N 11
Sonntag, den 25. Januar
—
Ueber chriſtliche Kinderzucht.
Aus Vürtemberg liest man, daß dort
das neue Inſtitut der Kirchenaälteéſteu,
Welches voriges Jahr eingeführt wurde,
fortwaͤhrend aͤuf die verfchiedenartigfte Weife
zur Anfachung chriſtlichen Lebens und
Beförderung chriſtlicher Zucht und Ord-
nung benüßt wird. So hat kürzlich der
Kirchengemeinderath zu Eßlingen feine Auf-
gabe für die Jugend zu forgen, ins Auge
gefaßt und zu dem Ende einé eindringliche
Anſprache an die Kinder erlaſſen, welche
pohl werth iſt, daß ſie auch bei uns be-
kannt geniacht und beherzigt wird. Die
Hauptpunkte derſelben find folgende:
1. Beginnet euer Tagewerk im Aufblick
zu dem HErrn, unſerm Goit. Jeder neue
Tag iſt ein neues Geſchenk ſeiner Gnade,
und wird euch dazu gegeben, daß ihr Ihn,
den allein waͤhren Gott, und den Er ge-
ſandt hat, Jeſum Ehriſtum euren Heiland,
immer völliger erfennen und lieben, mit
kindlichem Gehorſam in ſeinen Wegen wan-
deln lernt, und ſo gleich dem Jefuskinde zu-
bei Gott und den Menſchen.
Daran denket! wenn ihr des Morgens
erwachet, und bittet Gott um den Beiftand
ſeines heil. Geiſtes, daß Er jeden neuen
Tag euch dazu fegne, und euch begleite auf
allen euren Wegen , daß ihr nicht fuͤndiget
wider ſeine Gehote.
2. Darauf geht ſtill und ſittſam und mit
freudigem Eifer zur Schule, und macht durch
Sleiß und Aufmerkfamteit, durch SGehorfam
und Beſcheidenheit, durch Offenheit und
Wahrheitsliebe euren Lehrern Freude, euch
feloft immer mehr all’ die Kenntniffe erwer-
bend, die euch für’s irdifhe und himmlifche
Leben nöthig und nüblich find. —-
Diejenigen Kinder Fönnen SGott und Men-
ſchen nicht gefallen, die mit rohem Lärmen
und wüßem Geſchret zur Schule gehen, ihre
Mitfchüler drücken, ſtohen und fchlagen, durch
Faulheit/ Achtloſtgkeit und Ungeborfam ihre
Lehrer betrüben, und die ihre Föftliche Fugend-
Lit vergeuden, auch wohl aus lauted Muth-
willen die Schule verſaͤumen. Was wird
aus einem ſolchen Kinde werden? Ein un-
Wiffender roher Menſch, an dem Niemand
eine Freude hat, und den man in der Welt
zu nichts brauchen kann; wie viel weniger
Wird er vor Gott beſtehen, vor dem nicht
bleiben ſoll, wer böfe if.
Eben ſo ſtill und fittfam, wie ihr gekom-
men, kehrt auch wieder heim in das Eltern-
haus, und beweiſet daſeloſt mit Worten und
Werken, daß ihr in der Schule die Sprüche
‚ Belernt: „Shr Kinder feid gehorfam euren
Eltern in allen Dingen“ Kol. 3, 20, und:
„Ehre Vaͤter und Mutter, das iſt das erſte
Gebot, das Verheißung hat“ Eph. 6, 23,
3, Nad der Schulzeil iſt euch das Spielen
und Fröhlichſein von Herzen gegönnt, ſo
Deit ihr keine Arbeit für eure Eltern und
für die Schule zu verridten habt, Aber
Teuet euch in dem Herrn und wiſſet, daß
Cuch Gott um dies Alles wird vor's Gericht
führen ! Cuer Spielen und Fröhlichfein darf
MOr Unart und Ausgelaffenbeit, nicht Unfug
Und Rohheit werden ; darf nicht in Neid
Und Händel, nicht in Zorn und Bosheit aus-
Arten, Goͤtt ſieht auch bet euren Spielen zu!
