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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 283-308 (1. - 31. Dezember 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#1196
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Verordnung erſchienen, welche das Wandern
der Handwerksgeſellen in die Schweiz ver-
bietet. FE 1
Wien, 11. Dec, cLpzg 3.) Durch das
kaiſerliche Miniſterium des Unter richts und
des Cultus werden in kurzem die nothwen-
digen Vetordnungen erlaſſen werden, welche
ſich anf die Verbeſſerung des ſerbiſchen Volks-
unterrichts laͤngs der Militärgrenze beziehen.
Kaum duͤrfte irgendwo die Noͤthwendigkeit
der Verbeſſerung des Volksſchulweſens grö-
ber ſein als dort. Bis jetzt ſtanden der
BVolksbildung auf der Militärgrenze drei-
fache Haupihinderniſſe im Wege. Erſtens
Mangel an zweckmäßigen Schulbüchern;
denn außerdem, daß ſie im altſlaviſchen
Dialecte verfaßt ſind, iſt deren Inhalt meiſt
unverſtändlich und nur zum kirchlichen Ge-
brauch geeignet. Zweitens die kümmerliche
Suͤbſtanz der Schullehrer, deren ſämmtliche
Bezüge kaum 30 fl. C.⸗Vi. per Jahr betra-
gen, und die abfolute Abhängigkeit von der
-Oemeinde; welche die Lehrer gegen Dienſt-
vertrag aufnimmt und dann nach Belieben
entläßt. Endlich drittens die nicht entſpre-
chende Inſpicirung der Schulen von Seite
des Schuldirectorats. Ein einziger Schul-
director hatte bis jetzt den ausgedehnten
ſlavoniſch?ſyrmiſchen und Czaikiſſenbezirk zu
überwachen und war zufrieden, wenn er im
Lauf eines Jahres ſeinen Diſtriet oberfläch-
lich viſitiren konnte! Es ſteht zu hoffen, daß
durch die zu erwartenden Verordnungen die
ebengenannten Hinderniſſe für immer be-
ſeitigt werden! — In Kroatien ſoll die
deuiſche Sprache als Amtsſprache eingeführt
werden, da ſich die überwiegende Majori-
tät der Bevölkerung dafür ausſpricht.
YSien , 11. Decbr. (Sch. M.) Ein
Strafproceß in ausgedehnterem Maßſtabe
und eigenthümlichex Art beſchäftigt ſeit ei-
nigen Tagen unfern Gerichtshof. Er wirft
ein unerfreuliches Schlaglicht auf die Kul-
tur und die Begriffe von Geſetzlichkeit, die
theilweiſe noch auf dem Lande herrſchen.
In der Ortſchaft Dröſing, in der Richtung
der Nordbahn gegen die mähriſche Gränze
hin, Lerfbienen‘ 2 Gendarmen, welche die
Üüblihe Patrouille gemacht, des Abends beim
dortigen Bürgermeiſter und erſuchten ihn
um Beiſchaffung eines Nachtlagers, wie
dieß in der Pflicht der Gemeinde liegt. Der
betreffende Ortsvorſtand verweigerte dieß,
und als die Gendarmen auf ihrem Verlan-
gen beharrten, artete er in ſolche Beſchim-
Ffungen gegen dieſelben aus, daß ſie es
für geboten erachteten, ihn zu verhakten.
Dieß brachte eine Bewegung in der Ort-
ſchaft hervor, und die Gemeinderäthe und
andere Bewohner rotteten ſich zum Schutze
ihres Bürgermeiſters zufammen ſo daß der
Tumult bald zur öffentlichen Gewaltthätig-
keit ausartete! Den Gendarmen wurden
ihre Waffen entwunden, ihnen die Haͤnde
auf den Rücken gebunden und ſie in dieſer
klaͤglichen Weiſe auf einem Wagen fortge-
ſchafft. Leider muß hinzugefügt werden,


ſen geſetzwidrigen Handlungen und zwar
einen hervorragenden Antheil genommen
und die Einwohner ſogar zum Sturmläu-
ten aufgefordert hat. Er, der Bürgermei-
ſter und alle an dem Aufruhr zunächſt Be-
theiligten ſind eingezogen worden und ſehen
einem ohne Zweifel ſtrengen Urtheilsſpruch
entgegen welcher jedoch erſt in einigen Ta-
gen erfolgen Fann, da die Menge der Be-
theiligten, bet 30 an der Zahl, die Haupt-
verhandlung natürlich in die Länge zieht,
aber auch die beiden Gendarmen find dem
Kriegsgericht übergeben worden, weil ſſie
ſich ihrer Waffen begeben und die Verthei-
digung ihrer Perſon nicht unter allen Um-
ſtänden verſucht haben. HEL S

