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N‘ .304.

Samftag, 25. December

1852





Deutſchland.

Karlsruhe, 23. Dee. (R. 3) Se. koͤn.
Hoheit der Regent haben Sich unter dem
17. December d. J. gnädigſt bewogen ge-
funden: den Geh. Finanzrath Schmidt vom
Oberhofverwaltungsrath als zweiten Rath
zur Hofdomänenkammer zu verſetzen; die
zweitẽ Stadtpfarrei an der Heiligneifitirche
in Heidelberg und die Stelle des zweiten
Lehrers an dem evangeliſchen Predigerſemi-
nar daſelbſt, verbunden mit jener des zwei-
ten Univerſitätspredigers, dem Pfarrer Ja-
kob Theodoͤr Plitt in Bonn, und die evaͤn—
geliſche Pfarrei Malterdingen, Dekanats
Emmendingen, dem Pfarrer Karl Ludwig
Haaß in Gränwettersbach zu übertragen.

Pforzheint, 20. Deebr. (Fr. 3. Die
auch bei uns vor einigen Tagen Behufs
der Regulirung der Vertheilung der Zoll-
vereinsreoenuen gemachte Aufzaͤhlung der
Seelenzahl exgibt für unſere Stadt ein Re-
ſultat von 9200 Seelen; während die Zäh-
_ Yung von 1849 nur 7950 Einwohner nach-
wies. Es hat mithin die hieſige Bevölke-
rung faſt um 16 Proc. zugenommen, d. D,
um 1250 Seelen. Unſere Stadt ſteht alfo
in Bezug auf die Bevölkerung unmittelbar
nach Heidelberg, nimmt mithin den fuͤnften
Rang ein., Dieſe bedeutende Progreſſton
in den 3 letztverfloſſenen Jahren verdanken
wir unſtreitig einer größeren Gewerbosthä-
tigkeit die in der neueſten Zeit auf erfreu-
liche Weiſe zugenommen hat, da gegenwär-
tig über 2400 Menſchen in unſeren Fabri-
ken beſchäftigt ſind.

Vom Bodenfee, 19. Dec. (Fr. Ztg.)
Auf unſerem See iſt noch Alles in vollſter.
Thätigkeit. Ein Dutzend Dampfboote durch-
ſchneiden mit Kraft die oft ſtürmiſchen Wel-
len und führen die Reiſeluſtigen von einem
Ende des brigantiniſchen Sees zum an-
deren; ihre Zahl hat gegen gewöhnliche
Jahrgänge nicht ſehr bedeutend ahgenom-
men, und ſo müſſen auch die Geſehſchaften
ihre Rechnung dabei — — —
Hören, iſt dagegen die Dampfſchifffahrt auf
dem Senfer-See ganz eingeſtellt, weil die
Privatgeſellſchaft nicht genug Vortheil da-
von hat. Die Witterung am See iſt auch,
wie fonſt überall her berichtet wird und
von hier aus geſchrieben wurde, ſo milde,
daß oͤfters ſchon auf dem Verdecke zu Mit-
tag‘ geſpeist wurde, und an den Ufern die
Vflanzen, wie im vollſten Frühlinge in
Bluthen ſtehen.

“Qudwigshafen, 21. Deebr. Die Be-
ſchleunin der Eiſenbahnfahrten von Pa⸗—
ris Dierher, meiche an Neujahr beginnen
follte, iſt auf Hinderniffe geſtoßen, und wird
dadurch eine Berzögerung erleiden,

