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Heidelberger Journal (46) — 1852

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Nr. 283-308 (1. - 31. Dezember 1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66017#1208
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zur Kenniniß unferer Negierung iſt es ge-

*


revolutionaren Emigration, den Vorfchlag
gemacht hat, durch ein im großen Umfang
ausgeführtes Syſtem der Falſchmünzerei
den Credit der beſtehenden Regierungen zu
untergraben und dadurch ihren Untergang
herbeizuführen.

Berlin, 16. Dec. (Fr. P.) Der Beſuch
des jungen Kaiſers von Ocſterreich an un-
ſerem Hoflager iſt von um ſo größerer Be-
deutung da bisher noch kein Kaiſer aus


Herr , Radowitz den Feſtlichkeiten und
Vorſtellungen ! aug dem Wege geht, aund
ſeine Familie in Erfurt befucht, wird Fe-
dermann begreiflich finden. ; Wenn aber Ih-
rerſeits die „N., Pr. Ztg.“ gerade diefen


den Egoismus und den gereizten Chrgeiz
der Diplomatie, wie über die Machinatio-
nen einer kurzfichtigen Politik“ auszulaffen,
ſo iſt dies zwar nach der befannten Haͤl⸗
tung dieſes Blattes gleichfalls nicht zu ver-
wundern, aber fragen möchten wir doch,
wem eigentlich mit ſo harten Worten ge-
dient ſein ſoll.

LBom Niederrhein, 11. Dee. (Düff.
3.) Seit einiger Zeit wird das Schmuͤß—
gelhandwerk an der preußiſch-helländiſchen
Grenze nicht nur in ganzen Banden, ſoͤn—
dern auch von einzelnen darin bewanderten
und mit dem Terrain auf das Genaueſte
bekannten Perſonen in ſoichem Umfange
betrieben, daß ſich der Staatsanwaͤlt Die-
terici von Weſel vor einigen Taͤgen ver-
anlaßt geſehen hat, ſich perfonlich in der
Gegend von Emmerich, Elten und einigen
anderen Grenzorten von dieſem Unwefen
Ueberzeugung zu verſchaffen.

Aus Poſen/ 15. Dec,, wird mitgetheilt:
Aus dem benachbarten Koͤnigreich Polen
gehen uns heute intereſſante Nachrichten zu-
Die Regimenter, welche die Vorhut der
großen ruſſiſchen Weſtarmee bilden, die für
die Eventualitaͤten im weſtlichen Europa
aufgeſtellt werden foll, werden in den näch-
ſten Tagen in Kaliſch, wo alle Vorberei-
tungen zu ihrer Unterbringung getroffen
find, erwartet. Die große Südarmee, die
erforderlichenfalls in der Türkei einen Schau-
platz für ihre Thätigkeit finden duͤrfte,
nimmt eine Linie von Wolhynien bis „zu


Mittelpunkt iſt Wooͤneſensk. Aus Warz
ſchau ſchreibt man, daß Kaiſer Nikolaus
jetzt ernſtlich damit umgehe, die Prügelſtrafe
im ruſſiſchen Heere dürchweg aͤbzufchaffen,
und ſolle dieſelbe nur für die Straffectio-
nen beibehalten werden.

Frankreich.

Paris, 18. Dec. Der /Conſtitutionnet“
enthält heute eine Abhandlung über die
Handelsverhältniſſe Deutſchlands zu Frank-
reich Nach der aufgeſtellten Statifiik iſt
die Seidenausfuhr Frankreichs nach Deuͤtſch?
land, welche im Jahre 1821 einen Werth-
betrag von 30,535,995. Fr. erreichte, bis
auf 12,541,000 Fr. geſunken. Die Urſachen
dieſer bedeutenden Abnahme werden durch
den Fortſchritt in der deutſchen Fabrikation
erklärt. Namentlich werden die Verbeſſerun-
7 in den ſächſiſchen Fabriken hervorge-
hoben.

