Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

N‘ 2327.

Sonntag, 26. September

1852.





Deutſchland.

Karlsruhe, 24. Sept. Nach der Bad.
Laweilt unſer Geſandte am F preußiſchen
Hofe, Frhr, v. Meyſenbug, ſeit vorgeſtern
an hieſigem Orte. Herr Meyſenbug iſt
gleichzeilig mit dem Hrn. Miniſter v. Rüdt,
der ſich nach Wien begeben hatte, am 20.
früh von München abgereist.

Mannheim, 23. Sept. (R. 3.) Das
Hochwaſſer hat ſeinen Höhepunkt erreicht
und der Rhein beginnt ſeit der Mittagszeit
zu finfen. Seit Mitternacht wies der Pe-
gel andauernd 10' 2“ über Mittelwaſfer
nach; ietzt beträgt der Waſſerſtand nur
noch 10
— Bom Ahein, 23. September. Zur
Zollvereinsfrage meldet die /Mittelrheini-
ſche Zeitung“? „Sicherm Vernehmen nach
haͤt die preußiſche Regierung unterm 30,
Auguſt in der Zollfragẽ eine Eirculardepe-
ſchẽ an ſämmtliche bei den deutſchen Hö-
fen beglaubigte Geſandiſchaften erlaffen, wo-
rin woͤrtlich die nachfolgende Stelle vor-
fommt: „Bis zum Eintreffen der Inſtruc-
tionen der hiefigen Bevollmächtigten kann
ſelbſiverſtaͤndlich von einer Fortſetzung der
Verhandlungen hierſelbſt nicht die Rede ſein
und wir bleiben ſomit auch bei dem von
uns aufgeſtellten Geſichtspunkt ſtehen, daß
der Vertrag über die Erneuerung zum Ab-
ſchluſſe gebracht ſein müſſe, bevor wir zur
Verhandlung mit Oeſterreich übex einen Zoͤll-
und Handelsvertrag ſchreiten können. IM
dieſer Beziehung erwarten wir völlig be-
ſtimmte und unumwundene Erklärungen,
und für den Fall genügender beziehender
Antwort werden wir zu weiteren Verhand-
lungen uns bereit finden laſſen. Jede in
anderem, ſei es aufſchiebendem oder aus-
weichenden Sinne ausfallende Antwort würde
es uns unmöglich machen, die Verhandlun-
gen alsdann weiter fortzuſetzen.“

Frankfurt / 22. Sepibr. Die nöthig
gewordene Heſtauration des Thurn ünd
Taxisſchen Palais in dex großen Eſchen-
heimerſtraße iſt angeerdnet und die Leitung
derſelben einem ans Regensburg hierher
geſendeten Baumeiſter übertragen worden.
Dieſes Palais wird gewöhulich das des
Bundes, weil dieſer ſeine Sitzungen darin
hält, genannt Es iff jedoch nur von Oeſter-
reich für deſſen Präſidialgeſandtſchaft von
dem Fürſten v. Thurn und Taxis gemie-
ihet und theilweiſe der Bundesverſamm-
lung eingeräumt worden. Auch der Ver-
walter des Hauſes, welche Stelle nun der
Inſpector der Buͤndeskanzlei, Herr Har-
veng erhalten, wird nur von Oeſterreich
honbrirt.

Muünchen, 20. Sepibr. Herr v. Liebig
wird mit dem Beginne des Wintercurſeoͤ
ſeine amtliche Thätigkeit hier beginnen. Sein
Name iſt auch in den hoͤchſten Kreiſen ſehr
geachtet, und man hoͤfft viel von ſeiner
Wirkſamkeit für Hebung der Induſtrie, zu-
mal er hier von ausgezeichnelen Männern
in wiſſenſchaftlicher und practiſcher Hinſicht
ſehr unterſtützt wird. 2484

