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Teich‘,
beiden Heſſen, Sachfen, Hannover) ebenſo,
wie die preußiſchen, aus der Schweiz wer-
den zurückgerufen werden. Als Motiv fuͤr
dieſe Beſchlüſſe werden die in der Schweiz
fortdauernden/ zunächſt auf die Gewinnung
der Arbeiter gerichteten ſocialiſtiſchen Um-
triebe angeführt, und, wie verlautet, iſt
das gleiche Berbot in kurzem auch von
Seiten der übrigen deutſchen Bundesſtaa-
ten zu erwarten.

Mainz, 19. Oet. So eben kommt uns,
fagt das „Mainzer Journal“, von Mün-
chen die erfreuliche Nachricht zu, daß Se.
Maj. der König von Bayern den Staats-
vertrag, unſere Eiſenbahn betreffend am
15. . M, ratifteirt hat. Da die Matifi-
cation von Seite Sr. F, Hoh. unfers Groß-


jo iſt jetzt dieſe für unſer Unternehmen ſo
hochwichiige Angelegenheit als voͤllig ge-
ordnet zu betrachten

München, 17. Oet. In unſexer Vor-
ſtadt Haidhauſen (dieſer zahlreich bevölkerte
Ort wird alg Vorſtadt Münchens betrach-
fet) iſt heute Vormittag durch den Herrn
Erzbiſchof von München unter großer Feier-
lichkeit der Grundſtein zu einer neuen Kirche
gelegt, die im deutſchen Spitzbogenſtyle nach
dem Plane des Architekten M. Berger er-
baut wird, und eine der ſchönſten Kirchen
zu werden verſpricht.

Aus Dresden, 16. Oet., ſchreibt man
dem „Hamburger Correſpondenten“: „Wie
hier in gut unterrichteten Kreiſen verlautet,
iſt die jetzt in den Blättern zu leſende Nach-
richt, daß ſich Oeſterreich bereit erklärt habe,
den Coalitionsſtaaten ſchon vom 1. Januar
1854 an ſeine Grenzen zu öffnen, und die
Zolleinigung unter Garantirung der dieſen
Staaten bigher erfloſſenen Zollrevenuen mit
ihnen definitiv abzufchließen, Fein Luftgebilde,
fondern wird den von Defterreich gemach-
ten Anträgen ſo ziemlich nahe kommen.
Hiernach muß in der ganz Deutſchland be-
wegenden Zollfrage der eigentliche entſchei-
dende Wendepuntt ſchon in den naͤchſten
Tagen eintreten. Daß die Coalitionsregie-
rungen den von Preußen in der Cireular-
depeſche vom 27. September bezeichneten
Weg nicht betreten werden, iſt nach allen
vorliegenden Anzeichen als ſicher anzuneh-
men, Hält. alfo Preußen an ſeinem Pro-
gramm vom 30. Auguſt unabänderlich feſt,
will es ſich ſelbſt zu entgegenkommenden
Schritten gegen die ſich tief vexletzt fühlen-
den Coalirten nicht mehr entſchließen, ſo iſt
bei der nunmehrigen Lage der Sache leider
der Bruch zwiſchen Nord⸗ und Süddeutſch-
land kaum zu vermeiden. Zwar wird es
hier nicht für unwahrſcheinlich gehalten, daß
Deſterreich bezüglich der neuen in Wien be-
abſichtigten Verhandlungen in Berlin es
nicht an den nöthigen Schritten werde feh-
len laſſen, um Preußen zur Theilnahme
an den Conferenzen zu bewegen, und wird
namentlich hierbet auf die erfolgte Rückkehr
des Herrn von Prokeſch nach Berlin beſon-
deres Gewicht gelegt; allein die Hoffnung
auf das fernere Beſtehen des jetzigen Zoll-
vereins mit Preußen ohne Oeſterreich wird
täglich ſchwächer.

Leipzig, 18 Oet. (D. A. 3.) So eben
geht uns die Nachricht aus Altenburg zu,
Faß Erbprinz Ernſt (geb. 16. Sept. 1826)
ſich mit der Prinzeſſin Agnes von Anhalt-
Deſſau (geb. 24. Juni 1824) verlobt hat.

Von der Sanle, 17. Oet. (D. A. 3.)
Vorgeſtern Abend iſi Friedr. Ludw. Jahn
zu Freiburg an der Unfirut geſtorben. Jahn,
der Sohn eines Predigers, war am 11.
Auguſt 1778 zu Lanz in der Priegnitz ge-
boren, und erreichte ſomit ein Alter von
74 Jahren.


