oder des Geiſtes gehört, Vorſchläge für die
Loͤſung der ſocialen Frage, welche die ſorg-
ſamſte Beachtung verdienen
Berlin, 21. Oct An gut unterrichteter
Stelle wird der „B. 3 verſichert, daß die
*
Prinzen Friedrich von Heſſen-Kaſſel noch
in dieſer Woche ſtattfindet.
Berlin, 22 Set. Diplomatiſche Ver-
handlungen mit Wien in der Zollfrage ſind
Hon dieffeits noch nicht angeknüpft, aus dem
einfachen Grunde, ſagt der Nürnb. Corr.,
weil man ein Entgegenkommen Oeſterreichs
wohl vorausſetzen daͤrf. Alles, was bisher
geſchehen, beſteht darin, daß Herr v. Pro-
den Geiſt der Unterredung, welche er am
12, 5. M mit dem Herrn Miniſterpräſi-
denten hatte, berichtet hat. In jener Unter-
redung nämlich iſt das preußiſche Verhal-
ten nicht nur genau erörtert, ſondern auch
der nunmehr feſt einzuhaltende Weg und
die Grenzen bezeichnet worden, innerhalb
welcher etwa noch Verhandlungen mit Oe-
ſterreich wuͤnſchenswerth erſcheinen könnten.
Wahrſcheinlich hat nun Herr v. Prokeſch-
Oſten um die noͤthigen Inſtruetionen nach-
geſucht, da er ſich bis dahin ohne ſolche
für anzuknüpfende Verhandlungen befunden.
Berlin, 23. Oet. Die Eröffnung der
Zollconferenzen in Wien iſt aufgeſchoben
worden und wird wahrſcheinlich nicht vor
Ende dieſes Monats erfolgen. Als Bevoll-
mächtigter Oeſterreichs nennt man Dr. Hock.
Wie aus Königsberg die „Voſſ. Ztg.“
meldet, beabſichtigt man dort Emanuel
Kant ein Denkmal zu ſetzen. Die Statue
ſoll ihren Standpunkt auf dem „Philoſo-
phendamm! erhalten, wo jetzt die großar-
tigen Bauanlagen für die Oſtbahn erßtehen.
Es wird demnach dieſer Platz die Denk-
ſteine zweier Monumente der neueren Ge-
ſchichte enthalten, welche mehr als alles
Andere eine Umwälzung in dem geiſtigen
und materiellen Leben der Völker bewirkt
haben.
Görlitz, 21. Oct. (D. A. 3.) DHeute
brachte man die muthmaßlichen Mörder
der Baronin v. Schimmelpfenning in das
hieſige Inquiſitoriatsgefängniß zur weitern
Unterſuchung. Die Erben der Baronin hat-
ten zur ſchuellern und ſichern Habhaftwer-
dung der Mörder einen Polizeicommiſſär
und Schutzmann von Berlin nach Lomnitz
kommen laſſen, außerdem auch eine Beloh-
nung von 300 Thalern Demjenigen zuge-
ſichert, der die Mörder derart nachwies,
daß dieſelben zur gerichtlichen Unterſuchung
gezogen werden konnten. Die beiden ge-
nannten Beamten fanden unter dem Fen-
ſter, wo die Leiter zum Einſteigen angelegt
worden war, den Theil eines Fußlappens,
welcher genau zu dem noch vorhandenen
ganzen übrigen Theile paßte und deſſen
Traͤger in der ohnehin ſchon verdächtigen
Perſon des Gärtners B. in Lomnitz er
kannt wurde. Derſelbe hat auf dem Schloſſe
gemale wegen kleiner Diebereien entlaſſen,
aber ebenſo oft auch wieder angenommen
worden.
Haunover, 20. Oct. (D, A, 3.) Un-
ſere Regierung hat zwar eine Einladung
zur Theilnahme an der Wiener Zolleonfe-
renz erhalten und es haben in den letzten
Tagen Berathungen im Miniſterium ftatt-
gefunden, ob jene Conferenz durch einen
dieſſeitigen Bevollmaͤchtigten beſchict verden
ſolle, wir hören jedoch, daß wan Davon
Abſtand genommen Die Steilung des Mi-
ſteriums iſt nun die, daß es zuͤnächſt ab-
warten will, welches Reſultat die Confe-
renzen in Wien liefern und ob dieſelben
für poſitive Ergebniſſe fruchtbarer als die
N
in Berlin ſein werden. Hiernach wird es
dann ſeine Stellung einnehmen und danach
ſeine Handlungen formuliren.
