— 1852
und ſchließen ſich Wın die Beilage- Blätter an. Preis Halbjährltq in GHeidelberg : 2 fl. 6 Xr
{fl. 13 fr., m übrigen Greßherzogthum 2 fl. 57 fr Die Landwirthſchaftlichen
3 fxy., bet Inferaten, worüber die Sypeditton
—
Das Iournal erſcheint täglich Montag ausgenommen , ;
Sr Die Loft bezogen {m amtlichen Verfündigungsfprengel des Ionrnals 2
— werden gratis beigegeben. Sinrüdungsgebühr: die Spaltzeile in Petitſchrift oder deren Raum
Abd⸗el⸗aders Freilaſſung.
Abbdrel⸗Kader iſt wie wir vorgeſtern he-
richtet, freigelaſſen! Der „Moniteur“ Fün-
digt es alg ein Ereigniß, welches überall
groͤßes Aufſehen machen wird, in folgen-
dem halbofficiellen Artikel an: „Der Prinz
hat das Ende ſeiner Reiſe, mit einem gro-
ßen Act nationaler Gexechtigkeit und na-
fionalen Edelmuths bezeichnet; er hat Abde
el-Rader ſeine Freiheit zurückgegeben. Seit
langer Zeit hatte er Dies bei ſich beſchloſ-
ſen. Er wollte den Beſchluß ausführen,
fobald er ohne Gefahr für das Land den
Eingebungen ſeines Herzens folgen könnte.
Heuie hal Fraͤnkreich ein zu gerechtes Ver-
trauen auf feine te und Stärke, um
ſich gegen einen befiegten Feind nicht groß
zu zeihen. Bei der Rückkehr von ſeiner
Reiſe befuchte der Prinz das Schloß Am-
boiſe. Sr ließ ſich Abdrel-Kader vorſtellen
und theilte ihm das Ende ſeiner Gefangen-
ſchaft in folgenden Worten mit:
Abdtel-Kaber! Ich komme, um Ihnen
Ihre Freiheit anzukündigen. Sie werden
na Bruffa in der Türkei gebracht wer-
den, fobald alle nöthigen Vorbereitungen be-
endet find, und dort wird Ihnen ein Ih-
rem ehemaͤligen Range entſprechender Ge-
halt von Selten der franzöſiſchen Regierung
zu Theil werden. Es iſt Ihnen bekannt,
daß mir Ihre Gefangenſchaft ſeit langer
Zeit eine waͤhre Pein verurſacht hatz denn
ſie erinnerte mich ohne Aufhören daran,
daß die Negierung, die meine Vorgängerin
war, die Verpflichlungen nicht gehalten hat,
die ſie gegen einen unglücklichen Feind ein-
gegangen war; und in meinen Augen gibt
e$ nichts Erniedrigenderes für die Regie-
rung einer großen Nation, als ihre Kraft
ſo weit zu verkennen, daß ſie ihr Berfpre-
chen nicht hält. Der Edelmuth iſt immer
der befle Rathgeber, und ich bin überzeugt,
daß Ihr Aufenthalt In der Türkei der Ruhe
unferer Beſitzungen in Afrika nicht ſchaden
wird. Ihre Meligion, wie die unfrige pre-
digt Ergebenheit in den Willen der Vorſe-
hung. Wenn Frankreich Herr in Algerien
iſt, ſo hat es Gott ſo gewollt, und die Na-
tion wird dieſe Eroberung niemals aufge-
ben. Sie waren der Feind Frankreichs;
aber ich laſſe Ihrem Muth, Ihrem Cha-
rafter, Ihrer Ergebenheit im Ungluͤck Ge-
rechtigkeil widerfahren; deßhalb vechne ich
es mir zur Ehre Ihrẽ Gefaͤngenſchaft auf-
hören zu laſſen, indem ich volles Vertrauen
in Ihre Worte feße,
Bieſe edlen Worte“, fährt der „Moni-
teur fort, „ruhiten Abdeel Kaͤder tief.