Naris, 19. Dec. Der halbamtliche Theil
des Moniteurs enthält nachſtehende Mit-
theilung: Man verbreitet alle Tage Ge-
rüchte, daß ein kaiſerl. Deeret binnen Kuͤr—
zem die Umwandlung der 4! Proc. Nente
in dreiprocentige anordnen werde! Diefes
©erücht iſt in , doppelter, Hinſicht falfch-
Man vergißt, daß eine ſolche Mafregel nicht
ohne Müwirkung des geſetzgebenden Kor:


vers getroffen werden kann, und anderſeits,

Belnin tedem Falle Feinen /
Zwang auf die Jnhaber der Rente. angüben
fann., — Der Moniteur bringt heule zwei
telegraphifdhe Depeſchen von Creil und von
Compiegne, welche den alänzenden Empfang
des Kaͤiſers dafelbſt ſchildern. 1R

England.
London, 17. Det. Lord Stanley erflärte


ginn der Sigung, die Regierung habe von
Sir D Bulwer in Florenz die Nachricht
erhalten, daß die Entlafungder Cheleute
Madiai qus ihrer Haft demnaͤchſt zu er-

warlen elr ynı
Schweiz. —

Von der Aar, 17.. Dee. James Fazy
hat nach einer kütmiſchen Großrathsfigung
ſeine Entlaſſung als Staatgrath- eingereicht.
Er hatie Namens der Negierung Zurück-
relung der Budgetberathung bis zum März
1853 verlangt, wurde aber von dem Sroß-
rathepräftdenten Duͤchoſal und von dem
Oppoſitionsmitgliede Benit befämpft. Zoͤr⸗
nig verließ er den Saal und mach wenigen
Minuten kam ſein Entlafungsgefuch. ! Die
heſtuͤrzte Majorität ernannte ſogleich eine
Commiſſion von ſieben Mitgliedern, um
Prn. Fazy zum Rückzug feines Gefuͤchs zu
bewegen/ und wählte ihn noch in der näm:
lichen Sitzung zum Staͤnderaih. Aber auch
ſein Gegner Düchoſal wurde zu derſelhen
Funetion gewaͤhlt.

Spanien.

In Madrid iſt ein neues Miniſterium
gebildetz Conſeilpräſident und auswärtige
Angelegenheiten: Roncali; Inneres: Lioͤ⸗
riente 5 Finanzen: Ariſtizabalz Krien: Ge-
neral ara z „Iuftiz-; Bafey-z Marine:
Miraſol.

Rußland und Polen

Petersburg, 9. Dee. (D N) Einem
kaiſerl. Tagesdefehl zufolge iſt der Thron-
folger, bisher Commandeur des Garde- und
des Grenadiercorps, mit Beibehaltung feiner
bisherigen Chargen zum Oberbefehlshaber
der beiden Corps, Großfürſt Konftantin
zum General⸗Adjutanten des Kaiſers der
Großfürſt Nikolaus zum General-Inſpector
des Genieweſens und Commandeut der er-
ſten und zweiten leichten Garde-Cavallerie-
Brigade, Großfürſt Michacl zum General-
Feldzeugmeiſter und Commandenr der rei-
tenden SGarde Artillerie ernannt worden.
Außerdem enthält der „Invalide“ fünf lange
Spalten mit Befoͤrderungen, Ernennungen
und Verſetzungen in der Armee; deßgleichen
eine Menge Srdensverleihungen, unter de-
nen auch der dem öſterreichiſchen General
von der Cavallerie Baron Kreß von Kref-
ſenſtein ertheilte Weiße Adler-Orden.

Auſtralien.

Wer noch nie eine außraliſche Zeitung
geſehen hat und dem ihr Aeußeres und:In-
veres noch unbekannt iſt, den wird gewiß
die Beſchreibung eines Exemplars derſelben
intereſſiren. Referent nimmt hier das Blatt
„Argus“ (vem 30. Aug. 1852), welches
täͤglich zu Melbourne in dem goldenen
Lande Bictoria erſcheint und nebit einem

*


13 Spalten des befagten Cremplars ‚ent-
halten Neuigkeiten und Nachrichten, 942
örtliche und 3'/2 europäiſche. Die erfteren
beſtehen aus Räubereien und Diebereien
und dem Warktpreis von Arbeii Lebens-
mittel und Hold. Die übrigen 57. Spallen