Oldenburg / 18. Oet. In der heutigen
Sitzung des Landtags zeigt der Präſident
den Eingang eines Schreibens der Staats-
regierung an, in welchem dieſelbe zum Zweck
einer ſchtüſſigen Beendigung der Reviſton
der Verfaſſung den Antrag ftellt: „Der all-
gemeine Landiag wolle ſämmtlichen Be-
ſchlüffen des fünften allgemeinen Landtags,
wie dieſelben in zweiter Leſung am 9. Juni
1852 wiederholt gebilligt, in ihrer Geſammt-
heit ſeine Zuſtimmung ertheilen.“ Auf Vor-
fchlag des Präſidiums wurde ſofort zur
Beguͤtachtung des Antrags der Staatsre-
gierung ein Ausſchuß von neun Mitgliedern
gewählt.
Wien, 22. Oet. Der zwiſchen Oeſter-
reich, Modena und Parma abgeſchloſſene
Zolleinigungsvextrag iſt geſtern kundge-
macht worden. Nach demſelben iſt der Ver-
kebr zwiſchen den 3 Staaten gänzlich frei-
gegeben.
Fraukreich.
Paris, 24, Oethr. Der „Moniteur“
bringt mehrere bedeutende Verändexungen
im Perſonal der höchſten Gerichtshoͤfe, ünd
abermals nahe an 700 Adreſſen für Her-
ſtellung des Kaiſerreichs.
England.
* @pndon, 23. Sctober! Vom Capitän
Belchex, dem Führer der Nordhahnexpedi-
tion, ſind neuerdings Briefe eingetroffen.
Er hofft, durch den von Eis befreiten Wels
lington⸗Canal vordringen zu können.
Proeeſi Stadelmann, *)
Anna Eliſabetha Knecht von Mannheim
in Sauſenheim Nach einigen Jahren Wittwe
ſchloß ſie im Jahre 1843 in Rheingönheim
gegen den Willen ihrer Verwandten eine
zweite Ehe mit Johaͤnn Ehriſtoph Stadel-
mann, den ſie in Mannheim haͤtte kennen
lernen. Sie brachte ihm etwa 6000 fl mit
in die Ehe welche jedoch bald ausgegeben
waren.
Durch Ueberlaſſung von 590 fl. wurde
Johann Chriftoph Stadelmann vermocht,
auf das übrige väterliche und müttexliche
Vermögen ſeiner Frau zu Gunſten ſeiner
Kinder zu verzichten. Die Zinſen aus die-
ſem nicht unbetraͤchtlichen Ver moͤgen, hatte
er jedoch kraft des elterlichen Nutznießungs-
rechtes zu beziehen.
Er haͤtte in Karlsruhe, dann in Bruch-
ſal die Muſeumswirthſchaft gepachtet ge-
habt, von Bruchſal z0g er nach Wiesloch,
von hier nach Rauenderg, Wo er beſchäf-
tigungslos ſich aufhielt und auf Koſten ihm
vertraͤuendet Landiẽute lebte Dort erkrankte
ſeine Frau, welche er im Hauſe, einer ar-
men Wittwe unterbrachte, wo ſie bis zu
ihrer Geneſung blieb. Sie wendete ſich
dann im Jaͤhr 1847 in Abpeſenheit ihres
Mannes, im dürftigſten Zuſtande an ihren
Bruder in Eberbach, welcher ſie in Rohr-
bach im Gaͤſthaus zum „Badiſchen Hofer
unterbrachte. Im December 1849 wurde
ſie jedoch ihrem zu Mannheim bei Schuh-
macher Andreas Hecker ſich aufhaltendem
Ehemann zurückgebracht, welcher ſie einige-
mal in Rohrbaͤch beſuchte und vermoͤcht
hatte, eine Klage auf Bermögensabſondẽ-
aung, wozu ſie ihre Verwandlen beſtimmt
hatten, zurückzunehmen.
Ungern trennte ſie ſich von dem ihr lieb
gewordenen Aufenthalt, wo ſie in ungeſtör-
ier Geſundheit ſtill für ſich gelebt hatte,
*) Aus dem Maͤnnheimer Journal.
jedoch tief gebeugt über das Benehmen ih-
res verſchwenderiſchen Mannes. Dieſes ihr
tiefes Herzeleid rief Erſcheinungen einer in
ihrem 16. Lebenjahr eingetretenen Seelen-
ſtörung unverkennbar wieder hervor.
