weil ſie ihm kein Geld von ihren Eltern,
bei welchen ſie auf der Kirchweih geweſen
war, mitgebracht hatte, an das Mainufer
gelockt, dieſelbe dort arg mißhandelt und
dann in den Main getraͤgen, und zwar ſo
weit, daß er ſelbſt bis an die Hüften in
den Fluß waten mußte. Die verruchte That
geſchah auf dem Hochheimer Gebiet, wo
dieſe Gemarkung an jene von Flörsheim
graͤnzt. Von dem jenſeitigen Ruͤſſelsheim
iſt der Hülferuf der unglücklichen Frau ge-
hoͤrt worden, und dies hat zur Entdeckung
des Mörders beigetragen. Bieſer iſt gleich
an das Juſtizaml in Hochheim abgeführt
worden. ſoll jedoch die That geleugnet ha-
ben. Er iſt als übel berüchtigtes Subject
bekannt und ſein Läugnen dürfte von we-
nig Nutzen für ihn ſein. Waͤhrſcheinlich
wird er die Zahl der Koſtgänger im Zucht-
hauſe zu Diez vermehren.
Stuttgart, 6. Sept. Geſtern blieb ein
Zug, obſchon er Vorſpann hatte, zwiſchen
dem Bahnhof und dem Tunnel bei Ulm
heinahe ſtecken. Als man der Sache auf den
Grund forſchte, ergab ſich, daß viele Tau-
ſende von Raupen auf den Schienen ſich
befanden und nur auf dieſen ſich fortbe-
wegten und von den Rädern zerquetſcht die
Schienen ganz ſchlüpfrig maͤchten. Eine
Ihnliche Erſcheinung zeigie ſich vor einigen
Tagen bei Eſſendorf und Winterſtetten. In
der Nähe des letzteren Orts waren auf die
Länge von 3—4000 Fuß die Schienen ganz
mit unzähligen Raupen bedeckt, während
links und rechts faſt keine Raupe entdeckt
werden konnte. Die in der Nähe liegenden
Rübenaͤcker waren längs der Bahüſtrecke
total abgefreſſen.
München, 4. Sept. Miniſterpräſident
, d, Pfordten trifft von Reichenhall bis
zur Mitte dieſes Monats wieder hier ein.
München, 6. Sept. Am künftigen Frei-
tag werden König Mar und Königin Marie
wieder in ihre Reſidenz hierher zurückkehren.
Ans Thüringen, Sept. Zum An
denken an die Feier der ſeit 50 Jahren be-
ſtehenden Einverleibung Erfuris in den
vreußiſchen Staat hat, wie das Fr. Jı be-
berichtet, der daſige Magiſtrat und der Ge-
meinderath ein Album aͤnfertigen laffen, in
welchem auf Blättern von künſtleriſchem
Werthe die Erfurt betreffenden hiſtoriſchen
Begebenheiten verzeichnet worden ſind. Die-
ſes Album iſt dem Könige gewidmet.
Leipzig, 4. Sept. E(Schw. M.) Die
Auswanderung nach Amerika nimmt jetzt
auch in Saͤchſen mehr überhand. Die Per-
fonen;, welche gegenwaͤrtig fortziehen, ſind
meiſt unbemittelte Handwerker.
Berlin, Sept. (B. Bl.) Heute kam
hier vor dem Stadtgericht ein eigenthümli-
cher Kriminalfall zur Unterſuchunß und Ent-
ſcheidung. Im Jahre 1848 kam ein aus
Böhmen gebürtiger, ſeit 25 Jahren in Ko-
renhagen anfäffiger Schneidermeiſter, Franz
Tomaiſcheck, auf Beſuch zu ſeinem Bruder
hieher, erkrankte angebiich bald und ver-
ſtarb laut einem Todtenſcheine im Nov.