Eben darım hallet Maß und Ziel in euren
Pielen und Erholungen, und treibt euch
Micht bis in die Nacht hinein auf den Straßen
— 4 und Ordnung herrfcht,
kehren die Kinder mit dem Läuten der Abend⸗—
glocke nach Hauſe zurück, ſammeln ſich in
der Stille um Vater und Mutter, und ruͤſten
ſich nun, wie es Chriſten geziemt, mit einem
andächtigen Gebet das Tagewerk zu beſchlie-
ßen und dann ihre Ruheſtätte zu ſuchen.
Wie zu euren Spielen, ſo begleite
haftig iſt, was ehrbar, was gerecht, was
keuſch was lieblich, was wohl laͤutet/ iſt etwa
eine Tugend iſt etwa ein Lob, dem denket
nach“ Phil. 4; 8 Aber wie ſo ganz an-
deres muß man zuweilen wahrnehien, ſo
daß man oft fragen möchte: „Sind das die
Linder, die in eine chriſtliche Schule gehen?“
Was hoͤrt man oft für wüſtes, ſchandbares,
lügenhaftes Geſchwätz, welch' uͤnanſtändiges,
ſchemloſes Betragen ſieht man im Sommer
an den Badeplätzen? Wie oft berauben oder
verderben Kinder fremdes Eigenthum, be-
ſudeln Häuſer, Mauern, Thüren und Zäune
mit unartigen Worten und Bildern, und
haben ſo recht ihre Freude am Verderben
und Verwüſten?
5. Eines Kindes Tugend und Lob ſoll
ferner ſein: Befheidenheit, Höflichkeit Ehrer-
bietung und Dienſtferiigkeit gegen die Vor-
geſetzten und gegen Jedermann. Dem denket
Sünde zu Schulden kommen, Vorübergehen-
den unhoͤflich und grob zu begegnen, oder
wenn euch ältere Perſonen um einen Dienft
bitten, oder auch euch etwas unterſagen, un-
gefällig und troͤtzig gegen ſie zu ſein. Eine
ganz befondere Sünde aber iſt es, wenn ihr
ſolchen Menſchen, die etwas Auffallendes in
ikrex Außerliden Erſcheinung haben, mit
Nachäffen und Ausziſchen nachlaͤufet, oder
ihnen Spott und Schmähreden nachrufet.
Gedenket daran, was den Knaben gefchab,
die den Etifa verfpotteten. 2 Kön. 2, 23,
6, Weil der böſen Beiſpiele und YNerger-
niſſe ſo viele ſind, ſo ermaͤhnen wir ferner
alles Ernſtes: Gebet nicht nur ſelbſt keinem
Schüler ein Aergerniß und verführt einander
nicht zur Sünde, ſondern meidet auch alle
Orte und fliehet alle Menſchen, von denen
Denket an die
Schriftworte: Mein Kind, wenn dich die
böfen Buben locken ſo folge ihnen nicht. —
Fleuch vor der Sünde, wie vor einer
Schlange.“ Entſchuldigt eure Sünden nicht
damit, daß Andere daͤſſelbe thun. Machet
euch nicht theilhaftig fremder Sünden!
Damit ihr aber um ſo williger und
tüchliger werdet, allen dieſen Ermahnungen
nachzukommen fo empfehlen wir euch zuletzt
auf’s dringendſte die Heilighaltung des Sonn-
tag$; dadurch wird euer Herz für die gaͤnze
Woche geheiligt und gefegnet. Kommel flet-
ßig und andaͤchtig zur Kirche. Fern fet
es von euch in derfelben zu ſchwagen, zu
lärmen und Andere in der Andacht zu foͤren
Frelbet euch niemals während des Goͤtles
dienftes auf der Straße herum. Diejenigen
Kinder, welche nicht zur Kirche gehen, follen
während derſelben in der Stille zu Haufe
Zeit der Wochengottesdienſte alles Iauten
Benchmens und des Spielens in der Nähe
der Kirche, damit nicht das Gotteshaus voͤn
eurem Geſchrei ertöne,
Dieſe Ermahnungen, liebe Kinder, feten
euch ein Spiegel, in welchen ihr täglich
hineinſchaut, um euch darnach zu prüfen unb
den Weg zu finden, den ihr wandeln follt,
Betrachtet ſie als ein Zeugniß unſerer herz-
lidhen Liebe, die euer zeitliches und ewiges
Wohl ſucht und will. Der allmächtige und
barmherzige Gott aber wirke in euch allen
das Wollen und Vollbringen nach ſeinem
Wohlgefallen! Amen.
