Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
fehrt zu erhalten) mit der Baſtonade. Da-
‚gegen proteſtirten jedoch die Militärcom-
mandanten, unter andern Derwiſch- Paſcha,
und gaben ihm u verſtehen daß er mit
den Nizams nichts zu ſchaffen habe. Ebenſo
fruchtlos blieben andere Verſuche dem Raub
und der Plunderung Einhalt zu thun. Ob
die von Veli-⸗Paſcha projeetirte Reiſe durch
den Augenſchein zu überzeugen, einen beſ-
ſern Erfolg haben werde, ſteht dahin.“

“ Nach ven neueſten Berichten iſt Murſchid-
Pafha, Gouserneur von Belgrad, zum Ge-
neralgouverneur von Bosnien ernannt wor-
den. Er wird als ein ehrlicher und tüch-
tiger Mann geſchildert, gleichzeitig aber be-
zweifelt, daß ihm die Regierung Zeit und
Mittel gönnen wird, die Gewaltherrſchaft
der tuͤrkiſchen Ariſtokratie für immer zu
brechen. Welcher Zukunft das unglückliche
Bosnien entgegengeht, läßt ſich nicht be-
ſtimmen.

Deutſchland

Kartsruhe, 2. October Die KX. Ztg.

ſchreibt über die Ruͤckreiſe unſers allverehr-
ien Regenten: Se, t. Hoheit haben den
Aufenthalt zu Peſth verkürzt, indem Seine
Majeſtät der Kaiſer von Oeſterreich den
Schluß der Manover um einige Tage frü-
her befahlen, als urſprünglich beſtimmt war.
Se, f. Hoh. verließen Peſth mit Sr. Maf.
dem Kaiſer und mehreren Erzherzogen und
andern fürſtlichen Gäſten am 28, Sept.
Abends nach der Tafel mit einem Sepa-
ratzug und langten nach Mitternacht zu
Wien an. Abgereist von dort am 29, Mor-
gens ſetzte der Durchlauchtigſte Negent die
Reiſe in ununterbroͤchener Folge über Prag,
Dresden, Leipzig fort, nür einmal, und
zwar zu Guntershauſen nächſt Kaſſel über-
nachtend. Geſtern Abend zwijden S und
9 Uhr gelanglen Se, f Hoͤheit in Heidel-
berg an und ſetzten die Reiſe mittelſt Se-
paratzugs hieher fort, wo Höchſtdieſelben
nach Mitternacht eingetroffen ſind. Wir kön-
nen zu unſerer Freude hinzufügen, daß Se.
f. Hoheit Sich während der ganzen Zeit
Höchſtihrer Abweſenheit fortwährend im be-
ſten Wohlſein befunden haben, was auch
jeßt, trotz der bisherigen Anſtrengungen
der Reiſe, der Fall! Im Gefolge Sr. £.
Hoh. auf der Ruͤckreiſe befanden ſich die 3
Flügeladjutanten, Oberlieutenant Schuler,
Major v. Seutter und Hauptmann Keller,
ferner der interimiſtiſche Chef des Seneral:
ſtabs Hauptmann v. Renz, ſowie der Ge-
heimſeeretär Kreidel.
* Heidelberg, 4. Oet. Das unzweck-
mäßige Project, im Ruprechtsbau eine Kunſt-
haͤlie zu errichten, wird ſicherm Vernehmen
nach die Genehmigung der betreffenden Be-
hörden nicht erhalten.

Löffingen, 29. Sept. (Fr. 3.) Heute
Mittags 11.Ubhr wurde dahier ein graͤßli-
cher alles Menfchengefühl erſchütternder
Selbſtmord begangen, Joſepha Fürſt, ein
wohlgeſtaltetes ſtattliches Mädchen von 20
Jahren, Tochter des Joh. Fürſt, Schmied-
und Bürgermeiſters dahier führte feit den
3 Monaten, alg ihre Mutter geſtorben, das
Hausweſen ihres Vaters. Sie hatte ſich
zur Zeit der Bereitung des Mittagseſſens
entfernt. Der nach ihr ſuchende Vater fand
endlich im oberſten Theile des Hauſes, wo-
bin man nur durch 2 Stiegen und einer
Veiter gelangen fann, die bedauernswürdige
Zochter in dem ſchauervollſten Zuſtande.
Mit dem Rafirmeffer ihres Vatcks hatte
ſich die Unglückliche einen tiefen Einfchnitt
vornen ‚in den Hals nahe unter dem Kinne
gemacht, und nachdem Diefer ihr nicht ge-
nügend ſchien, führte ſie einen zweiten Schuͤitt
weit unten am Halſe, Nachdem aug hier-

