Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ausgeſagt hat — eidlich verpflichtet wurde.
RNun folate der Bortrag des gerichtsärztli-
chen Gulachtens und das Verleſen des von
dem Medicinalcomite zu Erlangen dem
daherifchen Unterfuhungsgericht erſtatteten
Sutachtens, Am Schluſſe der Vormittage-
figung wurden Entlaſtungezengen, auf die
ſich Heinrich berufen hat, abgehört, und da-
mit das Zeugenverhör geſchloſſen. Nach-
mittags fand noch ein Verhör mit den An-
geflagten Johann Stadelmann und Karl
Theobor Heinrich ſtatt. ;

„Aus Mannheim, 16. Oet. ſtellt der
Correfpondent der „A, A, 3 am Schluß
der Verhandlungen eine Berichterhattung
über den Vergiftüngsproceß in Ausficht, und
ſchreibt alg einleitende‘ Notiz: Er giht an
iraurigen Blicken in die Abgründe des ſiit-
lich verwilderten Menſchenherzens den Pro-
ceffen Lafarge und Bocarme nichts nach,
pbwohl er in niedrigen Schichten der Ge-
fellfchaft fpielt. Der Hauptangeklgate, wel-
chet durch eine eigenthümliche Verkettung
der Umftände von den baheriſchen Gerich-
ten abgeurtheilt werden wird, iſt geborener
Bayer! Johann Stadelmann von Wöhrd
bei Nürnberg, früher Pächter mehrerer
Wirthſchaften in Karlsxuhe, Bruchſal u. f |.
Er wuͤrde in ſeinem Vaͤterlande zur Haft
Zebraͤcht Seine Frau, eine Pfarrerswittwe
zus anſehnlicher Familie, war vor etwa
2 Jahren zu Rohrbach am Gießhübel bei
einem Friſcur und Barbier, Namens Hein-
rich aus Karlsruhe, bei welchem ſie einen
Tag vor ihrem Tode in Pflege gebracht
wurde, geſlorben Nach faſt Ddrei Biertel-
Zaͤhren zeigte ihre vormalige Abwaͤrterin
an, dag dieſer Chirurg mit dem Manne
der Berftorbenen und idrem Schwager Aug.
Stadelmann, einem Kellner auf einem nie-
derländifchen Dampfboote, der Unglücklichen
mit 3wang Gift beigebracht hätien. Die
Leichẽ wurde ausgegraͤben und wies in den
Eingeweiden ein Suantum Queckſilber nach.
Diefes war nach den Gutachten des Ehe-
mifers Profeſſor Delfs in Heidelbers und
der medieiniſchen Facuͤltät zu Erlangen der
Berftorbenen in ſo lebengefäͤhrdendem Maße
heigebracht worden, daß die Blutmaſſe ver-
zifiet und der Tod herbeigefürt wurde.
Bie Verſtorbene hatte nämlich — ob an-
geblich oder wirklich wird der Bericht der


fchen Gartens in Heidelberg.


fel ein wirklicher Gewinn. Er muß, wenn
er gehörig erweitert und ausgeſtattet wird,
den fremden und einheimiſchen Freunden
der Natur ein willkommener Zuwachs zu
den Verſchoͤnerungen der Stadt und zu den
Anſtalten der Univerſität ſein. Freilich wer-
den die Mittel wohl ſchwerlich jemals aus-
reichen, einen allgemeinen zoologiſchen Gar-
ten zu gründen. Man muß ihn daher zu
gewiſſen Zwecken, die ſich auch bei gerin-
zeren Mitteln erreichen laffen, beſchraͤnken.
Eine Sammlung von lebendigen Exempla-
ren unſerer vaterkändiſchen Thierwelt
kann vielmehr auf Vollſtändigkeit Anſpruch
machen, und wird eben dadurch nützlicher
werden.

Mit vielem Danke mußten wir darum
vor einem Jahre das verdienſtliche Unter-
nehmen unſeres geſchickten akademiſchen Con-
ferbators, Herrn Leven, begrüßen, einen

Thätigkeit dex hieſigen Gemeinde wurde es
44 dieſe Erweiterung in Ausſicht zu
2 en.

Der wohllöbliche Gemeinderath hieſiger
Stadt hat beſchloſſen, Herrn Leven zur
Anlegung eines erweiterten zoologilchen
Garlens ein ſehr paſſendes Waldſtuͤck an
der Straße im Klingenteiche unterhalb der
Molkenanſtalt zu übergeben. Das Waldftück
umfaßt zwei Morgen; auch ſteht Herrn
Leven in Ausficht, daß demſelben nicht nur
das zur Umzäumung nöthige Stangenholz,
foͤndern auch für die grasfreſſenden Thiere
die Benutzung des Waldgraſes überlaſſen
werden ſolle.

Indem wir mit wahrem Vergnuͤgen dieſe
gemeinnüßige Unterſtützung einer der Stadt
und Umgegend in feder Hinficht nützlichen
Angelegeuheit begrüßen, wuͤnſchen wir, daß
auch die Univerfität , wenn auch nicht im
Augenblicke, doch für die Zukunft einen
kleinen Beiirag zur Förderung dieſes ver-
dienſtvollen Zweckes leiſten möchte.

Die Beitkäge, welche gegeben werden
ſollen, Werden nicht jäbrlich, ſondern ein
für allemal zur Erweiterung des zoologi-
ſchen Gartens, geleiſtet, und ſind groß und
flein willkommen. Sie werden nicht ſogleich
bezahli; fondern erſt dann, wenn die Sache
wirklich ins Leben tritt.

