Laſt fielen. Die deutſche Geſellſchaft ſuchte
Eiend zu mildern Es wurden Wehnungen
gemiethet, Lebensmittel gekauft und ärztliche
Hülfe und Medicin verabreicht. Ueber die
Hälfte wurde auf Koſten der Geſellſchaft
naͤch St. Loͤuis und Eineinnati befördert und
dennoch fielen über Perſonen altein hier
in Neworleans als Opfer des Geizes ihrer
Gemeinden va durch die erbärmliche Be-
koͤſtigung am Schiff ihte Kräfte gaͤnz ver-
zehrl waren. Pfui über die Gemeinden Neu-
kirch und Stein in Baden, daß fie ihre
Kinder ſo in die weite Welt treiben! Spä-
ter kamen noch zwei Abtheilungen von Neu-
kirch und Stein in durchaus demſelden Zu⸗—
ſtande hier an und nur dadurch, daß die
deutſche Geſellſchaft über 500 D, herbei-
ſchaffte, konnte ein Theil dieſer Unglücklichen
vom Hungertode gerettet werden Außer-
dem hatten dieſe Unglücklichen mit rohen
und hartherzigen Beamten am Schiff „Ve-
ving Age“ zu kämpfen; dafür wurde der
Steuermann des Schiffes hier arretirt und
konnte nur, indem er f mit den Klägern
für die Summe von 125 D. abfand, ſich
aus dem Handel zu ziehen.“
„Daß die Einwanderer über England hier
faſt immer im größten Elend ankommen,
daß faſt Alle mehr oder weniger gerupft
werden, daß das Elend einer Seereiſe zwi-
ſchen einem Haufen Irländer für Deuiſche
entfetzlich iſt, und daß Tauſende hier Dieje-
nigen verfluchen, die durch falſche Vorſpie-
gelungen dieſe unwiſſenden Leute verleite-
ien, über England zu reiſen, iſt eine That-
fache, auf welche wiederholt aufmerkſam
gemacht werden muß.“
Der Herausgeber der Rudolſtadter Allg.
Auswanderungezeitung, Herr Roß aus
Nordamerika begleiter vorſtehenden Bericht
mit folgender Redactionsbemerkung: „Dieſe
und ähnliche von uns nie unterdrückte Aeu-
ßerungen über die Beförderung via Eng-
land liefern wohl den beſten Beweis, daß
wir für dieſelbe ebenſo wenig ſchwärmen,
als ſie unbedingt und durchweg verwerfen.“
(Wir gaben in Obiyem dem Wunſche des
Einſenders entſprechend, den Artikel der
Rud. Aus Ztg. vollſtändig, obgleich wir,
dabei das Loos der hart Betroffenen innig
beklagend, den vom nordamerikaniſchen Be-
richterſtatter Herrn Sch in Neuorleans ge-
gen die Gemeinden Neukirch und Stein
geſchleuderten Vorwurf jedeafalls zu hart,
um nicht zu ſagen, ungerecht finden. Wenn
man bedenkt, welche Opfer das Nachweh jungſt
verfloſſener unglückſeliger Jahre ertordert, und
welche Ausgaben ſchon die allernöthigſten Ex-
peditionskoſten für mehrere Hundert völlig
verarmte Perſonen einer einzelnen Ge-
meinde verurſachen, ſo gebietet die auch
gegen die in der Heimath zurückbleibenden
Gemeindeangehörigen nicht aus dem Auge
zu verlierende Humanität, den billigſten
Weg zur Ueberfahrt nach Amerika ermitteln
zu müſſen. Weit enifernt von uns bleibt
bei dieſem Ausſpruch der Gedanke, einem
Transport das Wort zu reden, der, wie
diesmal geſchehen zu ſein ſcheint, die Armen
hülflos, krank, verhungert, haͤlbnackt und
ohne Belehrung ans fremde Geſtade ſetzt.
