jeder Unbefangene aus der confequenten
und unbeixrten Haltung des Gouvernemenie
in den Zollvereinsanhelegenheiten enineh!
men konnte, daß ebenio wentg wie in der
aͤußern, ſo in der innern Politil Differen-
zen in den leitenden und beftimmenden
Kreiſen ſtattfinden, und daß die diesfaͤlli-
gen Gerüchte, welche darüber in der Preſſe
vor kurzem in Umlauf waren, ihrer Bez
gründung vollkommen entbehren! Die un
angenehme , Polemit, welche damals zwi-
ſchen verſchiedenen Organen der Preffe he-
ftanden, hatte wohl weniger ihren Grund
in waltenden Meinungsverſchiedenheiten in
den beſtehenden Kreifen, ais in der ver-
ſchiedenen Auffaſſung der Sachlage der be-
treffenden Leiter dieſer Organe.
* Berlin, 4. Aug. Die bekannte frü-
here Romanſchrifiſtelerin und jetzt reuige
Convertilin Graͤfin Hahn⸗Hahn giebt ſich
viele Mühr, dem von ihr zu begründenden
Kloſter für ſitilich gefallene Maͤdchen Theit-
nahme zu gewinnen. Sie will uͤbrißens
das Kloſter nicht, wie es früher hieß, „from-
men Herzen!, fondern /zum guten Hirten“
nennen.
Bromberg. Ein grohes hieſiges Hand-
lungshaus hat ſich mit einem Fallitenbe-
trag von einer halben Million für zahlungs-
unfähig erklaͤrt. Dieſes Haus beſaß noch
im Herbſt ein das jetzige Defieit bedeu-
tend überwiegendes Activvermögen und hat
ſich durch ungeheure Kornſpeeulationen rui-
nirt, was ein Zeichen für die gute dies-
jährige Ernte iſt.
K Schweiz.
Von der Grenze, 3. Auguſt. Man
ſpricht von einer nahe bevorſtehenden Ver-
ſammlung Lonſervativer Freiburger und
Berner zu Mühlethal bei Taffers. — Im
berneriſchen Jura iſt man einer Falſchmuͤn—
zerbande auf der Spur; eine ziemlichẽ Zahl
falſcher ſchweizeriſcher Fünffrankenthaler if
bei den Bewohnern des Hofes Grangeron
bei Ancel vorgefunden worden! Die ver-
dächtigen Individuen wurden arretirt und
nach Delsberg abgeführt. — Der teſſini-
ſche Bildhauer Vela ſoll aus der Lombar-
det ausgewieſen worden fein, weil er in
unziemlicher Weiſe die auf ihn gefallene
Vaͤhl zu einem Witglied der Akademie zu
Mailand abgelehnt haͤtte.
— England.
London 2, Aug. Die meiſten Miniſter
ſchicken ſich an, während der nahe bevorſte-
henden gewöhnlichen Ferien London zu ver-
Yaffen, um dieſelben auf dem Lande, wo
nicht auf dem Continent zuzubringen. Einige
Mitglieder des Cabineis haben ihre Ur-
Yaubsreife ſchon angetreten.
*4 Italien.
* Im Gegenſatz zu den Behauptungen
der meiſten Alätter, daß die Beziehungen
zwiſchen dem Turiner Cabinet und der Cuͤrie
durch Louis Napoleons Vermittelung ſich
freundlichen geftaltet., haben,. berichtet. Die
2 Alls 3tg. aus Turin, vom 29. Juli,
von einem wahrſcheinlich völligen Abbrechen
der Unterhandlungen mit dem. paͤpfilichen
Stuhl. Leßtere Nachricht, welche zugleich
%am neueſten Datum iſt ſcheint uns, ihrer
Quelle wegen, die glaubwürdigere zu fein,
Als Haupigrund dieſer neuen Zwietraͤcht
des Papſtes mit dem ſardiniſchen Cabinet
geynt der Turiner Lorreſpondent der A,
Allg. 3. nehen dem Ehegefeß die Veraͤuße
TUNg, eines Theiles des Karthäufer=Klofters
— zur Einrichtung einer Irren-
Griechenland
Ueber den firdligden Streit in
Sriedhenland,. weldes fheilg durch
Eingriffe ‚ausmärtiger. Mächte, und : mehr
noch durch das zu frühe, die fittlihe, bür-
gerliche und politiſche Reife des Volkes
zu
anſt
überholende Abſtreifen der ſtraffen Ordnung
faſſung in eine andauernde, das Entwideln
eines geſunden Staalslebens hemmende Kıf-
Zeitung vom S, d. M, folgende beachtens-
werthe Ueberſicht: Der griechiſche Kirchen-
ſtreit hat mit dem auf latholiſchem Gebiet
ſpielenden manche Aehnlichkeiten! Dort wie
hier handelt es ſich nicht um Gkaubens?
