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an einen allmaͤchtigen, den Meineid ſtra-
fenden perſönlichen Gott voraus, und es
kann daher, wo dieſer Glaube fehlt, von
einer Eidesleiſtung keine Rede ſein! Bei
den vom Staate aͤnerkannten Religionspar-
teien iſt aber in der erfolgten Anerkennung
der noͤthwendige objective Anhalt für die
vorhandene Eidesfaͤhigkeit gegeben, dagegen
fehlt bei den vorhin erwaͤhnten Perſonen
ein ſolcher Anhall gänzlich. Dem Richter
Fann es aber nicht zufommen „ und iſt ihm
in den Ceſetzen nirgends überlaſſen, im
einzelnen Falle zu beurtheilen, ob in dem
religiöſen Bekenntniß des Schwörenden die
zuvor angegebenen Vorausſetzungen der Ei-
desfähigkeit begriffen find, und es bleibt
daher für ihn nichts übrig, als den gedach-
ten Perſonen die Zulaſſung zu einem Eide
ſo lange zu verſagen, alg dieſelben nicht
die Anerkennung ihres Bekenntniſſes ſeitens
des Staates erwirkt haben.“

f# Miainz, 27. Oetbr. Ihre Majeſtät die
Koͤnigin der Niederlande hat ſich heute
Morgen zu Caſtel an Bord des niederlän-
diſchen Dampfbootes Neederlanden? einge-
ſchifft, um ihre Rückreiſe nach dem Haag
anzutreten.

Aus Würtemberg, 24. Oet. ſchreibt
man der / Leipziger Zeitung“: „ Die Ge-
ruͤchte, welche man darüber zu verbreiten
befliſſen war, daß Würtemberg gegenwärtig
weniger entſchieden, als feither an den lei-
tenden Grundſätzen der Darmſtädter Ueber-
einkünfte feſthalten zu wollen ſcheine, können
nach verläſſigen Mittheilungen als unbe-
gründet bezeichnet werden. Die handelspo-
iitiſche Frage war bei der Zuſammenkunft
SJ MM. der Könige von Bayern und
Würtemberg Gegenſtand der Erörterung
zwiſchen den beiden Souveränen. Es kann
aͤuf das beſtimmteſte verſichert werden, daß
bei dieſem Anlaſſe ſich keine Divergenz er-
gab und daß Würtemberg auf der Zolleon-
ferenz in Wien dieſelbe Stellung einnehmen
wird wie Bayern und die mit ihnen coa-
lirten Staaten. Ebenſo wird uns als po-
ſitiv mitgetheilt, daß mit dem König von
Haͤnnover in Stuttgart keinerlei bindende
Verabredungen in Bezug auf die handels-
politiſche Frage ſtattgefunden haben, und
daß überhaͤupi auch kein Verſuch gemacht
wuͤrde, den König von Hannover zu einer
derartigen Verabredung zu veranlaſſen.“

Bremen, 25. Oet. (Wef.-3.) Wie wir
zu unſexer großen Befriedigung hören, wer-
den 5 Offiziere der ehemaͤligen ſchleswig-
holſteiniſchen Armee in unſexem Contingent
eine Anſiellung finden. Es ſind dies die
Hauptleute v. Horn, Henning und Heye,
ſowie die Leutnante v. Krogh und v. War-
denburg.

Wien, 23. Oet (Lpz· Ztg.) Einer bis
zum Schluſſe des Monais September rei-
chenden Zuſammenſtellung der ſämmtlichen
feit dem Jahre 1848 verurtheilten und
wieder begnadigten oder entlaſſenen politi-
ſchen Straͤflinge zufolge, befindet ſich von
den Verurtheilten derzeit nur noch ein
Sechstel in Haft, die Mehrzahl wurde durch
die Gnade Sr. Maj. des Kaiſers entlaſſen,
und allen minder gravirten Verhafteten iſt
nur mit wenigen Ausnahmen ein Theil der
Strafzeit nachgeſehen worden. Durch einen
Kriegsminiſterialerlaß iſt angeordnet wor-
den, daß die Militärärzte verpflichtet ſind,
ſich die Mutterſprache jener Truppe, in der
ſie dienen, anzueignen. Diejenigen, welche
dieſer Weiſung nicht Folge leiſten, haben
eine Uebergehung bei Beförderungen zu ge-
wärtigen, da ſte bei den vorzüglichſien
Fähigkeiten dennoch nicht im Staͤnde ſind,
ihren Beruf gehörig zu erfüllen. Die Trup-
pencommandanten haben nach Zahresfriſt
über die erworbenen Sprachkenniniſſe der

