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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 152-178 (1. - 31. Juli 1852)
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5 178.

Samiſtag, 31. Suli




vurch
Berichte werden gratis beigegeben
Hugkunft erthetlt/ die Spaltzeile in Petttſchrift 4 Ir.

Deutſchland.

Aus Baden, 28. Juli. Die bereits
geſtern erwähnte Berichtigung der Karlor.
Zeitung über die Armuth in Endingen lau-
ſet woͤrtlich: Nachdem nun auch dex Ges
meinderath von Endingen in einer Erklä-
rung die übertriebene Schilderung Üüber die
angẽ blich daſelbſt herrſchenden Noihſtände in
allem; Weſentlichen in Abrede ſtellt, ſieht
ſich der Freibuxger Unterſtützungs-Verein
veranlaßt/ das Aetenſtück mitzutheilen, wel-
ches der erſten Veröffentlichung zu Grunde
lag. Es war allerdings aus glaubwürdiger
Quelle gekommen, hatte aber in der Abſicht,
das Milgefühl zu rühren, die Noth in den
grellſten Farben gemalt und eine Reihe von
Behauptungen aufgeſtellt, die weder vor
der Waͤhrheit beſtehen, noch dem Kredit des
Städtchens nützlich ſein können. Ganz das-
ſelbe hat man in andern Fällen erlebt ; "es
mag zur Lehre für Diejenigen dienen, Die,
wenn auch aug wohlmeinender Abficht, durch
übertriebene Darſtellung von Nothſtänden
der Wahrheit Zwang aͤnthun, ganze Ge-
genden compromittiren und ein Mißtrauen
gegem öffentiiche Sammlungen läen, welches
Teicht!gerade daun ſich am empfindlichſten
äußern koͤnnte, wenn bei öffentlichen Auf-
forderungen einmal nicht übertrieben wird
und wirkliche Noth vorhanden iſt.

S SGeidelberg 30. Juli. Wir glauben
eine dem Verdienſte ſchuldige Pflicht zu er-
füllen ; indem wir über das Leben und die
wechſelreichen Schickſale des Großh. Oberſt-
lieutenants von der Suite der Infanterie,
Franz Xaver Rigel, deſſen feierliche
Beſtattung auf hieſigem Friedhofe wir ge-
ſtern bereiis gemeldet, nachfolgende aus
zuverlaͤſſiger Quelle geſchoͤpfie Notizen mit-
iheilen. Franz Raver Migel, Ritter mehrerer
hohen Orden, war der älteſte Sohn des
Fürſtlich Löwenſteiniſchen Juſtiz? Beamten
Laver Rigel und der Frau Chriſtine ge-
borene Cotiſtoph. Geboren am 13. Juli
1783 zu St. Johann in der Rheinpfalz und
mit Soͤrgfalt erzogen, nahm er in fruͤheſter
Zuͤgend den Eindruck dex reinſten Liebe fur
die Seinen in ſich auf und bewahrte bn
fein ganzes Leben hindurch. Nach dem Wil-
fen ſeines Vaters irat ex im Jahre 1805
in Koͤniglich Preußiſche Dienſte, wohnte in
denfelben in den Jahren 6 und T den Feld-
zügen dieſer Truppen gegen Frankreich bei
und wurde am 14. Februar des letzten
Jahres von den Badenſern gefangen ge-
nommen welcher Zufall ihn veranlaßte als
Junker im Jahre 1807 in Großh. Dienſte
zu neten. Noch in demſelben Jahre mar-
ſchirte er mit den Grotzh. Truppen nach
Spanlen/ und nahm/ 1808 zum Lieutenant
und 1813 zum Oberlieutenant vorgerückt,
Theil an den Ereigniffen des ewig denk-
wuͤrdigen ſiebenjähtigen Kampfes aͤuf der
Pyrenaͤiſchen Halbinfel , wobei er in der
Schlacht von Zernoſa ſchwer verwundet
wurde. Im Jahre 1813 in das Vaterland
zurüdgefehtt, mußte er alsbald naͤch Sachſen
Naͤrfchiren, in welcher Campague er Gele-
genheit fand, ſich in mehreren Hefechten


und Schiaͤchten auszuzeichnen, gerieth jedoch/
das Lobs jeiner Cameraden theilend, nach!

