in den confervativen Kreiſen (wo man zum
Theil die fragliche Verfaſſung nicht als ein
Mittel der Befeſtigung anzuſehen ſcheint)
keineswegs überall getheilt, und da in Wirk-
lichkeit die Verfaſſung noch gar vieler Ber-
beſſerungen fähig ift, ſo wird allen Anzei-
chen nach die Entfheidung der Sache da-
von abhaͤngen, wie kräftig die Regierung
ihre bereito in Ausſicht geſtellte Initiative
zur Erledigung der ſchen in der vorigen
Seſſion angeregten Verfaſſungsfragen ſetzt
ergreift und durchführt.
Berlin, 22. Nov. General v. Radowitz
ſoll gegenwärtig mit der Ausarbeitung einer
neuen Schrift beſchäftigt ſein, welche als
Fortſetzung ſeiner bisherigen politiſchen
Schriften betrachtet werden kann.
Berlin, 22. Novbr. Der Herzog von
Braunſchweig iſt am 20. in Potedam an-
gekommen und nach einem Aufenthalt von
zwei Tagen wieder nach Braunſchweig zu-
ruͤckgereiſt. Der Prinz von Preußen
iſt geflern nach den Rheinlanden abgereiſt.
— Der Geh. Leg.Rath von Sydow ſchickt
ſich zur Abreiſe nach den hohenzollernſchen
Landen an, wo ihm die Leitung der Re-
gierung, als Praͤſident, vor Kurzem anver-
{raut worden iſt. Dem Vernehmen nach
dürfte der für den hieſigen Hof neuernannte
oͤſterreichiſche Geſandte, Graf Zhun, noch
‘ {im Laufe dieſes Monats hier eintreffen. —
In der letzten Zeit haben die Vorſteher der
Faufmannſchaft von Steltin, Stralſund und
Koͤnigsberg in Betreff der Zollfrage Denk-
ſchriften an das Handelsminiſterium gerich-
iet, in welchen die Regierung um feſtes
Beharren auf ihrer gegenwärtigen Haydels-
politil gebeten wird. — In Folge hoͤherer
Anordnung werden Vorbexeitungsanſtalteu
zur Ausbildung für den Marinedienſt und
Schifffahrtsbetrieb errichtet werden, welche
namentlidh die Beſtimmung haben, für den
Befuch det Ravigationsſchulen vorzubereiten.
Bertin, 23. Nov. (Fr. P.) Von meh-
reren eonfervativen Abgeordneten der Pro-
vinz Braudenburg der zweiten Kammer iſt
nunmehr. eine Voͤrverſammlung von Geſin-
nungsgenoſſen im Mäderſchen Local zum
28. Novbdr. öffentlich ausgeſchrieben. Es iſt
zuodruͤcktich hinzugẽſetzt, daß durch dieſe
Vereinigung lediglich die Erleichterung per-
fönlicher Bekanntſchaͤft, nicht aber, die ſo-
fortige Bildung einer beſtimmten. Fraction
beablichtigt werde. — Wie man hoͤrt, hat
Se, Koͤnigl. Hoheit der Prinz v. Preußen
cs für unumgaͤnglich exachiet, daß ſein Sohn,
der Prinz Friedrid Wilhelm, fih au in
Bezug auf die Berwaltung des Staates
durch eigene praktiſche Uebung Kenntniffe
erwerbe, weßhalb der junge Prinz ſich vor-
Yäufig bei der Oberrechnungs-Kanmer in
Polsdam beſchäftigen wird. — Der Ge-
neral o. Raboͤwitz entwickelt in Bezug auf
die Leitung des Erziehungs⸗ und Bildungs-
wefens des Heeres eine jehr große Thätig-
keit. Derſelbe läßt es ſich beſonders ange-
iegen fein, ſich von dem Standpunkte der
unter ſeiner Leitung ſtehenden Anſtalten
perfoͤnlich zu überzeugen, welche Teßiere er
der Reihe nach beſucht und dem Unterricht
oder den Prüfungen beigewohnt. — Wie
man hoͤrt, beabſichtigt ein Theil der Rech-
ten, den frühern Miniſter Herxn v. Uhden
als erſten Präſidenten der zweiten Kammer
vorzuſchlagen.
