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ßer Wichtigkeit, wenn ſie gegründet ſind.
Oeſterreich gedenke nach Wien Zollconfe-
renzen deutſcher Commiffäre zu berufen,
und habe ſchon an die betreffenden Regie-


dungen ergehen laſſen. Die Vorarheiten zur
Aufrichtungen neuer Zollgraͤnzen innerhalb
des alten Zollvereins ſollen ſo weit gediehen
fein, daß den preußiſchen Kammern Vorla-
gen geniacht werden könnten. Endlich be-
yauplet noch die officiöſe Quelle: „Die
nächſte Zollconferenz foll möglichſt beſchleu-
nigt werden. Sie hängt lediglich von der
Erledigung mehrerer Vorarbeiien ab. Ganz
unabhängig hiervon wäre eine Fortverhand?
lung mit den Coalitionsſtaaten auf diplo-
matiſchem Wege denkbar.“

Hannover, 29. Sept. (Fr. P.) Für
die hieſige Regierung iſt ein ſehr wichtiger
Moment gekommen. Sie wird einen Ent-
ſchluß faſfen müſſen, und Haͤnnover befin-
det ſich offenbar in der ſchwierigſten Lage.
Sie gibt hoffentlich eine entſchiedene Er-
klärung an Preußen für den Fall, daß die-
ſes ſollte abbrechen wollen, während es auf
die Münchener Rückäußerung eingehen kann,
und nachdem es von Anfang beim Septem-
hervertrage auf das beſtimmteſte hierher er-
klärt hat, daß es zu einertiefgreifenden Spal-
tung an deren Bevorſtehen man in Berlin
nicht glaube, es nicht werde kommen laſſen.
Geſtern traf Graf Alvensleben zu vertrau-
lichen Beſprechungen von Berlin kommend
hier ein. Graf Alvensleben pflegt in kri-
tiſchen Momenten verwendet zu werden.

Frankreich ·

Paris, 29. Septbr. Die telegraphi-
ſchen Berichte, welche der Regierung über
den Aufenthalt des Prinz-Präſidenten in
Marſeille zugegangen ſind, theilen auch die
Antwort Ludwig Napoleons auf die An-
ſprache des Biſchofs von Marſeille mit.
Sie lautet: „Monſeigneur! Ich bin tief
gerührt von dem Dank, welchen Sie mir
im Namen der Kirche und der Geſellſchaft
ausſprechen, die in ſchweren Zeiten zu ſchü-
tzen ich im Stande geweſen bin! Religion
iſt, wie Sie ſehr richtig bemerkt haben, die
Grundlage jeder Geſellſchaft und jeder Re-
gierung, die ſich ihrer Beſtimmung bewußt
iſt und ſie iſt es, die meine Stärke bildet
und mich leitet auf dem Weg, den ich ein-
geſchlagen habe! Ich hoffe/ daß Ihre Ge-
bete die Segnungen des Himmels herab-
rufen werden auf vollſtändige Ausführung
der Miſfſion, die mir vom Vertrauen des
franzöſiſchen Bolkes geworden iſt.“ — Eine
Reihe von telegraphiſchen Depeſchen uͤber
den außerordentlich glänzenden und enthuſta-
ſtiſchen Empfang in Toulon. Die Stadt
wimmelt von Fremden und macht ihrer
Begeiſtexung in Kaiſervivats Luft. Geſtern
früß hat der Prinz⸗Präſident das Arſenal,
den Hafen, die Schiffswerften, die Forts re.
im Augenſchein genommen. Namenttich bot
die Rhede mit der Menge der beflaggten
Schiffe und dem ganzen in Schlachtlinie
aufgefahrenen Evolutionsgeſchwader einen
reizenden Anblick. Heute früh 9 Uhr ge-
dachte der Prinz nach Aix weiter zu reifen.
Er hat vorgeſtern Nacht dem Baͤll beige-
wohnt, den die Stadt Toulon ihm zu Eh-
ren veranſtaltet hatte! Bezüglich des in
Marſeille entdeckten Eomplotts enthält die
Vatrie“ folgende Notiz: Man iſt über-
3eUgtE, daß die Höllenmaſchine mit großer
Seſchiklichteit conſtruirt war. Die Arttl-
ferieoffisiere, die man aufforderle, ſie zu
prüfen, haben erklärt, ſie ſei ſo ausgeführt,
daß ſie das fürchterlichſe Unheil angericdh-
tet haben würde, während die Perfonen,
welche die Maſchine entluden, außer aller
Gefaͤhr geweſen wären. — Der Gerichtshof


Die
Nachforſchungen werden mit. dem größten
Eifer betrieben.