Feuillet on.
Die verſpätete Wolke.
Sefchloffen iſt des Himmels blaues Thor,
Die Woͤlten ſind zu threr Ruͤh gegangen .
Nur Eine aus vem lKichtbewegten. Chor |
Blieb an dem Saum der blühn’ben Erve Hangen.
Dort ruhet ſte an hoher Bergesbruft 7
Öleich einer Braut, verfehönt durch ihre Thränen;
E feſſelt an der Erde fte die Luft.
Doch in den Himmel drängt ſie Härtres Sehnen.
Die Sonne fintt. Das lichte Wölkchen hat
Der irdifden Untarmung fich entwunden;
Nach Oben nimmt e& den gewohnten Vfad-
Und wie ein Traum {# es dem Blick entfchwunden.
Johannes %. Gumpa 2
Heinrich der IV. als grautwerber.
Goͤrtſetzung)
Der Greis entgegnete, daß er unter meinen
Vapieren eine Originalurkuude von dem An=-
ſchlag auf Amboife bemerkt habe, die von
dem Kanzler U’Hoypital unterzeichnet fei-
Für jene Urfunde koͤnne ich mir eicht zan-
zigtauſend Livres verſchaffen, entweder vom
Kanzler ſelbſt, oder von Berfonen, die jn da-
mit zu Grunde richten Fönnten, Er ntzenie-
manden und fel zudem der Bartet ver —
notten untreu geworden. Auf der Sielfe hoͤlte
ich die erwähnten Papiere und wurf jie in
Gegenwart des Herrn v — ⏑ —
bin arm, fagte ich, und koͤnnte der Deyfus/ung
unterliegen; mögen {te alfo verbrennzn, vauiit
ſie mich nicht brennen. — Das war — Dez
merkte Sufanna. — Daffelbe fagte aug er
Derr Talch, dem meine Liebe zu Diana
langſt kein Geheinmiß mehr war. Gr krariff
meine Hand und bot mir die ſeiner Tochter
an. I, ſo ploͤtzlich ſeliger, als ich in meinen
kühnen Träumen je zu werden gehofft. ſchwer,
daß das Gluͤck meiner Gemahlin fortan mein
höhfter Vunſch und veffen Gründung mein
eingiges Beſtreben fein werde. — Das war {n
wenig Worten viel verfprochen, warf Sufanna
ein, die ſich ſichtlich an alles anflammerte, wo-
nit ſte die Erregtheit ihres Innern , verbergen
zu koͤnnen glaubte. Und hielten Sie auch Wort?
war’8 Diana zufrieden, daß Sie wieder in den
Krieg zogen? — Es Fam nidht fo weit, mich!
auf dieſe Probe ſtellen zu Fönnen, denn die
Heſchichte entete bald fehr unglücklid. —- Uns
Lücklich? Ja wohl, höten Sie nur weiter!
Auf einmal fiel e8 einem Freund ves Onkel8s
Melner Braut ein, mir die Nechte ſtreitig zu
madhen, welche meine Liebe und vdas Wort des
Vaters mix auf Diana gaben. Ich erhielt näm-
i vom Grafen Chiverny,. fo hieß mein
Nebenhuhler, aus dem zwanzig Lieues von.
Talch entferuͤten Schloß Saint-Sandour eines
Tages einen Brief des Inhalts ; „Mein Herxr,
ich höre, daß Sie durch unwürdige Kunftgriffe
eines einſchuieichelnden Betragens ven Verftanv
De8 Herrn von Talcy bethört und ihn durch
ſcheinbare Tugend bi8 auf- den. Grad verblen-
det haben, daß er Sie für feinen Eidam . ers
klärt. Ich muß Ihnen ſagen, daß ehe Sie
in zu einem fo unklugen Schritt verleiteten, es
Ihre Schuldigkeit gewefen waͤre, ſich erft zu
erfundigen, ob das Herz des Frauleing Diana
auch frei und berechtigt fei, ſich Ihnen ſo gänze
Sonntag, den 25. Januar
—
Ueber chriſtliche Kinderzucht.