ihnen untergebenen Aerzte Bericht ZW er-
ſtatten. — Wie man vernimmt, hat die
Faiferl. öſterreichiſche Regierung ſich nicht
veranlaßt gefehen, auf den Antrag der kön.
großbritanniſchen Regierung einzugehen, daß
in London ein Congreß zuſammenberufen
werde, um eine gleichmäßige Behaͤndlung
der in ihrem Werih ſinkenden Goldmünzen
zu berathen und feſtzuſtellen. — Ungariſche
Blätter erzählen, daß bei dem Siaßvarofer
Gerichte gegenwärtig ein ſchwerer Proceß
gegen eine Frau von durchaus nicht ver-
naͤchlaͤßigter Erziehung und Bildung einge-
leitet fei, die in kurzer Zeit ihre Stieftoch-
ter, zwei Gatten und einen Walachen ver-
gifteie. Sie ſoll ſich dabei der in den ſie-
benbürger Alpen haͤufig vorkommenden
Pflanze Daphne euphorbia bedient haben.

Aus Wien, 23. Oet., ſchreibt das of-
ficielle „Dresdener Journal“: „Wie aus
ſicherer Quelle mit Freuden verſichert wer-
den kann ſind alle Anzeichen, welche ſich
bei den gegenwärtig hier eröffneten Zoll-
conferenzen einer unbefangenen Auffaſſung
darbieten, der Art, daß ein günſtiges Er-
gebniß deren Abſchluſſes zu erwarten ſteht.
Das kaiſerliche Cabinet hat bei Beginn der
Conferenzen aufs neue das aufrichlige Be-
ſtreben kund gegeben, der königl. preuͤßiſchen
Regierung auf alle Weiſe entgegen zu kom-
men. Daß das kaiſerliche Cabinet bei die-
ſem dankenswerthen Bemühen mit Zuver-
ſicht darauf rechnen kann, daß die ihm
näher ſtehenden Regierungen, ihren offen
dargelegten verſöhnlichen Grundſätzen treu
beharrlich ihm zur Seite ſtehen werden,
dafür bürgt die von ihnen in dieſer Ange-
legenheit bewieſene Haltung und deren da-
mit übereinſtimmenden neueſten Kundgebun-
gen. Oeſterreich kann zur Annäherung den
erſten Schritt thun, da eS in ſeiner Stel-
lung und in der von ihm ſtets beobachteten
Haltung nicht Gefahr läuft, mit dem von
ihm vom Anfang der Zollverhandlungen an
den Tag gelegten Verfaͤhren in irgend ei-
nen Widerſpruch zu kommen Und ſo dürf-
ten wir denn auf Grund der auf's neue
thatſächlich bewährten Beſtrebungen Oeſter-
reichs und der daſſelbe hierin unterſtützen-
den Coalitionsſtaaten uns in der That der
erfreulichſten Hoffnung hingeben, daß das
erſehnte Ziel der Einigung in Wien bald
erreicht werden wird gerade in einem Sta-
dium, wo es vielleicht am wenigſten In
Ausſicht ſtand.

Frankreich.

* Baris, 27. Sct. Der heutige Mo-
niteur“ zaͤhit abermals vierthalbtauſend neu
eingelaufene Kaifer?Adreffen auf. — Der
„Moniteur de Parmee“ brachte neulich einen
iängeren Artikel in Bezug auf den berühm-
ten Ausfpruc in Bordeaux: „Das Kaiſer-
thum iſt der Friede! Das amtlide Blatt
meint auch, die franzöſiſche Armee, die nicht
aug Condotieri beſtehe, ſtimme dieſem Aus-
ſpruch bei.

Enaland.

London, 25. Ocibr. Die Königin hat
dem Dr. Eharles Richardſon, Vexfaſſer ei-
nes neuen Woͤrterbuches „in Anbetracht
ſeiner Verdienſte um die Literatur“, ein Jahr-
gehalt von 75 %. gewährt. — 3Zu dem
deichenbegängniß des Herzogs von Wel-
lington werden nicht nur von der Regie-
rung in St. Paul's ſondern auch von den
Hausbeſitzern in den Straßen, die der Zug
paſſirt, große Vorbereitungen getroffen. Die
Speeulalion hat ſich des berühmten Todten
vollends bemächiigt. In der heutigen
Times wimmelt es von Anzeigen zu vermie-
thender Fenſter und Häuſer am Tage der
Beſtattung. Die geforderten Preiſẽ ſind
auch nach engliſchem Maße übertrieben hoch,