*Paris, 29. Sept. Paris iſt in dieſem
Augenblick von Fremden ſo überfüllt, wie
im Mai dieſes Jahres alg die Adler ver-
theilt wurden, und an dem Napoleonstag
im vorigen Monat. In den Hotels, den
Reſtaurationen, den Schauſpielhäuſern drän-
gen ſie ſich und in der großen Oper wer-
den mit „NRodert-der-Teufel“, Favorite-
und andern alten Neuigkeiten Einnahmen
von 8 bis 9000 Fr. gemacht. Ueber die
Boulevards und die Quais raſſeln unauf-
hörlich in Kaleſchen und Landaͤuern engli-
ſche Gäſte, welche die Denkmale, Bauten
und andere Seheyswürdigkeiten der Haupt-
ſtadt in Augenſchein nehmen, Man hat
dieſe einträgliche Frequenz in den Ickten 5
Jahren in ſolchem Grad nicht mehr erlebt;
e8 zeugt dies am beſten für die Eonſolidt-
rung der Regierungsgewalt und für die
öffentliche Ordnung und Sicherheit.

%* WBaris, 30. Sept. Noch immer kom-
men uns keine näheren Aufſchluͤſſe über das
Tomplott zu. — L. Napoleon kam geſtern
Nachmittag aus Toulon nach Marſeille zu-
rück und reiſte, von „großem Voilksjubel“
begleitet nach Aix weiier.

Vont franzöſiſchen Yura, 28, Sept.
Der tapfere Capirän Mesmer von Beſan-
Lon, der vor eintgen Monaten im Kampfe
gegen die Araber fiel, hinterließ feine junge
Wittwe im Zußiand der Schwangerſchaft.
In einem eigenen Schreiben bot ſich Ludw.
Napoleon zum Gevalter an, und beſtimmte
zum Voraus feinem künftigen Patben eine
jährliche Penſion von 1200 Fr. Das vor
3 Tagen geborene Maͤdchen wurde vorge-
ſtern vom Cardinal⸗Erzbiſchof in der Kaz
veriuskirche getauft! Den Prinz- Präſtden-
ten vertrat der Präfect des Seinedeparte-
ments, Graf Lapeyrouſe.

England.

London, 28. Septbr. Die Leiche des
Herzogs von Wellington wird jetzt als Na-
tionaleigenthum angeſchen! Die Familie
miſcht ſich in keine Anordnung mehr. Ca-
pitän Walts, der die Ehrenwache in Wal-
mer Caſtle commandirt, beſucht jeden Mor-
gen und Abend den Saal, wo die Leiche
ruht; außerdem betritt denſelben kein Fuß.
Kendal, der Kammerdiener des verſtorbenen
Herzoge, kann ſich der Anfragen und Wun-
ſche um Gegenſtände des Andenkens an den
verſtorbenen Herzog kaum erwehren Für
das Feldbett deffelben hat ein Gentle-
mann 100 Guineen geboten; den Seſſel,
in welchem Wellington ſein Leben augge-
haucht hat, wollte ein anderer mit Hold
aufwiegen. Auch der Haarkräusler in Deal,
welcher dem Herzog die Haare ſchnitt, wird
von einer Menge von Leuten angegangen.
Wellingtons Paßierẽ ſind in heſter Ordnuͤng,
und behufs ihrer ſofortigen Veröffentlichung
Lord Mahon/ dem literaͤriſchen Teſtaments
vollſtrecker des Sir Robert Peel, übermittelt
worden. Lord Broughams traurige Pflicht
wird es wahrſcheinlich werden, dem Herzeg
im Hauſe die Denkrede zu halten. Ber
gegenwaͤrtige Herzog v. Wellington ſoll er-
klaͤrt haben, er werde dieſen Titel erſt nach
der Beſtattung ſeines Vaters führen.

* Qondon, 29. Sept. In Mantheſter
wurden geſtern bei einem Meeting 2400 L,
zu einem Denkmal Wellingtons gezeichnet.
— Für den 9. Nov iſt in derſelden Stadt
ein grobes Freihändler-Banket angekündigt.
— Die Auswanderung aus Irland iſt im-
mer noch im Zunehmen.

Spanien.