auf die Verblutung nicht ſchnell genug vor
ſich ging, durchſchnitt ſie den rechten und
linken Arm bis auf den Knochen, jedoch ſo,
daß auch hier die Hauptgefäße nicht ver-
letzt wurden. In dieſem lentfetzlichen Za-
ſtaͤnde hatte ſich die mit dem Tode Rin-
gende, aber noch bei vollem Bewußtſein
hinter einen Bund Stroh verkrochen. Dem
ſich nähernden Vater entgegnete ſie die
Worte: „Laſſet mich gehen! ia will ſter-
ben!“ In dieſem jammervollen Zuſtaͤnde
aug 4 Wunden blutend, brachte man ſie zu
Bette, wo ſie in Gegenwart des Geiſtü-
chen, des Arztes und anderer Perſonen die
Beweggründe ihrer ſchauderhaften That be-
kannt haben ſoll. Eine halbe Stunde dar-
auf hauchte ſie ihren Geiſt aus. Der all-
gemeinen Sage zufolge ſoll eine allzuſtrenge
Behandlung von Seiten des Valers die
verantaſſende Urſache zu dieſer naturwidri-
gen Chat geweſen fein.

Aus Stuttgart, bringt die Fr. 3. die
hetrühende Kunde, daß in Lachen, der 2.
Eiſenbahnſtation oberhalb Geißlingen auf
der Alb, ein furchtbarer Brand ausgehro-
chen iſt, der bei Abgang der letzten tele-
graphiſchen Nachricht bereits 40 Häuſer er-
griffen haben ſoll.

Berlin, 29. Sept. (Köln. 3.) In der
Zollangelegenheit iſt eine Ruhe eingetreten,
wenn man nicht annehmen will, daß die
Diplomatie unterdeſſen um ſo eifriger ar-
beitet. — Zur Feſtſtellung des Gewichts
von Poſtſendungen nach anderen Vereins-
ſtaaten ſoll von jetzt ab neben preußiſchem
auch das Zollvereinsgewicht angegeben wer-
den, zu welchem Zwecke den Poſtbeamten
eine Reductionstabelle zugefertigt iſt.

Berlin, 29: Sept. Vorgeſtern ſoll von
den Regierungen Raſſaus Kucheſſens und
Heſſen⸗ Darmſtadts die Ratification der
Muünchener Beſchlüſſe hier eingegangen fein.

Oldenburg, 28. Sept. Nachdem keine
Wahl beanſtandet worden, iſt die Eröffnung
des Landtags zu heute Mittag 12 Uhr an-
geſetzt.

Aus Wien 28 Sept., ſchreibt die Fr.
. 3,r Man erzählt ſich hier von verſchiede-
nen Aufmerkſamkeiten, wodurch die hohen
Gäſte geehrt wurden; ſo ſollen der Regent
von Baͤden, der Prinz Albert von Sachſen
und der Erbprinz von Sadfen= Meiningen
hohe öſter Orden erhalten haben und dem
Erſtgenannten überdies noch das durch den
Tod des Feldmarſchalls Wellington in Er-
ledigung gefommene Infanterrieregiment
verliehen worden ſein.

Wien, 28. Sept. Der Kaiſer wird dem
Vernehmen nach morgen die Reiſe nach
Croatien, Slavonien 206. antreten. Es
taucht wieder das Gerücht auf, Radetzky
beabſichtige ſein Entlaſſungsgeſuch zu er-
neuern, um den Abend ſeines Lebens auf
der Villa bei Laibach zu genießen.

Zwiſchen Oeſterréich und Frank-
reich wird jetzt Depeſchenwechſel geführt,
der die aus Oeſterreich nach Frankreich ge-
zogenen Zigeuner betrifft, die dort ſeit Jaͤh—
resfriſt in verſchiedenen Gegenden zum Vor-
ſchein kommen und deren Zahl ſehr bedeu-
tend ſein ſoll. Dieſelben behaupten, fran-
zoͤſiſche Unterthanen zu fein, und fordern
von der Regierung die Trangportation nach
Algerien, ihkem eigentlichen Baterlande, Es
werden Diefelben dis zur Feſtſtellung ihrer
Heimathsverhältniſſe vorläufig in einzelnen
Gemeinden untergebracht. Aus Ungarn weg-
zuziehen wurden ſie angeblich durch die jetzt
eingetretene ſtrenge Wachſamkeit der Be-
hörden veranlaßt.

