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Freitag, 19. November
1852.
Das Iournal
dur
Ausfunft ertheilt/ die Spaktzeile in Petttſchrift 4tr.
Deutſehland.
Geidelberg, 18. Nov. Zu dem Nord-
licht, welches man vor wenigen Tagen durch
ganz Suͤddeutſchland und die Schweiz be-
zbaͤchten konnte, gefellte ſich geſtern Abends
nach fuͤnf Uhr ein anderes, für dieſe Jahres-
zeit gewiß ſeltenes Phänomen. Wir hatten
nämlich ein Ungewitler, das unter wieder-
holtem Blitz und Donner ſich über unſre
Stadt entlud. Laut den Franif., Karlsrh.
und Schweizerblättern haͤben ſich am 15.
und 16. auch anderwärtoͤ ſchwere Ungewit-
ter entladen. Ein Frankf. Blatt berichtet
als eine weitere Seltenheit ,, daß am 16.
Nachmittags vor dem Ausbruche des Un-
gewitters der Main mit ganzen Schwärmen
der gewöhnlich an den Abenden des Mo-
nats Auguſt erſcheinenden Eintagsfliegen
bedeckt geweſen fei.
Freiburg/ 15. Nos.
hielt der neü berufene Profeſſor Bergk in
herkömmlicher alademiſcher Weiſe ſeine feier-
liche Antrittsrede vor einer zahireichen Ver-
ſaimmlung. Der nach Form und Inhalt
gleich treffliche Vortrag verbreitete ſich über
die alexandriniſche Periode der griechiſchen
Literaturgeſchichte, näher über den Anfang
dieſer Periode, die der Redner nicht, wie
gewöhnlich mit Alexander dem Großen,
ſondern erſt mit dem Jabre 300 vor Chri-
ſus beginnen labt. Klarheit und DBeherr-
ſchung des Stoffes zeichnete die Rede nicht
minder alg gediegene Gelehrſamkeit aus.
Jeder Freund der Univerfität darf ſich mit
dem gegründetften Rechte über die Acquis
ſition, welche die Hochſchule an Hru. Bergk
gemacht, freuen. — Die Vorleſungen an
hieſiger Univerſität haben bereits feit einer
Woche wieder begonnen! Es wäre viel-
leicht zu wünſchen daß die Zeit der Ferien
etwas abgekürzt würde! Ueber die Zahl
der Studirenden kann im Augenblick noch
nichts Beſtimnites angegeben werden. —
Der große Bürgerausſchub berieth heute
in öffentlicher Sitzung über die für das
ſtädtifche Budget fo wichtigen Oktroigefälle.
Da nämlich mit dieſem Jahre die Periode
zu Ende geht, für welche der hieſigen Stadt
von der Staatsbehörde die gegenwaͤrtigen
Atxoigefälle bewilligt wurden, ſo war nun
Darüber zu berathen und zu beſchließen, ob
für eine weitere Periode bei der groͤßherzl.
Staatsregierung diefe Gefälle und mit wel-
hen Aenderungen wieder erbeten werden
follen. Der Ausſchuß nahm den Antrag
des Öemeinderashs auf Beibehaliung der
Oktroigefalle, deren Ausfall nur durch eine
neue Umlage gebedt werden förnte, ein-
ſtimmig, an. Auch die Anfäße, die im Gan-
zen maͤßig und von den gegenwärtigen nu.
. unbedeutend abweichen, wurden ſo, wie ſie
vom Gemeinderath vorgeſchlagen worden,
vom Ausſchuß gebilligt. Eine neue Ver-
brauchſteuer wurde aber auf den Wein ge-
legt. Während nämlich hisher blos die
Wirthe per Ohm 1 fl 40 fr. bezahlten,
follen jetzt Alle, welche Wein kaufen, mit
Einſchluͤß der Wirthe, 50 kr. per Ohm he-
zahlen..... Die Schuldenlaſt der Stadt be-
die
Mreis HalbjährItw in Getvelberg: 2 0, 6 M,
fl. 57 F, Die Landwirth{Haftlihen
het Inferaten, worüber die Erpeditton
trägt etwas über 200,000 fl. Dazu fom-
men nocdh bei 67,000 fl. Kriegoͤkoſten.