die Beilage - Blätter an.
Sournals
2


zeis hHalbjährite in Geidelberg s 2 fl..6 Ar
S ) * Die Séanbm(rtbfcbaft_ugcé’
on

fr., bet Snferaten, worüber die Srpedt


der großen Völkerſchlacht bei Leipzig in
Gefangenſchaft. Noch in demſelben Jahre
ſeiner Gefaͤngenſchaft enthoben, zog er in
dex Zeit der Befreiungskriege gegen Frank-
reich den Degen, während welcher Feldzuͤge
er zum Hauptmann befördert wurde. Waͤh⸗
rend ſeines ganzen Wirkens erfreute ſich
der Verſtorbene, von wahrem militäriſchen
Geiſte beſeelt, der größten Hochſchaͤtzung
ſeiner Vorgeſetzten, der allgemeinen Achtung
ſeiner Kameraden und der ungetheilten
Liebe ſeiner Untergebenen, die ihm, vom
wärmſten Antheil uͤber den ſo ſchmerzlichen
Verluſt ergriffen, gerne eine Thräne der
Wehmuth weihen. Von der Liebe zur Mi-
litärwiſſenſchaft und geiſtigen Beſchäftigun-
gen durchdrungen widmete er ſeine Mußen-
zeit der Aufzeichnung der Denkwürdigkeiten
des Spaniſchen Feldzuges und ſeiner Er-
innerungen an dieſen, wofür ihm die leb⸗—
hafte Anerkennung allerſeits zu Theil wurde.
Buͤrch allerhoͤchſten Befehl Sr. Kön. Hobh.
des Höchfifeligen - Großherzogs Leopold,
wurde er im Zahre 1840 zum Major be-
fördert und nach einer mehr als 40jährigen
Dienſtzeit, im Jahre 1844, mit dem Cha-
rakter alg Oberſtlieutenant in den Ruhe-
ſtand verſetzt. Schon viele Jahre vorher,
nämlich am 30. September 1819 hatte er
ſich mit Fraͤulein Louiſe von Frey verhei-
rathet und erfreute ſich in der Mitte ſeiner
Familie des größten häuslichen Glücks, das
nie ein Unwohlſein von ſeiner Seite trübte.
Vor 16 Jahren raffte jedoch deſſen innigſt
geliebte Tochter ein ſchleichendes Nerven-
fieber in der Blüche ihrer Jahre hinweg,
deren Verluſt der tiefgebeugte Vater me
vergeſſen konnte. In Foͤlge jeiner unausge-
fegten geiſtigen, zur Leidenſchaft gewordenen
Thaͤtigkeit, verſagte er ſich jede für ſeinen
Geſundheits⸗Zuſtand ſo unerläßliche Be-
wegung, was einen leichten Schlaganfall
herbeifuͤhrte. Sich von deſſen Folgen zu er-
holen, begab er ſich nun auf Anrathen des
Arztes naͤch Heibeiberg, um eine Kur zu
gebrauchen. Aber ungeachtet der ſo liebe-
dollen Pflege und Aufmerkfamkeit der theii-
nehmenden Berwandten, die alles zu ſeiner
Geneſung beizutragen ſuchten; und denen
tein Spfer zu gering war befiel ihn am
A.d. I, Morgens 2 Uhr; ein plötzlicher


ſeres Jenſeits abgerufen wurde..


ſchreibt ein dortißer Nürgaft? Dieſes Bad
ift im Beſitze dreier Qucllen, zweier Koh-


Dieſer letzlere iſt ein Borzug, durch welchen


geibahrt/ die man anderwärts Vergeblich fu-
en dürfte. Thaiſache iſt cS, DaB alle Der-


beim Zufammentreifen an der Schwefelquelle


rühmen können. *
Pfoͤrzhein/ 27, Juli (Prorsh. Beob)
In der geffrigen Großausſchuͤhſitzung wurde


einen Aufwand von ungefähr 90, 000 fl
erfordert, mit 37 gegen 25 Stimmen aus-
geſprochen, ſo wie der von unſerer ſtädti-
ſchen Behörde mit den Herren Gebrüder
Benckiſer dahier abgeſchloſſene Vertrag wes
gen Einführung einer Gasbeleuchtung in
hieſiger Stadt einſtimmig gutgeheihen.

