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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 258-282 (2. - 30. November 1852)
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Dienſtag, 2 Nobember

1852.



Berichte werden grattis beigegeben.
HAusfunft erthetlt, die Spaltzeile in Petitſchrift 4 Fr.

Deutſchland.

Heidelberg, 1. Nov. Ihre Fönigl.

Hoheit die Großfuͤrſtin von Rußland wird/
aͤuf ihrer Durchreiſe von Darmſtadt nach
Karlstuhe, heute hier erwartet,
“* Aug Thengen, 28. Oet, berichtet die
Schwaͤb. Kronif, daß daſelbſt ein Familien-
Jaler von 4 Kindern von einem andern
Orighürger, der ebenfalls Familienvater iſt,
imit 3 Slichen in den Räcken und einem in
den Unterleib, ſo tief als das Meſſer lang
war, geſtochen wurde. Dem Verwundeten
hingen:die Gedaͤrme heraus, Er war zun
Buͤrgermeiſter gewählt, hatte, aber eine
feindliche Partei gegen ſich. Dies die Ver-
anlaſſung zur That.

Sinsheim, 28 Oet. (B. L.) Begün-
fligt durch gutes Wetter und beiucht durch
iele Gäſte/ worunter Herr geh. Rath Rau
und Hr. Buͤrgermeifter Hoffmann von Hei-
Delberg, als Abgeordnete der landwirth-
ſchaftlichen Kreisſtelle, fand heute das all-
jährliche Feſt des hieſigen landwirthſchaft-
lichen Bezirksvereins ſtatt.

Freiburg, 30 Oet. (Fr.
Soh. der Regent hat der Wittwe und den
Kindern des dei dem letzten Hochwaſſer Der-
ungluͤckten Fiſchers Fridolin Heitz von Nie-
derſchwörſtaͤdt eine Untexſtuͤtzung von 100 fl.
aus Höchftdero Handkaffe durch das Großh.
Bezirfgamt Säckingen zuſtellen laffen. —
Vorgeſtern trat der durch die unverſtegbare
Huelle der Huld und Menſchenliebẽ Sr.
R, Hobh. des Prinz⸗Regenten begnadigte
Sirafling Faller, von einem Auffeher Der
hieſigen Strafanftalt begleitet, ſeine Reiſe
na Mannheim an, von wo er nach Amerika
aus wandert.

Aus der Pfalz. (Pf. 3) Die Re-
conffiluilung der Vorflandſchaft des pfäl-

ziſchen Vereins für ſittliche Beſſerung ver-
waͤhrlokter armer Kinder und entlaſſene
jugendliche Sträflinge und Ddie Theilnahme,
welche das Regierungspräſidium der Pfalz
durch eine Aufforderung zum Beitritte die-
fem Verein zugewendet, hat bereits ihre
Früchte getragen. Bis jet find 916 neue
Beitrittgerflärungen in der Pfalz erfolgt
und wir zweifeln nicht, Daß der Berein
nunmehr in den Stand geſetzt iſt, umfang-
Feicher unDd tuͤchliger ſeine edlen Zwecke zu
verfolgen, alg es ihm bisher bei beſchränk-
ten Mitteln möglich var.
* Qgndau, 31. Oct. Heute ffedelt die
„Pfälzer Zeitung“ von hier nach Ludpige-
hafen über, wohin fie von nun alle an De-
ten Nedaction und Expedition gerichteten
Zufendungen zu gdreſſiren bittet
“ Frankfurt, 26. Det. (A. A, 3. Ves
Zeitungen über eine in größerer Zahl be-
voͤrſtehende Auswanderung reicher Ifraelis
ten aus Frankfurt erzählen, entbehrt aller
DBegründung, Wenn eine gefirige Notiz
der Frantf. Poſtz. einen der Teicheren ifrae-
luiſchen Bantiers Ddauernd nach Italien
überfiedeln laßt, o hat der Correſpondent
. Ddiefes Blattes wohl nicht daran gedacht,
Ddaß es Feinem vernuͤnftigen Menſchen ein-
fallen fann, die in Frankfurt einftweilen
vermißie Freiheit in Italien zu ſuchen! Ein


S{prengel des Iournals
Briefe und

ſchiid unter den Auswanderungsluſtigen
jein, Es iſt jedoch eine allgemein offen-
tundige Thatſache, daß A, v Rothſchild
den juͤngflfen Vorgängen gegenuͤber ſich ganz
gleichgüitig verhalten han. wofür die Ertlä-
rung darin zu ſuchen iſt, daß er zu den
Strengaläubigen zählt.

