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N: 257.

Sonntag, 31. Sctober


1852.


durcg die Poſt


Das mündliche Verfahren vor dem
Unterrichter, von Ed. Brauer.

Die Literatur des badiſchen Proceßrechtes
iſt durch das zu Anfang dieſes Jahres in
der G, Braun'ſchen Hol⸗Buchhandlung zu
Kaͤrloͤruhe erſchienene Werk: Das muͤnd-
liche Verfahren vor dem Unterrichter, von
Herrn Hofgerichtsrath Eduard Brauer in
Mannheim, bereichert worden — eine Ar-
beit, über welche die „Karls. Ztg.“ kürzlich
ſchriebr Sie gibt weit mehr, als ihr Titel
verſpricht und der enge Raum von zehn
Boͤgen erwarten läßt. Auch auf Nichtfach-
kundige berechnet, iſt ſie um ſo mehr allge-
meinet Kenninißnahme werth. Zweck und
Raum dieſer Blätter gebieten jedoch Kürze.
Wir müſfen dem Gedote gehorchen. Die
baͤdiſche Proceßordnung von 1831, durch
die Proceßordnung von 1851 beinahe in
allen ihren Titeln in Folge langer Erfah-
rungen wenigſtens theilweiſe abgeändert, iſt
denuͤoch in der Grundlage dieſelbe geblie-
hen, SJhre weſentlichſte, am tiefſten eingrei
fende Abänderung berührt das mündliche
MVBerfahren vor dem Unterrichter. Dieſes
Verfaͤhren, fuͤr gewöhnliche Faͤlle ſchon ein-
dringlicher im neuen Geſetzbuche geboten.
ir für Fälle des abgekürzien Vexfahrens
unabaͤnderliche Regel zeworden. Dabei iſt
die Verhandlung der Appellation ver dem
Unterrichter jetzt fuͤr verſchiedene Fälle des
abgekürzten Verfahrens als Regel aufge-
fellt. Diefe weſeniliche Veraͤnderung beſen-
Ders. hat ſich der Herr Verfaſſer zur Auf-
gabefeiner Arbeit geſetzt. Sein Buch, dazu
beſtimimnt, ſchneller und richtiger Auffaſſuns
der jetzt gelienden Vorſchriften des Verfah-
rens Eingang zu verſchaffen, iſt ein ſicherer
veitfaden für den Einzelrichter, ein zuver-
Jäffiges Lehrbuch für den angehenden Prat-
tifer, und dem nicht juriſtiſch vorbereiteten,
obwohl ſonſt vorgebildeten Geſchäftsmanne
eine klare und faßliche Anweiſugg zur Füh-
rung feiner Rechtsgeſchäfte.,, Obwohl die
bezeichnete Aufgabe haupiſächlich verfolgend,
fuͤhrt uns das Buch in ſeinen 34 Para-
zraphen durch alle Stadien des Proeeſſes

pindurch.

Der Verfaſſer beginnt mit der Geſchichte
des dadiſchen Proceßrechts und des neuen
Heſetzbuches, wobei er die Leitenden Grund-
Jäße feiner abändernden Vorſchrift hervor-
ycht Bon den Hauptgrundfägen des Pros
ceſſes überhaupt ausgehend, verbreitet er
ſich, das vorgeſteckte Ziel immer im Auge,
eigenen Sang gehend, mehr oder minder
qusführlid, überall gründiich Schwieriges
mit Beifpiel erläuternd, wie bemerft if,
über den ganzen Lauf des Proceſſes bis zu
feiner voͤlligen Beendiguns.

Es wirb nach dem Obigen kaum bemerkt
zu werben brauchen, daß weder der vor-
handenen Litexatur noch der Streitfrage die

ebührende Stelle irgendivo vorbehalten

feibt, Dem Terte ſind reichhaltige Noten
duͤrchgehends beigegeben.