Muünchen, 22. Sept. (A. A. 3.) Heute
früh ir Minifterialrath v. Hermann mit der

hier beſchloſſenen Erklärung für die Zoll-
vereinsconferenz und mit beſondern Aufträ-
gen nach Berlin abgereift. Während der
Dauer der Kraͤnkheit des Herrn Miniſter-
präſidenten wird deſſen beide Portefeuilles
wieder der Herr Staatérath . Pelkhoven
führen 3 leider fcheint die Krankheit nicht
undedeutend zu fein, ohne indeſſen im ge-
ringſten Beſorgniß einzuflößen. Die für
Berlin beſchloſſene Antwort ſoll verſöhnlichen
Tons und Inhalts ſein.

utm, 21. Septbr. (Sch. M.) Unſere
hochgeſliegenen Gewäſſer ſind faſt wieder
in ihr alles Bett zuruͤckgekehrh haben aber
ſeltener Weiſe in einem der Feſtungethürme
an der Donau, die zum Theil unler Waſ-
ſer ſtanden, einen tüchtigen, S Pfd. ſchwe-
ren Rothfiſch zurückgelaͤſſen, der dem Poſten
eine willkommene Beute wurde.

Weiutar, 20. Sept. Unfere Regiexung
hat fo eben die Nachricht erhalten, daß ein
kürziich in Paris verſtorbener wohlhabender
Mann, Namens Leiderdorf, den Nachkom-
men Schillers in männlicher Linte eine ewige
Rente von 400 Thirn, Preuß vermacht hat.

Verlin, 19. Sept. Das Syſtem unſerer
Staatstelegraphen hat, wie die Preuß. 3.
berichtet, in dieſem Augenblick durch die
neuen bei demſelben getroͤffenen Einrichtun-
gen eine Vollkommenheit erlangt, durch
welche es zu dem vorzüglichſten aller Sy-
ſteme erhoben wird und durch welche es
namentlich das engliſche Syſtem weit über-
triffi. Die oberirdiſchen Drahtlettungen ſind
in kurzer Zeit auf allen Stationen beendigt,
und es hören dann die vielfachen Sröruns
gen, welche bei den unterirdiſchen Leitungen
niemals zu vermeiden find, für immer auf,
da ſich bei der oberirdiſchen Leitung iede
Unterbrechung ſofort erfennen läßt; über-
dies werden jetzt alle Leitungen doppelt und
dreifach angeiegt, ſo daß bei einer Häufuns
von Depeſchen! wie ſolche gerade in wich-
ligen Auͤgenbliaͤen und auf den wichtigſten
Stationen vorzukommen pflegt, aug zur
Noth doppelt gearbeitet werden kann. Die
fruͤheren Zeigertelegraphen ſind jetzt auf
den Staatstelegraphen überall verſchwun-
den, da ſie zu langſam arheiten und trotz
der Anwenduͤng ſchr ſtarker electriſcher
Batterien den electriſchen Strom nux etwa
10 Meilen weit leiten, ſo daß eine Menge
von Zwiſchenſtationen mit einer jedesmali-
gen Ünterbrechung nöthig wird. Man be-
dient ſich jetzt überall der ſogenannten ame-
rikanifchen Telegraphen, welche die Depe-
ſche ſofort auf einen Papierſtreifen ohne
Ende in befiimmten aus Punkten und Siri-
chen zuſammengeſetzten Zeichen abdrucken,
und bei welchen ſich der Telegraphiſt nicht
um den Gang des Apparats zu kümmern
und nicht jedes Zeichen aͤngſtlich zu be-
obachten braucht, da die Maſchine ganz
von ſelbſt alle Zeichen correct Wiederaibt.
Ueberdies iſt die Conſtruetion diefer Appa-
rate viel einfacher, als die der Zeigertele-
graphen, und man entdeckt ſofort jede Un-
regelmäßigkeit im Mechanismus. Der Haupt-
vorzug dieſer letzteren Apparate beſteht aber
darin, daß ſolche ſchon durch eine geringe
electriſche Kraft bewegt werden und den

