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géfifleflung‚beé Etats, ſondern auch der
Umftand wirkte darauf ein, daß aug den


deßhalb erſt lange nach dem Anfange der
Seſſton den Kammern zugeſandt wurden,
wie dies zum Beiſpiel in den letzten beiden
Seffionen, in Betreff des Geſetzes über die
MAufhebung der Grundſteuerfreiheiten und
die dafür zu zahlende Entfchädigung, der
Fall geweſen iſt Aus dieſen nicht verkenn-


gen Seſſion Anträge auf eine längere Le-
zislaturperiode und längere periodiſche Zwi-
ſchenraͤume zwiſchen den einzelnen Seſſio-
nen hervorgegangen, und dann von einzel-
nen Provinzialverſammlungen/ wenn gleich
nicht mit völler Berechtigung, ſo doch in
vollem Gefühl der Nothwendigkeit im Wege
der Petition von neuem geltend gemacht.
Auch die Commiſſion zu eiwa nothwendig
ſcheinenden Abänderungen einzelner Berfaf-
ſungsbeſtimmungen hal ſich mit diefer An-
gelegenheit beſchaͤftigt und ſich für die Zweck-
mäßigkeit jener Anträge ausgeſprochen, und
da mit jeder Seſſion mehr die Laſt und die
Unbequemlichkeit der jährlichen Kammerver-
ſammlungen neben deren geringem Werthe
ſich herausſtellt, ſo iſt kein Zweifel, daß
auch die Regierung in dieſer Beziehung auf
eine Aenderuͤng der Verfaſſungsbeſtimmun-
gen hinwirken wird! Zugleich dürfte mit
den Vorſchlägen auf Verlaͤngerung der Le-
gislaturperiode auch der Antrag verbunden
werden die Etate auf die ganze Dauer
derſelben feſtzuſtellen, und bei dem ſpäteren
jedesmaligen Zuſaminentritt nur diejenigen
außerordentlichen Ausgaben einer ſpeciellen
und beſonderen Berathung und Feſtſtellung
zu unterwerfen, welche durch unvorherzu-
ſehende Ereigniſſe, oder ſpäter hervortre-
ieude Bedürfniffe, ſich als nothwendig er-
weiſen. Wenigſtens wird uns verſichert,
daß in dieſer Beziehung Beſchlü Staats-
miniſterium gefaßt ſeien und dieſelben die
allerhoͤchſte Billigung gefunden hätten.

Aus Poſen, 23. Novbr., wird mitge-
theilt: Eine eigenthümliche Art, Schmug-
gelei zu treiben, iſt ganz kürzlich in Kaliſch
entdedt worden, und duͤrfte ihrem Urheber
wohl noch im Laufe dieſes Jahres eine un-
freiwilligẽ Verſetzung nach Sibixien eintra-
gen. Ber juͤdiſche Kaufmann Hammer, in
Kaliſch, nämlich hat ſich im Auslande einen
vollſtändigen Steuerſtempelapparat anferti-
gen und dieſen durch einen aus unſerer Pro-
dinz rückkehrenden Poſtillon heimlich ein-
ſchwärzen laſſen. Die Sache war aber yor-
her verrathen, der Poſtillon wurde in Em-
pfang genomien und der Fälſchungsappa-
raͤt bei ihm gefunden. Unſtreitig hat Ham-
mer die Abſicht gehabt, das Schmuggelge-
ſchäft im Großen zu treiben, die einge-
jchwaͤrzten Waaren abzuſtempeln und im
Königreich in Vertrieb zu feßen. Der arme
Poſtillon, der gar nicht gewußt, worum es
ſich handelt, und der nur einige Gulden
verdienen wollte, wird wohl neben einer
Kantſchuabſchlagszahlung in eine Strafſec-
tion ins Innere Rußlands wandern mäſſen.

Bremen. Die /Wöchentlichen Nachrich-
ten“ enthalten folgende amtliche Bekannt-
machung: „Der Senat hat durch Beſchlüſſe
vom 13. v. M, im hieſigen Bundescontin-
gent die aus ſchleswigholſteiniſchen Dien-
ſten beabſchiedeten Riitmeiſter von Horn,
Hauptmann v. Hennings und Hauptmann
Heye zu Premierlieutenants, auch die aus
demſelben Dienſt beabſchiedeien Lieutenants
Wilhelm Julius Bernhard v. Krogh und
Anton Bernhard Auguſt Wardenburg zu
Seeondelieutenants ernaunt.