ſind lauter Anzeigen und Veröffentlichungen,
680 an der Zahl. Die nachſiehendẽ claſſi-

fieirte Liſte gibteine ſehr gute Vorſtellung


und iſt ganz charaͤkteriſtiſch für daͤs Land:
Brivat-BVerkäufe und Puff-Anzeigen 184,
Belohnungen, hauptſaͤchlich für geſtohlene
und abhanden gekommene Pferde, 162;
Die Belohnungen variiren von 1 Pfd, bis
100-Vfd-Stund-der-Foldhergefalt-in-die-
Jem Blatt gebotene Geſammtbetrag beläuft
ſich anf 1412 Dfd, 10 8. Ferner gefunde-
nes Eigenthum Auetibnen auf Luͤnd und-
andexe Sachen Si, bei allen welchen Land-
verfäufen. „für Champagnerfrühfüc geſorgt
ift% Schiffe fegelfertig 42 , öffentliche ‚ Bes
kanntmachungen 32, Goldmakler und Agen-
ten 30, Verſonen geſucht für leer gewordene


leute und Grobſchmiede am gefuchteften;
vermiſchte Anzeigen, Wohnungsveränderuns
gen, Privatwohnungen, Gaſthäuſer u. f. w.
84, Erziehungganſtalten 3 neue Bücher 3;;
Loncerie und Bälle 3, olympifche Circus 2
(niedrigſter Preis 2 St. 6 d), Bankerotte2.

Mannheim, 17. Dec. (Mh. J.) Heute
Vormittag gingen die Verhandlungen des
Schwurgerichtes über die von Konkad Frey
von Aflemübhl und Genoffen veruͤbten ge-
fährliden Diebſtähle zu Ende, nachdem fie
3 Tage ieweils bis in die Nacht und ge?
ſern bis Morgens nach 1 Ubr gedauert
hatten. Auf der Anklagebank ſaͤßen, außer


und Eliſabetha Mohr Wittwe von Pleuz
tersbach mit ihren beiden Söhnen Koͤnrad
und Johann Georg und ihren Toͤchtern
Anna Maria, welche mit Konrad Frey im
Concubinat lebie, und Eliſabetha einem
erſt 17 Jahre alten Mädchen! Es war ein
trauriger Anblick vor den Schranken des
Gerichtes die Mutter unter ihren Kindern
zu ſehen, die ſie zu Laſtern und Verbrechen
groß gezogen, und die nun mit ihr der
Strafe harren. Sämmtliche Angeklagie ſind
ſchlecht, Kontad Frey als der Schreden der
Gegend, die Familie Mohr als unredlichem
Erwerb ergeben beleumundet.

In der Nacht vom 29, bis 30. Novbr.
v waren dem Friedrich Eiermann von
Eberhach Geld und eine Uhr im Werthe
von 67 fl., in der Nacht vom 6, bis 7,
Deebrx. v. J. dem Bierwirth Jobann Kumpf
von Neckarſteinach Weiß und Beitzeug uG
andere Gegenſtände im Werthe von 77 fl.,
in der Nacht vom 16. bis Ii. Dec. v. Iı
der Karl Phil. Buſſemer Wittwe von Chers
bach ein Bett und andere Gegenſtände im
Werthe von 38 fl, dem Gypsmüller Peter
Treiber von da ein ſteinerner Krug ent-
wendet und auf dem Hammerwerk bei Bohr-
mann und Heiß von Eberbach ein Dieb-
ſtahl perſucht worden. Die Anklage bezeich-
nete lämmtliche Diebſtähle als gefährliche,
den Diebſtabl bei Kumpf als einen gefähr-
lichen Diehſtahl mittelſt Einbruhs, den
Diebſtahl bei Eiermann als einen ſolchen
mittelſt Einſteigens und Mitführens von
ebensgefährlichen Werkzeugen, die übrigen
Diebſtaͤhle alg gefährliche Diebſtähle in
letztgenannter Richtung, die bei Buſſemer
und Treiber begangenen üÜberdies als ges
fährliche Diebſtaͤhle mittelſt Einbruchs.

Mit kecker Stimme leugneten die Ange-
klagten, mit Ausnahme des Franz Kuhn,
welcher unter Thränen ſeine Theilnahme-
an den in der Nacht vom 10,"auf den 11
Decbr. v. J. verübten Diebſtählen zuge-
ſtand und des Joh Georg Mohr, welcher
genigſtens zugab, daß er das der Wittwe
Buſſemer entwendete Bett in den Wald
verbracht habe, jede Theilnahme an den
 
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