Wir laden alle Bürger und Einwohner
Heidelbergs und insbelondere alle


betheiligen, um dadurch einem verdienten
und talentvollen Mütbürger die Mittel zur
Gründung einer Anſtalt zu bieten , welche
fpäter nur vortheithaͤft und nützlich für die

Stadt und Univerſität werden muß.

behandelnden Aerzte zeigen — an der Luſt-
feuche gelitten. Dies der Thatbeſtand, auf
welden die Anklage der Vergiftung {im
Complotte gegen die drei Angeklagten be-
Fruͤndet wnrde. Da der Bardier und der
Schwager in Baden verhaftet wurden, ſo
Fommt jetzt ihr Proceß nach 13monatlicher
Unterſuchung vor dem hieſigen Schwurge-
richt zur Verhandlung unter einem Zudrans
von Zuſchauern, wie er bisher unerhört
war, obwohl nur gegen Eintriuskarten der
Zutritt zu den Verhandlungen geftattet wird.
Wir kKönnen den letztern nicht vorgreifen;
nur fo viel geben wir an, daß 76 Zeugen
vorgerufen find, zu welchen ſelbſt die Zucht-
Häujer und das Nürnberger Unterfuchungs-
gefaͤngniß ihr Contingent liefern, denn der
Hauptangeklagte wurde von Nürnberg hie-
her als Zeuge eingeliefert. Als Vertheidiger
find zwei der geſchickteſten Anwälte, Bertheau
und Schenckh/ vom Gerichtshof aufgeſtellt;
die Angeklagien haben iht Hauplverhör in
den zwei erſten Tagen mit einer Redefer-
tigkeit, Klaxheit und Vorſicht beſtanden, die
hei ihrem Bildungsgrade in Erſtaunen ſe-
tzen mußte. Außer der Anzeigerin, die bis
ſetzi noch nicht beeidigt ift, haben manche
Zeugen über die ſittliche Berworfenheit der
Angeklagten ſehr beſchwerend ausgeſagh doch
hat nur jene über den eigentlichen Thatbe-
frand beftimmte Ausſagen gemacht.

Nedigirt unter Verantwortlichkeit von G. —

Die zum Bezug von Renten berechtigten
Mitglieber werden hiemit eingeladen, ihre
Renten vom 15, d. M. an entweder dahier
bei unſerer Hauptkaſſe, oder auswärts bei
unſern Geſchaͤftsfreunden unter Vortage
der Rentenfcheine, auf welchen die
Zahlung vorgemerkt werden muß, zu er-
heben, und zwar in Perſon, oder durch
ſchriftlich Bevollmächtigte.

Bekanntmachung.
Wir benachrichtigen hiemit die Mitglieder
der dieffeitigen Anftalt, daß die Auszahlung
* der Renten für das Zahr 1852 vom 15
f Oetober an beginnen wird. ;
— Dieſe Renten betragen für je eine volle
\ Einlage von 200 fl .
Jahresgeſell⸗ Vetrag der Kenken und Dividenden für Klaſſe
1008 1 | m | un ıva |ıvp. |IVe | Va | Vb. | VIa. | VLb.
4 4 75 WE Yn N A 4
4835 I7 28|7|43|81|19 14 28 |19| 32 |24/48 ]38 47 [80| 7 |16551] — —
1836 |7/16]7|41|8|14 11\32 5 16)117 277120 7 5844 eoſooo-
Dividende . — 35! 4 A4
41837 I7| 717/26|7|55| 81911625 130 21 ]30 21 ]48/21 |133/22| — |—
1838 I7/ 5|7]18|7148.1 8 12 |12/ 58 15?45 2014 |36/43 | 3643|146|52
1839 I7 3|7| 5|7|43| 8 15 |12 44 |16 31 |17 8 [29/26 | 2926111744
1840 |7z 3|7| 8|7 33|8 5|12 4]16 47 |16|47 |34 48 | 34 48| 89119
1844 |7/ a|7| 917/25| 75012 6114 272115 2 1911 | 19111 3933
Dividende . ; | ] 65911131 2281
1842 |7| 2|7| 7|7]23| 7 42| 742 |13 13 |13/13 ]16/ 9 | 2046[ 4455
4843 I7l 317| 8171917 4|7 4]ın 26111 26 |12| 8} 14 2| 3780
1844 I7 1|7| 1|7 2|7 3| 7 311 26 |11|26 |12/31 ] 1539| 24/ 1
4845 |7 — |7| 217 117 1{7 1{10 5 [10 24 [12/32 | 18301 1830
‚18146 |7/—|7|—|7| 3|7—|7 —] 933 [11/30 114 30)] 1130 iéi‘ää‘
Dividende. | 126[ 3943 269
1847 I7l —]7/— 17 217 1]| 7 1{ 7 1 ] 95911014 | 10 14] 1554
184849 I7—|7|-—171—|7—1Y—7—|923] 923[ 1115] 1823
1850 |I71—17!—-171—17—| 7— 1 7— 18561 8561 10411 10141 /

Die Nummern der Rentenſcheine, auf
welche volle oder theilweiſe Renten für das
Jahr 1852 bezahlt werden, ſind in einem
gedruckten Verzeichniß zuſammengeſtellt, und
e$ kann jedes Mitglied ſowohl hier auf
dem Bureau, alg auswärts bei den Ge-
ſchäftsfreunden davon Einſicht nedmen.

Karlsruhe, den S, Oetober 1852.

Berwaltungsrath.
 
Annotationen