In Furtwangen hat der hochwürdige
Erzbiſchöf von Bicart am 26, Juli unaes
fähr 1500 jungen Perſonen das Sacrament
der Firmung ertheilt. +

Eppingen, 27. Juli (B. Utzg,) Heute
früh verließ Herr Dekan Sattlex unfere
Staͤdt, in dex er über 12 Jahre als Seel-
ſorger der hieſigen katholiſchen Gemeinde
diente, um ſeine neue Pfarkei Wieblingen
zu beziehen. Wir fanden bei dieſem An-
iaſſe wiederholt die Wahrheit beffätigt: Es
gibt kein größeres, intenfiveres ©lück, als
die Achtung und die Liebe feiner Mitbürs
ger, Mitmenfchen, Wem dieſe Liebe, dieſe
Achtung mangelt, der iſt ein Bettler, ſäße
er auch auf Königsthronen! Hertn Detaͤn
Sattler’$ Wirffamfeit war eine ſtille ge-
räuſchloſe, treue; die Armen zu troͤften, ihs
nen leibliche und geiſtliche Hilfe zu bringen,
war, wie es einem würdigen Prieſter ges
ziemt, ein Kern und Stern ſeiner Seel-
forge! Sattler war weit entfernt, jenem unz
fruchtbaren theologiſch⸗dogmatiſchen Gezänfe
zu huldigen,/ das in neuerer Zeit an vielen
Orten unfereg und des deutſchen Baterlans
des auftauchte, das die Herzen erbittert,
die Liebe verſcheucht und ein unchriſtliches
Gebahren hervorruft; er lebte deshalb guch
mit den hieſigen evaͤngeliſchen Geiftlichen,
die in dieſem Betreffe der gteichen tobens?
werthen Anſichten find, in Frieden und Ein-
traͤcht, und ſo konnte es nicht anders fom-
men: der confeſſionelle Friede wohnte in
unſern Mauern, zu dem ſich auch der poli-
tiſche gefellte. Ehre desbalb dem Geſchte-
denen und möge ihm auf ſeiner neuen Stelle
Segen, Gluͤck und Freude exrblühen!

Aus dent kirchzartener Thal, 2.. Juli.
(Bad. Ldztg.) Seit ungefähr Mongten
erdröhnt hin und wieder in unſeren Ber-
gen der dumpfe Schlag des bergnänntſchen
Spighammers. Eine Aeiiengeleilſchaft laßt
einfig nach Gold forſchen. Ob die Sage
vom goldenen Martin, welche hiex unter
dem Landvolfe verbreitet “ ift, den Jmpuls
zu dieſer Kaliforniade gab, oder ob fonz
ſtige Spuren und Kennzeichen vorhanden
waren, koͤnnen wir nicht angeben, . So
viel wir hörteh,. wird . {fo ziemlich wild In
den Taͤg hinetn ' gefhürft und fomit {
dis jebt Natürlih Das erwühfdte. Ergedniß
nicht erteicht worden. Es fyheint, das wahre
Goͤld iſt uns dieſes Jaͤhr ſchon geworden?
e8 beftand- und beſtell dies in uNnferer veis
chen und gefegneten Ernte. — Das benach-
barte Baͤß Littenweiler erfreut ſich heuer
auch einer ſtaͤtkeren Frequenz, wovon an
her einigen auffallenden Badekuxen wohl
zuch die in jeder Beziehung entſprechende

Sn Grenzach uͤherreichten am 26. Jult
die Bürger ihrem langjährigen Bürgermels
er Safob Blubacher einen ſilbernen
Ehrenbecher.
 
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