gelegenheit die wohl nur für den Augen-
blick vergeſſen ſcheint, ſeit dem Erlaß des
bekannten Hochverrathsgeſetzes alg ein wun-
der Fleck der Eidgensſſenſchaft betrachtet
werden. — Ein die Heimathsberechtigung
betreffendes Geſetz iſt in Anvegung gebracht,
das uͤnter anderm hauptſaͤchlich die Beſeiti ·
gung der ſo oft wegen politiſcher Flücht-
linge vorkommenden Differenzen zum Zweck
haben ſoll.
Italten erſcheint immer noch alg das
am meiſten durchwuͤhlte Land. In der Ro-
magna und in Sieilien machten die immer
zahlreicher werdenden Raͤuberbanden förm-
liche Streifzüge des Militärs nothwendig.
Im Aug. wurde eine neue große Verſchwoͤ—
rung entdeckt, die ſich durch das lombardo-
venetianiſche Königreich, den Kirchenſtaat
und Toscana verzweigte; und in Sardis
nien dauert die kirchliche Bewegung gegen
das Civilehegeſetz noch fort. Inzwiſchen
geſchah doch auch einiges Erfreuͤliche, das
geeignet ſein dürfte, mit der Zeit nordiſche
Bildung in dies ſchöne aber unglückliche
Land zu tragen und die moralifche Er-
ſchlaffung der Italiener erfolgreich zu bekäm-
pfen. Daͤhin rechnen wir die abgeſchloſſe-
nen Verträge über Erbauung von Eiſen-
bahnen und telegraphiſchen Linien, und den
Poſivertrag. — Aus Neapel wurden zahl-
reiche Begnadigungen politiſcher und nicht-
volitiſcher Verbrecher gemeldet; und der
Veſux bietet durch ſeine Eruptionen wieder
ein furchtbar großartiges Schauſpiel dar,
welches das Auge des Wanderers entzückt
und — laͤchende Fluren unter dem Feuer-
ſtrom der Lava begräbt.
Aus den Niederlanden gab es wenig
zu berichlen, außer daß ein mit Frankreich
abgeſchloſſener Vertrag am ablehnenden Vo-
tum * Kammer in letzter Inſtanz geſchei-
tert iſt.
Die pyrenäiſche Halbinſel bot eben-
falls wenig Intereſſe dar. In Portugal
herrſcht Ruhe, Spanien beſchäftigt ſich mit
Eiſenbahnverträgen und mit Bändigung
herumziehender Banden, die in einigen Ge-
birgsgegenden den k. Truppen vollauf Arbeit
geben. /
Danemark erregte durch die Verfegung
deutſcher Truppen nach Kopenhagen und
däniſcher nach Holſtein mannigfache Be-
ſorgniſſe. Die Schleifung der Feſtung
Rendsburg ſcheint definitiv beſchloffen zu
ſein. Dagegen ſollen die Düppeler Höhen
und die Inſel Alſen befeſtigt werden. Bom
übermüthigen Benehmen des daͤniſchen Wacht-
ſchiffes auf der Elbe haben wir in den Ta-
gesnachrichten bereits einige Beiſpiele ge-
meldet.
Griechenland hat ſeine Unterhandlun-
gen mit Rom wegen künftiger beſſerer Stel-
lung der griechiſchen Chriſten in Italien
noch nicht zu erwünſchtem Abſchluß gebracht.
In Rußland und Polen, befonders in
den weſtlichen Landestheilen, verbreitete die
Cholera Schrecken und Tod. Nach neue-
ſten Bexichten iſt dieſe furchtbare Krankheit,
welche bereits auch die preußiſchen Provin-
zen ergriffen hatte, wieder im Ruckzug,
und die Beſorgniß, daß ſie ſich auch uͤber
Deutſchland ausbreiten werde, erſcheint
bei der vorgeſchrittenen Jahreszeit, glück-
licherweiſe als unbegründet.
Die Türtei hat, trotz der öſterreichiſchen
Noten, der Bedruͤckung der bosniſchen Chri-
ſten noch wenig Einhalt gethan. In Kon-
ſtantinopel hertſcht wegen der in diefem
Sommer ſfatigebabten häufigen Feuers-
brünfte große Aufregung; man vermuthet,
daß dabei politiſche Anfbeßerei im Spiele
ſei. Dem Auehruch ernfilicher Unruhen ift
jedoch durch kräftige Maßregeln vorgebeugt.