Aus Vürtemberg liest man, daß dort
das neue Inſtitut der Kirchenaälteéſteu,
Welches voriges Jahr eingeführt wurde,
fortwaͤhrend aͤuf die verfchiedenartigfte Weife
zur Anfachung chriſtlichen Lebens und
Beförderung chriſtlicher Zucht und Ord-
nung benüßt wird. So hat kürzlich der
Kirchengemeinderath zu Eßlingen feine Auf-
gabe für die Jugend zu forgen, ins Auge
gefaßt und zu dem Ende einé eindringliche
Anſprache an die Kinder erlaſſen, welche
pohl werth iſt, daß ſie auch bei uns be-
kannt geniacht und beherzigt wird. Die
Hauptpunkte derſelben find folgende:
1. Beginnet euer Tagewerk im Aufblick
zu dem HErrn, unſerm Goit. Jeder neue
Tag iſt ein neues Geſchenk ſeiner Gnade,
und wird euch dazu gegeben, daß ihr Ihn,
den allein waͤhren Gott, und den Er ge-
ſandt hat, Jeſum Ehriſtum euren Heiland,
immer völliger erfennen und lieben, mit
kindlichem Gehorſam in ſeinen Wegen wan-
deln lernt, und ſo gleich dem Jefuskinde zu-
bei Gott und den Menſchen.
Daran denket! wenn ihr des Morgens
erwachet, und bittet Gott um den Beiftand
ſeines heil. Geiſtes, daß Er jeden neuen
Tag euch dazu fegne, und euch begleite auf
allen euren Wegen , daß ihr nicht fuͤndiget
wider ſeine Gehote.
2. Darauf geht ſtill und ſittſam und mit
freudigem Eifer zur Schule, und macht durch
Sleiß und Aufmerkfamteit, durch SGehorfam
und Beſcheidenheit, durch Offenheit und
Wahrheitsliebe euren Lehrern Freude, euch
feloft immer mehr all’ die Kenntniffe erwer-
bend, die euch für’s irdifhe und himmlifche
Leben nöthig und nüblich find. —-
Diejenigen Kinder Fönnen SGott und Men-
ſchen nicht gefallen, die mit rohem Lärmen
und wüßem Geſchret zur Schule gehen, ihre
Mitfchüler drücken, ſtohen und fchlagen, durch
Faulheit/ Achtloſtgkeit und Ungeborfam ihre
Lehrer betrüben, und die ihre Föftliche Fugend-
Lit vergeuden, auch wohl aus lauted Muth-
willen die Schule verſaͤumen. Was wird
aus einem ſolchen Kinde werden? Ein un-
Wiffender roher Menſch, an dem Niemand
eine Freude hat, und den man in der Welt
zu nichts brauchen kann; wie viel weniger
Wird er vor Gott beſtehen, vor dem nicht
bleiben ſoll, wer böfe if.
Eben ſo ſtill und fittfam, wie ihr gekom-
men, kehrt auch wieder heim in das Eltern-
haus, und beweiſet daſeloſt mit Worten und
Werken, daß ihr in der Schule die Sprüche
‚ Belernt: „Shr Kinder feid gehorfam euren
Eltern in allen Dingen“ Kol. 3, 20, und:
„Ehre Vaͤter und Mutter, das iſt das erſte
Gebot, das Verheißung hat“ Eph. 6, 23,
3, Nad der Schulzeil iſt euch das Spielen
und Fröhlichſein von Herzen gegönnt, ſo
Deit ihr keine Arbeit für eure Eltern und
für die Schule zu verridten habt, Aber
Teuet euch in dem Herrn und wiſſet, daß
Cuch Gott um dies Alles wird vor's Gericht
führen ! Cuer Spielen und Fröhlichfein darf
MOr Unart und Ausgelaffenbeit, nicht Unfug
Und Rohheit werden ; darf nicht in Neid
Und Händel, nicht in Zorn und Bosheit aus-
Arten, Goͤtt ſieht auch bet euren Spielen zu!
