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ſchrieben, zu deren Zuſammenkunftsort, auf
Anregung auswärtiger Mitglieder, München
beftimmt iſt.

Berlin, 30. Juli. (F, Pz.) Die Kreuz-
zeitung verkuͤndet, ob mit Recht oder Un-
recht wiſſen wir nicht: Nachrichten aus
Muͤnchen bezeichnen den Rücktritt des baye-
riſchen Miniſterpräſidenten v. d. Pfordien
alg nahe bevorſtehend. (Das Mannh. I,
beſtätigi die Nachricht aus eigenen Briefen,
doch foll man von verſchiedenen Seiten
Anſtrengungen machen, ihn zu halten.)

Bremen, 29. Juli. (3. f. N) Der
Bundescommiſſär, Herr Fiſcher, hat eine
Weſchreibung der zu veraͤußernden deutſchen
Flottenſchiffe? in deutſcher, engliſcher und
franzöſiſcher Sprache veroͤffenſlicht. Der
Preis ſaͤmmtlicher deutſcher Schiffe iſt an-
nähernd auf 1,213,00C Thlr. pr. Ct. an-
gegeben.

Hannover, 29. Juli. (N. Korr.) Die

hier veranſtaltete Sammlung für die abge-
geſetzten Kieler Profeſſoren u. f w. hat er
freulichen Fortgang, da bisher gegen 700
Rihlr. gezeichnet und gezahlt find, und zwar
von Männern aller politiſchen Parteien,
vorzugsweiſe von höheren Staatsdienern,
Lehrern und wohlhabenden Bürgern. Das
Miniſterium hat das Sammeln bereitwilligſt
geftattet, Unter den Beitragenden ſind auch
die frühern Miniſter Bennigſen, Braun,
Lindemann und Meyer.
‚ Gelle, 27, Juli. (Hannov. Ztg.) Die
vorige Nacht iſt unſer benachbartes Weſter-
celle durch großes Unglück in einer Feuers-
brunſt heimgeſucht worden. Ungefähr das
halbe Dorf liegt in Schutt und Aſche, von
den 33 Höfen 15 nebſt Scheuern und vie-
len Nebengebäuden, außerdem noch das
Schulhaus und die Wohnungen einiger An-
bauer. Daß in den 3, 4 Gebäuden, die
das Feuer zuerſt ergriff, faſt alles Vieh,
Pferde, Kühe, Schafe verbrannt ift, daß
auch übrigens bei der außerordentlich ſchnel-
ſen Verbreitung des Feuers nur äußerſt
wenig gerettet iſt, vergißt man über dem
namenloſen Unglück, daß faſt eine ganze,
geſtern noch glückliche Familie das grau-
ſame Opfer des verheerenden Elements ge-
worden. Von der Familie Krüger iſt die
Multer, todt zuſammenliegend mit ihrer
Wiährigen Tochter, einer verlobten Braut,
vor der Thüre, ſchon außerhalb des Hauſes,
heute morgen gefunden worden, ein jün-
geres 13jähriges Kind iſt noch nicht unter
der Aſche heraͤusgezogen, unter der es be-
graben liegen wirdz;z der Vaͤter, mit bren-
nendem Ueberwurf an die nahe Fuſe ſich
flüchtend, iſt ſo durch und duͤrch verſengt
und verbrannt, daß er den Anblick des
großen Unglüds kaum Stunden noch über-
leben zu können ſcheint; und nur das letzte
Glied, ein 11jähriger Sohn, iſt unverſehrt
geblieben, um der Erbe der Aſche ſeiner
Eltern und Geſchwiſter zu werden.

Göttingen. Der Dr. phil. J. G. Weſt-
phal hat in der Nacht des 24, Juli auf
der hieſigen königlichen Sternwarle einen
Kometen etwa 134° ſüdlich von dem Stern
F. Eiscium entdeckt.

Noſtock, 21. Juli. Das Obergericht hat
eine Bekanntmachung erlaſſen, nach welcher
die hieſige Kaufmannscompagnie beſchloſfen
hat, die von der im Jahr 1848 aus ihrer
Vitte erwählten Deputation zum Bau eines
in Roſtock für die deut-
ſche Flotte gezahlten Gelder und geleiſteten
Beitrage naͤch der nun erfolgten Auflöfung
der Floͤtte anderweitig zu verwenden, wenn
nicht Anſpruͤche von Behörden oder dritten
Perſonen erhoben werden und wenn und
inſoweit nicht einzelne Geber deren Ruͤck-
gabe verlangen. Zur Hälfte ſollen die Gel-
der der Gewerbeſchule zu Roſtock, zur an-
dern Haͤlfte einer zu errichtenden See-

ſoll jedoch der Gewerbeſchule zufallen, wenn
die Seemannsſchule nicht bis Januar 1858
ins Leben triit. Diejenigen, welche nun
Auſpruche an die Geider machen wollen,
werden aufgefordert, ſich bis zu einem be-
ſtimmten Termin unter Androhung der Aus-
ſchließung zu melden.