Aus den Vereinigten Staaten von
Vordamerika iſt außer der oben erwähnten
Fiſchereienfrage, der fortdaueruden Agita-
tion der Partheien für die nächſte Praͤſi-
dentſchaftswahi, und dem Streit mit Peru
wegen der Guanbausbeute auf den Lobos-
inſeln wenig zu berichten. Daß der Eon-
greß, nachdem er noch einen Vertrag we-
zen Gleichberechtigung der Schiffe mit den
Niederlanden Votirt, geſchloſſen wurde, ha-
ben wir ſeiner Zeit gemeldet. — In Mit-
telamerika begeanen wir dem alten Wirr-
fal. General Flores hat mit ſeiner Unter-
nehmung gegen die Ecuador⸗Republik kein
Giück gehabt. — Am Laplata behauptet
Urquiza ſeine wohlthätige Dietatur.
Auf den Sandwichsinfeln hat Köni-
gin Pomaxe abgedankt; zwei ihrer Söhne
** eine Tochter theilten fi in die Herr-
aft.
Im Birmanenreich haben die briti-
ſchen Waffen neue Siege erfochten.
Dentſchland.
Karlsruhe, 16. Sept. (R. 3.) Wir
haben die Trauerbotſchaft von dem geſtern
erfolgten Ableben des Garten-Directors
Meßger zu melden. Derſelbe verſchied
geſtern Nachmittag zu Wildbad, wohin er
ſich begeben hatte, um Heilung von einem
langjährigen Leiden zu ſuchen.! Seine Leiche
wird morgen hierher gebraͤcht, um auf dem
hieſigen Friedhofe beigeſetzt zu werden. Wir
zweifeln nicht, daß die Nachricht von dem
Tode des raſtlos für die Hebung der Land-
wirthſchaft wirkenden vielverdienten Mannes
bei den zahlreichen Freunden deſſelben in
allen Theilen des Landes große Theil-
nahme finden wird. Der Verewigte hat ſein
Lebensalter auf 63 Jahre gebracht.
Bruchfal, 15. Sepi. (B. L.) Ihre K.
Hoheit die Erzherzogin Mathilde von Oe-
ſterreich kam Mittags 12 Uhr mit Gefolge
hier an, dinirte im „Badiſchen Hof“ und
ſetzte um 2 Uhr die Reiſe nach Muͤnchen
fort.
Mainzʒ, 16, Sept. (R. A, 3. Auf der
hier ſtattftndenden Berſammlung der Ge-
ſchichtsforſcher wird der badiſche Alterthums-
verein durch ſeinen Dixector v. Bayer und
Prof. Fickler vertreten ſein. Bon Darmſtadt
wird zaͤhlreicher Befuch, darunter auch Präſi-
dent Jaup, erwartet. Man rechnet au auf
die Ankunft der Geſchichtsforſcher Zell, Bähr,
Häußer gus Heidelberg, ſo wie auch auf
den Prof. Kabpenegget und Director Gräf
aug Mannheini. Ber naſſauiſche Alter-
thumsderein wird doͤrt ſtark vertreten ſein.
Alterthumsforſcher hier zu machen gedenkt,
den Tag, an welchem die Naturforſcher hier
ihre Sitzungen eröffnen.
Dresden, 13. Sepibr. (5. P) Unſer
Staatsminiſier v. Beuſt begibt fih beute
nach Muünchen, wo ſich mehrexe Miniſter
der in Darmfiadt vereinten Regierungen
begegnen werden. Die Anſicht, als ob eg
einer befondern Conferenz bedürfe, um die
ſog. Coalition uberhaupt noch zufammen zu
yaͤiten, möchte ſehr irrig fein. Vielmehr
wird es ſich wohl nur um die Ausgleihung
der beiden verfgiedenen Auffaffungsweifen
der preußiſchen Erklaͤrung handeln, die man
bisher wahrgenommen hat. Nach der einen
wird dieſelbe als eine verblümte Ablehnung
angeſehen, nach der andern als der Anfang
eines Eingehens auf die Vorſchlaͤge dek
vereinten Regierungen, an welches ſich Wei-
teres zu knüßfen haben wird. Dieſe letztere
Auffaſfung iſt unſers Wiſſens die der faͤch-
ſiſchen Regierung. Die beregte Ausglei-
chung wird unſchwer zu erzielen ſein. ;
Berlin, 14. Sept. (Köln. 3.) Die Lage
der Zollfrage iſt unveraͤndert geblieben. All-
gemeines Schweigen über das Treiben des
Darmſtädter Bundes, welches er diesmal
den Augen der Oeffenilichkeit voͤllig entzogen
hatı — Ende dieſes Monats wird der ruſ-
Iſche Staatetanzier Graf Neffetrode hier
eintreffen und ſich einige Tage hier aufe
halten, Voliliſche Combinationen befonderer
Bedeutung find an diefe Anweſenheit des
ruſſtſchen Staatsmannes nicht zu fnüpfen.