Eben darım hallet Maß und Ziel in euren
Pielen und Erholungen, und treibt euch
Micht bis in die Nacht hinein auf den Straßen
— 4 und Ordnung herrfcht,
kehren die Kinder mit dem Läuten der Abend⸗—
glocke nach Hauſe zurück, ſammeln ſich in
der Stille um Vater und Mutter, und ruͤſten
ſich nun, wie es Chriſten geziemt, mit einem
andächtigen Gebet das Tagewerk zu beſchlie-
ßen und dann ihre Ruheſtätte zu ſuchen.
Wie zu euren Spielen, ſo begleite
haftig iſt, was ehrbar, was gerecht, was
keuſch was lieblich, was wohl laͤutet/ iſt etwa
eine Tugend iſt etwa ein Lob, dem denket
nach“ Phil. 4; 8 Aber wie ſo ganz an-
deres muß man zuweilen wahrnehien, ſo
daß man oft fragen möchte: „Sind das die
Linder, die in eine chriſtliche Schule gehen?“
Was hoͤrt man oft für wüſtes, ſchandbares,
lügenhaftes Geſchwätz, welch' uͤnanſtändiges,
ſchemloſes Betragen ſieht man im Sommer
an den Badeplätzen? Wie oft berauben oder
verderben Kinder fremdes Eigenthum, be-
ſudeln Häuſer, Mauern, Thüren und Zäune
mit unartigen Worten und Bildern, und
haben ſo recht ihre Freude am Verderben
und Verwüſten?
5. Eines Kindes Tugend und Lob ſoll
ferner ſein: Befheidenheit, Höflichkeit Ehrer-
bietung und Dienſtferiigkeit gegen die Vor-
geſetzten und gegen Jedermann. Dem denket
Sünde zu Schulden kommen, Vorübergehen-
den unhoͤflich und grob zu begegnen, oder
wenn euch ältere Perſonen um einen Dienft
bitten, oder auch euch etwas unterſagen, un-
gefällig und troͤtzig gegen ſie zu ſein. Eine
ganz befondere Sünde aber iſt es, wenn ihr
ſolchen Menſchen, die etwas Auffallendes in
ikrex Außerliden Erſcheinung haben, mit
Nachäffen und Ausziſchen nachlaͤufet, oder
ihnen Spott und Schmähreden nachrufet.
Gedenket daran, was den Knaben gefchab,
die den Etifa verfpotteten. 2 Kön. 2, 23,
6, Weil der böſen Beiſpiele und YNerger-
niſſe ſo viele ſind, ſo ermaͤhnen wir ferner
alles Ernſtes: Gebet nicht nur ſelbſt keinem
Schüler ein Aergerniß und verführt einander
nicht zur Sünde, ſondern meidet auch alle
Orte und fliehet alle Menſchen, von denen
Denket an die
Schriftworte: Mein Kind, wenn dich die
böfen Buben locken ſo folge ihnen nicht. —
Fleuch vor der Sünde, wie vor einer
Schlange.“ Entſchuldigt eure Sünden nicht
damit, daß Andere daͤſſelbe thun. Machet
euch nicht theilhaftig fremder Sünden!
Damit ihr aber um ſo williger und
tüchliger werdet, allen dieſen Ermahnungen
nachzukommen fo empfehlen wir euch zuletzt
auf’s dringendſte die Heilighaltung des Sonn-
tag$; dadurch wird euer Herz für die gaͤnze
Woche geheiligt und gefegnet. Kommel flet-
ßig und andaͤchtig zur Kirche. Fern fet
es von euch in derfelben zu ſchwagen, zu
lärmen und Andere in der Andacht zu foͤren
Frelbet euch niemals während des Goͤtles
dienftes auf der Straße herum. Diejenigen
Kinder, welche nicht zur Kirche gehen, follen
während derſelben in der Stille zu Haufe
Zeit der Wochengottesdienſte alles Iauten
Benchmens und des Spielens in der Nähe
der Kirche, damit nicht das Gotteshaus voͤn
eurem Geſchrei ertöne,
Dieſe Ermahnungen, liebe Kinder, feten
euch ein Spiegel, in welchen ihr täglich
hineinſchaut, um euch darnach zu prüfen unb
den Weg zu finden, den ihr wandeln follt,
Betrachtet ſie als ein Zeugniß unſerer herz-
lidhen Liebe, die euer zeitliches und ewiges
Wohl ſucht und will. Der allmächtige und
barmherzige Gott aber wirke in euch allen
das Wollen und Vollbringen nach ſeinem
Wohlgefallen! Amen.
