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Jokob Eekert.
Geſt. zu Raſtatt am 13. Augufl.)

Jakob Eckert, einer der ausgezeihnetfien
Bürger, erprobter, treuer und hoͤchſt ver-
dienfivoller Diener des Fürſten und des Staa-
tes, erſter Hauptlehrer der kath. Stadtſchule zu
Raſtait, wurde, nach der X. Z. am5. Febr.
1789 zu Dielheim, Amtsbezirk Wieoͤloch
geboren! Das aͤlteſte Kind von acht Ge-
ſchwiſtern haͤtte er ſeine Vorbildung zum
Lehrfache/ wie noch vier ſeiner ſieben Brü-
der, von ſeinem Bater, einem tüchtigen,
wackern Schullehrer, in ſeinem Geburts
orte, und ſeine weitere Ausbildung zu Hei-
delberg hauptſächlich unter Schmitt erhal-
ten. Bald nach ſeinen erſten, der Aushuͤlfe
bei ſeinem Vater und in der doͤrtigen Um-
gegend gewidmetem Schulgehülfen? Jahren
war er ſchon 1808 nach Raſtatt als Lehrer
gekommen, und hatte von 1809 bis 1829,
in immer beſſere Lehrſtellen bis zur erſten
Hauptlehrerſtelle vorrückend, ſeither vierund-
vierzig Jahre ununterbrochen dort höchſt
ſegensreich gewirkt, und daneben auch viele
Jaͤhre alg Organiſt, Rathſchreiber und Mit-
glied des Bürgerausſchuſſes der Stadt höchſt
erſprießliche Dienſte geleiſtet.
Ließ Eckerts Vorbildung beim Antritt des
Lehramtes bei ſeiner Jugend — er war
kaum 15 Jahre alt — und der damaligen
Mangelhaftigkeit der Bildungsanſtalten für
Volkoſchullehrer noch manches zu wünſchen
übrig ſo haͤtte der mit ſehr glücklichen An-
lagen begabte/ ſtrebſame Jüngling doch durch
den Hinblick auf ſein vaͤterliches Vorbild
und durch fleißiges Studium der beſten über
Lehr⸗ und Erziehungsweſen erſcheinenden
Schriften dieſe Lücken bald ausgefüllt. Ueber
das der geſammten Thätigkeit eines Lehrers
zu Grund zu legende Princip war Eckert
bald im Reinen. Er fand es in der ver-
nünftigen, chriſtlichen Liebe zu der zu er-
ziehenden Jugend/ in einer mit würdevol-
lem Ernſte wohlgepaarten, aufrichtigen, auch
von den Zoͤglingen nicht zu verkennenden
vaͤterlichen Freundlichkeit. Seinen Anſichten
hierüber gab er Ausdruck im /Badiſchen
Schulmeiſter ohne Stecken, Raſtatt 1820,
der ſich des ungetheilten Beifalls aller
Männer vom Fache wie eines v. Weſſen-
berg, Schwarz/ Demeter, Straßer, Holder⸗—
mann, Denzel, Stephant zu erfreuen hatte.
Und wie ſich Eckert hier ausſprach, ſo han-
delte er auch. Nie kam in ſeiner Gegen-
wart und mit ſeinem Wiſſen ein Stecken
oder eine Ruthe in ſein Schulzimmer Denn,


Niemand kann mit Gerten Kinderzucht
verhärten.“ Und Eckert bedurfte deren auch
nicht, denn in keiner Beziehung gab er ſei-
nen Schülern eine Blößes. alle !ebten und
verehrten ihn wie einen Bater, Reich wie Arm.

Hinſichtlich der Unterrichtsgegenſtände der
Volksſchule war Eckert auch einer der er-
ſen Lehrer unſeres Landes, welcher die
Baumzucht und den Geſang in ihren Be-
reich zog. Zur Beförderung der erſten ſorgte
er für die Anlage einer Baumſchule in der
Nähe der Rheinau, und zum Gedeihen des
letziern gab er heraus: /Geſänge fuͤr die


der dritten Auflage erſchienen. Dieſe Ge-
ſänge übte er nicht blos in der Knabenſchule
ein, ſondern auch bei den Mädchen im
Frauenkloſter und im Erziehungsinſtitut der
Maria⸗Viktoria⸗Stiftung, bei welchem er
auch noch in andern Lehrgegenſtänden Un-
terricht ertheilte.

Mit feinen Amtsgenoſſen, katholiſchen wie
proteftantifhen, frand er ſtete auf einem
höchſt liehreichen, freundſchaftlichen Fuße,
und im Pfarxhauſe war er allen Bewoh-
nern unter allen Pfarrern immer eine wil-
kommene Erſcheinung.

Solch eine Wirkſamkeit als Lehrer konnte
nicht ohne ehrende Anerkennung bleiben.