Von einem Manne ge
Weihe wiſſenſchaftlicher?
ſchäfismänniſcher Erfahruag
Maße in ſich vereint, der,

ſchrieben, der die
Bildung und ge-

in gleichem
dem Gedanken


vie Beilage - Blätter an.

den klaren Ausdruck zu geben kundig, ſich
nicht erſt durch dieſẽ Arbeit die Sporen
verdient hat, iſt dieſes Buch als eine er-
freuliche Zugabe zu den früheren dankhar
aufgenommenen Bearbeitungen unſeres ba-
diſchen Proceßrechis zu betraͤchten, und wird
nicht verfehlen, auf die von der Geſetzge-
bung aͤngeſtrebte Hebung unſerer buͤrger-
lichen Rechispflege mitzuwirken.

Deutſchland.

Karlsruhe, 28. Oct. (Sch. KX.) Die
Direction des hieſigen landwirthſchaftlichen
Bezirfsvereing hatte die Mitgliedex deſſel-
ben auf geſtern Nachmittag zu einem ge-
meinfchafilichen Beſuche des landwirthſchaft-
lichen Verſuchsgariens eingeladen; es fan-
den ſich viele Mitglieder und Gaͤſte ein,
und auf ergangene Einladung des Herrn
Sberamtmanns Bauſch trat der Vorſtand
der Ackerbaͤufchule/ Herr v. Babo, mit der
Geſellfchaft die Wanderung durch den Gar-
ten an und gab die erforderlichen Erläu-
terungen. Damit iſt auch eine kleine Aus-
ſtellung von Früchten, worunter namentlich
Kartoffelſorten, verbunden; es wurden ver-
ſchiedene gute Geräthſchaften, unter andern
aug eine Handſäemaſchine, gezeigt; ferner
Mieten fuͤr Wurzelgewächſe, Winterbohnen
und Wintererbſen, welche letztere nament-
lich ein ſehr gutes Früblingsgrünfutter ab-
geben, ſchon an verſchiedenen Orten ver-
breitet fein follen, und auf den Domänen
Siutenfee und Auguſtenberg im Großen
gebaut werden. Zum Schluſſe wurden die
zeuen Gebäude deſichtigt und eine land-
wirihſchaͤftliche Beſprechung abgehalten. Die
Anlage des Gartens iſt nun beendigt und
ſehr zwedmäßig ausgefallen. Die Obſteul-
tur, die den Wegen entlang in großartigem


an Kern⸗ und Steinobſt angelegt iſt ver-
ſpricht in etlichen Jahren große Ergebniſſe.
Diefer nütztiche Garten verdient vom Pu-
blifum noch mehr” beſucht zu werden, als
er e8 jeßt ſchon il. Mit Bergnügen fieht
man, Baͤnk den Bemühungen Ddiefes land-
wirthſchaftlichen Bereing und der Energie
des. Herrn Oberamtmanns Bauſch die an
den Siraßen und Wegen hinziehenden Obſt-
baumreihen wieder gehörig ausgebeſſert und
biele neue Anpflanzungen angelegt.

SGeidelberg/ 29. Ort. Heute Nach-
mittag Tam, unter dem Commando des F, £,
öſterr! Hauptmanns von Khu nebſt zwei
eutnants, eine gegen 200 Mann ftarfe Ab-
theilung oͤſterreichiſcher Grenadiere hier zurch,
die zur Ergänzung Des & k öſterr Regi-
mentg Benedef nach Raſtatt beordert ſind.
Ylle waren aroße, wohl fedhs ug bohe
Männer, an denen man, eboleich ſie ſich ſeit
dem 1, D, M, auf dem Maͤrſche befanden,
die ſchoͤne Haltung bewundern mußte.

* Seidelberg, 30, Oet, Das ung fo
eben zugehende Regierungsblait Nro, 47
bringt eine allerhöchft landesherrlidhe Berz
ordnung, die objective Organiſation der
Centralftelle fur die Landwirthfhaft, die
Ernennung der Vorſtände dieſer Anſtalt u.
der Genehmigung der Statuten betreffend.
Wir werden daraͤuf zurückkommen.