Neiffe, 20. Novbr. (Bresl. 3 Der
Krankheitszuftand des Cardinals Fürſthi-
ſchofs floͤßt neueren Mittheilungen zufolge
die ernſteſten Beſorgniſſe ein. In allen
Städten und Doͤrfern werden von Katho-
liken fuͤr die leider kaum zu erwartende
Wiederherſtellung des Frhrn. von Diepen-
brock Gebete zum Himmel gelendet.
Sannvver/ 19. Nov. (W. M.) Alle
bis dahin hier einge gangenen Nachrichten
ſtimmen darin überein, daß zwiſchen Oe-
ſierreich und Preußen eine Vereinbgrung
in der Zoll-und Handelsfrage erfolgen
wird. Seſterreich erhebt keinerlei Einwen-
dungen mehr gegen die Reconſtituirung
des Zollvereins, und und Preußen iſt be-
reit, wegen des Abſchluſſes eines Zoll
und Handelsvertrages mit Oeſterreich in
Unterhandlungen zu treten. Der alsdann
zwiſchen den beiden Großmächten abgeſchloſ-
fene Vertrag wird den übrigen deutſchen
gelegt, Demfelben beizutreten. — Die Aus-
führung des Septembervertrages kann als
vollkommen geſichert beirachtet werden.
Aus Kiel vom 18. November wird der
„Weſ Zeitung geſchrieben: In Kopenhagen
iſt man in Begriff, eine neue Maßregel
vom Stapel laufen zu laſſen, welche geeig-
net iſt, unſerm Haͤndel den letzten Stoß zu
verſetzen. Die Generalpoſt-Direetion will
nämlich alle mit den Poſdampfſchiffen zu
verſendenden Güter künftig ſelbſt ſpediren.
Kiel und Lübeck bildeten disher die natür-
lichen Glieder, welche Deutſchland mit dem
caͤndinaviſchen Norden verbanden. Beide
Plätze ſind daher vorzugsweiſe Speditions-
und Commifſiönsplätzt geworden, und die
ſes ihr Vermittlergeſchäft trug weſentlich
zu ihrem Wohlſtande bei. Das ſoll nun
Fünftig anders werden. Der Staat will
ſelbſt den Spediteur machen und die Pri-
vaten follen nicht einmal mit ihm concur-
riren dürfen. Die Tragweite eines ſolchen
Verfahrens iſt unberechenbar. Während an-
derwärts das Gouvernement von der Mitbe-
werbung immer mehr zurücktritt, monopo-
liſirt es ſich in Dänemark.
Wien, 20. Nov. Zwiſchen dem Mini-
ferium und dem apoſtoliſchen Nuntius Hın.
Viale Prela, werden die Verhandlungen
über das Concordat eifrigſt fortgefeßt, und
man glaubt, daß dieſeiben binnen 6 bis &8
Wochen zum definitiven Abſchluſſe kommen
werden.