Miadrid, 24. Sepibr. Der Beſtattung
des Herzogs von Baͤhlen, die wahrſchein-
lich in der Atochakirche erfolgt, will die
Königin beiwohnen. Auch zu Ehren des
verſtorbenen Herzogs von Wellington ſind
alle Feierlichkeiten von Ihrer Mai. ange-
ordnet/ die einem ſpaniſchen Marſchall ge-
bühren, mit Ausnahme der Exequien, weil
Wellington Proͤteſtaͤnt waͤr.

Mannheim, 30 Sept. (Mh. 3.) In
der heutigen Schwurgerichtsſitzung kam der
erſte Fall wegen boshafter Zahluͤngsflüch-
tigkeit zur Verhandlung. Dieſes Berbrechen
iſt angeklagt der vergantete Erämer Frie-
drich Hilbert von Eberbach. Er iſt befchul-
digt 1) vor dem Aasbruch der Sant, aber
als zahlungsunvermögender Handelsmann
in der Abſicht ſeine Gläubiger zu benaͤch-
theiligen, Fahrniſſe im Betrag von etwa
1247 ff befeitigt, 2) am 23. Auguſt 1851
einen erdichteten Schenkungsvertrag mit der
Schweſter ſeiner verſtorbenen Chefrau, So-
phie Hug, abgeſchloſſen zu haben, woͤduͤrch
dieſe, ſcheinbar Fahrnißſtücke ım Schätzungs-
werthe von 108 fl. 30 kr. erhalten hade;
3) iur Einperſtändniſſe mit diefer — Schuͤl⸗
den, nämlich: a) 200 fl. Darleihen, b)
80 fl. Dienſtlohn, c) 38 fl. Gleichſtellungs-
geld theils in einer Schuldurkunde vom
25, Mai 1850, theils in einem öffentlichen
Kaufvertrag vom 15. Seyptbr, 1851 theils
gerichtlich, ohne Vertragsurſache und ohne
Werthempfang faͤlſchlicher Weiſe anerkannt
zu haben, 4) Am 15. September 1851 zur
vorgeblichen theilweiſen Tilgung der unter
Ziffer 3 erwähnten erdichtelen Forderungen
weitere Fahrniſſe im Anſchlag von 122 fl
54 fr. um 81 fl. 21 fr. unter dem Scheine
eines Verkaufs an ſeine Schwägerin ver-
äußert und damit beſeitigt zu haben, Der
Ruf des Angeklagten war bisher unbeſchol-
ten; die Art wie er im Verhör antwortet,
läßt ihn als einen beſchraͤnkten Menſchen
erkennen. Seine ledige Schwäßerin Sophie
Hug iſt als Theilnehmerin an den Unter
Ziffer 2—4 bezeichneten Handlungen ange-
fMagt, Beide ſtellen die Beſchuldigung in
Abrede! Allein der Waͤhrſpruch der Ge-
ſchworenen erklärte ſie für fchuldig und ver-
neinte nur die Beſchuldigung unter Ziffer 1
und unfer Ziffer 3 c und enthält die Be-
iOränfung, daß nur ein Theil der unter
3 ffer 3 a bezeichneten Summe erdichtet fet,
Hierauf erkannie der Schwurgerichtshof,
Friedrich Hilbert ſei der boshaften Zahlungs-
flüchtigkeit und Sophie Hug der Theilnahme
daran für ſchuldig zu erflären, und deßhalb
Friedrich Hilbert zur Arbeitshausſtrafe von
LJahr 3 Monaten, Sophie Hug zur Ar-
beitshausſtrafe von 6 Monaten, ferner ſei
dieſelbe zu einer der Gantmaſſe des Fried.
Hilbert zufallenden Geldſtrafe von 251fl.
24 fr, zu verurtheilen urd habe die ihr
durch den Kauf und Schenkung übertragenen
Fahrniſſe in der Maſſe zu belaſſen. Die
Sitzung ging erſt Nachts 10 Uhr zu Ende.

Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Keichard.

An die Deutſchkatholiken.

Von Sonntayg, den 3 Oetober an , be-
ginnt unſer Goltesdienſt in der Providenz-
kirche um 11 Uhr. *

Der Vorſteher: Küchler.

Theater in Mannheim.
Sonntag den 3. October 1852:
: Der Witdſchütz/

oder?
Die Stimme der Natur.
Komiſche Oper in 3 Acten v. Lortzing.
 
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