Jedoch — und das beſtimmte uns zur Auf-
nahme obigen Berichts — die Gemeinden
Neukirch und Stein ſcheinen aus bedauer-
lichem Irrthum ihre ſcheidenden Angehöri-
gen Wucher⸗Agenien aͤnvertraut zu haͤben.
Man kann deßhalb nicht genug in Erinne
die Gemeindevorſtaͤnde ſich an die von der
Regierung empfohlenen Agenturen wenden,
und, wenn ſie hierüber nicht gehoͤrig in-
ſtruirt ſind, bei den vorgeſetzten Behörden
Rath holen mögen, der ihnen gern ertheilt
kehr ſolch bedawerlichen Unglücks nach Kraͤf⸗
ten zu ſteuern. Die Ner.)
Baden, 22. Aug. J3. Gr. HH. die
Prinzeſiinnen Marie und Cacilie von Baden
mit Gefolge weilen ſeit geſtern in unſerer
Mitte! — Stand der Fremdenliſte: 25,481.
Aus Schwetzingen 20. Aug. ſchreibt
man der Bad. Lztg!: Bekanntlich tritt die
Ruhr meiſtens in héißen Jahrgängen auf,
und zwar um ſo beftiger , ſe größer die
Differenz der nächtlihen Kühle zur mittäg-
lichen Wärme ift. Zie Bewoͤhnẽr der füd-
lichen Erdſtriche wiſſen dieſe Differenz zu
vermindern, indem ſie ſich Nachts ın wollene
Zeuge einhullen. Im Jaͤhre 1811 yerrſchte
bei uns die Ruhx im ganzen Lande und
zwar in großer Stärte und wer ſich jetzt
noch in Heinsheim (A. Mosbach) um die
Ruhr erkundigt, wird die Antwort erhalten,
daß im Jahr 1827 vort, wie man zu ſagen
pflegt, ganze Häuſer ausgeſtorben ſind. Wer
den Kraͤnkyeitsſtoff in dem unſchuldigen Obſt
ſucht, der irrt ſich, ebenſo der, welcher die
Naͤcht über den Unterteib nicht warm hält.
— Der Schaden, den der Hagelſchlag am
27. v. M. im Amtsbezirk Schwetzingen ver-
urſachte, wurde ſogleich gerichtlich geſchätzt
und beträgt in Reilingen 6, 000 Gulden,
in Altlußheim 8555 fl. und in Oftersheim
25,000 fl., zufammen 39,555 fl. Schwetzingen
ſeloſt hat hierbei bedeutend gelitten, nament
lich was ſeinen ſüdlichen Theil betrifft,
nahm aber aus lauter Beſcheidenheit Um-
gang von einer Schadentaxation. Einen
zum Theil noch gröheren Schaden verur-
ſachte der Hagel ietzten Sonntag, nament-
lich in der Gemeinde Hockenheim. Die ſer
Schaden betraf haupiſächlich, wie auch der
zuerſt angegebene, den Tabak.
Pforzheim, 19. Aug. (S. M.) Wie
fehr die hieſige Induſtrie fortwährend an
Ausdehnung gewinnt/ geht daraus hervor,
daß in den letzten Jahren nicht nur maͤnche
altere Bijouteriefabriken, um dem geſteiger-
ten Bedürfniß zu genügen, erweilert wer-
den mußten und noͤch fortivährend vergrö-
ßert werden, ſondern auch eine ziemliche
Anzahl neuer hinzugekommen iſt, ſo daß
ſich die Geſammtzahl derſelben gegenwär-
tig auf 65—70 belaͤuft. Darunter ſind je-
doͤch alle diefenigen, welche weniger als 10
Arbeiter beſchafligen und deren Zahl viel-
leicht 15—20 beiragen mag, nicht begriffen.