Wien, 21. Nov. Unſere „Preſſe! ſcheint
es jetzt einigen norddeutſchen Blättern nach-
maden zu wollen. Wie ſie ſagt, wird ihr
von' glaͤubwürdiger Seite verſichert, daß
diele der hier durchpaſſirenden Geſchäfts-
reifenden aus Norddeutſchland ganz under-
holen die Abſicht an den Tag ſegten, vor
läufig das Terrain zu recognoscfxer, und
VBorkehrungen zu treffen, um im, Sal Ddes
Augeinanderbrechens des Zollvereins und
der definitiven Einführung des Freihandels-
foftems in Preußen, ihre indujirielen Cta-
blifemente nach geeigneten Segenden Sud-
deutfhlands verpflanzen zu Fönnen,
— 21. Novbr. Die Borbereitungs:
arbeiten über ein allgemeines Heſetz, die
bürgerliche Stellung, der Israeliten betref-
fend, find beim Minifterium des Innern im
Gange, und der Minifterialraih v, Weiß-
mann, welder damit betraut ift, Dat eine,
wir. möchten fagen wahrhaft monfiröfe Auf-
gabe zu Löfen, Es ift, Ihreibt man dem
Sch. M., fein Zweifel, daß die Regierung
nicht gefonnen ift, völig 3zU der Geſetzge-
bung über die Zuden vor dem Jabr 1848
zuruͤckzukehren, allein weſentliche Beſchraͤn—
fungen der Gleichberechtigung werden ohne
Zweifel eintreten. Eine genauere Zuſam-
menfelung und Reviſign der geſetzlichen
Beftimmungen über die Juden feit den Zei«
ten der Kaiferin Maria Thereſia iſt Aller-
hoͤchſt zu diefem Behufe anbefohlen worden,
eine Arbeit, die um ſo ſchwiexiger erſcheint,
als fafßt in jedem einzelnen Kronlande be-
fondere Gefetze darüber beſtehen. In den
Provinzen Steyermark,, Kärnthen, Krain
und Throl ift ſogar ihre Ausſchließung
förmlich verbrieft und zum Theil durch
ſchwere Geldopfer erworben worden. In
Wien waren vor der Revolutionsepoche
nur drei Familien (den Freiherrn v. Es-
feles, Pereira und Roͤthſchild; ausnahms-
weiſe geſtattet worden, ſich anſäßig zu ma-
chen und Grundbeſitz außer zum Fabrik⸗—
gebrauche zu erwerben; die übrigen hier
wohnenden Israeliten waren tolerirt, und
ihre Anzahl dürfte 4 5000 nicht über-
ſchritten haben, waͤhrend fjene, welche ſich
zeitweilig aufbielten oder blos durchreiſten,
etwas über 100,000 jaͤhrlich betragen
aben mochten! Das Alles iſt nun feit
1848 völlig anders geworden. So ſteht es
in Bezug auf ihre buͤrgerliche Stellung.
Was aber die ſtaatsbürgerliche odex poli-
ſifche Gleichberechtigung detrifft, fo iſt die-
ſelbe durch die Aufhebung der Grundrechte
befeitigt worden, und es iſt auch vollkom-
men wahr, daß ihre Anſtellungsunfähigkeit
in den meiſten Zweigen des Staatsdienſtes
ausgeſprochen iß. Der Juſtizminiſter hat
ſich entſchieden für dieſe Ausſchließung er-
flärt, im Miniſterium des Innern beſindet
ſich kein einziger Jude, Herr von Baum-
zartner hat eine Anzahl aus dem Handels-
minifterium. entlaffen, und es iſt neuerlich
erſt der Fal vorgekommen, daß einem Arzte
die Verleibung einer Stadtarztesſtelle ver-
weigert wurde weil er ein Israelite iſt.
Frankreich.
Paris, 21. Nov. Es iſt eine allgemeine
Subfeription (1 Fr. der geringſte Beitrag)
für ein Ludwig Napoleon im Namen Frank-
reichs zu uͤberreichendes Geſchenk, einen ſo-
genannten „Nationſchild! als Sinnbild der
ſchützenden Kraft, eröffnet worden. Das
Moͤbell iſt von dem Bildhauer Caccia ; es
foll entweder in vergoldetem Kupfer eder
in maſſivem Silber ausgeführt werder.
unterzeichnet haben ſich ſchon Graf Nieu-
werferfe, die Miniſter Fould und St. Ar-
naud, ſo wie viele Beamte. — Der dies.
feitige Geſandte in Darmſtadt, Graf Ma-
tescaͤlchi, iſt zum Geſandten in Karlsruhe
und Graf Daͤmremont zum Geſandten in
Darmſtadi ernannt worden.