ſondern um Rechisfragen, um das Ver-
hältnif zwiſchen Staat und Kirche, um die
Stellung und Berechtigung der Hierarchie
gegenübex der welilichen Gewalt. Nur hat
in Griechenland der Streit eine mehr na-
tionale Seite, indem es ſich zugleich um
die Unabhaͤngigkeit der Staals und Ratio-
nalkirche handelt Das Oherhaupt der grie-
chiſchen Kirche iſt bekanntlich der Patriarch
von Konſtantinopel! Das Verhältuiß der
Regierung und der kirchlichen Oberbehoͤr
den Griechenlands zu dem Patriarchen, bis-
her faſt nur prexnoriſch und facliſch ge-
ordnet/ ſollte enblich durch gegenfeitige Ver-
einbarung definitiv geregelt werden! Nun
fann es für Griechenland nicht einerlei fein,
ſchaft und dem Einfluß der türkiſchen Re-
gierung ſtehende Patriarch haben foll. Frü-
bere Vorgänge haben bereits „genuglam
Lzeigt, was die Macht des geiftlichen
Oberhirten für Gefahren in ſich fahlieht.
Im Anfang des griechiſchen Unabhängig-
leitstampfes fand ſich z. B. der Patriarch
bewogen, ein Manifeſt gegen die nationale
Erhebung zu erlaſſen undı die Excommuni?
eation über alle Diejenigen auszuſprechen,
die ſich daran betheiligten. Hat dieſes Ver!
dammungsurtheil auch die Bewegung nicht
aufgehalten und teine Glaubenoͤſpaunung
hervorgebracht, ſo war es doch der Samen
mannichfacher politiſcher Zwietracht. Nach-
dem die Unabhängigkeit errungen und das
Königthum hergeſtellt war, fam man auch
an die kirchliche Organiſation. Auch hier
wollte man ſelbſtſtändig ſein und errichtete
alg oberſte Behoͤrde die/ heilige Synode“,
beſtehend aus einheimiſchen Biſchöfen und
Naͤlaten, die in Zuſammenwirkuug mit
Vertretern der weltlichen Gewalt die grie-
chiſche Kirche regieren ſollte. Dem König
wurde der entſprechende Einfluß auf die
kirchliche Ernennung und Verwaltung ein-
geräumt, und der Zuſammenhang mit dem
Patriarchen zwar nicht abgeſchnitten aber
ſehr geſchwächt. Es iſt dies eine ähnliche
Organifation ,, wie ſie in Rußland beſteht.
Im Jahr 1850 wurde ein Profeſſor der
Theologie von dem Könige Otto nach Kon-
flantinopel geſendet, um die Zuſtimmung des
Patriarchen zu der griechiſchen Kirchenver-
faſſung zu erwirken. Diefe wurde dann auch
ſcheinbar ertheilt, aber unter Bedingungen,
welche die Wirkfamkeit der hl. Synode auf
einem Umweg wieder völlig von Konſtan-
tinopel abhängig machen ſollten. Das ging
denn doch nicht an, wie in einem Buche
des Theologen Pharmakides aufs gründ-
lichſte und eingehendſte nachgewieſen wurde.
Das Buch hat in Griechenland das unge-
heuerſte Auffehen gemacht und war laͤngere
Zeit der Gegenſtand nicht blos aller Bis-
cuſſionen des Publicums, ſondern mehrfacher
Divergenzen im Schooße der Regierung,
Während man in den gebildeten Kreiſen
im Princip ziemlich einig war und hoͤchſtens
über untergeordneie Punkte, 3, B. Über die
Zuſammenfetzung der hl. Synode im Hin-
blick guf gewiſſe Vorſchriften des allgemei-
nen Kirchenrechts, verſchieden dachte, be-
mächtigte ſich der religiöfe Fanatismus der
Sache und fachte die glimmende Kohle zu
einem Brand an, welcher das ganze Land
zu ergreifen droyte. Sie Leute von der
ſtrengen Obſervanz erklaͤrten die Religion
und Kirche in Gefahr, und der zelotifche
Nönch Chriſtopheros Papulakis zog in der
Maina herum, einen Kreuzzug predigend
gegen dieſe gettloſe Megierung, weiche daͤs
Haupt vom Rumpf der Kirche trennte und
die Religion veriilgen wolle. Vergeblich
Warnte die Regierung, vergeblich die heil,
Synode; ibre Proclamationen hatten eher
den- Erfolg, den Anhang des Fanatikers zu
färfen, als zu fchlhaͤchen! Wahre Bolfs-
Serfammlungen gab e$, wo Der für. ein
Wefen Höherer Art angelaunte Wander-
prediger auftrat, und Tauſende von Be-
waffneten folgten feinem Rufe, eine Art
Freiſchaareneoxps vildend, und jeden Augen-
blick bereit, ſich den voͤn dein Fanatiker
verheißenen Himmel durch die Tödtung kön.