Die Geſammtzahl der Arbeiter, welche theus
in der Stadt ſelbſt, theils in den umlie-
genden Ortſchaften wohnen, mag nicht viel
weniger als 2000 betragen. Mit dieſen
Fabriten hängt wieder eine Anzahl von
Eſtamperict, Gravier⸗, Email-, Gräz? und
anderen Geſchäften zufammen. Rechnen wir
hierzu noch verſchiedene audere hier befind-
liche bedeutende Etabliffements, WIE eine
ausgedehnte Tuchfabril, ein Eiſenwerk (Ei-
enſchmelze, Eiſenhammer, Eiſengeberei, Ei-
ſenwalzwerk, Maſchinenfaͤbrik) 2 Hemiſche
Fabriken, 2 Silberwaarenfabriken und eine
ſteuſilberwaarenfabrtt! ſo wie noch eine
Anzaͤhl von Gewerben, welche fabrikmäßig
betrieben werden, ſo folgt Daraus, was
auch laͤngſt anerkannt iſt! daß Pforzheim
unter den Fabrikſtädten Badens den erken
Rang einnimmt.
Pforzheim, 22. Aug. Die Ruhr ſcheint
ſo ztemlıc über das gaͤnze Land verbreitet
zu ſein. Auch in hieſiger Stadt und Um-
gegend, beſonders aber IN kinigen umlie-
genden Oriſchaften, wie Broͤtzingen 2., gibt
s gegenwaͤriig ſehr viele Ruhrkranke, und
die Aerzte haben alle Hände voll zu thun.
Doch ſcheint die Krankyeit in den meiſten
Fällen keinen boͤsartigen Charakter zu ent-
wickeln. *
Bruchſal, 19. Aug. Die letzten Mon-
tag am hieſigen Gymnaſium begonnenen
in dieſem Jahre wieder ein recht erfreuli-
hes, was bei ſo tüchtigen Lehrkräften und
der Leitung des gewandten und umſichtigen
Directors der Anſtalt wohl nicht anders
ö erwWarten. war. — Unſere alte Kapuziner-
kirche wird ſo raſch in Thaliens Tempel
umgeWandelt, daß wir ſchon in der erſten
Lälfte des September der Eröffnung der
Bühne entgegenſehen dürfen. Dem Untere
nehmer ift von allen Seiten die Fräftigite —
Unterſtützung zUugefdgt‘ und das Intereffe
unfer Siadt gebietet, datz ſie ihm werde.
Muünchen, 18 Auguſt. (S, M,) Der
Lieferungstermin der Schienen für die Sirecke
Burgau-Günzburg, der Augsburg-Ulmer,
dann Röthenbach Lindau, der Süd=-Nords
bahn iſt auf den 1. Juli 1853 feſtgeſetzt.
Die genannten Strecken dürften demnaͤch
noch vor Ende des nächſten Jahres in Be-
trieb treten. :
München, I9. Aug. (A. P. 3.) Dieſer
Tage fand die Ausgabe von Staatsobli-
gationen auf das Eiſenbahnanlehen zu 4 1/n
Procent im Betrage von 3' Millionen
Gulden ſtatt. Die Baarſendungen konnten
nicht alle angenommen werden! es ließen
ſich daher die Eigenthümer derſelben ſchon
wieder für die naͤchſte Ausgabe vormerken.
München, 20. Aug. Die /Neue Müns
chener Zeitung“ beſtätigt in einem halbamt-
lichen Artifel, daß eine vollkommene Eini-
gung der auf der Stuttgarter Conferenz
vertreten geweſenen Regierungen erzielt ſei,
und zwar in einer Weiſe, die auch in Ber-
lin zur Einigung führen werde, vorausge-
ſetzt, daß Preußen gleich bereitwillig ent-
gegen komme.
Berlin, 19. Auguſt. Die Wahlverord-
nung zur Bildung der 1. Kammer hat, wie
die „N. Z. meldet, die Genehmigung Sr.
Maj. des Königs erhalten, und die Fubli-
cation derſelben ſteht täglich zu erwarten.
