ſo. Das Denkmal ſelbſt ſteltt
den Eingang eines Tempels dar vor wel-
chem in Lebensgröbe zwei marworte Sta-
tuen, die Geſchichte und Kritik darſtellend,
ſtehen, über welchen ſich die Lebensgroße
Büſte J. v. Müllers befindet. Die Infcohrift
lautet: „Grabstätie Johannes v. Müller’s,
geboren in Schaffhausen MDCCLIL, gestor!


ben in Kassel MDCCCIX. Was Thucidides
Hellas, Tacitus Rom, Das war er seinem
Vaterlande. Dieses Grabmal seizte der Be-
wunderer seiner Geschichts- Werke König
Ludwig I. von Bayern.“ Das Denkmal
ſchließt den Stein in ſich, welcher feither J.
. Müller's Grab bezeichnete. *
Gotha, 1. Juni. Heute ward die 4,
allgemeine deutſche Lehrerverſammlung hier
von dem Vorſitzenden des Gothaer Lan-
desvereins, Director Dr. Schulze, eröffnet.
Derſelben ging die Abſingung eines geiſt-
lichen Liedes voraus, der die Anrede des
Herrn Schulze folgte, in welcher er beſon-
ders die Verſammlung dringend bat, jede
Anſpielung auf voͤlitiſche Zuͤſtände zu ver-

gogiſchen Zweck im Auge zu behalten. Die
Verſammlung ſchritt hierauf zur Wahl des
Präſtdenten in der Verſon des Directors
Theodor Hofmann aus Hamburg, welcher
auf der 3. deutſchen Lehrerverſammlung in
Hannover präfidirt hat. Zwei Borträge
über die Bedeutfamkeit des Gebets für die
Schule und feine Anwendung in derfelben
vermochten die Aufmerkſamkeit der Ver-
ſaͤmmlung nicht lange zu feſſeln, wogegen
dieſelbe rauſchenden Beifall einem Vortrag
von Dieſterweg über das Programm der
modernen Volksſchule zollte! Derfelbe ſuchte
die Borwürfe der ueberbilvung und Schwä-
chung des religibſen Gefühls welche derſel-
ben gemacht werden dadurch zu widerlegen,
daß er die Religion nur als den Überfinn-
lichen, idealen Zug im Menſchen auffaͤßte,
neben welcher die Sittlichkeit als die
Unterordnung des Einzelintereſſes unter der
Geſammitheitleine ſelbſtſtandige Stellung ein-
nehme. Naturgemäher/ infonders anſchauen-
der Unterricht, fet der Weg, den Menſchen
coneret, d. b. alg Glied einer beſtimmten
Nation und ſelbſtberechtigtes Individuum
zu bilden. Grundbedingungen von Allem
ſei aber die Emancipation der Schule von
der Kirche; ihre ausſchliehliche Beaufſichti-
gung durch Fach⸗ und Sachverſtändige. Von
diefer Forderung duͤrfe der deutſche Lehrer-
ſtand nicht laſfen. Mit dieſem Vortrag
ward denn auch die heutige Sitzung ge-
VEn N D
Leipzig, 1. Juni. Die ſeit 4 Wochen
nicht nach hier gekommene oſtindiſche Ueber-
landpoſt ging gefiern wieder über Leipzig,
nachdem diefelbe ihren veränderten Courgs
von Wien über Breslau, Bexlin und Ham-
burg wieder aufgegeben. Sie ward mit
dem früh um 6 Ubhr abgehenden Schnell-
zuge weiter über Hamburg nach London
̃— 2 *
Berlin, 1. Juni. Die Publication des
Poſtgeſetzes ſoll in kurzem erfolgen und mit
dieſem zuͤgleich die Beroͤffentlichung der Aus-
führungsinſtkuͤctionen bewirkt werden. Für
den buchhändleriſchen Verkehr wird hinſtcht-
lich des Zuſammenpackens verſchiedener Sen-
dungen in einem Padete, dem Vernehmen
nach eine Exleichterung bewilligt werden,
jedoch unter Feſthalten der ſchon Jetzt beſte-
henden Bedingung, daß ſolche Sendungen
unverſiegelt aufgegeben werden. — Der


Bresl. Ztig. wird alẽ „ſicher“ mitgetheilt,

daß bei der Anweſenheit des Kaiſers von
Rußland hierſelbſt zwiſchen ihm und un-
ſerm Könige Verabredungen getroffen wor-
den ſind, in Folge deren ſich dieſer in kur-
zem nach Warſchau begeben wird, um da-
ſelbſt eine Zuſammenkunft mit den Kaiſern
von Rußland und Oeſterreich behufs ge-
wiſſer Eonferenzen zu haben. -la

Berlin, 2, Juni. Den Stoff zur ge-
ſelligen Unterhaltung in den Fefltagen, ge-
währte natürlich die Anweſenheit des Kai-



zleich anziehend verbreitet wurde. Hatte
doch der Zuſchauer dex „N. Preuß Zig.“
ſelbſt den unſichtbaren Mond heraufbeſchwo-


eine paſſende Beleuchtung zu erhalten. Das


Schränfen, welches der Kaiſer dem fuͤrſt-
lichen Jubelpaare gemacht haben ſoll, ſcheint
gleichfalls dem Gebiete der Sage anzuges
hören und paſſender erſetzt zu werden, durch


der Kaifer der Prinzeſſin verehrte.
Soldaten ſeines Regiments werden ſich ges
wiß ſeiner Anweſenheit noch lange erinnern,
da ihnen ein Geſchenk von 3 Dukaten, je-
dem Unteroffteier von. 6 und jedem Wacht-
meiſter von 10 Dukaten wurde. Eine An-
zahl von Pferden hieſtger Cavallerie? Offt-
ciere ſind zn hohen Preiſen für den kaifer-


werth iſt daß der öſterreichiſche Ge-



nach Wien ſich begeben hat.
Bremen, I. Juni. Der

Folgendes über die hieſige Complotgeſchichte:
„Leider iſt es nicht mehr zu bezweifeln, daß
hier ein Complot mit den ſchwärzeſten Ab-
ſichten, vollſtändig organiſirt und im Ge-
heimen bewaffnet, beſtanden hat, welches


hat, als bei eintretenden Voͤrkommniffen die
Regierung durch Mord zu befeitigen, Was


möge der erſte Paſſus ſeiner von der Pos
lizei aufgefundenen Staluten dieſelbe zur


nämlich: Der Zweck der Geſellſchaft des T.
B, beßleht darin: hülfreiche Hand an das
große Werk der bevorſtehenden Revolution
zu legen. Das Motto jenes Bündniſſes
lautet: Dulde jede Schmach, dulde ſeloſt
den Zod, werde aber nie BVerräther.“ So-


was grüner Eigarrenmaͤcher an der Spitze


Lomplots und haben viele Mitglieder durch
Handſchlag und Ehrenwort in ſeine Hand
das Gelöoͤniß niedergelegt, daß ſie ſich mit
den Statuten des Bundes einverſtanden er-


ten. Vorher hatten ſie folgende Fragen zu
1) Kannſt du ſchweigen wenn
dich auch wirklich die Juſtiz auffordert oder


Schloß und Kiegel, um dich zum Geſtänd-


MAufrichtigkeit und Treue fagen, daß du in

n


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