** Zrantkfurt, 28. Oet. Die deutſche
Krolik fucht den württembergiſchen Hand-
werkern zu beweiſen, daß eine Befreiung
von der preußiſchen Concurrenz und eine
Einladung an die öſterreichiſchen Producen
ten zur Mitbewerbung ihnen anenehm und



den Klein: und Grobſchiieden, den Schloſ-
fern und Schreinern ans Herz, daß ſie mit
den rheinpreußiſchen Eiſenproducenten, den
Trier'ſchen Fabricanten ntcht coneurriren
fönnten, Die Coneurrenz iſt für den, wel-
chen ſie trifft, immer läſtig, aber e$ geht
nun einmal nicht anders: aus Rückſicht auf
den Conſumenten und den eigenen techniſchen
Fortſchritt, ſo wie aus Ruͤckſicht auf die
Staatokaſſe ſehen wir uns gezwungen, die
Mitdewerbung nicht einzuſchraͤnken/ ſondern
vielmehr auszudehnen. In Württemberg
maͤcht man eben den Verſuch, eine groß
artige Exportgeſellſchaft zu gründen, welche
nach Ametika Geſchaͤfte machen ſoll! Kann
man glauben, daß dieſer Verſuch gelingen
werde wenn mit dem Bruch des Zollver-
eing der erſte Schritt zum Mecre, ſtatt er-
leichtert zu werden, auf lahmende Controll-
maßregeln ſtoßen müßte? Kann man er-
warten, mit der wahrhaft großartigen Eiſen-
indufßteie Pennſylvaniens, mit den Englän-
dern auf neutraͤlem Markte glücklich zu con-
curriren, wenn man die Trier'ſchen Schloſ-
fermeifter fürchten zu müſſen glaubt? Was
Defterreich belrifft, ſo ſtehen bekanntlich, lo-
wohl die Boden= und Waldrente, als die
Arbeitslöhne bei weitem niedriger, als im
Zollverein, und die Sifenindufirie hat dort
über fo bedeutende Kapitalien, Naturſchätze
und Kräfie zu verfügen, daß ſie nach den
Ausſpruch eines warmen Verfechters der
deutſch⸗ öſterreichiſchen Zollz und Handels-
einigung, des Profeſſors Miſchler in Freiburg,
mit leichter Mühe bald um das Vier-
fache ausgedehnt werden kann, ſobald das
Bedürfnig dazu vorhanden ſein wird, Der
mürttembergifhe Schmied muß fhon jeßt,
trotz des bedeutenden Zolls, die öſterreichiſche
Concurrenz empfinden, die ung Senfen,
Pfannen und andere Eiſenwaaren billiger
und beſſer nach Suͤddeutſchland liefert, alg
wie wir fie dier anfertigen köanen. Der
württembergifhe Schreiner hat ſich auf der
Yondoner Fadüſerleausſtellung von der Slea
ganz und Solidität Der öſterreichiſchen Mö-
beln überzeugen koͤnnen; er weiß, Daß das
Holz in Oeſterreich viel billiger iſt ais bei
ung, Es ſcheint uns, daß Diejenigen, welche
in den württembergifihen Gewerbyereinen
und unter dem Kleingewerhſtand die irüge-
riſche Hoffnung verbreiten, IN der Trennung
on Preußen und dem Anfehluß an Oeſter-

reih Genefung zu finden, eiue ſchwere Ver-
antwortlichkeit auf ſich laden.