Naͤchdem er Sr. Hoheit ſeine ewige Daͤnk-
barkeit aus gedrückt hatte. ſchwuͤr er auf den
Koran, daß er niemals verſuchen würde,
die Nuhe ulferer Hereſchaft in Airika zu
ſtören und ſich ohne Rückhalt dem Willen
Frankreichs füge. Ubd-el-Rader fügte hin-
zu, daß man den Geiſt und den Wortiaut
des Geſetzes des Propheten, nicht Fenne,
wenn man glaube, es erlaube, die Ver!
vflichtungen zu brechen, die man gegen Chri-
fien eingegangen. Er zeigte dem Prinzen
eine Stelle aus dem Koran, welche ohne
Ausnahme und Vorbehalt Jeden verdammt,
der die geſchworne Treue/ ſelbſt den Un-
gläubigen gegenüber, verletzt. — In den
Augen aller leinſichtsvollen Araber iß die
Eroͤberung Afrika's eine vollendete That-
ſache; ſie feben An der fortdauernden Ueber-
macht unferer Waffen die deutlichſte Kund-
gebung des Willens Gottes. Eine loyale
und edelmüthige Politik iſt die einzige die
einer großen Nation ziemt. Frankreich wird
dem Prinzen Dank wiſſen ſie befolgt zu
haben. Abdrel Kader wird auf dem
Schloſſe Amboiſe bleiben, bis alle Maßre-
geln zu ſeiner Ueberſiedlung nach Bruſſa
zetroffen ſind.“
Die &. Zı fügt bei: Die Infreiheitſe-
zung Abdeel⸗Kader's wurde ſo geheim ge-
halten, daß ſelbſt die nächſte Umgebung?L.
Napoleon's Nichts davon wußte. Als der
Prinz ſich Amboiſe naͤherte, befand ſich Abd-
el=-Rader auf der Terraſſe des Schloſſes,
it einem Fernrohr den präſidenſchaft-
Zug zu beobachten. Im Bahnhof
mmen, ſtieg der Präſident na ei-
n furzen Aufenthalt in einen für ihn
bereit gehaltenen Wagen und fuhr, von dem
Kriegsminifter begleitet, naͤch dem Schloſſe.
Bei der Ankunft des Prinzen zogen ſich
Abdrel⸗Kader und die Verfonen, die mit
ihm auf der Texraſſe waͤren, in ihre Woh-
nungen zurück. Der Emir, der benachrich-
tigt worden wat, der Präſident der Repu-
biit wolle ihn Ypreden, begab ſich in Ge-
fellſchaft ſeines ehemaligen Kriegsminiſters
Muſtapha in den Salon, wo , Napoleon
ihn erwartete. Bei der Unterredung, die
zwiſchen Beiden ſtaltfand, war Niemand
zugegen, und kein Menſch ahnte, was dort
vorgegangen war.
Deutſchland.
Karlsruhe, 19. Oct. (B. L.] Großh.
Stadtamit hier hat die Vernichtung aller
im inlaͤndiſchen Buchhandel ſich vorfinden-
den Exemplare der Druckfehrift : „ Anarchie
oder Autorität?“ von Wilhelm Marr, Ham-
burg, Hoffmann und Comp. 1852 verfügt.
Kartsruhe, 20. Oct, In letzten Ta-
gen wurden uns ausgezeichuete Männer
durch den Tod entriffen: der Straßen- und
Waſferbaudirector Rochlit und der frü-
here Juſtizminiſteriumsprälldent D, Jolly.
Neber beide das Nähere Morgen.