1848. Auf den Grund diefes Todes wurde
ſeinen Verwandten von der Lebensverſiche-
rungoͤgeſellſchaft zu Kopenhagen 1000 Rbthlr.
und von der engliſchen Geſellſchaft Globe
1000 Pfund ausbezahlt, Im Jaͤhr 1851
lief eine Anzeige bei der Polizeibehörde ein,
daß Tomattcheck noch lebe, und zwar in
Boͤhmen. Die Unterſuchung hat nuͤn erge-
ben, daß die Erkrankung und der Tod To-
malſcheas wirklich ein Betrug war, und
daß fHatt ſeiner ein Breit mil Stroh um-
widelt begraben worden iſt. Duͤrch eine
Reihe von Täufdhungen gegenüber verfhte-
denen Beboͤrden und durd Fälſchung ver-
fchiedener Urkunden war e& den Gebrüdern
Tomatſcheck und ihrem Pelfershelfer einem
Wundarzt, welcher die Rolle des Arztes
fpielte, gelungen ſelbſt den beſonders zur
Unterſuchung der naͤheren Umſtände des
plötzlichen Ablebens des Tomatſcheck hieber
beorderten Bevollmächtigten des Globe zu
hintergehen. Bei den heutigen Verhand-
lungen ſind die Angeklagten ihrer That ge-
ſtändig und weichen nur in Einzelnheiten
von einander ab. Das Gericht erkannte.
gegen die Angeklagten eine Geldbuße von
15,583 Thlr., epentuell 5, 3 und 2 Jahre
Strafarbeit. Eine ungeheure Menſchen-
menge wohnte den Verhaͤndlungen bei.
Berlin, 5. Sepibr. Eine authentiſche
Ueberſicht der Einnahmen, welche der Bo-
nifaciusverein aug deutſchen Ländern wäh-
rend der Dauer eines Jaͤhres bezogen hat,
ergibt 14,828 Zhir. 12 Sgar. 1 Pf. Hierzu
haite von preußiſchen Städien Breslau
1799 Thaler 16 Sgr. 1 Pf., Köln 1526
Thlr. 26 Sgr. 4 Pf., Münfter 2972 Thlr.
5 Sgr. 1 Pfi, Paderborn 1405 Thlr. 12
Sgr. 2 Pf., Trier 498 Thlr. 22 Sgr. 7
Pf. beigetragen, Den größten Beitrag hatte
das öſterreichiſche Linz mit 4043 Thlr. 10
Sarı 2 Pf. aufgebracht, dagegen Muͤnchen
nicht mehr als 131 Thaler 1 Sgr. 3 Vf.,
Augsburg 337 Thle. 17 Sgr., Megensburg
100 Thlt. Das Verzeichniß der Beiträge
erſtreckt ſich bis gegen Ende des vorigen
Jahrs, bis wohin der Verein erſt in 12
Dibcejen eingeführt war, nämlich in den
Bisthümern Breeiau, Freiburg in Baden,
Loln, Fulda, Limburg, Linz, Luxemburg,
Mainz, Münſter, Paderborn, Rottenburg
und Erier.
Berlin, 6. Sept. (Göln. 3.) Meh-
rere der hieſigen Conferenzbevollmächtigten
haben unſere Stadt auf kuͤrze Zeit vertaſ-
ſen und ſich an die Sitze ihrer reſp. Re-
gierungen begeben, um daͤſelbſt an den wei-
teren Bexathungen in der Zollangelegen-
Lit Theil zu nehmen. Schon in einigen
Tagen, man nennt hier den 10, d. M.
werden ſich die Miniſter der Coalitions?
ſtaaten nach Homburg v. d. H. begeben
und dort ihre letzten Beſchlüſſe faſſen zur
Entgegnung auf die preußiſche Erklärung.