Feuillet on.
Die verſpätete Wolke.
Sefchloffen iſt des Himmels blaues Thor,
Die Woͤlten ſind zu threr Ruͤh gegangen .
Nur Eine aus vem lKichtbewegten. Chor |
Blieb an dem Saum der blühn’ben Erve Hangen.
Dort ruhet ſte an hoher Bergesbruft 7
Öleich einer Braut, verfehönt durch ihre Thränen;
E feſſelt an der Erde fte die Luft.
Doch in den Himmel drängt ſie Härtres Sehnen.
Die Sonne fintt. Das lichte Wölkchen hat
Der irdifden Untarmung fich entwunden;
Nach Oben nimmt e& den gewohnten Vfad-
Und wie ein Traum {# es dem Blick entfchwunden.
Johannes %. Gumpa 2
Heinrich der IV. als grautwerber.
Goͤrtſetzung)
Der Greis entgegnete, daß er unter meinen
Vapieren eine Originalurkuude von dem An=-
ſchlag auf Amboife bemerkt habe, die von
dem Kanzler U’Hoypital unterzeichnet fei-
Für jene Urfunde koͤnne ich mir eicht zan-
zigtauſend Livres verſchaffen, entweder vom
Kanzler ſelbſt, oder von Berfonen, die jn da-
mit zu Grunde richten Fönnten, Er ntzenie-
manden und fel zudem der Bartet ver —
notten untreu geworden. Auf der Sielfe hoͤlte
ich die erwähnten Papiere und wurf jie in
Gegenwart des Herrn v — ⏑ —
bin arm, fagte ich, und koͤnnte der Deyfus/ung
unterliegen; mögen {te alfo verbrennzn, vauiit
ſie mich nicht brennen. — Das war — Dez
merkte Sufanna. — Daffelbe fagte aug er
Derr Talch, dem meine Liebe zu Diana
langſt kein Geheinmiß mehr war. Gr krariff
meine Hand und bot mir die ſeiner Tochter
an. I, ſo ploͤtzlich ſeliger, als ich in meinen
kühnen Träumen je zu werden gehofft. ſchwer,
daß das Gluͤck meiner Gemahlin fortan mein
höhfter Vunſch und veffen Gründung mein
eingiges Beſtreben fein werde. — Das war {n
wenig Worten viel verfprochen, warf Sufanna
ein, die ſich ſichtlich an alles anflammerte, wo-
nit ſte die Erregtheit ihres Innern , verbergen
zu koͤnnen glaubte. Und hielten Sie auch Wort?
war’8 Diana zufrieden, daß Sie wieder in den
Krieg zogen? — Es Fam nidht fo weit, mich!
auf dieſe Probe ſtellen zu Fönnen, denn die
Heſchichte entete bald fehr unglücklid. —- Uns
Lücklich? Ja wohl, höten Sie nur weiter!
Auf einmal fiel e8 einem Freund ves Onkel8s
Melner Braut ein, mir die Nechte ſtreitig zu
madhen, welche meine Liebe und vdas Wort des
Vaters mix auf Diana gaben. Ich erhielt näm-
i vom Grafen Chiverny,. fo hieß mein
Nebenhuhler, aus dem zwanzig Lieues von.
Talch entferuͤten Schloß Saint-Sandour eines
Tages einen Brief des Inhalts ; „Mein Herxr,
ich höre, daß Sie durch unwürdige Kunftgriffe
eines einſchuieichelnden Betragens ven Verftanv
De8 Herrn von Talcy bethört und ihn durch
ſcheinbare Tugend bi8 auf- den. Grad verblen-
det haben, daß er Sie für feinen Eidam . ers
klärt. Ich muß Ihnen ſagen, daß ehe Sie
in zu einem fo unklugen Schritt verleiteten, es
Ihre Schuldigkeit gewefen waͤre, ſich erft zu
erfundigen, ob das Herz des Frauleing Diana
auch frei und berechtigt fei, ſich Ihnen ſo gänze