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Dienſtag, 30. November

1852.


— die Poͤſt
Bertchte werden gratis betgegeben
Auctunft erthetlt, die Spaltzeile in Petitſchrift 4fr.

Deutſchland·
Seidelberg/ 29 Nov Die neueren
Poſten beffätigen die von ung bereits am
Samſtag mitgetheilte Nachricht, daß in der
Zollz und Haͤndelsfrage eine Verſtändigung
zwiſchen Oeſterreich und Vreußen angebahnt
ſei. Hiernach wäre die brennende Angele-
genheit zu dem Abſchluß gediehen, weichen
wir ſeit Monaten trotz allen Journallärms
als den waͤhrſcheinlichen vorausfagten. Die
Erhallung des Zollvereins mit deffen Gren-
zenerweiterung durch Aufnahme des Steuer-
vereins und durch einen, den Anforderungen
des Kaiſerſtaates zuſagenden Handels- uͤnd
Zollvertrag war immer unſer Loſungswort,
und trügt nicht Alles, ſo werden uns ſchon
die nächſten Tage die officielle Anzeige des
mit dieſen zeitgemäßen Modifteationen re-
organiſirten Zollvereins bringen. — Wie
verlautet, iſt die regelmäßig alle drei Jahre
in unſerem Großherzogihum ſtalifinbende
Volkszaͤhlung auf den 3, Dee. angefeßt.
A Heidelberg, 28. Nov. Wir freuen
uns recht ſehr uͤber den glücklichen Fort-
gang des von dem tüchtigen akademifchen
Lonſervator, Herrn Leven, ausgehenden
Unternehmens, der Gruͤndung eines er-
weiterten vaterlandiſchen zoologi-
ſchen SGartens: Viele und. bedeutende
Unterzeichnungen von Beiträgen zur Aus-
führung der verdienſtvollen Saͤche find dem-
ſelben in unſerer Stadt zugelommen. Auch
auswaärlige Freunde der Naturwiſſenſchaft
haben ſich In erfreulichſter dankenswertheſter
Weiſe dabei betheiligt. In unſerer be-
nachharten, ſtets der Förderang der Wiſſen-
ſchaft in gleich reger Theilnahme zuͤge-
wendeten Stadt Frankfurt haͤben derk.
preußiſche Conſul, Herr Moritz v. Beth-
mann einen lebendigen Edelhirſch, einen
ſtarken Zwölfender, Herr Baron v. Roth-
(child zwei lebendige Schaufelhirſche aus
Nordamerika/ beide mit Unterzeichnung anz
ſehnlicher Geldbeiträge, dem Confervator
Leven zur Verfügung für ſeinen Sarten
geſiellt. Der Confervator Nikolaus bei
dem zoologiſchen Cabinete in Mainz hat die
Ablieferung eines lebendigen Waſchbären
zugeſagt. Zudem wird der neu gegründete
zoölogiſche Garten den nach den Zeitungen
kürzlich bei Offenbach gefangenen Stein-
abler, eines der ſchönſten Exemplaxe dieſer
Ar den Herr Leven um einen ſehr mä-
Figen Preis acquirirt hat, enthalten. Außer
den genannten Herren haben ſich in Frank-
furt a. M. viele verehrtẽ Freunde der Natur-
wiſſenſchaft, unter denen mir nur den groß-
herzoglich badiſchen Bundestagsgeſandten
Gebeimenralh Freiherrn v. Mar f all und
unſern vieljährigen Mitbürger, den berühm-
ten Tiedem amn nennen, mit vieler Theil-
nahme an dem 7 Unternehmen: betheiligt.
Möge dieſes unſerer Stadt, wie der Wiſſen-
ſchaft gleich nützliche Unternehmen recht bald
ins Leben gerufen werden, möge es von
allen Seiten recht zahlreiche Theilnahine
und Unterſtützung finden!
Freiburg, 25. Nov. (B. L.) Die vierte
Quaxtalſitzung des Schwurgerichts beginnt
den 13. December. Es liegen diesmal nicht