Poſen, 2. Sept. Das hieſige Localco-
mite iſt auf den Einfall gekommen, die
Cholera mit Kanonen zu bekämpfen. Es iſt
beim commandirenden Seneral, Seneral-
lieutenant v. Tietzen und Hennig, der ſelbſt
ſo eben das Ungluͤck hatte, ſeine Gemahlin,
geb. Gräfin v. Reichenbach, an der Cho-
ſera zu verlieren, mit dem Erſuchen einge-
kommen, zur Reinigung der Luft von der
Feſtung aus eine Kanonade zu vexanlaſſen,
wie dies in Englaͤnd bei der Choleraepide-
mie mit Erfolg geſchehen ſein foll. Der
General hat ſich dazu bereit erklärt, für
den Fall, daß ſeitens des Medicinalcole-
giums ein aͤnempfehlendes Hutachten bei-
gebracht und von der kal Megierung ein
Antrag geſtellt wuͤrde. Das Oberpräftdium iſt
jedoch gegen einen ſolchen Antrag. Köln. 3.)
Köln, 5. Sept. (Fr. P) Der Zeuge,
wehen deſſen Krankheit der Communiften-
proceß ausgeſetzt wuͤrde, der Polizeiinſpee-
tor Schulze, iſt unterdeſſen geſterhen und
dürfte fetzt der Proceß im Monat October
unzweifelhaft vor die Geſchworenen gebracht
werden. Man hat früher bier vielfach jene
Verſchwörung in der Art und Weiſe, wie
ſie veröffentlicht wurde, ſtark bezweifelt.
Seit aber über die Anklageacte Manches
verlautet, in die Meinung eine andere ge-
worden. Es ſollen die Beweismittel, für
einige Angeklagte mindeftens, ſo gravirend
fein, daß ſie fchwerlich den Verſuch zu leug-
nen wagen, ſondern ſich vielmehr als Maͤr⸗
tyrer ihrer Meinung hinſtellen dürften Am
beſten foll ſich die Sache für Dr. Becker
ſtellen.
Breslau, 4. Sept. (Schw. M.) Die
Cholera hat ſich bereits angemeldet, und
obgleich hier in Breslau erſt, und zwar
In einem Zeitraume von 14 Tagen, zwei
vereinzelte Fälle vorgekommen, ſo läßt man
ſich döch nicht in Sicherheit wiegen, und
e$ Werden ſowohl von den Einwohnetn alg
aud) von den Behörden Ddie geeigneten
Maßregeln getroffen, ibrem Umfidhareifen
möglichlt vorzubeugen. In der Provinz be-
Hränkt ſie ſich die jetzt immer nody auf die
Grenze von Polen und dem Großherzog-
hum Dofen, Die Oytfchaften, welche dort
von ihr heimgefucht worden, haben unge-
heure Berlufte erluten, und e$ Deträgt die
Zahl der Dahingergfften in vielen dere
jelben 15 bis 20 pEt. der Bevöllerung,
Das Uebel findet in den gedachten Gegen-
den leider ein fruchtbares Feld, weil daͤ—
ſelbſt der materielle Zuſtand des Voͤltes
ein ſehr trauriger iſt und nicht allein große
Noth, ſondern auch Unkultur und Schhmuß
bei einem großen Theile deſſelben herrſchi.
Vo die Seuche gar ſo heftig überhand q
nommen, da flüchtete, wer e$ nur mmer
fonnte ; aber dadurch iſt ſie, wie mehrere
Faͤlle beweifen, weiter getragen worden.
Vielleicht ſchützt uns hier die vorgerückte
Jahreszeit und die endlich erfolgte Aoͤkuͤh?
lung der Atmoſphäre wenigſtens einiger-
maßen. ; .
Hannover, 5. Sept. Die Hannover-
ſche Zeitung glaubt, vaß duͤrch Hannovers
Vermittlung die nahe drohende Gefahr eis
nes Bruches mit den Coalitionsſtaaten ab-
gewendet ſei.
Wien, Septbr.! Der Kaͤiſer wohnte
heute einem Felomanöver auf der Schmelz
bei. Sein Pferd ſtürzte, wie der „Schl. 3.“
geſchrieben wird, in einem Graben oder ef-
ner Grube und zwar in gefährlicher Weiſe,
er kam aber glücklich aus dem Sattel, ent:
ging jo einem drohenden Sturze und fonnte
das Manöver bis zum Schluß abhalten.
Frankreich.