Wien, 27, Juli. (Pr. 3.) Die in den
Stand der Armee aufgenommenen ehemali-
gen Honveds ſind, ſo weit eine Berückſich-
igung thunlich war, zur Mehrzahl durch
die Gnade des Katfers wieder entlaſſen
worden. Ueberhaupt ſieht man, daß Oe-
8** Kaiſer im edlen Sinne vergeſſen
ann.

Wien, 28. Juli. In einem Briefe von
hier an den „Conſtitulionnel“ leſen wir Fol-
gendes über die Reiſe des Kaiſers in Ün-
garn: Im Winter, bei Regen und Staub,
bei Tage und bei Nacht reift der Kaiſer
nie anders alg in offenem Wagen. Eine
Folge davon iſt, daß ſeine Gefuͤndheit der
Strenge der Jahreszeiten zu trotzen ver-
mag: 30 Grad Hiße und 16 Grad Kaͤlte
cnach dem 100gradigen Thermometer). Die
Reiſe, welche er gegenwärtig in Ungarn
macht, muß ſehr ermüdend ſein, da die un-
gariſchen Straßen in dieſer Jahreszeit ebenſo
ſtaubig ſind alg die der Provence, Man
nehme zu dieſer Unannehmlichkeit den En-
thuſtasmus der Edelleute und Bauern, welche
allenthalben den Kaiſer zu Pferd begleiten
und bisweilen eine Escorte von 3000 Rei-
tern bilden, und ıman wird ſich eine ge-
naue Vorſtellung von einer ſolchen Art zu
reiſen machen können! Das Gefolge des
Kaiſers beſteht aus 120 Perſonen und 40
Wagen Wenn der Kaiſer irgendwo an-
fommt, bringt er zuerſt ſeinen Anzug in
Ordnung und nimmt ſpäter die Deputatio-
nen und Petitionen der Bauern in Em-
pfang. Die Vorſlellungen dauern oft bis
Mitternacht. Franz Joſeph ſchläft nie mehr
alg 5 Slunden, oft aber geſchieht es im
Verlauf des Tags, daß er alle Thüren und
Fenſter der Zimmer, die er hewohnt, ſchlie-
ßen läßt und ſich auf ein Sopha wirft.
Nach einer halben Stunde ſteht er ſo friſch
wieder auf, wie wenn er die ganze Nacht
geſchlafen hätte. Ein unermüdlicher Arbei-
ler, thüt und ſteht er Ales ſelbſt. In die-
ſem jungen Souverän von 21 Jahren ift
der Stoff zu einem großen Manne vor-

handen.
Schweiz.

Von der Grenze, 31. Juli.
Gallen iſt der deutſche Dichter Uhland ein-
getroffen, um auf der Stifisbibliothek hifto-
riſche Nachforſchungen vorzunehmen. — Da
eidgenöſſiſche Turnfeſt hat in Genf vorge-
ſtern begonnen. — Die Stadt Genf hat
ſich aus dem Nachlaſſe von Pradier die
Gruppe „Homer und ſein Führer“ um 3070
Fr. erworben. — In der aargauiſchen Ge-
meinde Dintiken hat man die ſehr beher-
herzenswerthe und mit einer andern Er-
ſcheinung in Baſelland übereinſtimmende
Beobachiung gemacht, daß, während es ſonſt
ſeit Menſchgedenken dort nie hagelte, nun
3 Jahre hintereinander und zwaͤr ſeitdem
die Gemeinde Villmergen einen Zannen-
hochwald auf dem Bekge gegen Südweſt
nieberſchlug, der Hagel dad Langelenfeld

heimſuchte. 4
Frankreich.

