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N: 151. -

Mittwoch, 30. Juni

— 1852.


— Die Poſt


— erthetlt, die Spaltzetle in Petttfhrift 4 2




** Das Verhalten Dänemarks
gegen Deutſchland.

Es iſt ſeit lange kein Zweifel, daß Däne-
mark einen heftigen Groll gegen Deutſchland
hegt. Unter alen Symptomen aber, die ſich
bioͤher von demfelben kund gegeben haben, be-
zeichnen wohl keine das gegenwaͤrtige Verhält-
niß Dänemarks zu Deuiſchland ſchärfer und
ſchneidender als die letzten Maßnahmen der
däniſchen Regierung in Betreff der ſchles-
wig holſteiniſchen Staat santehen
und der Kieler Univerſität. Der
Schlag iſt deutlich genug gegen Deutſchland
geführt. Nicht nur waren die Staaisanle-
hen von einer Behörde ausgegangen, welche
von der deutſchen Centralgewalt
anerkannt war; ſondern es hat aͤuch die
vom deutſchen Bunde und dẽm daͤniſchen
Landesherrn autoriſirte Eivilbehörde wieder-
holt noch in ihrem Erlaſſe auf die Kẽguli-
yung der Anleiheſchuld hingewieſen und da-
durch die öffentliche Meinung an das An-
erkauniſein beftärft, ſo daß mit Schleswig-
Holſtein zugleich Deutſchlaud, wo eine große
Maſfe der betreffenden Werthpapiere uͤnter-
gebracht waren, getäuſcht wurden. Dänemark
wußte dieſe Thatſache recht wohl, daß die
große Mehrzahl der annullirten Papiere ſich
in deutſchen Hände befinde und daͤniſche


nber den Verluſt aus, welcher durch die
Nicht? Anerkennung der Obligationen der
Hamburger Börſe erwachſe; ja ſte entblö-
den ſich nicht den höhniſchen Beiſatz zu
machen: „man könne ſich fa an die achtbare
Firma „Reventlou, Preetz und Comp.“ hals
ten, auf welche freilich eine Anweiſung nicht
viel mehr bedeute, alg diejenige, welche Arv
in der Maskerade! auf den Hofhund Sul-
tan abgebe!“
‚ Härter noch und viel verletzender für
Deutſchkand iſt die Abſetzung der acht Yro-
feſſoren an der Univerfität Kiel; denn diefer
Sireich iſt gegen die deutſche Jntelligenz
geführt, und zwar In einer Weiſe, die zwei?
fein laͤßt, ob unſer Exſtaunen oder unfere
Entrůſtung größer ſein ſoll; denn die eigent:
liche Abſicht/ die bei dieſer Maßregel voͤrge-
waltet, läht ſich unzweifelhaft aus der frohe
lockenden Sprache der däniſchen Blaͤtter er-
kennen, von welchen eines (Dagbladei) fo-
gax den pandaliſchen Wunſch ausſpricht,
daß man nicht ruhen dürfe, bis die (deutiche)
Uniperſität Kiel dem Erdboden gleich ge-
macht worden und alle holſteiniſchen Be-
amten fortgejagt ſeien.
Wahrlich! Dies ſind ſeltſame Früchte
langwieriger diplomatiſcher Verhandlungen
und einex jahrelgugen Pacification duͤrch
ein im Namen Deutſchlands auftretendes
Heer. Leicht zu begreifen iſt daher „das


Maͤßregeln ſelbſt in Kreiſen bervorgerufen,
in welchen die gerechte Erhebung der Her-
zogthümer zu keiner Zeit Sympathien ge-
funden, und es ſcheint faſt, als ob die da-
niſche Regierung darauf ausgehe, ruͤckſichts.


rigkeiten zu bereiten, Dies iſt gewiß die
mildeſte Bezeichnung für das unerhoͤrie Be-
nehmen Daͤnemarks, in deſſen kleinem Volke
die allzugroße Nachgiebigkeit, die es im
Laufe der letzten Jahre von der deulſchen