XParis, 5. Sept. Die Politik iſt ge-
genwärtig ſo todt, daß ſich Blätter und
Briefe jetzt an die Theater halten, um nur
nicht ganz ſchweigen zu müſſen! Heute
wird in der großen Oper, um die Rück-
kehr Rogers und Maſſols zu feiern, Hale-
vv's „ewiger Jude“ wiederholt. — Der
Dr. Veron hat den wuͤnderlichen Einfall,
in ein Trappiſtenkloſter ſich aufnehmen zu
laffen. Alle Bemühungen feiner Freunde,
ihn von dieſem Vorfatz abzubringen, wa-
ren bisher vergeblich.
Paris, 5. Sept. Der Conſtitutionel be-
handelt das eorſicaniſche Banditen-
weſen. Er gibt die Zahl der in contima-
ciam verurtheilten Banditen, die auf dem
platten Lande Corſicas eine Art Souveräs
nität ausüben, auf 225 an. Den Schrecken,
den ſie verbreiteten, und den ſie nicht allein
auf das Landvolk und die großen Gutsbe-
ſitzer, ſondern ſogar auf die Beamten, die
Geiſtlichkeit und felbſt die Gerichtshöfe aus-
üben, iſt außerordentlich. Nur ſehr ſelten
iſt es vorgekommen, daß die Gendarmerie
einen jener Banditen feſtgenommen hat, die
Jahre lang ihr Gewerbe treiben. Selbſt
wenn ſie in die Hände der Juſtiz gefallen
ſind, ſo bleiben ſie oft noch ohne Beſtrafung,
da der durch ſie verbreitete Schrecken die
Geſchworenen, die Richter und die Zeugen
einſchüchtert. Nach dem Conſtitutionnel
berrſcht der corſicaniſche Räuber unum-
ſchränkt in ſeinem Bezirk. Gegen ſeinen
Willen dürfen keine Felder bebaut, keine
Häuſer oder Güter vermiethet werden; ſie
entführen reiche Bürger und Bürgerinnen,
um Löſegeld zu erhalten, rächen für Be-
zahlung durch Todtſchlag die Andern zuge-
bei welchen ſie auf der Kirchweih geweſen
war, mitgebracht hatte, an das Mainufer
gelockt, dieſelbe dort arg mißhandelt und
dann in den Main getraͤgen, und zwar ſo
weit, daß er ſelbſt bis an die Hüften in
den Fluß waten mußte. Die verruchte That
geſchah auf dem Hochheimer Gebiet, wo
dieſe Gemarkung an jene von Flörsheim
graͤnzt. Von dem jenſeitigen Ruͤſſelsheim
iſt der Hülferuf der unglücklichen Frau ge-
hoͤrt worden, und dies hat zur Entdeckung
des Mörders beigetragen. Bieſer iſt gleich
an das Juſtizaml in Hochheim abgeführt
worden. ſoll jedoch die That geleugnet ha-
ben. Er iſt als übel berüchtigtes Subject
bekannt und ſein Läugnen dürfte von we-
nig Nutzen für ihn ſein. Waͤhrſcheinlich
wird er die Zahl der Koſtgänger im Zucht-
hauſe zu Diez vermehren.
Stuttgart, 6. Sept. Geſtern blieb ein
Zug, obſchon er Vorſpann hatte, zwiſchen
dem Bahnhof und dem Tunnel bei Ulm
heinahe ſtecken. Als man der Sache auf den
Grund forſchte, ergab ſich, daß viele Tau-
ſende von Raupen auf den Schienen ſich
befanden und nur auf dieſen ſich fortbe-
wegten und von den Rädern zerquetſcht die
Schienen ganz ſchlüpfrig maͤchten. Eine
Ihnliche Erſcheinung zeigie ſich vor einigen
Tagen bei Eſſendorf und Winterſtetten. In
der Nähe des letzteren Orts waren auf die
Länge von 3—4000 Fuß die Schienen ganz
mit unzähligen Raupen bedeckt, während
links und rechts faſt keine Raupe entdeckt
werden konnte. Die in der Nähe liegenden
Rübenaͤcker waren längs der Bahüſtrecke
total abgefreſſen.