Soldaten zu verdienen. Ob fremde Intriz
guen hier wieder mit Unterlaufen, iſt
noch nicht ausgemacht. Daß Rußland die
Hand mit im Spiele habe, iſ wohl behaup-
tet, ruͤſſiſcher Seits aber halbofficiell ge-
läugnet worden. Man weiß, daß die Ne-
gierung der Bewegung endlich Meiſter ge-
worden. Es gelang durch Liſt oder woͤhl
auch Verrath, den firchlichen Wuͤhler aus
feinem Schlupfwinfel in einer Hoͤhle des
Gebirges Taygetos herauszulocken, gefan-
gen zu nehmen und nach dem Piräus zu
bringen. Die bewaffneten Horden zerfreu-
ten ſich; ihren Aufſtifter wird man wobhl
in eine Feſtung ſperren und unſchädlich
machen. Damit iſt die Sache aus dem
Stadium tumultuariſcher Volksaufregung
wieder herausgetreten aber noch fo uner-
ledigt wie vorher. Der König, kränktich und
von Bekümmerniſſen gequält , hat ſich auf! .
eine Zeit lang aus dem Lande entfernt, um
in heimathlicher Luft Stärkung fuͤr Geiſt
und Körper zu ſuchen. Vielleicht iſt ſeine
Reiſe nicht ohne nähern Zuſammenhang
mit der kirchlichen Frage. Wenigſtens hat
man die Meinung ausſprechen hören , die
MRegentfchaft, der tiugen und willenskraͤftigen
Koͤnigin dürfe nicht das ungeeignetſte Mit-
tel ſein, eine feſtere Ordnung hekbeizuführen.
Rach den neueſten Berichten hat die Koö?
nigin beim Antritt ihrer Regentſchaft ‚an
die Stelle des Hrn. Danapulbs, Miniſters
des Innern, Herrn Palamides ernannt,
Möglich, daß dieſe Ernennung bereits ein
energiſches Vorſchreiten in dem kirchlichen
Confliet andeutet.) **
Neuere Poſten.
Die durch alle Blätter laufende Nach-
richt daß Dom Miguel von Braganza die
Eeburt ſeines Sohnes den europäifdhen
Höfen durch Couxiere angekundigt habe,
ſceint aus dem einfachen Grund, daß naͤch
ſicheren Berichten die erlauchte | Gemablin!
bes Prinzen auf dem Schloß Heubach bei
Niltenberg ihrer Niederkunft erſt entgegene
fieht, mindeſtens verfruht zu ſein.
Mit dem 1. Detober wird die telegr.
Verbindung zwiſchen der Pfalz und Bayern
dem öffentlichen Verkehr übergeben.
Nach der Köln, Ztg. vom 5 d. M hat
die öſtreichiſche Regierung den Grafen Rech-
berg in Zollunterhandlungs⸗Angelegenheiten
als Commiſſaͤr an die fuͤddeuͤtſchen Hoͤfe
geſchickt. } —
In Paris ſcheint das Gerücht vom Ein-
tritt Rouher’$ in das Kriegsminiſterium
nicht jeden Grundes zu entbehren. Die
Pariſer Voſt vom 4 Auguſt iſt uns beim
Schluß des Blattes noch nicht zugegangen.
Redigirt unter Verantwortlichteit von G. —
Eiuladung.