Am 2. Tage ihrer Anweſenheit in Mann-
heim hrachte ſie ihr Ehemann nach Hand-
ſchubsheim zu ſeinem Bruder Johann Leon-
hard Stadelmann, welcher mil ſeiner Ehe-
frau einen Theil des 2. Stocks im Hauſe
des Lehrers Riegel dafelbſt bewohnte.
Sie ſcheint das Schickſal, welches ihr in
Handſchuhsheim drohte, geahnt zu haben,
denn ſie bat die Andreas Hecker'ſchen Ehe-
leute, welchen auch ihre Kinder, 2 Maͤd—
chen, in Koſt und Pflege gegeben waren,
ſie doch um Gotteswillen zu bebalten, ſie
gehe in ihren Tod, es ſei ihr letztes.
In dieſer Wohnung ihres Schwagers
wurde die Ehefrau des Chriſtoph Stadel-
mann öfter von ihrem Manne beſuchtder
damals in und von Schwindeleien lebte,
Wirthshauskäufe in Mannheim und Hei-
delberg abſchloß, die er nicht halten konnte,
vorgebliche Vermögens-Anſprüche an die
Familie ſeiner Frau cedirte, und mit ſeinem
7*— Darleihen aufnahm, wo er ſie be-
am.
So brachte er mit dieſem den Ochſen-
wirth Schi in Käferihal, bei dem er ſich
einige Zeit aufhielt, nach der Verſtcherung
der Wittwe deſſelben, um etwa 1900 fl.,
beſtimmte derſelbe die Eliſabetha Thiele in
Heidelberg durch Verſprechungen zu einem
Darleihen, ſein Bruder aber vermochte ſie
auch noch, ſich als Schuldnerin von 500 fl
gerichtlich zu bekennen, auf welches Bekennt-
niß ein Pfandeintrag ermwirft, und dann
die Urkunde gegen baar Geld umgeſetzt
wurde.
Auf ähnliche Weiſe war Wittwe Spo-
nagel in Rauenberg in Anſpruch genommen
worden, ſelbſt die Dienſtmagd Karoline
Schechter in Leimen mußte ihre Erſparniſſe
auf der Sparkaſſe erheben und ihnen aus-
folgen, und ſpäter auch noch einen Acker
um 130 fl. verſetzen, um der Geldnoth der
Brüder Stadelmann abzuhelfen.
Joh. Ehriſtoph Stadelmann blieb Haus-
zins, Pfleg« und Koſtgeld bei Wib. Maier
in Rauenberg u. Schuſter Hecker in Mann-
heim, ſein Bruder Johann Leonhard bei
Lehrer Riegel in Handſchuhsheim Hauszins
ſchuldig.
Sie werden (und unter den Zeugen ſprach
namentlich Wittwe Schick ſo recht unper-
holen und — wie man zu ſagen pflegt,
friſch von der Leber weg ſich üher das
Stadelmänniſche Brüderpaar aus) als glatte,
zungenfertige, dabei ſittenloſe, irreligiöſe
Menſchen geſchildert.
Dagegen wird die Gattin des Johann
Chriſtöph Stadelmann von allen, die mit
ihr in Berührung kamen, als eine ſittſame,
ehrbare, ſtill und ruhig für ſich lebende,
und keinen Umgang Cnamentlich mit dem
andern Geſchlecht) fuchende Frau anerkannt.
Trotzdem, daß die Brüder Stadelmann dies
ſelbſt anerkennen mußten, verbreiteten ſie
doch, namentlich ſeit ihres Aufenthaltes in
Handbſchuhsheim, wo die bis dahin ganz
geſunde Fraͤu bis gegen Ende Mai wieder
in eine Krankheit derfiel, die abſcheulichſten
Dinge über dieſe Krankheit und deren Ent-
ſtehung, und häuften Schmach, Hohn und
Mißhaͤndlung jeder Art über das Haupt
dieſet Dulderin, welche unter deutlichen
Zeichen der Einſchüchterung ihren Mund
— mit wenigen Ausnahmen — jeder Klage
verſchloß.
Die Dienſtmagd Karoline Schechter war
wenige Tage dor Pfingſten 1850 (19.
