lich hinzugeben. Ich habe Gründe zu glauben,
daß ſie Ihnen meine Rechte darauf nicht würde
Ich erkläre SIhnen, daß
ich dieſe Rechte mit al dem Muth, den die
von Taͤlch auch thun möge, dem gANZEN Unt#
verſum die Hand feiner Toͤchter ſtreitig machen
Liebhaͤber! rief Suſanna. Wie fam denn die-
ſer Graf Chiverny dazu auf Diana’s Hand
Anſpruͤche zu machen? — Er beſaß die Zus
fage des Onkels, der aber weder Braut noͤch
MBater beigeſtimmt hatten. — O, der Familien-
rath ſeufzte Suſanna, indem ſie dabet an ihre
eigene Berwandten dachte und gleichſam in
Sunfler Voͤrahnung deſſen, was ihr bald felbft
begegnen ſollte. Und was thaten Sie nach
Empfang jenes Briefes? — Ich blieb dem
Unverfehamten die Antwort nicht ſchuldig, denn
Herr! Ich erkläre Ihnen, ich, offen und grade,
daß ich bereit bin, einen Laffen zu ſtrafen eiz
nen eingebildeten Thoren, der zugleich ein Mäd-
chen von Chre, einen ehrwürdigen Greis und
einen rechtſchaffenen Franzoſen beleidigt, welcher
nNie vor dem Feind gezittert hat. Schaben Sie
ven Roft von ihren Waffen, ich werde zu
Saint Sandoux fein, fobald als mein Brief,.“ *
So gefhah es auch. Sch ſchwang mich aufs
Pferd und folgte dem Boten, der dem Grafen
Chiverny ſeine Antwort überbrachte! Bei mei-
ner Ankunft zu Saint-⸗Sandoux fand i mei-
nen Nebenbubhler in heftisſtem Zorn. Diana’8
war grade abweſend und wir ſtanden uns ganz
allein bald in voller Rüſtung gegenüber. —
Zum Zweikampf? fragte Suſanna. — Frei:
lih ! ich mar ja in keiner andern Abſicht nach
Saint:-Sandoux geritten. Meine Ehre und die
Ehre der Familie Talch forderte diefe Genug-
— — D über Cuch Männer! jammerte
Sufanna ſichtlich beforgt UM Aubhigne’8 Leben,
obgleich er frifh und gefund vor ihr faß. Wenn
Shr Cure Ehre verlent glaubt, fo achtet Ihr
Cuer Dafein und den Kummer der Frauen
für nichts! Wußte Diana um Ihte Abreiſe
von Talch? Nein, ich hatte Da Schloß
verlaſſen ohne Vater oder Tochter vom Em-
pfang bes Briefes und Meinem Vorhaben ein
Woyt geſagt zu haben, antwortete Aubigné, den
der Grund von Sufinna's Unterbrechung aufs
angenebmfte zu berühren fülen. Zwei
Fampf ſiegte Graf ChivernY Durä)' eine Hinter-
Nijt, die ein ehrbarer Nitter ſich Niht zu ſchul-
en Fommen ließe. Gefährlich verwundet blieb
ich auf dem Kampflag liegen. Als ich nach
einiger. Zeit aus einer Sönmacht mieder er-
wachte, mußte ich mit Unwillen bemerken, daß
mein elender Gegner entflohen war, ohne mir
den Beiſtand zu leiften, den Ehre und Hel-
muth in ſolchen Fällen gebieteN. Vorüber-
frugen mich in die nächſtgelegene Hütte. Ein
Landchirurgu8 verband übel und böfe meine
Wunde, worauf ich, der ich in der Entfernung
von meiner Geliebten zu ſterben fürchtete, ein
Fuhrwerk herbeizufchaffen und mich eilend nach
Taley zu bringen befahl. Die mitleidigen Be-
wohner der Huͤtte baten mich zu bleiben, mein
unglücklicher Zuſtand fordere Ruhe; aber ich
fchlug ſte aus und wollte keine Pflege anneh»
men, bevor man meine Bitte erfüllt haben würde.
Endlich braͤchte man einen elenden Wagen; ich
ſetzte mich hinein und machte mich auf den
MWeg. In der Hoffnung, der liebenswürdigen
fönnen, ertrug ich ſchweigend und geduldig die
Leiden, welche die Stöße des Fuhrwerks mir.
verurſachten.