— Dem „preußiſchen Muſterhaus-Bauver-
ein“ iſt der Miniſterpräſident als erſter
Actionär jetzt beigetrtetan. Der Verein be-
abſichtigt zunächſi, Wohnhäuſer für unver-
heirathete Arbeiter zu errichten. Der Ver-
ein wird, ſo weit es angeht, an die Ver-
miethung der Gebäude Bedingüngen kuü-
pfen, welche ein Uebergehen des Eigenthums
an die Miether vorausſetzen. Das Grund-
kapital wird auf mindeſtens 20,000, hoͤch-
ftens 2 Mill. Thalex feſtgeſetzi, durch die
Einlagen der Theilnehmer gebildet und in
Actien zu 100 Thaler vertheilt. ‚— Für
einen preußiſchen Kriegshafen hat man in
Berlin ſein Augenmerk feßt auf die meck-
lenburgiſche Inſel Poel bei Wismar ge—⸗
worfen, dei welcher der herrlichſte Hafen
der ganzen deutſchen Oſtſeeküſte ſich befindet.
Aus Schleſien bringt die Schleſ. Ztg.
neue Berichte über das Umſichgreifen der
Cholera. In dem Städtchen Landsberg ſind
bei etwa 1000 Einwohnern nahe an 200
Erkrankungen vorgekommen, in dem Orte
Krzhzaniſchen, das etwa 350 Einwohner
zählt, nahe an 80. Von Landsberg iſt ge-
flohen, wem es die Umſtände irgend er-
laubten.
Bremen. Die Unternehmung einer eng-
liſchen Geſellſchaft, durch den Göthakaͤnal
dem Sundzoll vorbeizuſchiffen und zwiſchen
Hull und Petersburg eine directe Schiff-
fahrisverbindung herzuſtellen, wird allmaͤlig
hier und in Hamburg vollſtändig gewürdigt.
Es koͤnnte aus einer folchen Geſellſchaft
leicht nach dem Muſter des Trieſter ein
baltifcher dloyd erwachſen und den deutſchen
nordifchen Häfen, welche bisher dem Zwi-
ſchenhandel nach den Ländern der Oſtſee
iheilweife ihre Blüthe verdankten, empfind-
Eiend zu mildern Es wurden Wehnungen
gemiethet, Lebensmittel gekauft und ärztliche
Hülfe und Medicin verabreicht. Ueber die
Hälfte wurde auf Koſten der Geſellſchaft
naͤch St. Loͤuis und Eineinnati befördert und
dennoch fielen über Perſonen altein hier
in Neworleans als Opfer des Geizes ihrer
Gemeinden va durch die erbärmliche Be-
koͤſtigung am Schiff ihte Kräfte gaͤnz ver-
zehrl waren. Pfui über die Gemeinden Neu-
kirch und Stein in Baden, daß fie ihre
Kinder ſo in die weite Welt treiben! Spä-
ter kamen noch zwei Abtheilungen von Neu-
kirch und Stein in durchaus demſelden Zu⸗—
ſtande hier an und nur dadurch, daß die
deutſche Geſellſchaft über 500 D, herbei-
ſchaffte, konnte ein Theil dieſer Unglücklichen
vom Hungertode gerettet werden Außer-
dem hatten dieſe Unglücklichen mit rohen
und hartherzigen Beamten am Schiff „Ve-
ving Age“ zu kämpfen; dafür wurde der
Steuermann des Schiffes hier arretirt und
konnte nur, indem er f mit den Klägern
für die Summe von 125 D. abfand, ſich
aus dem Handel zu ziehen.“
„Daß die Einwanderer über England hier
faſt immer im größten Elend ankommen,
daß faſt Alle mehr oder weniger gerupft
werden, daß das Elend einer Seereiſe zwi-
ſchen einem Haufen Irländer für Deuiſche
entfetzlich iſt, und daß Tauſende hier Dieje-
nigen verfluchen, die durch falſche Vorſpie-
gelungen dieſe unwiſſenden Leute verleite-
ien, über England zu reiſen, iſt eine That-
fache, auf welche wiederholt aufmerkſam
gemacht werden muß.“
Der Herausgeber der Rudolſtadter Allg.