Mai) na Mannheim gefhidt worden,
um das von Leonh. Stadelmann bei Hof-
Loͤſung der ſocialen Frage, welche die ſorg-
ſamſte Beachtung verdienen
Berlin, 21. Oct An gut unterrichteter
Stelle wird der „B. 3 verſichert, daß die
*
Prinzen Friedrich von Heſſen-Kaſſel noch
in dieſer Woche ſtattfindet.
Berlin, 22 Set. Diplomatiſche Ver-
handlungen mit Wien in der Zollfrage ſind
Hon dieffeits noch nicht angeknüpft, aus dem
einfachen Grunde, ſagt der Nürnb. Corr.,
weil man ein Entgegenkommen Oeſterreichs
wohl vorausſetzen daͤrf. Alles, was bisher
geſchehen, beſteht darin, daß Herr v. Pro-
den Geiſt der Unterredung, welche er am
12, 5. M mit dem Herrn Miniſterpräſi-
denten hatte, berichtet hat. In jener Unter-
redung nämlich iſt das preußiſche Verhal-
ten nicht nur genau erörtert, ſondern auch
der nunmehr feſt einzuhaltende Weg und
die Grenzen bezeichnet worden, innerhalb
welcher etwa noch Verhandlungen mit Oe-
ſterreich wuͤnſchenswerth erſcheinen könnten.
Wahrſcheinlich hat nun Herr v. Prokeſch-
Oſten um die noͤthigen Inſtruetionen nach-
geſucht, da er ſich bis dahin ohne ſolche
für anzuknüpfende Verhandlungen befunden.
Berlin, 23. Oet. Die Eröffnung der
Zollconferenzen in Wien iſt aufgeſchoben
worden und wird wahrſcheinlich nicht vor
Ende dieſes Monats erfolgen. Als Bevoll-
mächtigter Oeſterreichs nennt man Dr. Hock.
Wie aus Königsberg die „Voſſ. Ztg.“
meldet, beabſichtigt man dort Emanuel
Kant ein Denkmal zu ſetzen. Die Statue
ſoll ihren Standpunkt auf dem „Philoſo-
phendamm! erhalten, wo jetzt die großar-
tigen Bauanlagen für die Oſtbahn erßtehen.
Es wird demnach dieſer Platz die Denk-
ſteine zweier Monumente der neueren Ge-
ſchichte enthalten, welche mehr als alles
Andere eine Umwälzung in dem geiſtigen
und materiellen Leben der Völker bewirkt
haben.
Görlitz, 21. Oct. (D. A. 3.) DHeute
brachte man die muthmaßlichen Mörder
der Baronin v. Schimmelpfenning in das
hieſige Inquiſitoriatsgefängniß zur weitern
Unterſuchung. Die Erben der Baronin hat-
ten zur ſchuellern und ſichern Habhaftwer-
dung der Mörder einen Polizeicommiſſär
und Schutzmann von Berlin nach Lomnitz
kommen laſſen, außerdem auch eine Beloh-
nung von 300 Thalern Demjenigen zuge-
ſichert, der die Mörder derart nachwies,
daß dieſelben zur gerichtlichen Unterſuchung
gezogen werden konnten. Die beiden ge-
nannten Beamten fanden unter dem Fen-
ſter, wo die Leiter zum Einſteigen angelegt
worden war, den Theil eines Fußlappens,
welcher genau zu dem noch vorhandenen
ganzen übrigen Theile paßte und deſſen
Traͤger in der ohnehin ſchon verdächtigen
Perſon des Gärtners B. in Lomnitz er
kannt wurde. Derſelbe hat auf dem Schloſſe
gemale wegen kleiner Diebereien entlaſſen,
aber ebenſo oft auch wieder angenommen
worden.
Haunover, 20. Oct. (D, A, 3.) Un-
ſere Regierung hat zwar eine Einladung
zur Theilnahme an der Wiener Zolleonfe-
renz erhalten und es haben in den letzten
Tagen Berathungen im Miniſterium ftatt-
gefunden, ob jene Conferenz durch einen
dieſſeitigen Bevollmaͤchtigten beſchict verden
ſolle, wir hören jedoch, daß wan Davon
Abſtand genommen Die Steilung des Mi-
ſteriums iſt nun die, daß es zuͤnächſt ab-
warten will, welches Reſultat die Confe-
renzen in Wien liefern und ob dieſelben
für poſitive Ergebniſſe fruchtbarer als die
N
in Berlin ſein werden. Hiernach wird es
dann ſeine Stellung einnehmen und danach
ſeine Handlungen formuliren.