Preis Halbfähritgh. in GHeidelberg:;: 2 fl 6 Mr
Die Landwirthſchaftlichen



liche cause celebre bildet die Giftmifcherei
der Anna Maxie Gexwig von Maugen-
hardt, Amts Lörrach! Das Verbrechen die-
er entmentſchten Perſon wird Ihren Leſern
ſchon durch Zeitungsberichte beiannt ſein;
ſie iſt beſchuldigt, wegen nichtiger Urfachen
ihre beiden Eltern vergiftet zu baben! Man
ſagt, ſie ſei der That theilweife geſtändig
und ſoll in der Anklageſchrift von Seiten
des Staatsanwalts die Todesſtrafe bean-
ragt worden fein : ein Antrag, welcher nach
Lage der Aeten durchgehen könnte.
Speher, 25. Nov (Vf. 3.) Sicherm
Vernehmen nach wird nunmehr auch die
Telegraphenlinie von Speyer über Ger-


bracht und es wird ſich der Vorſtand des
Telegraphenamts, Oberpoſtrath Dyk, zu
dieſem Zwecke demnächſt an Srt und Stelle
begeben.

Zweibrücken, 24. Nov. (Vf. 3.) Am
22, und 23. d. M. beſchäftigte das Aſſifen-
gericht die Verhandlung eines gegen die
Ehefrau Schmidt von Erdesbach gekichteten
Meuchelmordsverſuchs, deſſen Friedrich Kap-
pel/ ein wohlhabender Maͤnn von Da, anz
geklagt war. Die Geſchwornen erkiärten
denſelben für ſchuldig, worauf er zur To-
desſtrafe verurtheilt ward.

München, 23. Nov. (A. A. 3.) Heute
Nachmittags hat Emanuel Geibelk feine
Vorleſungen über Poetik an der hieſigen
Hochſchule begonnen. Eine äußerſt zaͤhl-
reiche Zuhörerſchaft haͤtte ſich im Hörſaͤal
eingefunden, und Katheder und Pult waͤren
von Freundeshänden mit einem Blumenge-
winde und einem von Roſen durchwirklen
Lorbeerkranz geſchmückt. Geibel dankte mit
hörbarer Bekiommenheit für den freund-
lichen Empfang, der ihm an der Stätte
ſeines neuen Wirkens zu Theil geworden,
prach ſodann voll beſcheidener Selbfier:
kenntniß über die wiſſenſchaftlichen Leiſtun-
gen, die ſeine Zuhörer von ihm, deſſen Le-
bensfraft, bei aller Theilnahme an den
Forſchungen und Ergebniſſen der Wiſſen-
ſchaften, doch hauptſächlich dem künſtleriſchen
Schaffen geweiht war, zu erwarten hätten,
und begann hierauf in allgemeinen Zügen
eine Auseinanderſetzung der Aufgabe, die
er ſich in den Vorieſungen über Poetikege-
ſtellt. So viel ich waͤhrgenommen, hat
Geibels erſtes öffentliches Auftreten allge-
mein günſtig gewirkt, und es ſteht zu ev:
warten, daß die Vorleſungen des liebens-
würdigen Dichters zu den beſuchteſten die-
ſes Winterhalbjahroͤ gehoͤren werden.

Muünchen, 24. Nob. Wie die A. A, 3,
wird die dielige medieiniſche Facultät durch
allerhoͤchſtẽ Berufung noch zwei weitere ärzt-
liche Celebritaͤten in den Kreis ihrer Do-
centen erhalten; durch die bereits geſchehe-
nen Voeationen iſt die Zahl der Medicinz
Studirenden ſchon in dieſem Semeſter be-
beutend geſteigert worden. — Nach einer
Mittheilung der neuen mediciniſchen Zei-
tung hat die Stadt Tübingen die Ehre
abgelehnt für nächſtes Jahr aͤls Verſamm-
lungsort der deutſchen Naturforſcher und

Aerzte zu dienen! Die Geſchäftsfuͤhrer der
letzten Verſammlung beabſichiigen daher die
nächſte Zuſammenkunft in Göttingen ab-
halten zu laſſen, weicher Stadt naͤch Tü-
bingen die meiſten Stimmen bezüglich der
Wahl zuftelen.