Auswanderungezeitung, Herr Roß aus
Nordamerika begleiter vorſtehenden Bericht
mit folgender Redactionsbemerkung: „Dieſe
und ähnliche von uns nie unterdrückte Aeu-
ßerungen über die Beförderung via Eng-
land liefern wohl den beſten Beweis, daß
wir für dieſelbe ebenſo wenig ſchwärmen,
als ſie unbedingt und durchweg verwerfen.“
(Wir gaben in Obiyem dem Wunſche des
Einſenders entſprechend, den Artikel der
Rud. Aus Ztg. vollſtändig, obgleich wir,
dabei das Loos der hart Betroffenen innig
beklagend, den vom nordamerikaniſchen Be-
richterſtatter Herrn Sch in Neuorleans ge-
gen die Gemeinden Neukirch und Stein
geſchleuderten Vorwurf jedeafalls zu hart,
um nicht zu ſagen, ungerecht finden. Wenn
man bedenkt, welche Opfer das Nachweh jungſt
verfloſſener unglückſeliger Jahre ertordert, und
welche Ausgaben ſchon die allernöthigſten Ex-
peditionskoſten für mehrere Hundert völlig
verarmte Perſonen einer einzelnen Ge-
meinde verurſachen, ſo gebietet die auch
gegen die in der Heimath zurückbleibenden
Gemeindeangehörigen nicht aus dem Auge
zu verlierende Humanität, den billigſten
Weg zur Ueberfahrt nach Amerika ermitteln
zu müſſen. Weit enifernt von uns bleibt
bei dieſem Ausſpruch der Gedanke, einem
Transport das Wort zu reden, der, wie
diesmal geſchehen zu ſein ſcheint, die Armen
hülflos, krank, verhungert, haͤlbnackt und
ohne Belehrung ans fremde Geſtade ſetzt.
Jedoch — und das beſtimmte uns zur Auf-
nahme obigen Berichts — die Gemeinden
Neukirch und Stein ſcheinen aus bedauer-
lichem Irrthum ihre ſcheidenden Angehöri-
gen Wucher⸗Agenien aͤnvertraut zu haͤben.
Man kann deßhalb nicht genug in Erinne
die Gemeindevorſtaͤnde ſich an die von der
Regierung empfohlenen Agenturen wenden,
und, wenn ſie hierüber nicht gehoͤrig in-
ſtruirt ſind, bei den vorgeſetzten Behörden
Rath holen mögen, der ihnen gern ertheilt
kehr ſolch bedawerlichen Unglücks nach Kraͤf⸗
ten zu ſteuern. Die Ner.)
Baden, 22. Aug. J3. Gr. HH. die
Prinzeſiinnen Marie und Cacilie von Baden
mit Gefolge weilen ſeit geſtern in unſerer
Mitte! — Stand der Fremdenliſte: 25,481.
Aus Schwetzingen 20. Aug. ſchreibt
man der Bad. Lztg!: Bekanntlich tritt die
Ruhr meiſtens in héißen Jahrgängen auf,
und zwar um ſo beftiger , ſe größer die
Differenz der nächtlihen Kühle zur mittäg-
lichen Wärme ift. Zie Bewoͤhnẽr der füd-
lichen Erdſtriche wiſſen dieſe Differenz zu
vermindern, indem ſie ſich Nachts ın wollene
Zeuge einhullen. Im Jaͤhre 1811 yerrſchte
bei uns die Ruhx im ganzen Lande und
zwar in großer Stärte und wer ſich jetzt
noch in Heinsheim (A. Mosbach) um die
Ruhr erkundigt, wird die Antwort erhalten,
daß im Jahr 1827 vort, wie man zu ſagen
pflegt, ganze Häuſer ausgeſtorben ſind. Wer
den Kraͤnkyeitsſtoff in dem unſchuldigen Obſt
ſucht, der irrt ſich, ebenſo der, welcher die
Naͤcht über den Unterteib nicht warm hält.