Es iſt der lebhafte Wunſch vieler Mit-
glieder der evangel Kirchengemeinde zum
ı Deil, Geiſt, mit Orn. Profeſſor Ditten-
berger, ihrem hochoerehrten Seelſorger/
vor ſeiner Abreiſe noch einige freundliche
und unbeixrten Haltung des Gouvernemenie
in den Zollvereinsanhelegenheiten enineh!
men konnte, daß ebenio wentg wie in der
aͤußern, ſo in der innern Politil Differen-
zen in den leitenden und beftimmenden
Kreiſen ſtattfinden, und daß die diesfaͤlli-
gen Gerüchte, welche darüber in der Preſſe
vor kurzem in Umlauf waren, ihrer Bez
gründung vollkommen entbehren! Die un
angenehme , Polemit, welche damals zwi-
ſchen verſchiedenen Organen der Preffe he-
ftanden, hatte wohl weniger ihren Grund
in waltenden Meinungsverſchiedenheiten in
den beſtehenden Kreifen, ais in der ver-
ſchiedenen Auffaſſung der Sachlage der be-
treffenden Leiter dieſer Organe.
* Berlin, 4. Aug. Die bekannte frü-
here Romanſchrifiſtelerin und jetzt reuige
Convertilin Graͤfin Hahn⸗Hahn giebt ſich
viele Mühr, dem von ihr zu begründenden
Kloſter für ſitilich gefallene Maͤdchen Theit-
nahme zu gewinnen. Sie will uͤbrißens
das Kloſter nicht, wie es früher hieß, „from-
men Herzen!, fondern /zum guten Hirten“
nennen.
Bromberg. Ein grohes hieſiges Hand-
lungshaus hat ſich mit einem Fallitenbe-
trag von einer halben Million für zahlungs-
unfähig erklaͤrt. Dieſes Haus beſaß noch
im Herbſt ein das jetzige Defieit bedeu-
tend überwiegendes Activvermögen und hat
ſich durch ungeheure Kornſpeeulationen rui-
nirt, was ein Zeichen für die gute dies-
jährige Ernte iſt.
K Schweiz.
Von der Grenze, 3. Auguſt. Man
ſpricht von einer nahe bevorſtehenden Ver-
ſammlung Lonſervativer Freiburger und
Berner zu Mühlethal bei Taffers. — Im
berneriſchen Jura iſt man einer Falſchmuͤn—
zerbande auf der Spur; eine ziemlichẽ Zahl
falſcher ſchweizeriſcher Fünffrankenthaler if
bei den Bewohnern des Hofes Grangeron
bei Ancel vorgefunden worden! Die ver-
dächtigen Individuen wurden arretirt und
nach Delsberg abgeführt. — Der teſſini-
ſche Bildhauer Vela ſoll aus der Lombar-
det ausgewieſen worden fein, weil er in
unziemlicher Weiſe die auf ihn gefallene
Vaͤhl zu einem Witglied der Akademie zu
Mailand abgelehnt haͤtte.
— England.
London 2, Aug. Die meiſten Miniſter
ſchicken ſich an, während der nahe bevorſte-
henden gewöhnlichen Ferien London zu ver-
Yaffen, um dieſelben auf dem Lande, wo
nicht auf dem Continent zuzubringen. Einige
Mitglieder des Cabineis haben ihre Ur-
Yaubsreife ſchon angetreten.
*4 Italien.
* Im Gegenſatz zu den Behauptungen
der meiſten Alätter, daß die Beziehungen
zwiſchen dem Turiner Cabinet und der Cuͤrie
durch Louis Napoleons Vermittelung ſich
freundlichen geftaltet., haben,. berichtet. Die
2 Alls 3tg. aus Turin, vom 29. Juli,
von einem wahrſcheinlich völligen Abbrechen
der Unterhandlungen mit dem. paͤpfilichen
Stuhl. Leßtere Nachricht, welche zugleich
%am neueſten Datum iſt ſcheint uns, ihrer
Quelle wegen, die glaubwürdigere zu fein,
Als Haupigrund dieſer neuen Zwietraͤcht
des Papſtes mit dem ſardiniſchen Cabinet
geynt der Turiner Lorreſpondent der A,
Allg. 3. nehen dem Ehegefeß die Veraͤuße
TUNg, eines Theiles des Karthäufer=Klofters
— zur Einrichtung einer Irren-
Griechenland
Ueber den firdligden Streit in
Sriedhenland,. weldes fheilg durch
Eingriffe ‚ausmärtiger. Mächte, und : mehr
noch durch das zu frühe, die fittlihe, bür-
gerliche und politiſche Reife des Volkes
zu
anſt
überholende Abſtreifen der ſtraffen Ordnung
faſſung in eine andauernde, das Entwideln
eines geſunden Staalslebens hemmende Kıf-
Zeitung vom S, d. M, folgende beachtens-
werthe Ueberſicht: Der griechiſche Kirchen-
ſtreit hat mit dem auf latholiſchem Gebiet
ſpielenden manche Aehnlichkeiten! Dort wie
hier handelt es ſich nicht um Gkaubens?