Frankfurt, A Dechr.. cpi. 3.) Die
Anerfennung des neuen fraͤnzöſifchen Kai-
ſerthums durch die deuiſchen Regierungen ſoll
gegen das Ende dieſer Woche erfolgen. Die
Einleitungen zu dieſem Acte find fetzt, wie
man- vernimmt, beendigt. Die Eile, mit
welcher England anerkannte, konnte nicht
ermaͤngeln, auf dem Feſtlande Auffehen zu
erregen und dürfte nur dazu gedient haben,
die Einigkeit unter den deutſchen Cabinet-

ten noch mehr zu befeſtigen. — Am vergan-
genen Freitag Nachwillag wurde auf eine,
in ihrem naͤchſt der Bornheimerhaide gele-
genen Haͤuschen allein wohnendẽ 82jährige
Frau ein Mord⸗ und Raubanfall gemacht.
Die Unglückliche wurde durch 6 Sliche mit
einem ſcharfen Inſtrumente ſehr lebensge-
fährlich verwundet. Die Verbrecherin, ein
ganz junges Mädchen, welches früher ein
halbes Jahr lang bei der Frau gedient
hatte, wurde am Samſtag in dem benach-
barten Bockenheim entdeckt, mit dem ge-
raubten Gelde im Betrage von 250 l.
verhaftet und am Samſtaß hierher abge-
liefert! Die alte Ftau befindet ſich auf
dem Wege der Befferung.
Fraukfurt, 22. Decbr. (P. 3) Ein
gefſern Abend verübter Gaunerſtreich wird
vielfach beſprochen! Zwei reichgekleidete
Männer traten um 5 Uhr in das Gewölbe
eines Juweliers, füchten für 3000 fl. Pre-
tiojen aus und baten, ihnen dieſelben durch
einen Diener in das Gaſthaus zum Lands-
berg beingen zu laſſen, um den Kaufpreis
in Empfang zu nehmen! Dort erfuchte man
unter der Angabe, das Geld aus dem Ne-
benzimmer zu holen, den Ueberbringer, die
Juwelen einſtweilen in einen Secretär zu
ſtellen, deſſen Schlüffel. man ihm einhän-
digte. Als man bei nicht erfolgter Zurück-
funft nachfab, fand ſich! daß in die Mauer
hinter dem Seeretär eine Oeffnung gehro-
chen und aus dieſem ſelbſt die Rückwand
genommen mar. Die Gauner waren durch
den Ausgang des Nebenzimmers mit den
Juwelen eniflohen.

Darmſtadt, 22. Dec. (D. 3) Durch
allerhoͤchſtes Ediet vom 21. D, M. iſt heute
der Landiag bis auf Weiteres vertagt
worden.

Kaſſel/ 17. Dec. (N. C.) Dem Ver-
nehmen nach ſoll auf allerhöchſte Verfügung
die vom Miniſterium gegen die Mitglieder
der Ständeverfammlung von 1850 erbo-
bene Anklage bis auf Weiteres vorläufig
beruhen.

Muünchen, 19. Dec. (A. P. 3.) Ge—⸗
ſtern haͤttẽ die Polizei vollauf zu thun, da
von den hier erſcheinenden Blättern nicht
weniger als 5 der polizeilichen Beſchlag-
nahme unterlegen ſind. Bei einem mußte
der Sag in der Druckerei zerſtört werden.

Weimar, 20. Dec. Heute Nachmittag
nach 4 Uhr ſind der Erbgroßherzog und die
Frau Erbgroßherzogin von ihrer Reiſe durch
Italien hlerher zurückgekehrt.

Berlin. 20. Decbr. (R. 3 Hieſige
Blaͤtter haben irrthümlicher Weiſe den Ge-
neral v. Radowitz gerade jetzt nach Erfurt
abgereist ſein Jaffen,.. Herr v. Radowitz
wurde am Sonnabend in Charlottenburg
dem Kaiſer Franz Joſeph durch Se Mar
den König vorgeſtellt, und geftern Vormii-
tag Datte der General die Ehre, als Ge-
neralinſpector des Militärbildungsweſens
den oͤſterreichiſchen Monarchen beim Beſuch
des hieſigen Kaͤdeltenhauſes zu empfangen.
— Auch in den hieſigen politiſchen wie nicht-
politiſchen Kreiſen maͤcht das Ergründen
der eigentlichen Bedeutung der Reiſe des
Kaͤiſers von Oeſterreich nach Berlin viel