Paris, 22, Nov. Zu Toulon ſind vier
Dampfer nach Algier Oran, Bona und
Stora beordert woͤrden, um dort die Zäb-
tung der Stimmzettel abzuwarten und das
Ergebniß eiligſt nach Frankreich zu bringen.
Es hieß zu Toulon, daß die daſelbſt zu
uͤherwintern beſtimmte Flotte naͤchſtens ab-
ſegeln ſollte, nach Einigen zur Begleitung
des künftigen Vicekönigs von Algerien, nach
Andern was für wahrſcheinlicher galt
zu nehimen, der Ludwig Napoleon zum
Kaiſer ſalben würde.
Paris, 22. Nov. Seit geſtern gewinnt
das Gerücht ſtarke Berbreitung der Papſt
haͤbe es abgelehnt, zur Salbung des neuen
Kaiſers nach Paris zu kommen, es ſei denn,
daß der katholiſchen Lirche einige außer-
ordentliche Zuͤgeſtändniſſe gemacht würden;
nur in dem letztern Fail Fönne ſich ſein Ge⸗—
wiſſen zu einem ſolchen Schritte verſtehen.
Unter andern foͤll Pius X. verlangen, daß
der katholiſche Glauben zur Staatsreligion
in Fraͤnkreich erklärt werde. Das ganze
Gerücht iſt grundlos, Seit General v. Lette
Roͤn befucht Hatte, um ſich zu vergewiſſern,
ob der Papſt im Fall der Wiederherſtellung
des Kaiſerreichs nach Paris zu kommen
geneigt ſei, um die Salbung und Krönung
zu voͤllziehen, und die Antwort Pio Nono’s
in diefen Blättern mitgetheilt wurde, ſind
weitere Unlerhandlungen über dieſen Gegen-
ſtand nicht gepflogen worden
— 24. Nopv. Die bis hHeute —
befannten Abftimmungen von 26 Departes
ments ergeben 1,560,000. Ja und 49,000
Theil die fragliche Verfaſſung nicht als ein
Mittel der Befeſtigung anzuſehen ſcheint)
keineswegs überall getheilt, und da in Wirk-
lichkeit die Verfaſſung noch gar vieler Ber-
beſſerungen fähig ift, ſo wird allen Anzei-
chen nach die Entfheidung der Sache da-
von abhaͤngen, wie kräftig die Regierung
ihre bereito in Ausſicht geſtellte Initiative
zur Erledigung der ſchen in der vorigen
Seſſion angeregten Verfaſſungsfragen ſetzt
ergreift und durchführt.
Berlin, 22. Nov. General v. Radowitz
ſoll gegenwärtig mit der Ausarbeitung einer
neuen Schrift beſchäftigt ſein, welche als
Fortſetzung ſeiner bisherigen politiſchen
Schriften betrachtet werden kann.
Berlin, 22. Novbr. Der Herzog von
Braunſchweig iſt am 20. in Potedam an-
gekommen und nach einem Aufenthalt von
zwei Tagen wieder nach Braunſchweig zu-
ruͤckgereiſt. Der Prinz von Preußen
iſt geflern nach den Rheinlanden abgereiſt.
— Der Geh. Leg.Rath von Sydow ſchickt
ſich zur Abreiſe nach den hohenzollernſchen
Landen an, wo ihm die Leitung der Re-
gierung, als Praͤſident, vor Kurzem anver-
{raut worden iſt. Dem Vernehmen nach
dürfte der für den hieſigen Hof neuernannte
oͤſterreichiſche Geſandte, Graf Zhun, noch
‘ {im Laufe dieſes Monats hier eintreffen. —
In der letzten Zeit haben die Vorſteher der
Faufmannſchaft von Steltin, Stralſund und
Koͤnigsberg in Betreff der Zollfrage Denk-
ſchriften an das Handelsminiſterium gerich-
iet, in welchen die Regierung um feſtes
Beharren auf ihrer gegenwärtigen Haydels-
politil gebeten wird. — In Folge hoͤherer
Anordnung werden Vorbexeitungsanſtalteu
zur Ausbildung für den Marinedienſt und
Schifffahrtsbetrieb errichtet werden, welche
namentlidh die Beſtimmung haben, für den
Befuch det Ravigationsſchulen vorzubereiten.