Preis HalbjährItq in GHeidelberg: 2 ſ. 6 W,
fi. 57 fr. Die Landwirthfhaftkichen
bhet Inferaten, worüber die Exrpedttion

Aus Baden, 27. Oetober berichtet die
Schw. Kr.: Zu den vielen Zeichen der
Verſöhnung, womit man bei ung bemüht
ifl, die letzten Spuren der Unglücksjahre
41848 und 1849 durch großmuͤthiges Ver-
zeffen zu verwiſchen, iſt für die Landſchaft
aar deſtern eine neue hinzugetreten. Be-
kanntlich mar durch das Benehmen der
Reftdenzfkadt Donaueſchingen die Fürfliche
Fainilie von Fürſtenberg aus ihrem Wohnz
fiße verſcheucht worden und hatte bisher
ſich nicht entfchließen können, den Bitten
det dortigen Gemeinde um ihre Rückfehr
zu entfprechen. Nun iß geſtern Se. Durchl.
der Erbprinz Kart Egon mit Bemahlin
und Kindern aus Böhmen in Karlsruhe
eingetroffen, um wieder in ſeiner Reſtdenz
bleibenden . Aufenthalt zu nehmen. Nach
einigen Tagen Aufenhalt bei ihren großh.
Mermandten werden die Herrſchaften über
Freiburg ſich nach Dongueſchingen begeben.
Hu Se. Durchl. der Fürſt wird nach unz
gefähr 2 Monaten aus Schleſien zurückkeh-
ven, und das Weihnachtsfeft Dürfte wohl
die ganze hohe Familie dort vereintat fe-
hen, wo gewiß die alte Liebe und Vereh
kung, welche durch die Stürme der Revo-
lutibn ſo ſehr erſchüttert war, ihnen ent-
gegenkommen wird.

Frautfurt, 28. Oet. (Fr. J.) Die Abs
berufung des t. k. Bundespräſidialgeſandten.
Grafen Thun von ſeinem hieſigen Poſten
Beftätiget ſich; er wird ſchon demnächſt den
f. f Gefandtfchaftspoſten in Berlin über-
nehmen und den Graͤfen Rechberg zu ſei-
nem Nachfolger dahier erhalten.

Ausbach, 23. Ochk Auf der Fagesord-
nung der heutigen Sitzung des Landraths
fland der Antrag der Herren Auernheimer,
Domeyer und Schening: „Es ſei die aller-
unterthänigfte Bitte in das Protocoll nie-
derzulegen, Se, Maj. wolle geruhen in ſei-
ner hohen Weisheit dahin wirken zu laſſen,
daß durch die beabſichtigle Erweiterung Der
freien Verkehrsverhäliniſſe mit Oeſterreich
die unter ſo ſegensreichen Folgen bisher
beſtanbenen mit Ddem Noͤrden Deutfchlands
auch ferner ungeirübt erhalten werden, INs
dem eine Störung. Derfelben unabfehbare
Nachtheile für vden Kreis zur Folge haben
und deffen gefreuen Bewohnern unheilbare
Iunden ſchiagen würde.“ Der k. Regie-
rungscommiſſàt, Regierungsrath Frhr D.
Lerchenfeld, beflritt im Namen der Regie-
rung die Competenz des Landraths, vor-
liegende Frage zum Gegenſtand ſeiner Be-
raihung und Beſchlußfaſſung zu machen.
Es handle ſich hier nicht um eine Kreist
fondern um eine algemeine Staatsanges”
fegenheit, und in einer folden fet nad) dem
ganzen Staatsorganismus nicht die Kreis⸗,
fondern nur die Landesvertretung (der Lands
lag) mitzuſprechen berufen Das l. Mini-
ſterium aber ſei durch ausführliche Berichte
der f Megierung auf Grund eingeholter
und umfaffender Gutachten von hierzu be-
rufenen Handelskammern, Induſtrie? und
Gewerbsvereinen, wie von einzelnen her-
yorragenden Induſtriellen des Kreifes M
den Stand gefept, das bei der ZoWwfrage
hetheiligte Interefje des mittelfränki[hen

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