München, 24, Novbr. Bezüglich der
mehrerwähnten Miniſterveränderuͤngen ver-
nimmt man noch immer nichts Beſtimmtes,
eine definitive allerhöchſte Entſchließung iſt
hierüher jedenfalls noch nicht gefaßt! Der
Or. Miniſterpräſident iſt nun ſo weit wie-
der hergeſtellt, daß er wenigſtens in ſeinen
Ziminern den Berathungen über die wich-
tigſten Statsangelegenheilen beiwohnen kann.
Die förmliche Nebernahme der Portefeuilles
durch Herrn vn d. Pfordten dürfte aber
doch erſt in einiger Zeit erfolgen.

Weimar, 24 Novbr. Heute kam der
erſte Nachtzug hier durch, welcher mit au-
ßerordentlicher Schnelligkeit fährt. Früh-3
Ubhr verläßt man Eiſenach und Mittags
ſpeiſt man in Berlin In den nächften Taͤ⸗
gen wird auch der Fraͤnkfurter und Kaſſe-
ler Zug ſich anſchließen, was heute noͤch
nicht der Fall war.

Dresden, 22. Nov. (Dresd. J) Die
Conferenzen von Abgeordneten verſchiedener
evangeliſch lutheriſcher Kirchenregimenter
haben eine vollſtaͤndige Vereinigung über
die Bera ä

vürfen, welde man der neueren
Geſetzgebung ſeit dem Jahre 1848 gemacht
hat, gehört nach der Fr. Pı--der, daß e
flüchtig, lückenvoll und in ſich felbſt wider-
ſprechend ſei. Man hat dies zum Theil
auf die Untauglichkeit großer Verſamm-
Ungen geſchoben, Geſetze zu berathen, zum
Theihauf die mangelhafte Durchaͤrbeitung
der Vorlagen ſeitens der Regierung. Es
mag beides zuſammengewirkt haben. Ges
wiß iſt, daß die Haſt der Arbeit bei dieſer
eine gründliche Durcharbeitung ebenſo we-
nig möglich wachte, als die Menge der
Vorlagen innerhalb der Commiſſionen! Wenn
man bedenkte daß die Kammern innerhalb
der letzten Jahre 5—6 Monate im Jahre
durchſchnittlich verſammelt waren, und waͤh⸗
rend dieſer Zeit die Miniſter in ſo um-
fangreicher Weiſe von jenen in Anſpruch
genommen wurden, daß es ihnen nur bet
der angeſtrengteſten Thaͤtigkeit möglich war,
die dringendſten laufenden Geſchaͤfte zu er-
ledigen; daß die Anweſenheit vieler und
grade der fähigſten Beamten in den Kam-
mern die Durchführung allgemeiner Maß-
regeln odex beſchlaſſener Gefetze nur in der
Zwiſchenzeit der Seſſionen räthlich erſcheis
nen ließ ſo wird man ſich nicht wundern
können wenn den legislativen Vorlagen der
Stempel der Flüchtigkeit anklebt, und wenn
die Vorlagen über manche als zweckmäßig
und dringend erachtete Maßregeln länger
auf ſich warten laſſen, als wünſchenswerth
erſcheint. Auch den Kammern iſt kein voll-
kommen begründeter Vorwurf über die lange
ausgedehnten Seſſtonen zu machen. Nicht
allein der Umfang der jährlich wiederkeh-
renden Arbeilen, wie die Berathung und
 
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