Sie war ihm in vollem Maße zu Theil

zugethan, wer ſe das Gluͤck hatte, ſein
Schuͤler geweſen zu fein, Und wie Biele
hatten in 44 Jahren ſeine Schule betreten?
Dankbar beſchenkten in auch Bürger, die
bereits wieder Soͤhne in ſeine Schule ge-
ſchickt hatten 1841 bei einem ihin zu Eh-
ren veranſtalteten Feſtmahle mit einer ſil-
bernen und vergoldeten Doſe; die hoͤhe
Regierung gab ihm vielfach ihre verdiente
Würdigung ſeiner Verdienſe zu erkennen,
und der Höchfifelige Großherzog Leopold,
F, Heheit, welcher eine Wonne daͤrin fand,
demVerdienſte ſeineſtrone zu ſpenden, zeichnete
ihn 1842 durch gnädigſe Berleihung der
kleinen goldenen Vexdienſtmedaille dus. Auch
Dies gab der dankbaren Bürgerſchaft Ra-
ſtatts Veranlaſſung zu einem Feſtmahle,

Als Oraaniſt irug Ekert zur würdigen
Feier des Gotiesdienſtes nach Kräften bei,
und zwar durch ſein Orgelſpiel, feine Be-
mühungen zur Hebung des Kirchengeſangs,
ſowie ſeine von ächt religiöſer Empfindung
getragenen Compoſitionen. Dieſen Charafk-
fer haben ſeine Kirchengeſaͤnge, diefen ſeine Lie-
der zur Geburtsfeier des Großherzogs, zur
Trauerfeier auf Erzherzog Karb 200 Sein
Weihnachtslied: „äuf, Chriſten, ſingt feſt-
liche Licder“, von der Ehriſtmette an die
ganze Octave in der gedrängt gefüllten
Kirche von der ganzen Gemeinde geſungen,
electriſirt wahrhäft zu heiliger Freude und
dürfte als ächtes chriſtliches Volkslied in
jedem Diöeeſangeſang ſeine würdige Stelle
einnehmen. ;

Als Rathſchreiber, welche Stelle Ekert
lange Zeit höchſt einflußreich und hoͤchſt
Uneigennützig bekleidete, und als Mitglied
des Bürgerausſchuſſes zeigte er überall den
einſichisvollen, gewandten Geſchäfts mann
und den für die wahren Intereſſen der
Gemeinde wie der Einzelnen durch Rath
und That eifrigſt wirkſamen Bürger, der
mit nie — auch nicht bei der letzten heillo-
ſen Revolution, die ihn tief erſchütterte —
wankender Treue an ſeinem Fürſten und
Höchſtdeſſen Hauſe hing und an Hoͤchſtdeſ-
ſen und des Landes Freuden und Leiden
immer den innigſten Antheil nahm.

Daß unter dieſen Verhältniſſen das Hin-
ſcheiden dieſes Ehrenmannes nicht blos ſeine
Kinder, die mit der innigſten Zärtlichkeit
an ihrem Vater hingen, wie er an Ihnen,
und feine näheren Freunde in tiefe Trauer
verſetzten, fendern auch die ganze Bürgerz
ſchaft von Raſtatt und Jeden, der ihn nä-
her kannte, innigſt betruͤben mußte iſt be-
zreiflich. Moͤge der Herr in die wunden Her-
zen liudernden Balſam träufeln, Raftatt
dem Heimgegangenen und deſſen Angehö-
rigen immer ein liebevolles, dankbares An-
denken bewaͤhren, und Baden noch vieler
Schullehrer ſich zu erfteuen haben, die,
wenn auch nicht, wie Etertz einen „badi-
ſchen Schulmeiſter ohne Steden“ {Ohreiben,
aber bei ihrem Erziehungsgeſchäft weder
für die eigenen, noch für die fremden Kin-
der eben fo wenig eines Steckens bedürfen,
als Ekert deſſen bedurfte.

Auch ein Fahndungsblatt zur Ab-

ferttauug!

Herr Dr. Huhn, Redacteur des „Mann-
heimer Zournals beſchuldigt in Nr.
205 des erwähnten Blaties von der ſoliden
Feſtigkeit ſeinẽs polttiſchen Standpunktes
aus unfer Journal (Nr. 201 u 202), ihn
bei Beſprechung eines Artikels der „Frankf,
Poſtzeitung! und mehrerer Schmeizer Blät-
ler aͤbgeſchrieben zu haben. Die Lächerlich-
keit einer ſolchen Behauptung darf den Le-
ſern der betreffenden Artikel nicht erſt nach-
gewieſen werden, da auf den erſten Blick
erhelli/ daß unſer Bericht der Frankfur-