— Der Schaden, den der Hagelſchlag am
27. v. M. im Amtsbezirk Schwetzingen ver-
urſachte, wurde ſogleich gerichtlich geſchätzt
und beträgt in Reilingen 6, 000 Gulden,
in Altlußheim 8555 fl. und in Oftersheim
25,000 fl., zufammen 39,555 fl. Schwetzingen
ſeloſt hat hierbei bedeutend gelitten, nament
lich was ſeinen ſüdlichen Theil betrifft,
nahm aber aus lauter Beſcheidenheit Um-
gang von einer Schadentaxation. Einen
zum Theil noch gröheren Schaden verur-
ſachte der Hagel ietzten Sonntag, nament-
lich in der Gemeinde Hockenheim. Die ſer
Schaden betraf haupiſächlich, wie auch der
zuerſt angegebene, den Tabak.
Pforzheim, 19. Aug. (S. M.) Wie
fehr die hieſige Induſtrie fortwährend an
Ausdehnung gewinnt/ geht daraus hervor,
daß in den letzten Jahren nicht nur maͤnche
altere Bijouteriefabriken, um dem geſteiger-
ten Bedürfniß zu genügen, erweilert wer-
den mußten und noͤch fortivährend vergrö-
ßert werden, ſondern auch eine ziemliche
Anzahl neuer hinzugekommen iſt, ſo daß
ſich die Geſammtzahl derſelben gegenwär-
tig auf 65—70 belaͤuft. Darunter ſind je-
doͤch alle diefenigen, welche weniger als 10
Arbeiter beſchafligen und deren Zahl viel-
leicht 15—20 beiragen mag, nicht begriffen.
Die Geſammtzahl der Arbeiter, welche theus
in der Stadt ſelbſt, theils in den umlie-
genden Ortſchaften wohnen, mag nicht viel
weniger als 2000 betragen. Mit dieſen
Fabriten hängt wieder eine Anzahl von
Eſtamperict, Gravier⸗, Email-, Gräz? und
anderen Geſchäften zufammen. Rechnen wir
hierzu noch verſchiedene audere hier befind-
liche bedeutende Etabliffements, WIE eine
ausgedehnte Tuchfabril, ein Eiſenwerk (Ei-
enſchmelze, Eiſenhammer, Eiſengeberei, Ei-
ſenwalzwerk, Maſchinenfaͤbrik) 2 Hemiſche
Fabriken, 2 Silberwaarenfabriken und eine
ſteuſilberwaarenfabrtt! ſo wie noch eine
Anzaͤhl von Gewerben, welche fabrikmäßig
betrieben werden, ſo folgt Daraus, was
auch laͤngſt anerkannt iſt! daß Pforzheim
unter den Fabrikſtädten Badens den erken
Rang einnimmt.
Pforzheim, 22. Aug. Die Ruhr ſcheint
ſo ztemlıc über das gaͤnze Land verbreitet
zu ſein. Auch in hieſiger Stadt und Um-
gegend, beſonders aber IN kinigen umlie-
genden Oriſchaften, wie Broͤtzingen 2., gibt
s gegenwaͤriig ſehr viele Ruhrkranke, und
die Aerzte haben alle Hände voll zu thun.
Doch ſcheint die Krankyeit in den meiſten
Fällen keinen boͤsartigen Charakter zu ent-
wickeln. *
Bruchſal, 19. Aug. Die letzten Mon-
tag am hieſigen Gymnaſium begonnenen
in dieſem Jahre wieder ein recht erfreuli-
hes, was bei ſo tüchtigen Lehrkräften und
der Leitung des gewandten und umſichtigen
Directors der Anſtalt wohl nicht anders
ö erwWarten. war. — Unſere alte Kapuziner-
kirche wird ſo raſch in Thaliens Tempel
umgeWandelt, daß wir ſchon in der erſten
Lälfte des September der Eröffnung der
Bühne entgegenſehen dürfen. Dem Untere
nehmer ift von allen Seiten die Fräftigite —
Unterſtützung zUugefdgt‘ und das Intereffe
unfer Siadt gebietet, datz ſie ihm werde.