* Frankfurt, 16 Nov. Neber den ſeiner
Zeit 10 verdienſivollen und beliebt geweſe-
nen Schauſpieler Leißring bringen hiefige
Blätter eine Notiz, welchẽ bewelſt, daß der
verſtorbene wackere Künftler, liebenswürdige
Menſch und ſeltene Geſellſchafter auch eine
Irt von — Sonderling geweſen iſt. In
ſeinem geſtern eroͤffneten Teſtament findet
ſich nänilich die eigenthümliche DBeftimmung,
daß an feinem Koͤrper, um jede Möglich-
keil des Lebendigbegrabenwerdens zu beſei-
tigen, die Dperalion des Scalpirens voll-
zogen werden ſolle (die Worte lauten: es
jolle ihm das Fell über die Ohren gezogen
werben) und daß die Haut dem naturhiſto-
riſchen Muſeum zur Aufbewahrung zu über-
geben ſei. Zur Vornahme dieler Operation
i ein hiefiger Arzt in dem Teſtament be-
ſiimmt und deßhalb mit einem Legate be-
dacht. Es fieht fehr in Frage, ob diefe ei-
genthümliche letztwillige Berfügung ihrem
YWortlaute naͤch zur Ausführung kommen
wird.
*Muünchen, 14. Nov. Die ſchon ſeit
einiger Zeit erwarteie Ernennung eines
Culiusminiſters mit einigen weitern hiemit
in Verbindung ſtehenden Ernennungen dürf-
ten, wie die A. U, 3. glaubt, nun alsbald
erfolgen.
Wie aus München die Pf. 3. vernimmt,
hätten die drei Schutzmächte Griechenlands
in Betreff der griechiſchen Ehronfolge nichts
dagegen eingewendet, daß, naͤchdem Prinz
Lultpold für ſich und ſeine Kinder auf dieſe
Thronfolge verzichtet hat, dieſelbe auf Prinz
Adalbert von Bahern übergehe. Auch heißt
es, daß Prinz Adalbert die ſchon ſeit länge-
rer Zeit deabſichtigte Reiſe nach Athen dem-
nächſt antreten würbe,
Jena, 10. Nov. (W. 3.). Mit Freude
fann {idh) Ihnen mittheilen, dab der von
hier ergangene Aufruf zur Errichtung eines
Denfmals für Johann Friedrich den Groß-
müthigen auch ſchaͤn bei Sr. Maieſtät dem
König von Preußen eine beifällige Beach-
tung gefunden hat. Dem zur Ausfühung
jenes Denknals beſiellien Eomite iſt eröff-
net worden, daß Se. Mai. geruhen wolle,
das zu der Hrofectirten Reiterſtatue erfor-
derliche Erz alg ihren DBeitrag zu geben,
Leipzig, 15. Nov. Die O. A, 3, chreibt:
Wir erhalen ſoeben die traupige Nachricht,
daß eine unſerer beſten deutſchen Schrift-
fielerinnen, die unter dem Namen Thereſe
befannte Frau vı Lutzow, früher Frau von
Bacheracht, auf Java am 16. Sept, geftor-
ben if, m Begriffe, vor ihrer im Oetober
beabfichtißien Nüdfehr nach Deutfchland
noch ‚eine Reiſe nach den Preanger Negent-
{(haften und Mitteljava, zU unternehmen,
yerließ ſie Soerabaya, ihre Ießte Heimath,
am 24, Auguft, um in Geſellſchaft von Dr
Bürger und ſeiner zwei Töchter zunächtt
per Dampfſchiff nach Batavia zu fahren,
Auf der Hinreife zog ſie ſich durch Exkäl-
tung ein Unwobhlfein zu, das ſie nicht gez
hörig beachiet zw haben fheint, Sie Rard
in Sfilatjap auͤf der Südküſte Javası
Berlin, 12. Novbr. (A. A, 3.) Die
hieſige franzöſiſche Geſandtſchaft hat Depe-
ſchen übergeben, durch welche über die neue-
ſten in Paͤris geſchehenen Schritte zur Ein-
führung des Kaiferthums eine diplomati-
ſche Aufflärung mit vorbereitender Auffaſ-
ſung der nächſten unausbleiblichen Eventua-
litäien gegeben wird. Die unbedingteſten
Friedenoͤverſicherungen und die verſoͤhnlich-
ſien Beleuchtungen der Zukunft ſtehen an
der Spitze dieſer vorläufigen Notification.