Freiburg, 18. Oet. (Fr. 3.) Wie ſehr
unfer ritterlicher Regent bei den vielen aus-
gezeichnelen Eigenſchaften des Heiſtes und
Herzens für die Kunft beſeelt iſt und auch
in diefer Richtung ſein Augenmerk auf die
Stadt ſeiner Ahnen gerichtet hat, beweist
unter vielem Andern, daß er unſern Mitz
bürger, den im Fache der Hiſtorienmalerei
ruͤhmlichſt bekannien Maler, Herrn Wilhelm
Duͤrr, durch Diplom vom 21. Auguſt d. I,
zum Hofmaͤler zu ernennen geruhte. Als
nun feit der hehen Auwefenheit des Fürſten
in hieſiger Stadt der genannle Künftler die
Ehre haͤtte, ſeinen unterthäͤnigſten Dank für
dieſe Auszeichnung darzubringen! unterhielt
ſich der kunſtliebende Megent längere Zeit
in ſeiner, alle Herzen gewinnenden Weiſe,
mit großer Kennerſchaft mit dem Künſtler
über verſchiedene Gegenſtände ſeiner Kunſt
und haͤtte die Onade, ihm zwei Bilder fuͤr
unſere hieſige proteſtantiſche Kirche zur Be-
arbeitung aufzutragen, Wir ſind überzeugt,
daß dieſer Auftrag allgemeine Freude er-
regen wird, Da jenes Goͤtteshaus gerade
bis jetzt dieſes Schmuckes entbehrte, Auch
über des Künſtlers Reiſen geruhte der hohe
Beſchützer und Beförderer der Künſte ſtch
zu etkuͤndigen. Und als der Künſtler ſeines
längeren Aufenthaltes in Wien und Italien
erwähnt Datte, fo ermunterte ihn der edle
Fürſt Betgien zu beſuchen, verſprach auch
huldvoll für die Reiſekoſten Sorge zu tra-
gen. Der Kuͤnſtlex ſeiner Seits verſpraͤch
dieſe Reiſe ſobald zu unternehmen, als es
ſeine, durch eine vor Kurzem überſtandene
Rranfheit, zerrütteten Kräftẽ wieder erlauben
werden.
Freiburg, 19. Oet. (Fr. 3.) Auf drin-
gendes Bitien feiner Mitbürger hat Alt-
bürgermeifier, Herr Friedrich Wagner,
ſich zur Aunabme des Bürgermeifteramts,
im Salle die Wahl auf ihn fallen ſollte,
erflärt, Dit Zuverficht Fann man aljo ers
warlen, Daß bei der morgen vorzunehmen-
den Wahl derſelbe einfimmig gemwählt wer-
den wird. Geſtern Abend wantte ein
Menſch in die Wirthsſube „zum Lamm?
iu Thiengen, welcher über und über mit
Blut bedeckt, ſpraͤchios niederſauk. Die hine
zugeeilten Gäſte und der Wirth konnten
nicht ermitteln, wer der Unglückliche ſei, er
war ſauber gefleidet, und gab nur auf die
franzoͤſiſche Sprache Zeichen des Verſtehens
von fih. Selbſt ſprechen Fonnte er nidht,
da ihm die untere Kinnlade durch einen
Schuß oder Schlag zerſchmeitert war, Db
hier ein Raubanfall. oder verfuchter Selbſt-
mord zu Grunde liegt, können wir bis jetzt
nicht angeben.
Fraukfurt, 16. Oetbr. Gerſtäcker, der
Weltwanderer, iſt geſtern Abend hier ange-
kommen. Er begibt ſich wegen der Heraus-
gabe eines, wie man glaubt, in der J. G.
Cotta'ſchen Buchhandlung erſcheinenden zwei-
bändigen Werks über feine letzte Reiſe,
nach Stuttgart.
Fraukfurt, 19. Oet. Fr. P.) Deute
um 6 Uhr wuͤrde die Abſtimmung zur Bil-
dung des Wahleolleges für den nächſten
geſebgebenden Körper geſchloſſen. Die Be-
theiligung dabei mar ungewöhnlich ſtark.
Das Reſultat wird erſt morgen bekannt
werden, doch glaubt man, daß die Gothaer
Partei in der erſten und zweiten Abtheilung
uͤnd die ſtreng tonſervative Partei nur in
der dritten Abtheilung geſiegi haben wird
Vom Main, 16. Dctober, meldet der
„Nürnb, Correfp:/: Das von der preuß.