zu ſchaffen. Wir wollen weder den Con-
jecturen über eine Einigung in der Zoll-
frage, noch denjenigen über ein Schutz und
Trutzbündniß zur gemeinfamen Vertheidi-
gung der Rheinlande, wie des öſterreichi-
ſchen Italiens folgen! So viel aber erge-
ben hier alle Waͤhrnehmungen in Bezug
auf den offteiellen Empfang des Kaiſers,
daß die alte, durch die heilige Allianz be-
ſiegelte Waffenbruͤderſchaft zwiſchen Defter-
reich und Preußen entſchieden in den Vorder-
grund gezogen wird und den wahren Mit-
telpunkt aller öffentlichen Kundgebungen des
nun völlig wieder hergeſtellten herzlichen
Einvernehinens zwiſchen den beiden deut-
ſchen Groͤßmächten bildet. Geht dies ganz
evident z3. B. aug dem Umſtande hervor,
daß Kaiſer Franz Zofeph ausdrücklich un-
ter denfelben Feierlichkeiten mit unſerm
Monarchen in Berlin einzog, denen der
hochſelige König 1818 ſeinen Allianzge-
noſſen Kaiſer Alexander durch das Sie-
gesthor in ſeine Hauptſtadt eingeführt hatter
ſo liefert die Anſprache Sr. Majeſtät des
Kaiſers an die preuͤßiſchen Offiziere (wir
haben dieſelbe geſtern mitgetheilt)- ‚einen
neuen gewichtigen Beleg dazu.

Berlin, 20. Dec. (Köln. 3) In we-
nigen Tagen rückt der Termin zur Kuͤndi-
gung der Handelsverträge zwiſchen dem
Zollverein und Belgien heran. Bekanntlich
war in der Additionaleonvention vom 18
Febr. d, J. die Kündigungsfriſt auf den 1,
Sept, feſtheſtellt und dieſer Termin wegen
der damals ſchwebenden Verhandlunßen
Belgiens mit Frankreich bis zum 24. Dec,
prorogirt. Inzwiſchen ſind die Handelsbe-
ziehungen zwiſchen dieſen beiden Ländern
proviſoriſch erneuert worden, während der
Zollverein in Folge der Krifis, In der er
ſelbſt ſich befindet, kaum im Stande ſein
dürfte, entſcheidende Maͤßregeln zur Fort-
ſetzung ſeines bisherigen oder zur Begrünz
dunz eines neuen Vertragsverbältniſſes
zu Belgien zu unternebmen. Es dütfte
daher wohl eine neue Prorogirung des Kün-
digungstermins zu ekwarten ſtehen, jeden-
falls jedoch nicht auf längere Zeit, da die
Beziehungen, wie ſie der Haͤndels und
Schifffahrisvertraq vom 1: Septbr. 1844
feſtaeſtellt Dat, ſelbſt bei den günſtigen Mo-
diftcationen durch die Additionaleonventton
vom 18 Febr. d. J. ſchwerlich unverän-
dert aufrecht erhalten werden können !

Aus Berlin, 20. Dec., ſchreibt die Lpz.
Zig.: Daß Oeſterreichs Kaiſer auch im
Noͤrden Deutſchlands treue Verbündete hat,
davon zeugt die Ankunft Sr. Maf. des
Lönigs von Hannover und Sr. Hoh. des
Herzoge von Braunſchweig in Potsdam,
allerhöchſtdenen es Bedürfniß war, den
hohen Gaſt auf norddeutſchem Boden will-
kommen zu heißen Auf der Grundlage, auf
welcher Herr von Bruck hier unterhandelt,
und bei den ausgedehnten Vollmachten, mit
welchen er ausgerüſtet iſt, iſt von ſeiner
Miſſton der beſte Erfolg zu erwartem —
Herr v. Florencourt, der bei ſeinem Ver-
wandten dem Miniſter von Weſtphalen,
auf einige Tage zum Beſuͤche war batte
Unterredungen mit mehreren Abgeordneten
 
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