Auch die dynaſtiſchen Verhältniſſe der neuen
Naboleoniſchen Herrſchaft ſollen darin be-
reiis {n einem Sinn zur Auffaſſung ge-
bracht worden ſein, der ſich den Anſchein
gibt, die loyalſten Bürgſchaften für die eu-
ropaͤiſche Ruhe und Ordnung in ſich zu
ſchließen. Im allgemeinen ſteht die diplos
matiſche Anerkennung der perſoͤnlichen Kat-
ferwürde für L. Nayoleon auch hier außer
Zweifel, und Preußen kann ſich nicht in der
dage befinden, für ſich allein einen Wider-
ſpruch geltend zu machen, der eigentlich die
an höcfter. Stelle herrſchende Auffaſſungs-
und Beurtheilungsweiſe ausdrücken würde,
und zu dem auch bald die fackiſchen Ereig“
niffe an den Grenzen Preußens auffordern
dürften, Wenn aber auch von Seiten der
europäiſchen Diplomatie kein Proteſt gegen
die in Frankreich bevorſtehende Kaiſerkata-
ſtrophe, ſoweit die neue Würde als reines
Factum daſteht, zu erwarten iſt, ſo werden
doch dabei ohne Zweifel Vorbehalte gel-
tend gemacht werden, hinſichtlich deren nas
mentlich die beiden deutſchen Großmäͤchte
zu einem ganz beſtimmten Einperßändniß
gelangt ſein jollen. Es verſteht ſich von
felbft, daß darin die in den Tractaten von
1815 garantirten Territorialverhälniſſe in-
begriffen ſind. Aber dieſe Vorbehalte der
Auerkennung werden ſich zugleich auf den
Titel: Napoͤleon IM erfireden, inſofern da-
durch eine rechtliche Integrität Napoleoni-
ſcher Herrſchafisanſpruͤche im Gegenſatz zu
jenen Tractaten ausgedrückt werden ſoll.
Berlin, 13. Novbr. Das neuefte, was
das CorreſpBüreau bringt, betrifft den
Geſandtenwechſel in Frankfuͤrt! Graf Thun
wird bei feinem Abgaͤng von Frankfurt den
preußiſchen Geſandien v. Bismarf-Schön-
haufen fubſtituiren, und dieſer bis zur Er-
nennung des neuen öſterreichiſchen Geſand-
len die Geſchaͤfte des Präſidiums führen.
Eine Mittheilung über ſtattgehabte Ernen-
nung eines neuen öſterreichiſchen Bundes-
tagsgeſandten iſt dem Bundestag noch nicht
zugegangen.
Berlin, 13. Nov. (A. A. 3.) Je mehr
die Verhandlungen Preußens mit ſeinen
Boffverbündeten ihrem Abſchluß nahen, deſto
mebr gewinnt es den Anfehein, daß von
diefem?Staat auch Vorbereitungen getrof-
fen werden, die ſich auf einen demnächſt
mit Oeſterreich einzuleitenden Handelsver-
trag beziehen! Da auch in Wien eine Ge-
neißtheit dazu vorhanden, und man Ddort
nicht mehr an dem Programm „fein Ver-
trag ohne Zolleinigung“ ſo ganz unbedingt
zu halten ſcheint, fo dürften folche Ver-
handlungen einen geebneten Voden finden.
* Berlin, 14 Nov. In Betreff der ſich
noch ſtets wiederholenden Gerüchte von