Regierung erlaſſene Verbot des Wanderns
von Handwerksgeſellen in der Schweiz ſteht
nicht vereinzelt! Die Regierungen noch
mehrerer deutſchen Staaten haben in glei-
er Weife die Localbehörden und ihre Ge-
ſandtſchaften angewieſen, bis auf weitere
Verfügungen keine Viſas zum Wandern
nach der Schweiz zu ertheilen. Es iſt deß-
halb anzunehmen daß die gegenmwärtig IM
der Schweiz befindlichen Handwerksgefellen.
zuch diefer Staaten man nennt Oeſter-
und ſchließen ſich Wın die Beilage- Blätter an. Preis Halbjährltq in GHeidelberg : 2 fl. 6 Xr
{fl. 13 fr., m übrigen Greßherzogthum 2 fl. 57 fr Die Landwirthſchaftlichen
3 fxy., bet Inferaten, worüber die Sypeditton
—
Das Iournal erſcheint täglich Montag ausgenommen , ;
Sr Die Loft bezogen {m amtlichen Verfündigungsfprengel des Ionrnals 2
— werden gratis beigegeben. Sinrüdungsgebühr: die Spaltzeile in Petitſchrift oder deren Raum
Abd⸗el⸗aders Freilaſſung.
Abbdrel⸗Kader iſt wie wir vorgeſtern he-
richtet, freigelaſſen! Der „Moniteur“ Fün-
digt es alg ein Ereigniß, welches überall
groͤßes Aufſehen machen wird, in folgen-
dem halbofficiellen Artikel an: „Der Prinz
hat das Ende ſeiner Reiſe, mit einem gro-
ßen Act nationaler Gexechtigkeit und na-
fionalen Edelmuths bezeichnet; er hat Abde
el-Rader ſeine Freiheit zurückgegeben. Seit
langer Zeit hatte er Dies bei ſich beſchloſ-
ſen. Er wollte den Beſchluß ausführen,
fobald er ohne Gefahr für das Land den
Eingebungen ſeines Herzens folgen könnte.
Heuie hal Fraͤnkreich ein zu gerechtes Ver-
trauen auf feine te und Stärke, um
ſich gegen einen befiegten Feind nicht groß
zu zeihen. Bei der Rückkehr von ſeiner
Reiſe befuchte der Prinz das Schloß Am-
boiſe. Sr ließ ſich Abdrel-Kader vorſtellen
und theilte ihm das Ende ſeiner Gefangen-
ſchaft in folgenden Worten mit:
Abdtel-Kaber! Ich komme, um Ihnen
Ihre Freiheit anzukündigen. Sie werden
na Bruffa in der Türkei gebracht wer-
den, fobald alle nöthigen Vorbereitungen be-
endet find, und dort wird Ihnen ein Ih-
rem ehemaͤligen Range entſprechender Ge-
halt von Selten der franzöſiſchen Regierung
zu Theil werden. Es iſt Ihnen bekannt,
daß mir Ihre Gefangenſchaft ſeit langer
Zeit eine waͤhre Pein verurſacht hatz denn
ſie erinnerte mich ohne Aufhören daran,
daß die Negierung, die meine Vorgängerin
war, die Verpflichlungen nicht gehalten hat,
die ſie gegen einen unglücklichen Feind ein-
gegangen war; und in meinen Augen gibt
e$ nichts Erniedrigenderes für die Regie-
rung einer großen Nation, als ihre Kraft
ſo weit zu verkennen, daß ſie ihr Berfpre-
chen nicht hält. Der Edelmuth iſt immer
der befle Rathgeber, und ich bin überzeugt,
daß Ihr Aufenthalt In der Türkei der Ruhe
unferer Beſitzungen in Afrika nicht ſchaden
wird. Ihre Meligion, wie die unfrige pre-
digt Ergebenheit in den Willen der Vorſe-
hung. Wenn Frankreich Herr in Algerien
iſt, ſo hat es Gott ſo gewollt, und die Na-
tion wird dieſe Eroberung niemals aufge-
ben. Sie waren der Feind Frankreichs;
aber ich laſſe Ihrem Muth, Ihrem Cha-
rafter, Ihrer Ergebenheit im Ungluͤck Ge-
rechtigkeil widerfahren; deßhalb vechne ich
es mir zur Ehre Ihrẽ Gefaͤngenſchaft auf-
hören zu laſſen, indem ich volles Vertrauen
in Ihre Worte feße,
Bieſe edlen Worte“, fährt der „Moni-
teur fort, „ruhiten Abdeel Kaͤder tief.