eleetriſchen Strom daher ohne alle Unterz
brechung hunderte von Meilen fortpflanzen.
Man hat in dieſen Tagen bereits das üder-
raſchende Reſultat gewonnen, daß man vonk
Berlin direct ohne alle Zwiſchenſtationen
nach Wien hin und zurück telegraphirt hat,
und man wird in wenigen Tagen ein glei-
ches Reſultat direct zwiſchen Berlin und
Brüſſel erzielen. Auch zur Berhütung der
vielfachen Störungen, welche der Blitz auf
den Draͤhtleitungen herbeigeführt hat, hat
man jetzt hoͤchſt zweckmäßige Blitzableiter
erfunden, welche bei den meiſten Stationg-
häuſern bereits angebracht ſinde

Berlin, 19. Sept. Der Centralverein
der lutheriſchen Gemeinden in Poſen, Doms
mern, Brandenburg und Sachſen hat an
den König die Eingabe gerichtet: „Se.
Maj. wolle huldreichſt befehlen: 1) daß der
hohe Ober-Kirchentath die Bildung eines
geſonderten lutheriſchen Senats mit beraz
thender und beſchließender Stimme vor-
nehme, und ſeine lutheriſchen Mitglieder
auf das kirchliche Bekenntuiß eidlich ver-
pflichte; 2) daß dieſelbe Organiſation auch
auf Ddie Provinzial? Conſiſtorien ſich aus?
dehne; 3) daß die Superintendenten ange-
wieſen werden, das eonfefſtonelle Recht der
Gemeinden und Geiſtlichen wahrzunehmens ‘
H daß die anzuſtellenden Paſtoren nach
Maßgabe der hiſtoriſchen Confeſſion der
ihnen anzuvertrauenden Gemeinden vocirt
und verpflichtet werden; 5) daß zur Her-
ſtelluns lutheriſcher Gemeinde= und Gottes-
dienft= Ordnungen ernſtlich Hand angelegt
wird.“

Berlin, 21. Sept. Ueber den Ausbruch
der Cholera in Berlin werden jetzt von
mebreren Seiten wahrheitswidrige Nach-
richten verbreitet. Thatſächlich if, daß vor
einigen Tagen im hieſigen kathol. Kranken-
hauſe eine Frau aus Poſen aufgenommen
wurde, welche alsbald an allen Sympto-
men der Cholera verſchied. In derſelben
Anſtalt ſtarben darauf noch 2 Frauen unz
ter gleichen Erſcheinungen! Außerdem ſind
ein Schiffer und ein Arbeitsmann an der
Cholera verſtorben.! Von einer weiteren
Verbreitung der Seuche hört man noch nichts.
Das Morgenblatt „Die Zeit“ iſt, wie die
Ztg. für Nordd. meldet, von der Regierung
angefauft worden und ſoll vom! Oet ab ganz
alg Regierungszeitung dienen, die „Preuß.
Ztg. wird dagegen wohl gänzlich einge-
ben, nachdem fie bis auf 400 Abonnen-
ten (?) berunter gekommen iſt.

Weſel. Die Düſſeldorfer Ztg. berich-
fet: Am 16. Sept. fand unter der Theil-
nahme der f und ſtädtiſchen Behörden, ſo
wie eines äußerſt zablreichen Publikums
auf der hieſigen Citadelle eine erhebende
militäriſche Feier ſtatt, geweiht zum Anden-
ken jener durch Napoleons Machtſpruch
zum Tode verurtheilien 11 Offiziexe des
Schillſchen Corps, die heute vor 43 Jah-
ren den Heldentod als brave Preußen und
treue Anhänger des Königs und Vater-
lands flarben. Der Eingang zu den Kafes
matten der 11 Gefangehen, fo wie die IN
einer Niſche angebrachte Votivtafel war mit
Eichenguirlanden und Blumen geſchmückt.
 
Annotationen