ſondern um Rechisfragen, um das Ver-
hältnif zwiſchen Staat und Kirche, um die
Stellung und Berechtigung der Hierarchie
gegenübex der welilichen Gewalt. Nur hat
in Griechenland der Streit eine mehr na-
tionale Seite, indem es ſich zugleich um
die Unabhaͤngigkeit der Staals und Ratio-
nalkirche handelt Das Oherhaupt der grie-
chiſchen Kirche iſt bekanntlich der Patriarch
von Konſtantinopel! Das Verhältuiß der
Regierung und der kirchlichen Oberbehoͤr
den Griechenlands zu dem Patriarchen, bis-
her faſt nur prexnoriſch und facliſch ge-
ordnet/ ſollte enblich durch gegenfeitige Ver-
einbarung definitiv geregelt werden! Nun
fann es für Griechenland nicht einerlei fein,
ſchaft und dem Einfluß der türkiſchen Re-
gierung ſtehende Patriarch haben foll. Frü-
bere Vorgänge haben bereits „genuglam
Lzeigt, was die Macht des geiftlichen
Oberhirten für Gefahren in ſich fahlieht.
Im Anfang des griechiſchen Unabhängig-
leitstampfes fand ſich z. B. der Patriarch
bewogen, ein Manifeſt gegen die nationale
Erhebung zu erlaſſen undı die Excommuni?
eation über alle Diejenigen auszuſprechen,
die ſich daran betheiligten. Hat dieſes Ver!
dammungsurtheil auch die Bewegung nicht
aufgehalten und teine Glaubenoͤſpaunung
hervorgebracht, ſo war es doch der Samen
mannichfacher politiſcher Zwietracht. Nach-
dem die Unabhängigkeit errungen und das
Königthum hergeſtellt war, fam man auch
an die kirchliche Organiſation. Auch hier
wollte man ſelbſtſtändig ſein und errichtete
alg oberſte Behoͤrde die/ heilige Synode“,
beſtehend aus einheimiſchen Biſchöfen und
Naͤlaten, die in Zuſammenwirkuug mit
Vertretern der weltlichen Gewalt die grie-
chiſche Kirche regieren ſollte. Dem König
wurde der entſprechende Einfluß auf die
kirchliche Ernennung und Verwaltung ein-
geräumt, und der Zuſammenhang mit dem
Patriarchen zwar nicht abgeſchnitten aber
ſehr geſchwächt. Es iſt dies eine ähnliche
Organifation ,, wie ſie in Rußland beſteht.
Im Jahr 1850 wurde ein Profeſſor der
Theologie von dem Könige Otto nach Kon-
flantinopel geſendet, um die Zuſtimmung des
Patriarchen zu der griechiſchen Kirchenver-
faſſung zu erwirken. Diefe wurde dann auch
ſcheinbar ertheilt, aber unter Bedingungen,
welche die Wirkfamkeit der hl. Synode auf
einem Umweg wieder völlig von Konſtan-
tinopel abhängig machen ſollten. Das ging
denn doch nicht an, wie in einem Buche
des Theologen Pharmakides aufs gründ-
lichſte und eingehendſte nachgewieſen wurde.
Das Buch hat in Griechenland das unge-
heuerſte Auffehen gemacht und war laͤngere
Zeit der Gegenſtand nicht blos aller Bis-
cuſſionen des Publicums, ſondern mehrfacher
Divergenzen im Schooße der Regierung,
Während man in den gebildeten Kreiſen
im Princip ziemlich einig war und hoͤchſtens
über untergeordneie Punkte, 3, B. Über die
Zuſammenfetzung der hl. Synode im Hin-
blick guf gewiſſe Vorſchriften des allgemei-
nen Kirchenrechts, verſchieden dachte, be-
mächtigte ſich der religiöfe Fanatismus der
Sache und fachte die glimmende Kohle zu
einem Brand an, welcher das ganze Land
zu ergreifen droyte. Sie Leute von der
ſtrengen Obſervanz erklaͤrten die Religion
und Kirche in Gefahr, und der zelotifche
Nönch Chriſtopheros Papulakis zog in der
Maina herum, einen Kreuzzug predigend
gegen dieſe gettloſe Megierung, weiche daͤs
Haupt vom Rumpf der Kirche trennte und
die Religion veriilgen wolle. Vergeblich
Warnte die Regierung, vergeblich die heil,
Synode; ibre Proclamationen hatten eher
den- Erfolg, den Anhang des Fanatikers zu
färfen, als zu fchlhaͤchen! Wahre Bolfs-
Serfammlungen gab e$, wo Der für. ein
Wefen Höherer Art angelaunte Wander-
prediger auftrat, und Tauſende von Be-
waffneten folgten feinem Rufe, eine Art
Freiſchaareneoxps vildend, und jeden Augen-
blick bereit, ſich den voͤn dein Fanatiker
verheißenen Himmel durch die Tödtung kön.