Bertin, 23. Nov. (Fr. P.) Von meh-
reren eonfervativen Abgeordneten der Pro-
vinz Braudenburg der zweiten Kammer iſt
nunmehr. eine Voͤrverſammlung von Geſin-
nungsgenoſſen im Mäderſchen Local zum
28. Novbdr. öffentlich ausgeſchrieben. Es iſt
zuodruͤcktich hinzugẽſetzt, daß durch dieſe
Vereinigung lediglich die Erleichterung per-
fönlicher Bekanntſchaͤft, nicht aber, die ſo-
fortige Bildung einer beſtimmten. Fraction
beablichtigt werde. — Wie man hoͤrt, hat
Se, Koͤnigl. Hoheit der Prinz v. Preußen
cs für unumgaͤnglich exachiet, daß ſein Sohn,
der Prinz Friedrid Wilhelm, fih au in
Bezug auf die Berwaltung des Staates
durch eigene praktiſche Uebung Kenntniffe
erwerbe, weßhalb der junge Prinz ſich vor-
Yäufig bei der Oberrechnungs-Kanmer in
Polsdam beſchäftigen wird. — Der Ge-
neral o. Raboͤwitz entwickelt in Bezug auf
die Leitung des Erziehungs⸗ und Bildungs-
wefens des Heeres eine jehr große Thätig-
keit. Derſelbe läßt es ſich beſonders ange-
iegen fein, ſich von dem Standpunkte der
unter ſeiner Leitung ſtehenden Anſtalten
perfoͤnlich zu überzeugen, welche Teßiere er
der Reihe nach beſucht und dem Unterricht
oder den Prüfungen beigewohnt. — Wie
man hoͤrt, beabſichtigt ein Theil der Rech-
ten, den frühern Miniſter Herxn v. Uhden
als erſten Präſidenten der zweiten Kammer
vorzuſchlagen.
Neiffe, 20. Novbr. (Bresl. 3 Der
Krankheitszuftand des Cardinals Fürſthi-
ſchofs floͤßt neueren Mittheilungen zufolge
die ernſteſten Beſorgniſſe ein. In allen
Städten und Doͤrfern werden von Katho-
liken fuͤr die leider kaum zu erwartende
Wiederherſtellung des Frhrn. von Diepen-
brock Gebete zum Himmel gelendet.
Sannvver/ 19. Nov. (W. M.) Alle
bis dahin hier einge gangenen Nachrichten
ſtimmen darin überein, daß zwiſchen Oe-
ſierreich und Preußen eine Vereinbgrung
in der Zoll-und Handelsfrage erfolgen
wird. Seſterreich erhebt keinerlei Einwen-
dungen mehr gegen die Reconſtituirung
des Zollvereins, und und Preußen iſt be-
reit, wegen des Abſchluſſes eines Zoll
und Handelsvertrages mit Oeſterreich in
Unterhandlungen zu treten. Der alsdann
zwiſchen den beiden Großmächten abgeſchloſ-
fene Vertrag wird den übrigen deutſchen
gelegt, Demfelben beizutreten. — Die Aus-
führung des Septembervertrages kann als
vollkommen geſichert beirachtet werden.
Aus Kiel vom 18. November wird der
„Weſ Zeitung geſchrieben: In Kopenhagen
iſt man in Begriff, eine neue Maßregel
vom Stapel laufen zu laſſen, welche geeig-
net iſt, unſerm Haͤndel den letzten Stoß zu
verſetzen. Die Generalpoſt-Direetion will
nämlich alle mit den Poſdampfſchiffen zu
verſendenden Güter künftig ſelbſt ſpediren.
