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laſſen, ihrem Beiſpiele zu folgen Was Die
anbetrifft, welche ſeither geglaubt hatten,
ſich von der politiſchen Verhaltungslinie,
welche vorgezeichnet wurde, entfernen zu


niſſe geeignet, ihnen die Augen zu öffnen,
und fie werden ohne Zweifel in dem ge-
genwaͤrtigen Umſtande eine ganz natürliche
elegenheit exblicken, auf den aͤngegebenẽn
Weg zurückzukehren, indem ſie auf Nemter
verzichten, deren Ausübung jetzt weniger als
jemals vereinbarlich ſein mürde mit ihren
Sefinnungen und ihren Ueberzeugungen.
28. Oet. 1852.“
Zu Orleans wurde am 8, Nov, früh
um 3 Uhr die vor dem Haufe des Divi-
ſionsgenerals ſtehende Schildwaͤche von ei-
nem Mann, der ſie vorher fragte, ob ſie
Ludwig Napoleon kenne, aufgefordert, ihm
für 100 Fr. ein Paquet Patroͤnen zu geben.
Der Soldat packte den Mann, um ihn bis
zur Abloͤſung feſtzuhalten, dieſer aber feuerte
eine Piſtole auf ihn ab, die jedoch bloß das
Haar ſtreifte. Ein Kampf entfpann ſich und
der Unbekannte fiel, von einem Bajonet-
ſtich getroffen, zu Boden. Plötzlich ſtürzten
jetzt ſechs Kerle herbei, und einer ſchoß mit
den Worten: „Einmal biſt Du dem Tod
eutgangen; jetzt mußt Du d'ran!“ auf den
Soldaien, traf aber ebenfalls nicht. In dem
ſich nun entſpinnenden neuen Kampf er-
hielt die Schudwache einen Meſſerſtich, wor-
auf die Angreifer ihren Verwundeten eiligſt
wegtrugen Der erſchöpfte Soldat verfolgte
ſie einige Schritte und feuerte, fedoch erfolg-
los, ſein Gewehr ab. Es kamen jetzt Leute
herbei, und der bald abgelöſte Soldat wurde
nach dem Spital gebracht, wo er, obgleich
ſeine Wunde nicht bedeutend iſt, an Liner
Gehirnentzündung darnieder liegi. Mehrere
Perſonen wurden ſchon verhaftel, aber wie-
der frei gelaſſen.
Paris/ 13 Nov.
de la Motte les Bains wurde eine reich-
haltige Goldmine entdedt. Der Eifer,
den die Behörden und Präfecten für Er-
zielung eines glänzenden Ergebniſſes der
Abſtimmung über die Kaiſerfrahe entwickeln,
iſt immer noch im Steigen. — Geruͤcht-
weiſe verlautet wieder, Louis Napolcon
werde ſich ſchon im kommenden Januar
vermählen. /

England.

London, 10. Nov. Es duͤrfte von In-
tereſſe ſein zu erfahren, daß Semper, der
Erbauer des Dresdner Schaufpielhaufes,
und ſeit den letzten drei Jahren in London
anſaͤßig, mit den Anordnungen zum Leichen-
begängniß des Herzogs v. Wellington theil-
weiſe betraut worden! Sempers anerfannte
Talente haben in England einen ehrenvol:
En Wirkungskreis erhaͤlten; er wurde beim
BDan des gloßen, jetzt abgetragenen Aus-
felungsgebäudes zu Mathe gezogen, und
in Der leßten Zeit wurden au feine Ent-
würfe Beim Umbau von Malboroughoufe
benußt, [0 Daß feine SteNlung als eine ge-
ſicherte angeſehen werden fann.

Londen 11. Nop, Der Leichnam des
— von Wellington wurde geflern
Abends in moͤglichſter Stiue von Walmer
nadh Deal und von da mit der Eifenbabhn
nach London geführt. Gin Kanonenfhuß
von Walmex Caſtle verkuͤndete den Augen-
blich in welchem der Sarg aus dem Schloffe
Letragen wurde. Die Geſchütze von den
Caftellen' zu Deal und Sandown erwieder-
ten die Trauerbotſchaft und
Vinute zu Minute Kaͤnonenſchüſſe, die in
Ihwarzer Nacht auf Ddem wildbewegten

Sere Verhalten, Gegen 1 Uhr nach Mit.
ternacht kan der Zug auf dem Londoner




und des heftigen Regens von einer großen
Menſchenmenge erwaͤrtet wurde. Eine Ab-
theilung Schützen und Gardeküraſſiere escor-
tirten ſofort den Sarg nach Chelſea.