Wien, 12. Deebr. Die Peſth⸗Ofner Di-


mien ausgefeßt: 1) für Anzeige eines Stra-
Benräubers oder gefaͤhrlichen Diebes 100 f3


Prämite 300 fl.z 3). des Häuptlings einer

*

ſpitals, Zybach, ſchreckenerregende Geſtaͤnd-
niffe gemacht, daß er namentlich geaͤußert,
e8 fet wahr daß er einige Reiſende vergif-
tet, ihre Leichen verſcharrt, und das Geld,
welches ſie mit ſich geführt, ſich zugeeignet
habe. (Vergl. unſern Bericht in Nr. 283


einer ganzen Bande oder wenigſtens von
zehn deren Gliedern, Prämie 1000 fi. —
Der Sranff, Poſtzeitung wird von vier ge-
ſchrieben: Die Mörder des reichen ungari-


Gerechtigkeit überliefert! Die Leiter der
gräulichen That waͤren der berüchtigte
Guerillafuhrer Noßlopy, der Advokat Adal-
bert N—9, dann die Schulrectoren $ und
v. O. Noßlopy führte ſie an, und der Weg-
weiſer war der Schulreetor vı G., welcher
vor dem Hauſe Wache hielt, und ſpäter
Alles entdeckie! Es ſind bereits über vierzig
Perſonen feſtgenommen; Noßlopy, welcher
ſich mittelſt lapis infernalis und dadurch, daß
er ſich ein Stück ſeiner Naſe abnahm, un-
kenntlich gemacht hatte, wurde genau be-
zeichnet in Peſth eingezogen! Der Advokat
Ny ſchoß zuerſt auf Gindly; aug er iſt
bereits eingefangen, und in kurzem werden
Alle für ihre Schandthat büßen.

Wien, 12. Dec. Wer das Glück hat,
führt die Braut heim! ZJetzt meldet auch
die hieſige „Preffe“: „Die Verlobung der
in letzter Zeit ſo oft erwähnten Prinzeſſin
Caroia Waſa mit dem Erbprinzen von
Sachſen ſoll bereits entſchieden fein; ja
man erzählt ſogar, daß der Vater der Prin-
zeſſin, Herr Feldmarſchalllieutenant Waſa,
bereits gelegenheitliche Glückwünſche ent-
gegennimmt.“ — Aus verläßlichſter Quelle
wird der Prager Zeitung geſchrieben, daß
allerhöchſten Orts der Beſchluß gefaßt wor-
den iſt, den Belagerungszuſtand mit dem
LJanuar f, S, aufzubeben; doch wird ſich
dieſe Maßnahme nur auf die beiden Haupt-
ſtädte Wien und Prag beziehen, da die
Haltung der Bevölkerung in dieſen beiden
Städten durchaus nichts zu wünſchen läßt,
und andererfeits die Sicherheitspolizei {n
der Art organiſirt iſt, daß nicht leicht ir-
gend eine Unordnung vorkommen kann Zu-
gleich mit der Aufhebung des Belagerungs-
zuſtandes wird das neue Buͤrgerwehrgeſetz
auf amtlichem Wege kund gemacht und
werden die betreffenden Corſs organifirt

werden.
Frankreich.

Paris, 15. Decbr. Auch Holland und
Heſſendarmſtadt haben das Kaiſerthum an-
erfannt, — Die Journale melden die An-
kunft Abd-el-Kaders in Lyon. — Die Re-
gierung hat die Nachricht erhalten, daß der
Papſt im Frühjahr mit 6 Lardinälen zur
Krönung kömmt, die im Mai ſtatifinden
wird; er wird im Palaß vom Elyſee wohnen.

In Toulon liegt die Dampf= Fregatte
„Orenoque“ für Abd zel-Kader und fein


Marſeille einſchiffen.