Wien, 22. Nov. Dg der höchſte Er-
trag/ weichen das ſaͤmmtliche im Umlauf

befindliche Staatspapiergeld gegenwärtig nicht


dann in den Steuer- und Gefällskaſſen, ſo
wie in allen Ausgabekaſſen des Slaate be-
findliche Staatspapiergeld 160,373,823 fl.
betrug, ſo ergibt ſich, daß um 12,126,177 fl.
Staalopaptergeld wentger im Umlauf ſind,
alg jenes Maͤrimum.
Trieſt, 19. Nov. E. 3) Geſtern kam
die „ Yglae“ vom Cap Hayti mit einer
Kaffeeladung hier an. Es iſt dies das erſte
Schiff, welches unter haytiſcher Flagge
(Fauſtin L) hier einlief! Die Flagge i
blauund roth in zwei hörizontal laufenden

Streifen.
Frankreich.

Paris, 23. Nov. Wie einige Blätter
melden, beabſichtigt die Regierung die Er-
richtung von neuen Bisthümern. Unter
andern ſoll St. Denis zu einem ſolchen
erhoben werden; der Titular deſſelben wäre
ein Cardinal und Großaumonier und ſtünde
an der Spitze des Kapitels von St. De-
nis. Zum Großaumonier ſoll der Cardi-
nal Dupont auserſehen ſein. Seit einigen
Monaten läßt die Verwaltung der Beſttzun-
gen der Familie Orleans viele Verkäufe
ausführen, bei welchen meiſtens gute Preiſe
erzielt werden. So ſollen für die dem Her-
zog von Montpenſier angehört habenden
Waldungen von Exech und von Armain-
villiers, im Seine-Marnedepartement, nicht
weniger als 7 Millionen bezahlt worden
fa X

Paris, 24. Nov. Nicht das unwichtigſte
Ereigniß des heutigen Tages iſt das Her-
austreten des /Journal de Debats“ aus
ſeiner bisherigen paſſiven Haltung und ſein
offen erflärter Uebertritt zum Kaiſerthum.
Das bisher immer für das Hauptorgan
der Orleaniſten gehaltene Blatt motivirt
ſeine Bekehrung u A, wie folgt: „In dem
Augenblich wo die Abſtimmung ſchon über


Frage entſchieden hat, halten wir es für
unfere Pflicht, in wenigen Worten unſere
Meinung über die Folgen dieſes großen
Actes daͤrzulegen. Kaiſerthum und Friede,
das iſt diẽ Loſung des neuen Standes der
Dinge und die, welche wir hinfort anneh⸗—
men müffen. Wir wollen kurz fagen, wa-
rum. ir haben niemals befondere Bor-
liebe für die Republik gehegt und mögen
ung auch über ihren Tod nicht grämen.
m 2. Dee. ſarb die Sachez heute ſtirbt
der Raiſe!! Wer bedauert es? Gewiß
koͤnnen wir es nicht ſein, die eS thun. 30
Sabhre lang haben wir die Nepublik für
eine Chimäte gehalten und in den letzten 4
Sahren hat ſich Frankreich überzeugt, daß
e eine Unmöglichfeit ſei.“ „Debats“ führt
dann den Satz aus, wie das mißlungene
Experiment der Republik nur gut ſei, das
Gegentheil derſelben zun eugen, und
wie 1852 aug 1848 entſtanden ſei. Die
Furcht vor einer Wiederkehr dex Revolution
des Jahres 1848 habe den Grund zu L.
Napoleons Macht gelegt; er habe Frank-
reich um jeden Preis vor der Anarchie ret-
ten muͤffen. Auf dieſe Nothwendigkeit werde
auch heute das Kaiſerreich gegruͤndet. Und
da die Situation ganz dieſelbe bleibe, wie
bisher, da ſich nichts weiter als der Name
ändere, da das Kaiſerreih den Frieden
proelamirt habe, ſo begrüßen es die „De-
bats“, weil ſie den Frieden für die Grund-
lage der ſocialen Ordnung Europa's hal-
ten, ; Aber auch darum, weil das Kaiſer-


die Erfahrungen der letzten 60 Jahre be-
wieſen haben, daß die Republik kaum 10
Jahre, bie Monarchie aber 50 Jahre habe