Sitzung gehalten und ihre Antwortadreſſen
auf die Thronrede votirt. In iedem der
Häufer aber gingen dieſem Votum Inter
pellativnen an bas Cabinet voraus, bei den
Lords von dem Marquig v. Lansdowne,
bei den Gemeinen von Villiers geſtellt; dort
erwiederte der Premier Graf von Derby,
hier der Schatzkanzler Disraeli. Natürlich
war die Freihandelsfrage Hauptgegenſtand
dieſer Inierpellationen, und VBilierg , von
Lord John Kuſſell, Lord Palmerfton, Glad-
ſtone und Cobden unterfiüßt, kuͤndigle für
den 22. d. M. die Einbringung eines An-
trags an, der das Minifterium zu einer
deutlichern Erklärung als die in der Thron-
rede enthaltenen zwingen ſoll! Die vom
Örafen Derby und dem Schaͤtzkanzler vor
dem Parlament abgegebenen Erwiederun-
gen lauteten um nichts kategoriſcher als je-
ner Paragraph der Rede der Koͤnigin. Ber
Premier hat erflärt, er unterwerfe ſich be-
züglich des Freihandelsprincips der Ent-
ſcheidung des Landes und werde es unpar-
teiiſch und loyal anwenden. Disraͤeli be-
merkte, in der Thronrede werde die unbe-
ſchränkte Concurrenz proelamirt und die Re-
gierung werde baid Gelegenheit nehmen,
die Maßregeln darzulegen, die fie dem Par-
lament unterbreiten woͤlle Graf Derby er-
klärte auch, was den in Frankreich ſich vor-
bereitenden Dingen gegenuͤber nicht uuͤwich-
tig ift, daß ſich die Regierung in die in-
nern Angelegenheiten andrer Staaten nicht
miſchen werde.

London, 12. Nov. Das Oberhaus hat
heute auf die Adreſſe der Lords an Ihre
Maj, die Königin ein Complimentſchreiden,
und ferner eine Botſchaft der Krone erhal-
ten, in welcher für den verflorbenen Her-
zog von Wellington in Anerkennung feiner
großen Berdienfte um das Reich einoͤ öffent-
liche Leichenfeier empfohlen wird.

Kunſt · Notiz.
‚* 7 Heidelberg, 16. Novbr. Es iſt
eine beilige Pflicht der Preſſe, die wahre

Kunſt aufs nachdrüclichfie zu unterſtützen,
welche gegenüber einer ſich breit machenden
Charlatanerie , gegenüber einer nicht feltenen
und namentlich in größera Städten vor-
kommenden Kaͤuflichkelt der Journaliſtik, und
gegenüber den Maſſen Urtheilsunfahiger, fich
hre Anerkennung auf dornenvollem, nur
den Eingeweihten bekanntem Pfadlangſam er-
ſtreiten muß. Diefe Pflicht mahnt ung zwei-
fadh, wenn der Künftler zugleich ein Un-
glücklicher iſt, wenn ſein ganzes Sut in
ſeiner Kunſt beſteht und er ſich ſogar mit
den noͤthigſten Lebengbedürfniſſen auf deren
Erwerb angewiefen ſteyt Eine ſalche Kunſt-
erſcheinung weilt ſeit wenigen Siunden in
unferer Vitte. Fraͤul. Knopp aus Berz
lin, die in den nächften Taͤgen bier ein
Concert zu veranftallen beabfichtigt, iſt ſeit
ihrem zweiten Lebensſahre blind; fremd in
der Welt, ohne Angehörige, ja fogar ohne
Geſellſchafterin reist ſie ganz allein, ver-
trauend auf den Allvater über den Ster-
nen, auf ihre in trefflicher Schule gebildete,
wie von Natur ausgezeichnete Stimme, und
auf die chriſtliche Liebe guter Menſchen, die
fie noch uͤberall wohlwolhlend aufnahmen
und denen wir ſie auch hier dringend em-
pfeblen. Oeffeniliche Blätter bringen über
rneulices Auftreten in Karlsrube, Pforz-
heim ze. die günſtigſten Berichte, und ein