— Die Ankunft des Generals v. Radowitz
und die Uebernahme der ihm zugetheilten
Stellung dürfte ſich doch noch big in ven
nächften Monat hinein verſchieben. — Der
83. Geburtstag Alexander v. Humboldt’s
macht den heutigen Tag zu einem Feßtage
für alle Gelehrtenkreife der preußiſchen
Hauptſtadt. Eine merkwürdige Fügung des
Zufalls iſt es, daß der Wwürdigkte Nachfol-
ger Wilhelm's v. Humboldt auf dem. Ge-
diete der vergleichenden Shrachforſchuͤng,
Profeſſor Bopp, heute gleichfalls ſein Ge-
burtsfeſt feiert.
Verlin, 14. September. (F. J.) Die
Vachrichten, welche über die Entſchlie-
ßungen der Eoalitions- Staaten {n der
Zollfrage im Umlauf find, beruhen zum
Theil auf Vermuthungen aus der Lage
der gegebenen Verhältniſſe, zum Theil auf
Combinationen, die in den Aeußerungen
der für officiell geltenden Organe ihren
Grund haben. Sicher ſcheint bio jetzt nur
ſo viel, daß es zwiſchen den intereffirenden
Regierungen zu einer Einigung noͤch nicht
gekommen iſt. Obſchon unzweifelhaft die
Exwartung, daß ein Diſſens zu einem
völligen Zerfall der Coalition führen könnte,
in dem gegenwärtigen Stadium der Kriſis
unwahrſcheinlicher iſt, als ſie vor der Stutt-
garter Conferenz war, ſo erſcheint es doch
nicht unmöglich, daß dieſelbe jetzt, wo ein
Vexſchieben der Entſcheidung nicht mehr zu-
Cſſig iſt in Srfüllung gehen Fönnte, Das
Drängen von der einen Seite zum Bruch
mit Preußen ſoll ſo heftig geſchehen, daß
den Diſſentirenden und den zu neuen Ver-
mittelungsvexſuchen geneigten Regierungen
jetzt nur noch die Wahl zu bleiben fcheint,
zwiſchen dem Bruch mit Preußen, den fie
entſchieden nicht woͤllen, und dem Verblei-
ben im Zollverein, dem ſie unter den be-
kannten Bedingungen vor feder neuen und
problematiſchen Verbindung den Vorzug
geben.
Berlin, 15. Sept. Nach einer T. D,
d. „Fr. Pztg“. war heute Sitzung der Zoll-
fonferenz, aber die Bevollmächtigien erklaͤr—
* daß ſie ſich noch ohne Inſtruetion be-
änden.
Poſen, 13. Sept. Das Regierungscol-
egium wird, wie man der Köln. Ztg. be-
richtet, ſchwer von der hier herrfchenden
Cholera héimgeſucht. Acht Mitglieder Viegen
ſeit längerer bder kürzerer Zeit an der Cho-
lera oder am Nervenfieber darnieder, und
der Regierungsrath Mothes ſtarb geſtern
nach kurzem Krankenlager.
Hamburg, 12. Sept. (Frnk. J.) Ein
Schreiben voͤn der Frau des verunglüdten
Ruſzak iſt geſtern aus Wien hier angelangt.
Am 6, d. M. hatte ſie Audienz beim Kaͤi⸗
ſer, und obwohl derſelbe ſich nicht definitiv
über das Schickſal ihres Mannes Außerte,
ſo hat ſie doch gegründete Hoffnung , daß
Ruſzak völlig begnadigt werden wird.
Wien 12. Sept. (F, P.) Das mili-
täriſche Leben auf dem Raͤckosfelde fängt
an, nach Ausſage der eben aus Peſth Anz
kommenden, äußerſt lebhaft und anziehend
zu werden. 30 Cavallerieregimenter, 40
Infanteriebataillone und 10 Batterien bil-
den den Truppenkörper, zuſammengeſtellt
aug allen Garniſonen des ungar. Kron-
landes. Se. Maj. der Kaiſer wird am 17,