Soldaten zu verdienen. Ob fremde Intriz
guen hier wieder mit Unterlaufen, iſt
noch nicht ausgemacht. Daß Rußland die
Hand mit im Spiele habe, iſ wohl behaup-
tet, ruͤſſiſcher Seits aber halbofficiell ge-
läugnet worden. Man weiß, daß die Ne-
gierung der Bewegung endlich Meiſter ge-
worden. Es gelang durch Liſt oder woͤhl
auch Verrath, den firchlichen Wuͤhler aus
feinem Schlupfwinfel in einer Hoͤhle des
Gebirges Taygetos herauszulocken, gefan-
gen zu nehmen und nach dem Piräus zu
bringen. Die bewaffneten Horden zerfreu-
ten ſich; ihren Aufſtifter wird man wobhl
in eine Feſtung ſperren und unſchädlich
machen. Damit iſt die Sache aus dem
Stadium tumultuariſcher Volksaufregung
wieder herausgetreten aber noch fo uner-
ledigt wie vorher. Der König, kränktich und
von Bekümmerniſſen gequält , hat ſich auf! .
eine Zeit lang aus dem Lande entfernt, um
in heimathlicher Luft Stärkung fuͤr Geiſt
und Körper zu ſuchen. Vielleicht iſt ſeine
Reiſe nicht ohne nähern Zuſammenhang
mit der kirchlichen Frage. Wenigſtens hat
man die Meinung ausſprechen hören , die
MRegentfchaft, der tiugen und willenskraͤftigen
Koͤnigin dürfe nicht das ungeeignetſte Mit-
tel ſein, eine feſtere Ordnung hekbeizuführen.
Rach den neueſten Berichten hat die Koö?
nigin beim Antritt ihrer Regentſchaft ‚an
die Stelle des Hrn. Danapulbs, Miniſters
des Innern, Herrn Palamides ernannt,
Möglich, daß dieſe Ernennung bereits ein
energiſches Vorſchreiten in dem kirchlichen
Confliet andeutet.) **
Neuere Poſten.
Die durch alle Blätter laufende Nach-
richt daß Dom Miguel von Braganza die
Eeburt ſeines Sohnes den europäifdhen
Höfen durch Couxiere angekundigt habe,
ſceint aus dem einfachen Grund, daß naͤch
ſicheren Berichten die erlauchte | Gemablin!
bes Prinzen auf dem Schloß Heubach bei
Niltenberg ihrer Niederkunft erſt entgegene
fieht, mindeſtens verfruht zu ſein.
Mit dem 1. Detober wird die telegr.
Verbindung zwiſchen der Pfalz und Bayern
dem öffentlichen Verkehr übergeben.
Nach der Köln, Ztg. vom 5 d. M hat
die öſtreichiſche Regierung den Grafen Rech-
berg in Zollunterhandlungs⸗Angelegenheiten
als Commiſſaͤr an die fuͤddeuͤtſchen Hoͤfe
geſchickt. } —
In Paris ſcheint das Gerücht vom Ein-
tritt Rouher’$ in das Kriegsminiſterium
nicht jeden Grundes zu entbehren. Die
Pariſer Voſt vom 4 Auguſt iſt uns beim
Schluß des Blattes noch nicht zugegangen.
Redigirt unter Verantwortlichteit von G. —
Eiuladung.
Es iſt der lebhafte Wunſch vieler Mit-
glieder der evangel Kirchengemeinde zum
ı Deil, Geiſt, mit Orn. Profeſſor Ditten-
berger, ihrem hochoerehrten Seelſorger/
vor ſeiner Abreiſe noch einige freundliche