Diplomatie erfahren hat, den Stolz und
die Rachſucht zu einer abſcheulichen Hoͤhe
geſteigert zu haben ſcheint, eine Thatfache,
die ſich auch in dem Verkehr und den Be-
rührungen des däniſchen Schiffsvolkes mit
deutfhem Gebiete zeigt. So wird jetzi;
B, aus Hamburg berichtet, daß juͤnzſ die


eine zu hamburgiſchem Gebieie gehoͤrige
Wieſe ohne Weiteres für ſich zur Bleiche
und zu einem Reparaturplatze wieder holt
benützten, und als der Eigenihümer ſich bei
dem Schiffscapitän beſchwertẽ, von dieſem
mit den Worten abgewieſen wurde: „Ge-
hen Sie zum Teufel, oder ich laſſe Sie vom
Bord bringen! Allerdings hat fogleich der
hamburgiſche Senat von der däniſchen Re-


fordert/ allein was wird das helfen!!

Es iſt kaum glaublich, daß der deutſche
Bund, Angeſichts aller dieſer Chicanen, län-
ger ſollte eine ſtumme Neutralität beobach-
ken koͤnnen. Wir hoffen vielmehr zuver-
ſichtlich, daß er hier ein ernſtes Wori ſpre-
chen wird, um Deutſchland in beſſere Ach-
tung zu verſetzen.

Deutſchland.

Berlin, 25. Juni. Die Frage über den
Fortbeſtand des Zollvereins geht einer bal
digen und glücklichen Löſung entgegen. Von
völlig authentiſcher Seite wird mir ver:
ſichert, daß von Seiten der Mütelſtaaͤten
jede auf eine Sprengung des Zollvereins
gexichtete Abſicht aufgegeben fer und man
ich nunmehr bequemen wird, in ernſte Ver-
haͤndlungen über die Conſtruction deffelben
einzutreien. Noch iſt dieſe plötzliche Sin-
nesaͤnderung nicht aufgeklärt und das er-
freuliche Reſultat läßt neben der Ueberra-
ſchung noch maͤnchen Zweifel zu. Nichis-
deſtoweniger iſt die Nachricht verbürgt und
zürfte auch in der Thatſache eine theilweiſe
Beſtätigung finden, daß die großherzl. heff.
Regierung dem Handelsſtande von Mainz
die beſtiminte Zuſicherung gegehen, es werde
feine Auflöſung des Zoͤllvereins eintreten.
Der haupifaͤchlichſte Grund für eine ver-
änderte Politik der mittel- und ſüddeut-
ſchen Staaten in dieſer Frage wird un-
zweifelhaft in der Stimmung der Bevölke-
rung jener Staaten zu ſuchen ſein; von
nicht geringerm Einfluß war aher auch die
feſte Haltung Preußens und der Hinblick von
Eventualiiaien, welche in finanzieller wit
commerzieller Hinſicht mit der Sprengung
des Zollvereins unzertrennlich verbuͤnden
ſein mußten. D:

Berlin, 25. Juni. Wir können ebenfo,
Wwie wir f. 3. die Uebergabe einer ruſſtſchen
Note in Zollangelegenheiten in Abrede ge-
ſtellt haben, auch der Mittheilung wider-
prechen, daß der ruͤſſiſche Kanzler, Graf
Neſfelrode, der dieſſeitigen Regieruͤng irgend
eine Denkſchrift, die Zollfraße betreffend,
zugeſtellt hat. Die ruſſiſche Regierung hat
fi in keiner Weiſe in die Differenzen ge-
miſcht, die zwiſchen den vexſchiedenen deut-
en Regierungen in der Zollfrage obwal-
ten Siẽ hatte dazu um ſo weniger An-
lah als ſie in ein offteielles Verhältnig zu
dem unter dem hochfeligen Könige begrünz
deten, Zollverein niemals getreien iũ.
Dem Vernehmen nach find nunmehr. Sei-