München, 4. Sept. Miniſterpräſident
, d, Pfordten trifft von Reichenhall bis
zur Mitte dieſes Monats wieder hier ein.
München, 6. Sept. Am künftigen Frei-
tag werden König Mar und Königin Marie
wieder in ihre Reſidenz hierher zurückkehren.
Ans Thüringen, Sept. Zum An
denken an die Feier der ſeit 50 Jahren be-
ſtehenden Einverleibung Erfuris in den
vreußiſchen Staat hat, wie das Fr. Jı be-
berichtet, der daſige Magiſtrat und der Ge-
meinderath ein Album aͤnfertigen laffen, in
welchem auf Blättern von künſtleriſchem
Werthe die Erfurt betreffenden hiſtoriſchen
Begebenheiten verzeichnet worden ſind. Die-
ſes Album iſt dem Könige gewidmet.
Leipzig, 4. Sept. E(Schw. M.) Die
Auswanderung nach Amerika nimmt jetzt
auch in Saͤchſen mehr überhand. Die Per-
fonen;, welche gegenwaͤrtig fortziehen, ſind
meiſt unbemittelte Handwerker.
Berlin, Sept. (B. Bl.) Heute kam
hier vor dem Stadtgericht ein eigenthümli-
cher Kriminalfall zur Unterſuchunß und Ent-
ſcheidung. Im Jahre 1848 kam ein aus
Böhmen gebürtiger, ſeit 25 Jahren in Ko-
renhagen anfäffiger Schneidermeiſter, Franz
Tomaiſcheck, auf Beſuch zu ſeinem Bruder
hieher, erkrankte angebiich bald und ver-
ſtarb laut einem Todtenſcheine im Nov.
1848. Auf den Grund diefes Todes wurde
ſeinen Verwandten von der Lebensverſiche-
rungoͤgeſellſchaft zu Kopenhagen 1000 Rbthlr.
und von der engliſchen Geſellſchaft Globe
1000 Pfund ausbezahlt, Im Jaͤhr 1851
lief eine Anzeige bei der Polizeibehörde ein,
daß Tomattcheck noch lebe, und zwar in
Boͤhmen. Die Unterſuchung hat nuͤn erge-
ben, daß die Erkrankung und der Tod To-
malſcheas wirklich ein Betrug war, und
daß fHatt ſeiner ein Breit mil Stroh um-
widelt begraben worden iſt. Duͤrch eine
Reihe von Täufdhungen gegenüber verfhte-
denen Beboͤrden und durd Fälſchung ver-
fchiedener Urkunden war e& den Gebrüdern
Tomatſcheck und ihrem Pelfershelfer einem
Wundarzt, welcher die Rolle des Arztes
fpielte, gelungen ſelbſt den beſonders zur
Unterſuchung der naͤheren Umſtände des
plötzlichen Ablebens des Tomatſcheck hieber
beorderten Bevollmächtigten des Globe zu
hintergehen. Bei den heutigen Verhand-
lungen ſind die Angeklagten ihrer That ge-
ſtändig und weichen nur in Einzelnheiten
von einander ab. Das Gericht erkannte.
gegen die Angeklagten eine Geldbuße von
15,583 Thlr., epentuell 5, 3 und 2 Jahre
Strafarbeit. Eine ungeheure Menſchen-
menge wohnte den Verhaͤndlungen bei.
Berlin, 5. Sepibr. Eine authentiſche
Ueberſicht der Einnahmen, welche der Bo-
nifaciusverein aug deutſchen Ländern wäh-
rend der Dauer eines Jaͤhres bezogen hat,
ergibt 14,828 Zhir. 12 Sgar. 1 Pf. Hierzu
haite von preußiſchen Städien Breslau
1799 Thaler 16 Sgr. 1 Pf., Köln 1526
Thlr. 26 Sgr. 4 Pf., Münfter 2972 Thlr.