Muünchen, 18 Auguſt. (S, M,) Der
Lieferungstermin der Schienen für die Sirecke
Burgau-Günzburg, der Augsburg-Ulmer,
dann Röthenbach Lindau, der Süd=-Nords
bahn iſt auf den 1. Juli 1853 feſtgeſetzt.
Die genannten Strecken dürften demnaͤch
noch vor Ende des nächſten Jahres in Be-
trieb treten. :
München, I9. Aug. (A. P. 3.) Dieſer
Tage fand die Ausgabe von Staatsobli-
gationen auf das Eiſenbahnanlehen zu 4 1/n
Procent im Betrage von 3' Millionen
Gulden ſtatt. Die Baarſendungen konnten
nicht alle angenommen werden! es ließen
ſich daher die Eigenthümer derſelben ſchon
wieder für die naͤchſte Ausgabe vormerken.
München, 20. Aug. Die /Neue Müns
chener Zeitung“ beſtätigt in einem halbamt-
lichen Artifel, daß eine vollkommene Eini-
gung der auf der Stuttgarter Conferenz
vertreten geweſenen Regierungen erzielt ſei,
und zwar in einer Weiſe, die auch in Ber-
lin zur Einigung führen werde, vorausge-
ſetzt, daß Preußen gleich bereitwillig ent-
gegen komme.
Berlin, 19. Auguſt. Die Wahlverord-
nung zur Bildung der 1. Kammer hat, wie
die „N. Z. meldet, die Genehmigung Sr.
Maj. des Königs erhalten, und die Fubli-
cation derſelben ſteht täglich zu erwarten.
— Dem „preußiſchen Muſterhaus-Bauver-
ein“ iſt der Miniſterpräſident als erſter
Actionär jetzt beigetrtetan. Der Verein be-
abſichtigt zunächſi, Wohnhäuſer für unver-
heirathete Arbeiter zu errichten. Der Ver-
ein wird, ſo weit es angeht, an die Ver-
miethung der Gebäude Bedingüngen kuü-
pfen, welche ein Uebergehen des Eigenthums
an die Miether vorausſetzen. Das Grund-
kapital wird auf mindeſtens 20,000, hoͤch-
ftens 2 Mill. Thalex feſtgeſetzi, durch die
Einlagen der Theilnehmer gebildet und in
Actien zu 100 Thaler vertheilt. ‚— Für
einen preußiſchen Kriegshafen hat man in
Berlin ſein Augenmerk feßt auf die meck-
lenburgiſche Inſel Poel bei Wismar ge—⸗
worfen, dei welcher der herrlichſte Hafen
der ganzen deutſchen Oſtſeeküſte ſich befindet.
Aus Schleſien bringt die Schleſ. Ztg.
neue Berichte über das Umſichgreifen der
Cholera. In dem Städtchen Landsberg ſind
bei etwa 1000 Einwohnern nahe an 200
Erkrankungen vorgekommen, in dem Orte
Krzhzaniſchen, das etwa 350 Einwohner
zählt, nahe an 80. Von Landsberg iſt ge-
flohen, wem es die Umſtände irgend er-
laubten.
Bremen. Die Unternehmung einer eng-
liſchen Geſellſchaft, durch den Göthakaͤnal
dem Sundzoll vorbeizuſchiffen und zwiſchen
Hull und Petersburg eine directe Schiff-
fahrisverbindung herzuſtellen, wird allmaͤlig
hier und in Hamburg vollſtändig gewürdigt.
Es koͤnnte aus einer folchen Geſellſchaft
leicht nach dem Muſter des Trieſter ein
baltifcher dloyd erwachſen und den deutſchen
nordifchen Häfen, welche bisher dem Zwi-
ſchenhandel nach den Ländern der Oſtſee
iheilweife ihre Blüthe verdankten, empfind-