tens des Steuervereins alle von ihm
mit auswärtigen Regierungen abgeſchloſſe-
nenen Verträge und geiroffenen Vereinba-
rungen gekündigt worden. (Köln. 3.)
Berlin, 26. Juni. Die /Lith. Corre-
ſpondenz“ ſchreibt: Ohne daß hier die Ver-
handlungen der Zollvereinscoͤnferenzen eine
andere Geſtalt angenommen hätten, ſpitzt
ſich die Zollfrage doch jetzt in einer Ari zu,
die eine baldigẽ Entſcheidung wünſchen und-
erwarten laͤßt. Die eventuelle Anberaumung
eines Präeluſivtermins preußiſcherſeits, deren
auch wir mehrfach erwähnten, dürfte leicht
nicht einmal erforderlich werden. Die füdz
deutſchen Regierungen erſcheinen vielmehr
jetzt eher geneigt, ihre Erkiärungen zu be-
ſchleunigen. Eine gemeinſame Beraͤthung
der Colieetivantwort möchte ſehr bald be-
vorſtehen. Uebrigens verſichert man mehr-
feittg, daß die Zeit der ruhigen neberlegung
gekommen ſei und daß die Coalitionsftaaten
reicht ſich zu verſöhnlicheren Schritten be-
ſtimmen laſſen moͤchten. Gewichl ift auf die
in officieler Weiſe bei einem fpeeieſlen Anz
laß des Herrn v. Manteuffel gegebene Er-
klärung zu legen, daß die Eniſcheidung in
der Zollfrage nahe bevorſtehe. Die Bera-
thungen der Zollvereinseanferenzen drehen
ſich noch immer um den Septembervertrag.
Die Vertreter der Coalitionsregierungen fahs
ren fort bei dieſen Speeialverhandlungen ſich
höchſt willfährig zu zeigen. — Geſtern fand
wieder eine Conferenz der Zollvereinsbevoll-
mächtigten ſtatt. Man glaubt, daß ſchon in
der nächfien Woche die Berathungen uͤber
den Septembervertrag ihre Endfchaft erret-
chen werden.
Koblenz, 26. Juni. Geſtern Abend ge-
gen halb 7 Uhr traf Se. Maj. der König:
zu Lande von Remagen kommend, in un-
ſerer mit Laubgewinden, Flaggen, Ehren-
pforten und Blumen feſtlich geſchmückien
Stadt ein, während Feſigeläutẽ von allen
Thürmen erſcholl. Der König ſaß in offe-
nem Wagen an der Seite des Prinzen von
Preußen ſichtbar in froheſter Stimmuͤng und
überall hin freundlich grüßend, waͤhrend
das Volk ihm Blumen und Kränze in den
Wagen warf; Se. Majeſtät fuhr direct
nach Stolzenfels und da in unſerer Stadt
alle officiellen Empfangsfeierlichkeiten aufs
heſtimmteſte verboten waren, ſo fand auch
keine Vorſtellung ſtatt. In Remagen hatte-
der Lönig bei dem Grafen von Fuͤrſtenberg
das Frühſtück eingenommen und die daſelbſt
von letzterm erbaute ſchöne Apolliinariskirche
mit ibren herrlichen Fresken befichtigt, und
in Andernach Parade über die dortige Land-
wehreompagnie und reitende Batterie abge-
balten. Heute Morgen um 8 Uhr hielt: -
der König Heerſchau über die auf dem Schloß-
plaße und in der Neuſtadt aufgeſtellten
Truppen hieſiger Garniſon und fuhr ſodann
gegen halb 10 Uhr auf der Landſtraße naͤch
Trier ab. (F. P.
Gotha, 25. Juni. Laſſen Sie mich Ih-
nen heute noch über die Puntte unferer
neuen Verfaſſung, welche ſich auf die Nechte
des Volkes beziehen, referiren. Ihre Leſer
werden ſich dann mit mir überzeugen, *
unſer vortrefflider Herzog mit Recht von ibr
rühmte, ein freier Geiſt habe ſie zu Tage
gefördert. Die Grundrechte ſind zum größ-
ſen Theil in dieſelbe aufgenommen; ſo na-
 
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