Naͤchdem er Sr. Hoheit ſeine ewige Daͤnk-
barkeit aus gedrückt hatte. ſchwuͤr er auf den
Koran, daß er niemals verſuchen würde,
die Nuhe ulferer Hereſchaft in Airika zu
ſtören und ſich ohne Rückhalt dem Willen
Frankreichs füge. Ubd-el-Rader fügte hin-
zu, daß man den Geiſt und den Wortiaut
des Geſetzes des Propheten, nicht Fenne,
wenn man glaube, es erlaube, die Ver!
vflichtungen zu brechen, die man gegen Chri-
fien eingegangen. Er zeigte dem Prinzen
eine Stelle aus dem Koran, welche ohne
Ausnahme und Vorbehalt Jeden verdammt,
der die geſchworne Treue/ ſelbſt den Un-
gläubigen gegenüber, verletzt. — In den
Augen aller leinſichtsvollen Araber iß die
Eroͤberung Afrika's eine vollendete That-
ſache; ſie feben An der fortdauernden Ueber-
macht unferer Waffen die deutlichſte Kund-
gebung des Willens Gottes. Eine loyale
und edelmüthige Politik iſt die einzige die
einer großen Nation ziemt. Frankreich wird
dem Prinzen Dank wiſſen ſie befolgt zu
haben. Abdrel Kader wird auf dem
Schloſſe Amboiſe bleiben, bis alle Maßre-
geln zu ſeiner Ueberſiedlung nach Bruſſa
zetroffen ſind.“
Die &. Zı fügt bei: Die Infreiheitſe-
zung Abdeel⸗Kader's wurde ſo geheim ge-
halten, daß ſelbſt die nächſte Umgebung?L.
Napoleon's Nichts davon wußte. Als der
Prinz ſich Amboiſe naͤherte, befand ſich Abd-
el=-Rader auf der Terraſſe des Schloſſes,
it einem Fernrohr den präſidenſchaft-
Zug zu beobachten. Im Bahnhof
mmen, ſtieg der Präſident na ei-
n furzen Aufenthalt in einen für ihn
bereit gehaltenen Wagen und fuhr, von dem
Kriegsminifter begleitet, naͤch dem Schloſſe.
Bei der Ankunft des Prinzen zogen ſich
Abdrel⸗Kader und die Verfonen, die mit
ihm auf der Texraſſe waͤren, in ihre Woh-
nungen zurück. Der Emir, der benachrich-
tigt worden wat, der Präſident der Repu-
biit wolle ihn Ypreden, begab ſich in Ge-
fellſchaft ſeines ehemaligen Kriegsminiſters
Muſtapha in den Salon, wo , Napoleon
ihn erwartete. Bei der Unterredung, die
zwiſchen Beiden ſtaltfand, war Niemand
zugegen, und kein Menſch ahnte, was dort
vorgegangen war.
Deutſchland.
Karlsruhe, 19. Oct. (B. L.] Großh.
Stadtamit hier hat die Vernichtung aller
im inlaͤndiſchen Buchhandel ſich vorfinden-
den Exemplare der Druckfehrift : „ Anarchie
oder Autorität?“ von Wilhelm Marr, Ham-
burg, Hoffmann und Comp. 1852 verfügt.
Kartsruhe, 20. Oct, In letzten Ta-
gen wurden uns ausgezeichuete Männer
durch den Tod entriffen: der Straßen- und
Waſferbaudirector Rochlit und der frü-
here Juſtizminiſteriumsprälldent D, Jolly.
Neber beide das Nähere Morgen.