A&

Berlin, 17. Oet. Geſtern iſt von dem
Criminalſenat des Kammergexichts in der
Anklage gegen frühern Miniſter Frhrn.
v. Arnim, der bekanntlich wegen Verleum-
dung des Miniſtexiums in den nicht gehal-
tenen aber gedrudten Kammerreden in er-
ſter Inſtanz verurtheilt worden war, auf
die Appellation des Angeflagten ſowohl wie
des Staateanwalts verhandelt worden. Ue-
ber das Urtheil ift, da die Verhandlung
bei geſchloſſenen Thüren ſtattfand, für jetzt
nichis Beſtimmtes zu melden, doch ſagt
man, daß das Urtheil erſter Inſtanz ledig-
lich beflätigt ſei. — Die neueften Nachrich-
ten aus Breslau über das Befinden des
Cardinals v. Diepenbrock lauten günſtiger.

Berlin, 17. Oet. Die /Preuß. Zig.“
ſchreibt an der Spitze ihres heutigen Blat-
tes: „Nach Nachrichten aus Wien ſoll da-
ſelbſt eine Zolleonferenz mit den Coalitions-
ſtaaten am 20, d beginnen.“

Berlin, 18. Dct, Nach der lith. Corr.
gehen die Einladungen zu den Wiener Zoll-
conferenzen nicht blos an die zu der Coali-
tion gehoͤrigen Regierungen, ſondern dehnen
ſich weiter aus.

Wien, 18. Oetbr. Die vorgekommene
Nachricht vom Tode des Herrn Grafen
Moriz von Dietrichſtein, ehemaligen Leiters
der E, F, Hoftheater iſt daͤhin zu rectifiei-
ren, daß nicht er, fondern ſein Sohn glei-
chen Voͤrnamens, ehemals kek. Botſchafter


Staatsmann gleich ausgezeichnet, einem
falle des Typhus erlegen iſt.

Frankreich.

Paris, 17. Oet. (A. 3.) Die
des Hrn. Thiers „Das Kaiſerthum iſt ge-
macht! Elemphe est fait“) ift zur Wahrheit
geworden. Wer das, was geſtern und heute
ſich kundgegeben, mit angeſehen, kann nicht
mehr in Abrede ſtellen, daß die Republit
zu Grabe getragen iſt. „Die Republit iſt
ſodt, es lebe der Kaiſer!“ („La République
est morte, vive LEmpire!“) ſo rufen die
Franzoſen aus. Aus vorzüglicher Quelle
erfahre ich, daß alles in Bezug auf die be-
vorſiehende Aenderung der Staatsform mit
der auswärtigen Diplomatie zu Berhandelnde
bereits auf dem Wege gütlicher Verſtändi-
gung ſich befindet. Die frieylichſten Zuſiche-
rungen und Bürgſchaften ſind von Seite
des Miniſteriums der auswaͤrtigen Ange-
legenheiten gegeben, und ſie werden in ei-
ner befondern Cireulärdepeſche ſämmtlichen
Machten wiederholt. Der Senat wird ſich,
wie ich höre, uͤnverweilt mit der Kaiſer-
frage beſchafligen. Dieſen Vorgen ſagte
mir ein Senator: „Das wird Sache we-
niger Minuten ſein weil Paris geſtern S,
&. H. Napoleon III. als Kaiſer dex Fran-
zofen proclamirt hat.“ („Ce Sera l’affaire de
quelques minutes, attendu que la ville de
Paris a proclame hier S. A. L Napolcon lIII.
Empereur des Francais.“)

Haͤris, 18. Oci. Man ſprach heute an
der Börfe von einer demnächſtigen aberma-
ligen Herabſetzung des Discontos der Bank
voͤn Fraͤnkreich und von wehreren wichti-
gen finanziellen Maßnahmen,

* Paris, 19. Oct. Außer dem bereits
geflern gemeldeten Einberufungsdecret des
Senats zur Behandlung der Kaiſerfrage
und zaͤplioſer neuer Adreſſen für das Kai-
ferreich heute nichts von Belang. — Ueber-
blicken wir die verſchiedenen Darſtellungen,
welche Napoleons Einzug in Paris in der
Preſſe gefuͤnden hat, ſo ergibt ſich (um mit
der „Ind. Belg.“ zu reden): „Alles in
Allem, die Begeiſterung mar in gewiſſen
Regionen ſehr lebhaft, Sympathien in ei-
nem Theil der Bevölkexung, Indifferenzen
in dem andern, Feindſeligkeit nirgends.“