Kiel und Lübeck bildeten disher die natür-
lichen Glieder, welche Deutſchland mit dem
caͤndinaviſchen Norden verbanden. Beide
Plätze ſind daher vorzugsweiſe Speditions-
und Commifſiönsplätzt geworden, und die
ſes ihr Vermittlergeſchäft trug weſentlich
zu ihrem Wohlſtande bei. Das ſoll nun
Fünftig anders werden. Der Staat will
ſelbſt den Spediteur machen und die Pri-
vaten follen nicht einmal mit ihm concur-
riren dürfen. Die Tragweite eines ſolchen
Verfahrens iſt unberechenbar. Während an-
derwärts das Gouvernement von der Mitbe-
werbung immer mehr zurücktritt, monopo-
liſirt es ſich in Dänemark.
Wien, 20. Nov. Zwiſchen dem Mini-
ferium und dem apoſtoliſchen Nuntius Hın.
Viale Prela, werden die Verhandlungen
über das Concordat eifrigſt fortgefeßt, und
man glaubt, daß dieſeiben binnen 6 bis &8
Wochen zum definitiven Abſchluſſe kommen
werden.
Wien, 21. Nov. Unſere „Preſſe! ſcheint
es jetzt einigen norddeutſchen Blättern nach-
maden zu wollen. Wie ſie ſagt, wird ihr
von' glaͤubwürdiger Seite verſichert, daß
diele der hier durchpaſſirenden Geſchäfts-
reifenden aus Norddeutſchland ganz under-
holen die Abſicht an den Tag ſegten, vor
läufig das Terrain zu recognoscfxer, und
VBorkehrungen zu treffen, um im, Sal Ddes
Augeinanderbrechens des Zollvereins und
der definitiven Einführung des Freihandels-
foftems in Preußen, ihre indujirielen Cta-
blifemente nach geeigneten Segenden Sud-
deutfhlands verpflanzen zu Fönnen,
— 21. Novbr. Die Borbereitungs:
arbeiten über ein allgemeines Heſetz, die
bürgerliche Stellung, der Israeliten betref-
fend, find beim Minifterium des Innern im
Gange, und der Minifterialraih v, Weiß-
mann, welder damit betraut ift, Dat eine,
wir. möchten fagen wahrhaft monfiröfe Auf-
gabe zu Löfen, Es ift, Ihreibt man dem
Sch. M., fein Zweifel, daß die Regierung
nicht gefonnen ift, völig 3zU der Geſetzge-
bung über die Zuden vor dem Jabr 1848
zuruͤckzukehren, allein weſentliche Beſchraͤn—
fungen der Gleichberechtigung werden ohne
Zweifel eintreten. Eine genauere Zuſam-
menfelung und Reviſign der geſetzlichen
Beftimmungen über die Juden feit den Zei«
ten der Kaiferin Maria Thereſia iſt Aller-
hoͤchſt zu diefem Behufe anbefohlen worden,
eine Arbeit, die um ſo ſchwiexiger erſcheint,
als fafßt in jedem einzelnen Kronlande be-
fondere Gefetze darüber beſtehen. In den
Provinzen Steyermark,, Kärnthen, Krain
und Throl ift ſogar ihre Ausſchließung
förmlich verbrieft und zum Theil durch
ſchwere Geldopfer erworben worden. In
Wien waren vor der Revolutionsepoche
nur drei Familien (den Freiherrn v. Es-
feles, Pereira und Roͤthſchild; ausnahms-
weiſe geſtattet worden, ſich anſäßig zu ma-
chen und Grundbeſitz außer zum Fabrik⸗—
gebrauche zu erwerben; die übrigen hier
wohnenden Israeliten waren tolerirt, und
ihre Anzahl dürfte 4 5000 nicht über-
ſchritten haben, waͤhrend fjene, welche ſich
zeitweilig aufbielten oder blos durchreiſten,
etwas über 100,000 jaͤhrlich betragen
aben mochten! Das Alles iſt nun feit
1848 völlig anders geworden. So ſteht es
in Bezug auf ihre buͤrgerliche Stellung.