Paris, 1. Auguſt. Der /Moniteur“
veröffentlicht heute eine Reihe wichtiger Er-
nennungen, die im Gefolge der eben einge-
tretenen Cabinetsmodificaſionen im Staais-
rath gewiſſermaßen eine Nothwendigkeit ge-
worden ſind. Drei Seckionen der letztge-
nannten Staatoͤbehoͤrde, die fuͤr Krieg und
Marine, die für ſtreitige Angelegenheiten,
und die für öffentliche Bauten, haben neue



in Die activen Cadres wiẽder eingetreten
iſt Maillard abgedankt hat und Maͤgne in
das Miniſterium wieder eingetreten iſt. Ge-
neral Allaxd und die Herren Boudet und
Villefroy ſind zu Vorſttzenden der 3 Sec-
tionen ernannt. Ernannt ſind ferner 5
neue Mitglieder des Staatsraths: Perſti,
von Cormenin, Cochelet, von Maigne, und
Arrighi, Marquis von Padua. Die beiden
Letztgenannten waren ſchon Requetenmeiſter
erſter Klaſſe. Durch aͤndere Decrete find
ferner ernannt: 3 Requetenmeiſter erſter
Llaſſe, 3 ſolcher zweiter Claſſe und endlich
3 Räthe. Das amtliche Blalt enthält fer-
ner eine Reihe von Ernennungen und Be-
foͤrderungen im Orden der Ehrenlegion und
für die Militärmedaille. Geſtern und
heute bildeten die im Cabinet eingetretenen
Modificationen das ausſchließliche Tages-
geſpraͤch.

Schweden und Norwegen.

Gotheuburg, 24. Juli. (N. Pr. Ztg.)
Geſtern iſt in einer Verſammlung des Ma-
giſtrets und der Aelteſten der Bürgerſchaft
heſchloſſen worden, daß, nachdem die für
Gothenburg beſtimmt gewefene Gußlav-
Adolph⸗Statue am 13. d. auf Helgo-
land verkauft worden, ſogleich eine neue
Statue bei dem Director F, v. Miller in
Munchen beſtellt werden ſoll. Man hofft,
dieſelbe vor Johannis nächſten Jaͤhres hier
anlangen zu ſehen.

Neuere Poſten.

Auch die miniſterielle Preuß. (Adler=)
Zeitung“ vom 3. Auguſt erflärt das von
„Morning Chronicle gebrachte Actenſtück
über einen geheimen nordiſchen Vertrag in
Bezug auf das napoleoniſche Kaiſerthum
für eine leere Erfindung.

Die /Pfälzer Zeitung“ widerſpricht dem
Gerücht vom Rücktritt des bayer. Miniſter-
präſidenten v. d. Pfordten, dagegen ſei der
Rücklritt des Herrn v. Zwehl, Miniſters
des Innern, nicht unwahrſcheinlich.

Die belgiſche Miniſterkriſis iſt, wie man
aus Brüſſel vom 1. Auguſt meldet, vorläu-
ſig dadurch beſeitigt, daß die bisherigen
Miniſter bis auf Weiteres in ihrem Amte
bleiben. —

„Morning Herald vom 31. Juli erklaͤrt
ſich ſehr befriedigt über die eben in dem
franz. Cabinet eingetretenen Perfonalver-
änderungen.

Nach dem „ Moniteur“ vom 2 Auguſt
find die Herren Maillard, Cornudet und


wegen, alg Mitglieder des Staatsrathes
entlaſſen worden.



Redigſrt unter Verantwortlichkeit von G. Keichard.

Die drei ſchönſten Lebensblumen.

Herrn Profeſſor Dr. Dittenberger
in innigſter Verehrung und reinſter Hochaͤchtung
gewidmet.
Wag iſt das göttlichſte der ganzen Welt,
Was hält uns aufrecht im Gewand vom Staube,
Was iff’S, das uns der Gottheit näher ſtellt?
Es iſt das geiſtig⸗herrlichſte — der Glaube.

Wodurch ſind wir dem Schövfer ſelbſt verwandt,
Wie nennen wir den göttlichſten der Triebe,
Was iſt der Zukunft Freuden ſichres Pfand?

Es iſt des Herzens Seligkeit — die Fiebe.

Was mahnt im Leiden ſonſt uns zur Geduld-
Wodurch fehyn wir fhon hier den Himmel offen,
Was ift des efv’gen Vaters höchſte Zuld?

Es iſt der Seele reinſte Labung — Hoffen.

O möchten doch durch Deinen Lebenskranz-
Sich dieſe Blumen ſchön und freudig winden,
In ihrem reinen/ nie getruͤbten Glanz
Laͤßt ſich das Paradies leicht wieder finden !#

R.
 
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