An-
*

Das iſt in Paris, der Oppoſitionsſtadt, das
Mögliche, und mit Recht ſagt ein anderes
Blatt, der „Schwaͤb. Merkur7: „Der Zweck
des Einzugs iſt vollkommen erreicht, denn
dieſer war kein anderer, als der Welt zu
zeigen, daß die Hauptſtadt gegen die Hers
— des Kaiſerreichs nichts einzuwenden
abe.
Enaland.
* Qondon, 16. Set. John Bull Slick,

zoſen mit dem Ausdruck Voltaixe's „halb
Tiger und halb Affen“ gennt, ruft im heu-
tigen Herald gus: „Arme Republikaner,
was iſt aus Euch geworden! . .. Kein
verſtändiger Menſch will was mit Euch zu
thun haben. Zur allgemeinen Befriedigung
der Nation wurdet Ihr aus Eurem VBar
terlande verwieſen, und L. Napoleon ver-
dient den Dank Europa's Ddafür, daß er
Euch hinausgeworfen hat, gleichviel, was
ſein Schickfal ſein möge. Mit Herkulesar-
men hat er die Fluth der Demokratie zu-
rückgewaͤlzt. Was ſagt Ihr zu dieſen ein-
fachen Thatſachen, Ihr Herren Bright,
Graham, Cobden u. Comp.? Mancheſter
und die Mazzinidemagogie hat nie einen
ſo furchtharen Schlag erhalten. Die große
franzöſiſche Nation will nichts von Euren
revolutionaͤren Prineipien wiſſen und er-
klärt ſich nicht nur für die Monarchie, ſon-
dern für die unumſchränkte kaiſerliche Mo-
narchie. Die Demoktatie iſt außer Cours.“

In Limerick (Irland) iſt ſchon wieder
ein agrariſcher Mord der erſchreckendſten
Art begangen worden. Ein Nächtex des
Grafen von Dunravon hatte ein kleines
Stuͤck Land gepachtet, deſſen frübere Zins-
beſitzer wegen langer Rückſtände ausgetrie-
ben worden waren, und wurde dadurch ein
„gezeichneter Mann.“ Samstags Nachts
um 11 Ubr fand ihn die Polizei auf der
Kandftraße, keinen Steinwurf weit vom

ſchoſſen. Die Mörder entfernten ſich be-
dächiigen Schrittes und laut ſprechend durch
die duͤnkle Nacht auf dem Wege nach dem
Dorfe, ſo daß die Polizeipatrouille, von
deren Nähe ſie wohl keine Ahnung Hatten,
ihrer mit Leichtigkeit habhaft wurde! Es
ſind 6 oder 7 Menſchen, die man für Mit-
glieder der Bandmännervehme hält.
London, 18 Oct. Die feierliche Be-
erdigung Weilingtons findet am 16. Nov.

ſtatt.

Belgien.
Brüſſel, 19. Oetbr. (Fr. Bl.) Heute
legte de Brouckere definitiv die ihm über-
tragen geweſene Miſſion zur Neubildung
— — in die Hände des Königs
nieder.

‘ Italien.

Wie das Echö du Mont-Blane meldet,
hat Se. Heiligkeit der Papſt vor Kurzem
ein eigenhaͤndiges Schreiben an L. Napo-
leon gerichtet, in welchem die von ihm der
Religion geleiſteten Dienſte in ſehr aner-
fennender Weiſe erwähnt und Wünſche für
das Glück und die Einigkeit Frankreichs
ausgeſprochen werden. — Der neapolita-
niſche Generaldirector der Polizei, Pecche-
neda, iſt am 2. October geſtorben.

Beginn der heutigen Schwurgerichtsſitzung
wurde vom großh. Staatsanwalt und von
Seiten der Vertheidigung der Antrag gee
ſellt, den practiſchen Arzt Maier von Oden-
heim, welcher die Verſtorbent zuletzt he-
handelt und ſeeirt hat, zu beeidigen Die-
fem Antrag gab ber Gerichtshof in ſo weit
fratt, daß Maier — ſoweit er als Zeuge
 
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