England.
London, 14. Dec, Die Diseuſſton über
das Budget und insbeſondere über die vom
Schaßfanzler vorgeſchlagene Hausſteuer iſt
auch in der geſtrigen Sitzung des Unter?
hauſes noch nicht zu Ende gediehen. Waͤhr-
ſcheinlich erfolgt das Botum, gus welchein
Graf Derby bekanntlich eine Cabinetsfrage
gemacht hai heute Nacht.

Schweiz.

Von der Grenze, 13. Dec, Es ver-
breitet ſich das noch unperbürgte, alſo mit
vieler Vorſicht aufzunehmende und wohl
noch in Zweifel zu ziehende Gerücht, daß
der incriminirte Verwalter des Grimſel-

; Spanien.

Madrid, 8 Dec. Ein in der amtlichen
Zeitung erſchienener Befehl der Königin
fordert die Gouverneure auf, dem Gerücht
zu widerſprechen, als ſolle das Eigenthums-
recht derjenigen, welche Kirchengüter unter
dem Namen von Nationalgütern angekauft
haben, irgendwie gekränkt werden, Viet-
‚mebr ſeien dieſe Rechte im neuen Concor-
dat mit dem heil. - Stuhl vollftändig aner-
fannt, ; ,

Madrid, 8. Dee. (Fr. P Von Sena-
toren, Deputirten und Bevölkerungen un-
terzeichnete Petitionen, um Erlaubniß zur
Abhandlung von Wahlverfammlungen, ſind
von der Kegierung abſchlägig beſchieden
worden.

Madrid, 10. Dec. Marſchall Narvaez
hat den Befehl erhalten, Madrid zu ver-
laffen, — Laut geſtern in der amtlichen
Zeitung erſchienener Notification des aus-
wärtigen Miniſters iſt die Königin dem
Londoner Vertrag bezüglich der däniſchen
Thronfolge beigetreten. — Die ſchwebende
Schuld des Schatzes belief ſich am 1: D M.
auf 354,628,487 Reale gegen 356,105,303
Reale zu Anfang des vorigen Monats, —
„Nacion“, „Novedades“ und „Clamor pu-
blico“ find heute wieder erſchienen. — Der
Civilgouverneur hat der für vorgeftern anz
beraumt geweſenen Wahlverſammlung der
Oppoſition in den Salons des Herzvgs v
Sotomayor die Erlaubniß verfagt. Nichts-
deſtowentger erſchienen von 8 Uhr Abends
bis Mitternacht viele diſtinguirte Beſucher,
welche den Beſcheid des Gouverneurs nicht
gekannt hatten, gaben ihre Karten ab und
entfernten ſich wieder. Da die Generalver-
ſammlung nicht ſtattfinden konnten ſo ver-
ſammelten ſich die Sectionspraͤſidenten und
beſchloſſen unter Anderm, im Namen der
Senatoren, Deputirten und Wähler der
conſtitutionellen Partet in geſetzlicher Form
eine Adreſſe an die Localbehörden, um die
Erlaubniß zu einer Wahlverſammlung aus-
zuwirken. Die Unterzeichnung der Adreffe
hat geſtern angefangen und ſchon mehrere
Bogen mit Unterfchriften aus allen Stän-
den bedeckt! Es wird wahrſcheinlich nichts
nüßgen, Heute früh war Miniſterrath; wahr-
ſcheinlich iſt ein wichtiger Beſchluß gefaßt
worden. Entweder muß das Cabinet ab-
treten oder gegen die ihm feindſeligen De-
monſtrationen kräftigen Widerſtand organi-
ſtren So wie jetzt können die Dinge nicht
länger bleiben.

Montenegro.

Ein Erlaß des Fürſten von Montenegro
bedroht jeden Eingebornen mit dem Tode,


Theil nimmt. Wie das telegr! C. B. ſchreibt,
haben die Montenegriner eine Stellung 3
Stunden vor Podgorizza genommen. Das
letzte erfolgloſe Gefecht wird baldiaſt er-
neuert werden. Der Paſcha von Skutari
iſt an der Spige von 10,000 Mann gegen
die Montenegriner aufgebrochen Die Sber-
albaneſen weigern fih, trotz der dringenden
Aufforderungen des Pafha, - am Kampfe

Theil zu nehmen.

Maunheiii, 16 Dec (Mb. S.) Da⸗s
Schwurgericht iſt feit vorgeſtern Abend mit
der Verhandlung der Anktageſache gegen
Frei und Genoſfen wegen mehrexer Diebd-
flähle beſchaͤftigt! Die Natur des Faͤlles
 
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