Feder verfichert, daß Fräul, Knobp claifis
ſche Lieder mit tiefem Gefühl und hoͤher
Kunſtfertigkeit vortrage, daß ſie durch ihre
ausgezeichnete Stimme, die ſich mit gleich
fiherm“ Erfolg für Alt⸗ und fuͤr Soprans
Solis eigne, zur Bewunderung hinreiße.
Sonach ſteht uns ein echter Kunſtgenuß in
Ausficht, aewiß eine Aufforderung mehr für
alle Fühlenden Heidelbergs, den Leiſtungen ei-
ner liehenswuͤrdigen aber unglücklichen Kaͤnſt-
lerin ihre Aufmerkſamkeit und Theilnahine
zuzuwenden. **

Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Reichard

Deutſche Tonhalle.
Preiszuerkennung Auf das Preis-
ausſchreiben vom Juni d. J. ſind dem Ver-
ein achtzehn Feſtouvertüren rechtzeitig zuge-
kommen von welchen diejenige des Herrn
B, Lachner hier durch die Mehrheit der
(nach den Satzungen 14 b.) erwählten Orn.
Preisxichter Kallimoda, Spohr u. I, Strauß
den Preis zuerkannt erhielt und folgende
belobt wurden: 1) das Werk des Herrn
&. Wüllner in Münſter (i'ßefläbaten),
2) des Hrn. Auguſt Mayer in Ansbad,
3) des Hrn. Gg. Goldermann in Würz-
burg, 4) des Hrn. J. V. Hamm daſelbſt
und des Hrn. Karl Hering in Berlin.
Mannheim, 14. Nov, 1852,
A. Schüßler, Schriftf.

Das von der Redaction des Illuſtrir-
ten Familienbuches kürzlich angezeigte
Ergebniß ihrer Preisausſchreibung koͤnnen
wir heute durch die Mittheilung vervoll-
ſtändigen, daß die Herausgeber jener Monat-
ſchrift die Direction des Oeſter-
reichiſchen Lloydein Trieſt, den Ver-
faſſern der drei im Protocoll der Preisrich-
ter Bauernfeld, Halm und Seidl ausge-
Lichneten Novellen auch ihrerſeits dadurch
ihre Anerkennung kundgegeben haͤt, daß ſie
jeder derſelben nachträglich einen freiwilltz
gen Preis außer dem üblichen Hanorar
verliehen hat. Es ſind nämlich die Novel-
len: „Ein Pfarrhaus in Nathangen“
von Julie Burow — Frau Julie Pfan-
nenſchmidt, geb. Burow, in Züllichau, mit
einem Preife von fünfzehn Dukaten; —
„Ein Lebensſtück“ von Edmund
Höfer in Greifswald und „Die Blinz
den“ von Paul Heyſe in Berlin, jede
mit einem Preiſe von zehn Dukaten aus-
gezeichnet worden. Dieſelben werden ſämmt-
lich in den nächſten Heften des Illuſtrirten
Familienbuches enthalten fein;

Kurszettel, Frankfurt, den 15. Novbr. 1852
Staatspapiere:

Oeſterreich: 5% Metalliq. .. . 93%
* DBankaktien . 1367

reußen: 377 Staatsfhuldih. 935

Bayern: 5% Obligationen . . 101%

Großh. Deffen: 4V,% Obligationen 101%%
Würtemberg Obligalionen 4
„ 1

V 3 2 /0 2 2
Baden: 34,°% Obligationen. 907%
2 8 ” s 102'3/3
Naſſau: 5% Obligattonen . 103%
. Gold: fln kr.
2 . LE SE 44%,
Friedrichsdor (Preuß.) . . . 55
Zolländiſche 10 fl. Stüde . , 9 5327
Dulaten — 8251
20-Franfenftüde . , 9 28
Engl. Souveräns 11 53

Theater in Mannheim.
Mittwoch/ den 17. November 1852:
Fidelio.
Große Oper in 2 Abtheilungen, Muſtt von
Beethoven.
 
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