Frankreich.

Paris, 30. Sept. Der Prinz ⸗ Präſi-
dent hat erſt die Hälfte ſeiner Reiſe zuͤrück-


gelegt; noch vierzehn Tage werden ver-
fließen, bevor er in Paris wieder einziehen
wird. Aber ſchon beſchäftigt man ſich an-
gelegentlich mit dem feierlichen Empfang,
der ihm bei ſeiner Rückkehr in die Haupt-
udt bereitet werden ſoll. Ein kaiſerlicher
Einzug wird es werden: man ſpricht von
der Einberufung aller großen Staatskörper-
ſchaften, die Geiſtlichkelt und den Magiſtrat
an der Spiße, welche in großem Coſtüm
unter Kanonendonner und dem Glockenge-
läute von allen Pfarrkirchen L. Napolcon
am Bahnhof felerlich einholen werden. Frü-
yer waren ſo grohartige Ovationen nur
den Eroberern vorbehalten und dem fieg-
gekrönten Staatsoberhaupt. Das heutige
Geſchlecht aber will einem Friedensfürſten
ſolche Ehre bereiten, weil Krieg und Er-
oberungen dem Geſchmack des Zeitalters
weniger zuſagen. Die Einderufung des Se-
nats ſoll für den Deiober in ſicherer Aus-
ſicht ſtehen z nur iſt man über den Tag noch
nicht einig; viele wollen als ſolchen den
14, bezeichnen; vielleicht aber haben die
letzten Oetoberiage die größte Wahrſchein-
lichkeit.

In den meiſten Städten von Frankreich
iſt wegen der gluͤcklichen Abwendung der
den Präfiventen bedrohenden Gefahr ein
Tedeum geſungen worden. Auch in St.
Cloud wurde ein ſolcher Dank⸗Gottesdienſt
abgehalten, dem der Prinz Hieronymus und
viele Notabilitäten beiwohnten! Die Mit-
glieder des Friedensgerichts des Cantons
Saarburg (bei Straßburg) haben aus dem
gleichen Anlaß an den Präſidenten eine Be-
glückwünſchungsadreſſe gerichtet, an deren
Schluß es heißt: „Geben Sie den Wünſchen
der Bevölkerung die wir vertreten, nad,
und machen Sie, daß wir bald in Ihrer
Nachkommenſchaft die Sprößlinge eines
Prinzen fegnen fönnen, der, während er
ſeinen Völkern eine Zufunft voll Wohlſtand
geſichert hat, immer das kaiſerliche Banner
Frankreichs hoch voranzutragen wiſſen wird.
Werden Sie unſer Kaifer!“ Aehnliche Adreſ-
ſen haben der Gemeinderath und die Be-
wohner von Dünkirchen erlaſſen! Es iſt
wahrſcheinlich daß viele Städte und Ge-
folgen werden,
und wir können in der nächſten Zeit einer
wahren Fluth von Ergebenheitsadreſſen ent-
gegenſehen.

Neuere Poſten.

* Das Cabinet zu Berlin hat ſich gewei-
gert, die in Muͤnchen beſchloſſene Ruͤckant-
wort der Coalition in einer Conferenzſitzung
entgegen zu nehmen Wir werden die Ruͤck-
antwort, welche von Baden nicht unterzeich-
net iſt/ zugleich mit einer vom preußiſchen
Miniſterpräſidenten erlaſſenen Oepeſche mor-
gen nachtragen-

In Brüffel hat das geſammte Miniſte-
rium ſeine Entlaſſung eingereicht..

Aus London 1, und aus Parts 2 Oe-
tober nichts Erhebliches! Dort erwartet
man den Zuſammentritt des Parlaments
am 23, D, M, von hier häufen ſich die
Berichte über Louis Napoleons Reiſe in
bekanntem Styl.

Nach Berichten aus Newyork vom 18,
Sept. ſind binnen 3 Tagen wieder nicht
weniger als 10 Eiſenbahnunglücksfälle vor-
gefommen, bei denen viele ihr Leben ver-
loren oder ſchwer verwundet wurden.

Briefe aus Havannah vom 11. Septbr.
laſſen eine neue Invaſion beſorgen.

Mannheim, 1. Octbr. (Mb. I.) In
der Nacht vom 19. auf den 20. Juni d. $ı -
wurden dem Valentin Simon in Zimmern
aus ſeinen Speicherkammern 5 Säde, 6
Laibe Brod und etwa 200 Pfund Fleiſch
 
Annotationen