er dieſelbe mit den Waffen des Witzes be-

kaͤmpft, von welchen in Herrn Huhn's Styl-

Dedfen war, und daß ſchließlich der ernſte
Theil unferes Artikels nur forch? „Sründe“
enthält, die kein mit der Geographie, dem
Staats- und Voͤlterrecht und Dder Landes-
geſchichte auch nur oberflächlich VBertrauter
erſt imMannheimer Journal“ent-
decken muß.*) Wir unſeres Theils ſind
beſcheiden genug, um einzufehen, daß weder
unjer . Bericht, noch; die bandmurmartige
Abhandlung des Hrn, Dr. Huhn die Bafels
Conftanzer Bahn mit neuen „Oründen“
vertheidigt het Auch Herr Huhn wird dieſe
Beſcheidenheit mit ung theilen, wenn durch eru-
ſtere Studien die Brocken feiner Weisheit
über territoriale und völkerrechtliche Zuz
ſtände ſich bei ihm zu einer gewiſfen überz
ſichtlichen Anſchauung aufgeklaͤrt haben wer-
den. Inzwiſchen müſſen wir ihn der ſich in
unſerm Blatt überall, wo das Mannheimer
Journal wirklich benützt wurde, citirt findet,
allen Exnſtes erfuchen , uns das gleiche Recht
viederfahren zu laſſen nnd nicht ganze
Spalten von uns zu plündern, wie erſt
neulich in Nr. 192 der belletr! Beilage
des Mannheimer Journals vom 13 Aug
d, J. geſchehen, wo ein Originalartikel des
Heidelb. Journals Nr. 184 vom 7, Auguſt
ohne Quellenangabe wörtlich nachgedruckt
iſt. Auch wir ſtnd dafür, die journaliſtiſche
Freibeuterei mit den ſchärfſten Waffen zu
bekämpfen; nach unſeren Rechtsbegriffen
aber iſt das Eigenthumsrecht belletriſtiſcher
Artikel eben ſo heilig zu erachten alg das
der politiſchen Referate, und wir können
einen literariſchen Diebſtahl gerade Dem
am Wenigſten verzeihen, der ſich das An-
ſehen gibt, allen voran die abſolute Ehrlich-
keit zu fein. So viel zum Schutz gegen
ſpectakelſüchtige Aufgeblafenheit!
Noch ein Fahndungsblatt!

Das Mannheimer Zournal“ drudt
in der Beilage Nr. 205 vom 28. Auguft
den von der „Karlsruher Zeitung“
Yr. 202 am 27, Auguſt gebrachlen Auszug
aus dem Megierungsblatt Nr. 39 ohne
Quellenangabe wörtlich nach, ſo daß es ſo-
gar den Zuſatz der Karlsr. Zeitung: „au-
ßer den von uns ſchon mitgelheillen“, der
wohl auf Diefe,, nidht aber auf die frühern
Mittheilungen des „Mannheimer Journals“
paſſen mag in einer dem Inhalt des Re-
gierungsblattes gerecht werdenden Art zu
andern unterläßt. Welchen Namen ver-
dient ein ſolches Verfahren von einer Re-
Dactton, die ſich durch gute Freunde in den
Spalten ihres eigenen und in andern Blät-
tern wiederholt als eine dem Beruf, Ord-
nung in die deutſche Preſſe zu bringen, be-
ſonders treu obliegende, auspoſaunen täßt?

*) Oder find vielleicht Säße, die man, wenn
der Veraleich aus der Wathematik hier zuläſfig
wäre, fuͤglich als der Axiomate des Staatoͤrechts-
der Geographie der Strategie, der Staatswirth-
ſchaft und die Mechanik bezeichnen könnte, Wie z.
B.: „Die Beſetzung eines neutralen Landes vers
ſtebt ſich nicht von felbft“, obder: Fraͤnzöſtſche
Truppen dringen nicht über Baſel ing DHerz von
Deutfchland ,“ oder: „Die zwiſchen zwen Staaten
für den Frieden feſtgeſetzten Reglemenis über Trup-
xentransporte bebt der Krieg auf“3z oder: „Der
Zweck der Eiſenbahnen iſt Förderung des Verkehrs
und Handelg“3 oder: Ein Telegraph kann den
Transport von Truppen um viele Stunden über-
holen! 20., Wahrheiten welche, erſt die krankhafte
Eitelteit des Orn. Dr. Hubn in Mannhetm ent-
deckt hat, deſſen Geſchreibſel in Nr. 200 wir ohne
den kecken Angriff wahrſcheinlich auch feßt noch
nicht einmal mit Aufmertſamkeit geleſen Yätten €
Uns ſcheint ſo ziemlich ANes, was dieſer Herr bis-
her in den ſchwerfalligen Leitartifeln des „Mannh,
Zournals“ aufgetifeht, dem ABE-BuH der Publie
ciſtik entnommen zu fein, /und wenn wir einmal
plündern wollten, fo würden wir uns ſicher nichtan
eine Quelte verirren, die, wie man erft neuli bet
Gelegenheit der Freidurger Bürgermeifterwahl
fehen Fonnte, nicht einmal das einfache Gemelnde= _
geſetz von Baden gründlich kennt.

Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Reichard.
 
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