Was aber die ſtaatsbürgerliche odex poli-
ſifche Gleichberechtigung detrifft, fo iſt die-
ſelbe durch die Aufhebung der Grundrechte
befeitigt worden, und es iſt auch vollkom-
men wahr, daß ihre Anſtellungsunfähigkeit
in den meiſten Zweigen des Staatsdienſtes
ausgeſprochen iß. Der Juſtizminiſter hat
ſich entſchieden für dieſe Ausſchließung er-
flärt, im Miniſterium des Innern beſindet
ſich kein einziger Jude, Herr von Baum-
zartner hat eine Anzahl aus dem Handels-
minifterium. entlaffen, und es iſt neuerlich
erſt der Fal vorgekommen, daß einem Arzte
die Verleibung einer Stadtarztesſtelle ver-
weigert wurde weil er ein Israelite iſt.
Frankreich.
Paris, 21. Nov. Es iſt eine allgemeine
Subfeription (1 Fr. der geringſte Beitrag)
für ein Ludwig Napoleon im Namen Frank-
reichs zu uͤberreichendes Geſchenk, einen ſo-
genannten „Nationſchild! als Sinnbild der
ſchützenden Kraft, eröffnet worden. Das
Moͤbell iſt von dem Bildhauer Caccia ; es
foll entweder in vergoldetem Kupfer eder
in maſſivem Silber ausgeführt werder.
unterzeichnet haben ſich ſchon Graf Nieu-
werferfe, die Miniſter Fould und St. Ar-
naud, ſo wie viele Beamte. — Der dies.
feitige Geſandte in Darmſtadt, Graf Ma-
tescaͤlchi, iſt zum Geſandten in Karlsruhe
und Graf Daͤmremont zum Geſandten in
Darmſtadi ernannt worden.
Paris, 22, Nov. Zu Toulon ſind vier
Dampfer nach Algier Oran, Bona und
Stora beordert woͤrden, um dort die Zäb-
tung der Stimmzettel abzuwarten und das
Ergebniß eiligſt nach Frankreich zu bringen.
Es hieß zu Toulon, daß die daſelbſt zu
uͤherwintern beſtimmte Flotte naͤchſtens ab-
ſegeln ſollte, nach Einigen zur Begleitung
des künftigen Vicekönigs von Algerien, nach
Andern was für wahrſcheinlicher galt
zu nehimen, der Ludwig Napoleon zum
Kaiſer ſalben würde.
Paris, 22. Nov. Seit geſtern gewinnt
das Gerücht ſtarke Berbreitung der Papſt
haͤbe es abgelehnt, zur Salbung des neuen
Kaiſers nach Paris zu kommen, es ſei denn,
daß der katholiſchen Lirche einige außer-
ordentliche Zuͤgeſtändniſſe gemacht würden;
nur in dem letztern Fail Fönne ſich ſein Ge⸗—
wiſſen zu einem ſolchen Schritte verſtehen.
Unter andern foͤll Pius X. verlangen, daß
der katholiſche Glauben zur Staatsreligion
in Fraͤnkreich erklärt werde. Das ganze
Gerücht iſt grundlos, Seit General v. Lette
Roͤn befucht Hatte, um ſich zu vergewiſſern,
ob der Papſt im Fall der Wiederherſtellung
des Kaiſerreichs nach Paris zu kommen
geneigt ſei, um die Salbung und Krönung
zu voͤllziehen, und die Antwort Pio Nono’s
in diefen Blättern mitgetheilt wurde, ſind
weitere Unlerhandlungen über dieſen Gegen-
ſtand nicht gepflogen worden
— 24. Nopv. Die bis hHeute —
befannten Abftimmungen von 26 Departes
ments ergeben 1,560,000. Ja und 49,000