5 Sgr. 1 Pfi, Paderborn 1405 Thlr. 12
Sgr. 2 Pf., Trier 498 Thlr. 22 Sgr. 7
Pf. beigetragen, Den größten Beitrag hatte
das öſterreichiſche Linz mit 4043 Thlr. 10
Sarı 2 Pf. aufgebracht, dagegen Muͤnchen
nicht mehr als 131 Thaler 1 Sgr. 3 Vf.,
Augsburg 337 Thle. 17 Sgr., Megensburg
100 Thlt. Das Verzeichniß der Beiträge
erſtreckt ſich bis gegen Ende des vorigen
Jahrs, bis wohin der Verein erſt in 12
Dibcejen eingeführt war, nämlich in den
Bisthümern Breeiau, Freiburg in Baden,
Loln, Fulda, Limburg, Linz, Luxemburg,
Mainz, Münſter, Paderborn, Rottenburg
und Erier.
Berlin, 6. Sept. (Göln. 3.) Meh-
rere der hieſigen Conferenzbevollmächtigten
haben unſere Stadt auf kuͤrze Zeit vertaſ-
ſen und ſich an die Sitze ihrer reſp. Re-
gierungen begeben, um daͤſelbſt an den wei-
teren Bexathungen in der Zollangelegen-
Lit Theil zu nehmen. Schon in einigen
Tagen, man nennt hier den 10, d. M.
werden ſich die Miniſter der Coalitions?
ſtaaten nach Homburg v. d. H. begeben
und dort ihre letzten Beſchlüſſe faſſen zur
Entgegnung auf die preußiſche Erklärung.
Poſen, 2. Sept. Das hieſige Localco-
mite iſt auf den Einfall gekommen, die
Cholera mit Kanonen zu bekämpfen. Es iſt
beim commandirenden Seneral, Seneral-
lieutenant v. Tietzen und Hennig, der ſelbſt
ſo eben das Ungluͤck hatte, ſeine Gemahlin,
geb. Gräfin v. Reichenbach, an der Cho-
ſera zu verlieren, mit dem Erſuchen einge-
kommen, zur Reinigung der Luft von der
Feſtung aus eine Kanonade zu vexanlaſſen,
wie dies in Englaͤnd bei der Choleraepide-
mie mit Erfolg geſchehen ſein foll. Der
General hat ſich dazu bereit erklärt, für
den Fall, daß ſeitens des Medicinalcole-
giums ein aͤnempfehlendes Hutachten bei-
gebracht und von der kal Megierung ein
Antrag geſtellt wuͤrde. Das Oberpräftdium iſt
jedoch gegen einen ſolchen Antrag. Köln. 3.)
Köln, 5. Sept. (Fr. P) Der Zeuge,
wehen deſſen Krankheit der Communiften-
proceß ausgeſetzt wuͤrde, der Polizeiinſpee-
tor Schulze, iſt unterdeſſen geſterhen und
dürfte fetzt der Proceß im Monat October
unzweifelhaft vor die Geſchworenen gebracht
werden. Man hat früher bier vielfach jene
Verſchwörung in der Art und Weiſe, wie
ſie veröffentlicht wurde, ſtark bezweifelt.
Seit aber über die Anklageacte Manches
verlautet, in die Meinung eine andere ge-
worden. Es ſollen die Beweismittel, für
einige Angeklagte mindeftens, ſo gravirend
fein, daß ſie fchwerlich den Verſuch zu leug-
nen wagen, ſondern ſich vielmehr als Maͤr⸗
tyrer ihrer Meinung hinſtellen dürften Am
beſten foll ſich die Sache für Dr. Becker
ſtellen.