Oldenburg / 18. Oet. In der heutigen
Sitzung des Landtags zeigt der Präſident
den Eingang eines Schreibens der Staats-
regierung an, in welchem dieſelbe zum Zweck
einer ſchtüſſigen Beendigung der Reviſton
der Verfaſſung den Antrag ftellt: „Der all-
gemeine Landiag wolle ſämmtlichen Be-
ſchlüffen des fünften allgemeinen Landtags,
wie dieſelben in zweiter Leſung am 9. Juni
1852 wiederholt gebilligt, in ihrer Geſammt-
heit ſeine Zuſtimmung ertheilen.“ Auf Vor-
fchlag des Präſidiums wurde ſofort zur
Beguͤtachtung des Antrags der Staatsre-
gierung ein Ausſchuß von neun Mitgliedern
gewählt.
Wien, 22. Oet. Der zwiſchen Oeſter-
reich, Modena und Parma abgeſchloſſene
Zolleinigungsvextrag iſt geſtern kundge-
macht worden. Nach demſelben iſt der Ver-
kebr zwiſchen den 3 Staaten gänzlich frei-
gegeben.
Fraukreich.
Paris, 24, Oethr. Der „Moniteur“
bringt mehrere bedeutende Verändexungen
im Perſonal der höchſten Gerichtshoͤfe, ünd
abermals nahe an 700 Adreſſen für Her-
ſtellung des Kaiſerreichs.
England.
* @pndon, 23. Sctober! Vom Capitän
Belchex, dem Führer der Nordhahnexpedi-
tion, ſind neuerdings Briefe eingetroffen.
Er hofft, durch den von Eis befreiten Wels
lington⸗Canal vordringen zu können.
Proeeſi Stadelmann, *)
Anna Eliſabetha Knecht von Mannheim
in Sauſenheim Nach einigen Jahren Wittwe
ſchloß ſie im Jahre 1843 in Rheingönheim
gegen den Willen ihrer Verwandten eine
zweite Ehe mit Johaͤnn Ehriſtoph Stadel-
mann, den ſie in Mannheim haͤtte kennen
lernen. Sie brachte ihm etwa 6000 fl mit
in die Ehe welche jedoch bald ausgegeben
waren.
Durch Ueberlaſſung von 590 fl. wurde
Johann Chriftoph Stadelmann vermocht,
auf das übrige väterliche und müttexliche
Vermögen ſeiner Frau zu Gunſten ſeiner
Kinder zu verzichten. Die Zinſen aus die-
ſem nicht unbetraͤchtlichen Ver moͤgen, hatte
er jedoch kraft des elterlichen Nutznießungs-
rechtes zu beziehen.
Er haͤtte in Karlsruhe, dann in Bruch-
ſal die Muſeumswirthſchaft gepachtet ge-
habt, von Bruchſal z0g er nach Wiesloch,
von hier nach Rauenderg, Wo er beſchäf-
tigungslos ſich aufhielt und auf Koſten ihm
vertraͤuendet Landiẽute lebte Dort erkrankte
ſeine Frau, welche er im Hauſe, einer ar-
men Wittwe unterbrachte, wo ſie bis zu
ihrer Geneſung blieb. Sie wendete ſich
dann im Jaͤhr 1847 in Abpeſenheit ihres
Mannes, im dürftigſten Zuſtande an ihren
Bruder in Eberbach, welcher ſie in Rohr-
bach im Gaͤſthaus zum „Badiſchen Hofer
unterbrachte. Im December 1849 wurde
ſie jedoch ihrem zu Mannheim bei Schuh-
macher Andreas Hecker ſich aufhaltendem
Ehemann zurückgebracht, welcher ſie einige-
mal in Rohrbaͤch beſuchte und vermoͤcht
hatte, eine Klage auf Bermögensabſondẽ-
aung, wozu ſie ihre Verwandlen beſtimmt
hatten, zurückzunehmen.
Ungern trennte ſie ſich von dem ihr lieb
gewordenen Aufenthalt, wo ſie in ungeſtör-
ier Geſundheit ſtill für ſich gelebt hatte,
*) Aus dem Maͤnnheimer Journal.
jedoch tief gebeugt über das Benehmen ih-
res verſchwenderiſchen Mannes. Dieſes ihr
tiefes Herzeleid rief Erſcheinungen einer in
ihrem 16. Lebenjahr eingetretenen Seelen-
ſtörung unverkennbar wieder hervor.