Freiburg, 18. Oet. (Fr. 3.) Wie ſehr
unfer ritterlicher Regent bei den vielen aus-
gezeichnelen Eigenſchaften des Heiſtes und
Herzens für die Kunft beſeelt iſt und auch
in diefer Richtung ſein Augenmerk auf die
Stadt ſeiner Ahnen gerichtet hat, beweist
unter vielem Andern, daß er unſern Mitz
bürger, den im Fache der Hiſtorienmalerei
ruͤhmlichſt bekannien Maler, Herrn Wilhelm
Duͤrr, durch Diplom vom 21. Auguſt d. I,
zum Hofmaͤler zu ernennen geruhte. Als
nun feit der hehen Auwefenheit des Fürſten
in hieſiger Stadt der genannle Künftler die
Ehre haͤtte, ſeinen unterthäͤnigſten Dank für
dieſe Auszeichnung darzubringen! unterhielt
ſich der kunſtliebende Megent längere Zeit
in ſeiner, alle Herzen gewinnenden Weiſe,
mit großer Kennerſchaft mit dem Künſtler
über verſchiedene Gegenſtände ſeiner Kunſt
und haͤtte die Onade, ihm zwei Bilder fuͤr
unſere hieſige proteſtantiſche Kirche zur Be-
arbeitung aufzutragen, Wir ſind überzeugt,
daß dieſer Auftrag allgemeine Freude er-
regen wird, Da jenes Goͤtteshaus gerade
bis jetzt dieſes Schmuckes entbehrte, Auch
über des Künſtlers Reiſen geruhte der hohe
Beſchützer und Beförderer der Künſte ſtch
zu etkuͤndigen. Und als der Künſtler ſeines
längeren Aufenthaltes in Wien und Italien
erwähnt Datte, fo ermunterte ihn der edle
Fürſt Betgien zu beſuchen, verſprach auch
huldvoll für die Reiſekoſten Sorge zu tra-
gen. Der Kuͤnſtlex ſeiner Seits verſpraͤch
dieſe Reiſe ſobald zu unternehmen, als es
ſeine, durch eine vor Kurzem überſtandene
Rranfheit, zerrütteten Kräftẽ wieder erlauben
werden.
Freiburg, 19. Oet. (Fr. 3.) Auf drin-
gendes Bitien feiner Mitbürger hat Alt-
bürgermeifier, Herr Friedrich Wagner,
ſich zur Aunabme des Bürgermeifteramts,
im Salle die Wahl auf ihn fallen ſollte,
erflärt, Dit Zuverficht Fann man aljo ers
warlen, Daß bei der morgen vorzunehmen-
den Wahl derſelbe einfimmig gemwählt wer-
den wird. Geſtern Abend wantte ein
Menſch in die Wirthsſube „zum Lamm?
iu Thiengen, welcher über und über mit
Blut bedeckt, ſpraͤchios niederſauk. Die hine
zugeeilten Gäſte und der Wirth konnten
nicht ermitteln, wer der Unglückliche ſei, er
war ſauber gefleidet, und gab nur auf die
franzoͤſiſche Sprache Zeichen des Verſtehens
von fih. Selbſt ſprechen Fonnte er nidht,
da ihm die untere Kinnlade durch einen
Schuß oder Schlag zerſchmeitert war, Db
hier ein Raubanfall. oder verfuchter Selbſt-
mord zu Grunde liegt, können wir bis jetzt
nicht angeben.
Fraukfurt, 16. Oetbr. Gerſtäcker, der
Weltwanderer, iſt geſtern Abend hier ange-
kommen. Er begibt ſich wegen der Heraus-
gabe eines, wie man glaubt, in der J. G.
Cotta'ſchen Buchhandlung erſcheinenden zwei-
bändigen Werks über feine letzte Reiſe,
nach Stuttgart.
Fraukfurt, 19. Oet. Fr. P.) Deute
um 6 Uhr wuͤrde die Abſtimmung zur Bil-
dung des Wahleolleges für den nächſten
geſebgebenden Körper geſchloſſen. Die Be-
theiligung dabei mar ungewöhnlich ſtark.
Das Reſultat wird erſt morgen bekannt
werden, doch glaubt man, daß die Gothaer
Partei in der erſten und zweiten Abtheilung
uͤnd die ſtreng tonſervative Partei nur in
der dritten Abtheilung geſiegi haben wird
Vom Main, 16. Dctober, meldet der
„Nürnb, Correfp:/: Das von der preuß.
Regierung erlaſſene Verbot des Wanderns
von Handwerksgeſellen in der Schweiz ſteht
nicht vereinzelt! Die Regierungen noch
mehrerer deutſchen Staaten haben in glei-
er Weife die Localbehörden und ihre Ge-
ſandtſchaften angewieſen, bis auf weitere
Verfügungen keine Viſas zum Wandern
nach der Schweiz zu ertheilen. Es iſt deß-
halb anzunehmen daß die gegenmwärtig IM
der Schweiz befindlichen Handwerksgefellen.
zuch diefer Staaten man nennt Oeſter-