Preis Halbjährıtch in Hetdelberg : 2 fl 6 frs
Die Landwirshfhaftlihen
hel Inferaten, worüber die Erpedition

München, 27. Dc {t Heute iſt die
Gruppe auf dem Siegesthor: Bavaria mit
dem Löwen⸗Viergeſpann, vollſtändig aufge-
ſiellt. Damit ift nun die prachtvoͤlle Lud-
wigsſtraße, deren Bau vor wenigen Jahr-
zehnten begonnen wurde, vohendet Die
Auͤsführung eines neueren noch großartigen
Projectes, nämlich die Anlage der in Sffents
üchen Biättern vielbeſprochenen Marimi-
liausſtraͤße von der Reſidenz nach dem Ga-
ſteigberge und die Erbauung einer Er-
stehungsanflalt (des Athenäums) auf der
Hoͤhe des letzteren ſcheint wieder mehr in
die Ferne gerüdt, wo nicht gar aufgegeben
zu ſein. Im Uebrigen nimmt die Häufer-
zahi der Stadt von Jahr zu Jahr bedeuz
fenDd zu, und im heurigen Sommer iß die-
ſelbe durch Neubauten um mehr als ein
halbes Hundert, größtentheils drei⸗ bis vier-
ſtöckige Häuſer vermehrt worden.

Aus Berlin/ 27. Oet. wird der Köln. 3, ges
ſchrieben: Die ſeit einigen Tagen verbreite-
ten Nachrichten von einer Annäherung des
Wiener Cabinets in der Zollfrage gegen
Preußen, welche theilweiſe auch durch die
Aagaben der Coalitionspreſſe beftätigt er-
ſchienen, werden heute von kundiger Seite
entſchieden in Abrede geſtellt. — Mit der
braunſchweigiſchen Regierung werden dem
Vernehmen nach in Kürzem Verhandlungen
eingeleitet werden wie die mit den thürin-
giſchen Vereinsſtaaten in jüngſter Zeit ge-
pflogenen, Muthmaßlich wird es ſich auch
hier um Uebernahme der Grenzeontrole
handeln, welche, wie wir neulich berichte-
ien, Preußen für die thüringiſchenLande gegen
eine averſionelle Vergütung der Verwal-
tungskoſten in Zukunft für den wahrſchein
lichen Fall der Auflöſung des Zollvereins
ausuͤben dürfe.

Aus Poſen, 26. Oct, wird der Fr. R.
gemeldet: Waͤhrend die Eholera fo ver-
heerend in Kaliſch und 1ängs unſexer Grenze
wuͤthete, wurde die jenſeitige Grenzſperre
wohl nicht ſo ſtrenge gehandhabt alg die
Regierung es vexlaͤngt; dafür iſt ſie est
um ſo mehr verſtärki da den neueſten An-
ordnungen zufolge keine Bücher, ihr Inhalt
ſei weicher er wolle, und überhaudt keine
Schriften, wenn ſie auch die laufenden Ge-
ſchaͤfte betreffen, mit hinüber genommen
werden duͤrfen. Ja ſeibſt Portraite, die
Bekaͤnnte einander haben zuſchicken wollen,
find dem Einfuhrverbot zufolge zurücgemwies
ſen worden. Ruͤßland ſcheint ſich abſchließen
zu wollen, wie China oder Japan, wenig-
ſtens iſt dies in Beziehung auf das König-
reich Polen der Fall, denn wehe dem Frem-
ben, in deffen Paß auch nur der geringfte
Kormfehler ganz ohne ſeine Schuld vor-
fommt, und hätte er über Cröſus Schätze
zu gebieten, er Fommt nicht über die Grenze.
Treien außerdem Faͤlle ein, daß die Grenz
beamten irgend welche Bedenken hegen, und
deßhalb erft in Warſchan anfragen, ſo kann
er wochenlang auf der Grenze liegen, ehe
die entſcheidende Antwort eintrifft. Dagegen
forgt die Regierung für die Einwohner des
Inlandes in grohmüthigſter Weife: UNGgE-
beure Summen find angewiefen, (heils für

die zahlreichen Cholerawaifen, theils für
 
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