neuen Ordnung der Dinge an. Ihm ge-
nügt,. daß die Grundſätze von 1789 ihre
Geltung behalten und der Friede gewahrt
bleibe Nach einer parlamentariſchen Re-
gierung ſei unter den gegenwärtigen Um-
ſtänden nicht zu verlangen.
4E Paris/ 26. Nov. Am zweiten De-
cember werden die drei großen Stagtsfoͤrper
den Kaiſer Napoleon M in den Tuilerie
in ſeiner neuen Würde begrüßen.
Paris, 21. Novbr. Die Geſammt-
zahl der his jetzt offieiell bekannten Abſtim-
mungen liefert 7,711,440. Ja und 239,263
Nein alſo bereits 272,224 Ya über die im
December vorigen Jahres erreichte Zahl.
England. 8
Loudon/ 20, Nov. Man hat irrthum-
lich gemeldet daß Graf Collorede von
Waldſee, der öſterreichiſche Sefandte ; beim
Begräbniß des Herzogs v. Wellington nicht
gegenwärtig geweſen ſei! Se. Erxeellenz be-
fand ſich unter den übrigen Mitgliedern des
diplomatiſchen Corps in der St Pauls-
kirche. Der ſchottiſche Hiſtoriker Sir
Archibald Aliſon hat ſich entſchloſſen feine
berühmte / Geſchichte Europa's“ bis auf die
neueſte Zeit fortzuführen. Der erſte Band
iſt bereits erſchienen. Dieſe Fortſetzung führt
den einigermaßen ſonderbaren Zitel: Ge-
ſchichte Europa's vom Sturze Napoleons
bis zur Thronbeſteigung Caccession) Louis
Nayoleons.“ — Vor einigen Tagen fand
die Lord Rectorswahl der Univerſität Glas-
gow ſtatt, bei welcher die Studenten {n
mittelalterlicher Weiſe nach Nationen?
ſtimmen! (Sie heißen Glottiana, Londo-
ntana , Trausforthiana und NMothjeiand.)-
Die Wahl ftel mit 234 Stimmen auf den
toryiftifchen Srafen . Salintoun, waͤhrend
der whiggiſche Herzog von Argyll 231 er-
hielt. —— Der Aſtronom Hind, von Herrn
Biſhops Obſervatorium im Regent's Park,
hat zwiſchen den zwei hellen Sternen in
den Hörnern des Taurus einen neuen Pla-
neten entdeckt. Der bekannte Geolog
Dr. Mantell, von Lewes, Mitglied derk.
Soeietät der Wiſſenſchaften iſt am 10. No-
vember geftorben. Schon im Jahr 1812
begann er die große Foſſilienſamm-
lung anzulegen, die ſich jetzt im britiſchen
Muſeum befindet Er iſt Verfaſſer vieler
geologiſchen Schriften/ deren letzte den Ti-
tel führt: „Petrefaetions and their Teachings.“
London, 22. Nov. Nach Zeitungen aus
Adelaide hat man jetzt auch in Süd-Auſtra-
lien die reichſten Goldfelder entdeckt! Das
Schiff Eagle welches nach einer Fahrt von
blos 78 Tagen geſtern aus Melbourne und
Port Philipp hier anfam, brachte eine La-
dung von 150,000 Unzen Gold. Die Mann-
ſchaft erhielt 50 bis 60 © per Mann für
die Heimfahrt. (
London 23, Nov Ein Leitartikel der
Times gibt heute deutlich zu verſtehen, daß
wir durch die Motion Villiers einer Ca-
binets⸗ Criſis vielleicht näher ſtehen/ als man
ſich träumen läßt; er greift in der Einlei-
tung das Miniſterium Derby auf's heftigſte
an, kommt ſpäter nach ſehr langer Zeit
wieder einmal auf Lord John Ruſſel zu
ſprechen, zieht eine Parallele zwiſchen die-
ſem und Lord Derby, die eben nicht zu
Gunſten des Letzteren ausfällt erklärt ſich
— das letzte unter allen Freihandels Jour-
nalen Englands — für Villiers Motion
gegen das Amendement Disraeli's und
ſchiießt nach allem dem damit der Oppo-
ſiiion den Rath zu geben, ſie möge das
Miniſterium nicht voreilig aus der Welt
ſchaffen. ; } — A 19r
— London, 25. Nov. Laut eines var-
lamentaͤriſchen Ausweiſes wurden in Cuba
 
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