Am 2. Tage ihrer Anweſenheit in Mann-
heim hrachte ſie ihr Ehemann nach Hand-
ſchubsheim zu ſeinem Bruder Johann Leon-
hard Stadelmann, welcher mil ſeiner Ehe-
frau einen Theil des 2. Stocks im Hauſe
des Lehrers Riegel dafelbſt bewohnte.
Sie ſcheint das Schickſal, welches ihr in
Handſchuhsheim drohte, geahnt zu haben,
denn ſie bat die Andreas Hecker'ſchen Ehe-
leute, welchen auch ihre Kinder, 2 Maͤd—
chen, in Koſt und Pflege gegeben waren,
ſie doch um Gotteswillen zu bebalten, ſie
gehe in ihren Tod, es ſei ihr letztes.
In dieſer Wohnung ihres Schwagers
wurde die Ehefrau des Chriſtoph Stadel-
mann öfter von ihrem Manne beſuchtder
damals in und von Schwindeleien lebte,
Wirthshauskäufe in Mannheim und Hei-
delberg abſchloß, die er nicht halten konnte,
vorgebliche Vermögens-Anſprüche an die
Familie ſeiner Frau cedirte, und mit ſeinem
7*— Darleihen aufnahm, wo er ſie be-
am.
So brachte er mit dieſem den Ochſen-
wirth Schi in Käferihal, bei dem er ſich
einige Zeit aufhielt, nach der Verſtcherung
der Wittwe deſſelben, um etwa 1900 fl.,
beſtimmte derſelbe die Eliſabetha Thiele in
Heidelberg durch Verſprechungen zu einem
Darleihen, ſein Bruder aber vermochte ſie
auch noch, ſich als Schuldnerin von 500 fl
gerichtlich zu bekennen, auf welches Bekennt-
niß ein Pfandeintrag ermwirft, und dann
die Urkunde gegen baar Geld umgeſetzt
wurde.
Auf ähnliche Weiſe war Wittwe Spo-
nagel in Rauenberg in Anſpruch genommen
worden, ſelbſt die Dienſtmagd Karoline
Schechter in Leimen mußte ihre Erſparniſſe
auf der Sparkaſſe erheben und ihnen aus-
folgen, und ſpäter auch noch einen Acker
um 130 fl. verſetzen, um der Geldnoth der
Brüder Stadelmann abzuhelfen.
Joh. Ehriſtoph Stadelmann blieb Haus-
zins, Pfleg« und Koſtgeld bei Wib. Maier
in Rauenberg u. Schuſter Hecker in Mann-
heim, ſein Bruder Johann Leonhard bei
Lehrer Riegel in Handſchuhsheim Hauszins
ſchuldig.
Sie werden (und unter den Zeugen ſprach
namentlich Wittwe Schick ſo recht unper-
holen und — wie man zu ſagen pflegt,
friſch von der Leber weg ſich üher das
Stadelmänniſche Brüderpaar aus) als glatte,
zungenfertige, dabei ſittenloſe, irreligiöſe
Menſchen geſchildert.
Dagegen wird die Gattin des Johann
Chriſtöph Stadelmann von allen, die mit
ihr in Berührung kamen, als eine ſittſame,
ehrbare, ſtill und ruhig für ſich lebende,
und keinen Umgang Cnamentlich mit dem
andern Geſchlecht) fuchende Frau anerkannt.
Trotzdem, daß die Brüder Stadelmann dies
ſelbſt anerkennen mußten, verbreiteten ſie
doch, namentlich ſeit ihres Aufenthaltes in
Handbſchuhsheim, wo die bis dahin ganz
geſunde Fraͤu bis gegen Ende Mai wieder
in eine Krankheit derfiel, die abſcheulichſten
Dinge über dieſe Krankheit und deren Ent-
ſtehung, und häuften Schmach, Hohn und
Mißhaͤndlung jeder Art über das Haupt
dieſet Dulderin, welche unter deutlichen
Zeichen der Einſchüchterung ihren Mund
— mit wenigen Ausnahmen — jeder Klage
verſchloß.
Die Dienſtmagd Karoline Schechter war
wenige Tage dor Pfingſten 1850 (19.
Mai) na Mannheim gefhidt worden,
um das von Leonh. Stadelmann bei Hof-