20 bis 25 Guineen für ein Fenſter, 2 bis
FGuineen für einen Platz. Trotzdem iſt
eg ziemlich ſicher, daß kein Plätzchen un-
vermiethet bleiben wird.
London, 26. Ocibr. Macaulay, deſſen
Geſundheitszuſtand ſich wieder bedeutend
gebeſſert hat, tritt am nächſten Samſtag
feine oft angekündigte Reiſe nach Edinburgh
an um eine Anrede an ſeine Wähler zu
halten. Er trifft am 4, wieder in Londoͤn
ein, * Die Garniſon der Inſel Jerſey
vird bedeutend verfärft, Die dortige alte
Miliz ſoll 2000 Mann ſtark fein.
Italien.
Florenz, 22. Oet. Ueber das geſtern
gemeldete Attentat ſchreibt heute die A, A,
Zeitung: So eben höre ich daß geſtern
Nachmittag ein ſchändliches Attentat gegen
den Minifter Baldafferont verübt worden
fet.. Als derſelbe nämlich das von ihm. be-
wohnte in der Via larga gelegene Haus
zu betreten im Begriffe waͤr, wurde er
durch einen Meſſerflich in der Seite ver-
wundet. Ungeachtet daͤs Verbrechen in ei-
ner unſerer Hauptſtraßen, welche freilich
nicht zu den frequenten zu rechnen iſt be-
gangen wurde, gelang es doch dem Thä-
ter, welcher ein gutgekleideter Mann , ge-
weſen ſein foll, unenideckt zu entfommen. .

Proeeſi Stadelmann.
Fortſetzung)

Auffallen muß es, daß, wie bei Dr. Mi-
chaelis, ſo auch in Handſchuhsheim und in
Rohrbach mit der Sprache nicht offen her-
ausgerückt wurde, wohin die Frau gebracht
werde.

Selbſt in der Schlußverhandlung behaup-
tete Joh. Ehriſtoph Stadelmann noch er .
habe feine Frau nach Eppingen zu Ber-
wandien ihder Mutter zu bringen beabſich-
tigt, auch die Zeugin Karlebach, die Schwie-
germutter des Joh. Leonhard Stadelmann,
will nicht anders gewußt haben!

Dageßen gab Lehrer Riegel an, Jener
habe erklärt, er beabſichtige ſeine Frau in
der Droſchke in das Wildbad zu bringen.
Der Juliane Dell ſoll er erzaͤhlt haben,
daß er ſeine Frau zu Bekannten nach Ep-
pingen habe bringen wollen, daß ſie aber
unterwegs geſtorben ſei. Dagegen ſoll er
der Schechter, wie dieſe verſichert, nach ſei-
ner Rückkehr davon geſprochen haben, ſeine
Frau ſei in Langenbruͤcken, wohin er ſie
habe bringen wollen, wegen zu weit vor-
gerückter Krankheit nicht mehr angenommen
worden, deshalb habe er ſie nach Rohrbach
gebracht. Aehnliches ſoll auch dem nach
Rohrbach zu der Kranken gerufenen pracs
tiſchen Arzt Maier von Odenheim bemerkt
worden ſein. Die Oreans von Nußloch
hörte während des Anhaltens der Droſchke
vor ihrem Hauſe davon ſprechen, die kranke
Frau ſolle nach Langenbruͤcken in das Bad
gebracht werden.

Auguſt Schletz und Franz Joſeph Fiſcher
von Rohrbach verſichern, Johann Ehriſtoph
Stadelmann ſei für den Arzt der Frau
ausgegeben worden, der ſie nach Wildbad
bringen müſſe. Der Johann Fiſcher ſchen
Ehefrau ſoll aber die Heinrich erzählt ha-
ben, die Kranke ſei eine Bekannte, der
fremde Mann begleite ſie nur.

Am Montag den 10. Juni, Abends vor
ſeiner Abreiſe, hörte die Wärterin Eliſabeth
Fiſcher den Joh. Chriſtoph Stadelmann
feiner todtkranken Frau, deren Zwiſchen-
reden ſie nicht verſtehen konnte, in der Kam-
mer zuſchreien:

„Du haſt ſchon
ſterben! —

Willſt du noch einmal deine Kinder ſehen!“

oft gefagt, du müßteſt
 
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