Breslau, 4. Sept. (Schw. M.) Die
Cholera hat ſich bereits angemeldet, und
obgleich hier in Breslau erſt, und zwar
In einem Zeitraume von 14 Tagen, zwei
vereinzelte Fälle vorgekommen, ſo läßt man
ſich döch nicht in Sicherheit wiegen, und
e$ Werden ſowohl von den Einwohnetn alg
aud) von den Behörden Ddie geeigneten
Maßregeln getroffen, ibrem Umfidhareifen
möglichlt vorzubeugen. In der Provinz be-
Hränkt ſie ſich die jetzt immer nody auf die
Grenze von Polen und dem Großherzog-
hum Dofen, Die Oytfchaften, welche dort
von ihr heimgefucht worden, haben unge-
heure Berlufte erluten, und e$ Deträgt die
Zahl der Dahingergfften in vielen dere
jelben 15 bis 20 pEt. der Bevöllerung,
Das Uebel findet in den gedachten Gegen-
den leider ein fruchtbares Feld, weil daͤ—
ſelbſt der materielle Zuſtand des Voͤltes
ein ſehr trauriger iſt und nicht allein große
Noth, ſondern auch Unkultur und Schhmuß
bei einem großen Theile deſſelben herrſchi.
Vo die Seuche gar ſo heftig überhand q
nommen, da flüchtete, wer e$ nur mmer
fonnte ; aber dadurch iſt ſie, wie mehrere
Faͤlle beweifen, weiter getragen worden.
Vielleicht ſchützt uns hier die vorgerückte
Jahreszeit und die endlich erfolgte Aoͤkuͤh?
lung der Atmoſphäre wenigſtens einiger-
maßen. ; .
Hannover, 5. Sept. Die Hannover-
ſche Zeitung glaubt, vaß duͤrch Hannovers
Vermittlung die nahe drohende Gefahr eis
nes Bruches mit den Coalitionsſtaaten ab-
gewendet ſei.
Wien, Septbr.! Der Kaͤiſer wohnte
heute einem Felomanöver auf der Schmelz
bei. Sein Pferd ſtürzte, wie der „Schl. 3.“
geſchrieben wird, in einem Graben oder ef-
ner Grube und zwar in gefährlicher Weiſe,
er kam aber glücklich aus dem Sattel, ent:
ging jo einem drohenden Sturze und fonnte
das Manöver bis zum Schluß abhalten.
Frankreich.
XParis, 5. Sept. Die Politik iſt ge-
genwärtig ſo todt, daß ſich Blätter und
Briefe jetzt an die Theater halten, um nur
nicht ganz ſchweigen zu müſſen! Heute
wird in der großen Oper, um die Rück-
kehr Rogers und Maſſols zu feiern, Hale-
vv's „ewiger Jude“ wiederholt. — Der
Dr. Veron hat den wuͤnderlichen Einfall,
in ein Trappiſtenkloſter ſich aufnehmen zu
laffen. Alle Bemühungen feiner Freunde,
ihn von dieſem Vorfatz abzubringen, wa-
ren bisher vergeblich.
Paris, 5. Sept. Der Conſtitutionel be-
handelt das eorſicaniſche Banditen-
weſen. Er gibt die Zahl der in contima-
ciam verurtheilten Banditen, die auf dem
platten Lande Corſicas eine Art Souveräs
nität ausüben, auf 225 an. Den Schrecken,
den ſie verbreiteten, und den ſie nicht allein
auf das Landvolk und die großen Gutsbe-
ſitzer, ſondern ſogar auf die Beamten, die
Geiſtlichkeit und felbſt die Gerichtshöfe aus-
üben, iſt außerordentlich. Nur ſehr ſelten
iſt es vorgekommen, daß die Gendarmerie
einen jener Banditen feſtgenommen hat, die
Jahre lang ihr Gewerbe treiben. Selbſt
wenn ſie in die Hände der Juſtiz gefallen
ſind, ſo bleiben ſie oft noch ohne Beſtrafung,
da der durch ſie verbreitete Schrecken die
Geſchworenen, die Richter und die Zeugen
einſchüchtert. Nach dem Conſtitutionnel
berrſcht der corſicaniſche Räuber unum-
ſchränkt in ſeinem Bezirk. Gegen ſeinen
Willen dürfen keine Felder bebaut, keine
Häuſer oder Güter vermiethet werden; ſie
entführen reiche Bürger und Bürgerinnen,
um Löſegeld zu erhalten, rächen für Be-
zahlung durch Todtſchlag die Andern zuge-