Sufanna vergoß bei dieſer einfachen Schil-
derung von Aubigne’8 ausgeſtandenen Schmer-
zen Thränen einer fo aufrichtigen Theilnahme,
Unglück ihr eigenes Herzeleid oder ſie verſchmetz-
ten ſich beide in jenen Zuſtand ſehr wehmü-
thiger Melancholie, in welcher der von einer
hefligen Leidenſchaft erſchütterte Menſch mit
peinigender Selbſtgefälligkeit ſich ſo gern hin-
einwiegt.
—
Aubigne fuhr in ſeiner Erzählung fort:
Sie koͤnnen ſich leicht vorftellen, welchen Ein-
vruck meine Ankunft auf dem Schloß maͤchen
mußte. Herr v, Taͤlch und ſeine Toͤchter wa-
ren über meine Entfernung erſchrocken; ſie er-
ſchracken jetzt noch viel mehr über meine An-
künft und über die Gefahr, die mein Leben
bedroͤhten Ich mar genöthigt zu geftehen, wozu
ich mich gegen einen Menſchen hatte entſchlie-
ßen muͤffen! der ibn und die Dame, welche
meine Gaͤttin werden ſollte, beleidigt hatte
Diana’8 Vater machte mir einige gelinde Vor-
mürfe, in welche ſich zugleich ſeine Thränen
und die rührenoͤſten Beweife ſeiner Liebe miſch-
ten Brief des Orafen Chiverny und er mußte
vor den Vewegaründen verflummen! die meinen
gerechten Zorn aufgereizt hatten. Um aber dem
Srafen alle Anſprüche auf Diana’8s Hand zu
benehmen, wollte Herr v. Talcy nicht erft meine
Herftellung abwarten; und er erfüllte fein ge-
gebenes Verfyprechen, indem ſchon nad) acht Ta-
gen unſere Vermaͤhlung vollzogen wurde. Noch
zu ſchwach, mich auf meinen eigenen Füßen
zufrecht halten zu koͤnnen, wankte ich, auf zwei
Diener geſtützt in die Schloßkapelle und emyfing
Dort, den Arm noch in der Binde, den Preis
meiner Liebe und Ergebenheit! Ach meine
holde, zärtliche Freundin, ſprach ich zur ſchönen
Diana, ich war nur zurückgekommen, um vor
Ihren Augen zu ſterben; aber nun empfinde
ich, wie wünſchenswerth das Leben iſt! Wenn
der Himmel meine Tage friſtet, ſo ſchwoͤre ich,
Sie ganz Ihrem Glücke zu weihen. — Ein he-
zauberndes Lächeln hewies mir, daß auch meine
junge Gemaͤhlin keineswegs Verlangen trage,
mich ſterben zu ſehen. Bald vollendete die
ruͤhtende und edelmüthige Pflege der liebens-
würdigen Diana, was die Kunſt begonnen —
ſchon nach wenigen Wochen war ich vollkom-
men wieder hergeſtellt. — Und Sie wurden
nun glüclich? fragte Sufanna in einem Ton,
in dem die ganze unnennbare Wehmuth eines
Weibes lag, das feinen eigenen Frieden edel-
müthig dem Gtück eines geliebten Mannes aufs
opfern will, obaleich es darin nicht Ruhe noch
Frieden finden kann und vergebens gegen die
Fewaltige Sprache der Natux. ankämpft. —
Ach, ſeufzte Aubigné, mein Glück war aber-
mal8 von ſehr kurzer Dauer!
—
Und er erzaͤhlte weiter: Der Graf v. Chi-
vernh, welcher mich für todt gehalten hatte,
war ganz erſtaunt zu vernehmen, daß ich wie-
er in8 Leben zurücdgefehrt und trog feiner
Drohung mit gefröntem Erfolg meinen Vor-
ſatz ausgeführt hatte, Falſch und rachefüchttg,
wie er war, beſchloß er nun, unſere Verbin-
dung auf aͤlle möhliche Weiſe zu fAdren und er-
offuete den Wiederbeginn ſeiner Feindſeligkeiten
mit einem Anſchlag auf meine perſönliche Frei-
helt/ indem er durch gedungene Leute mich bei
den Gerichten des Viſchofs von Orleans als
einen Verbrecher gegen das Geſetz anklagen
ließ, welches die häuftgen Zweikämpfe nothwen-
dig gemacht hatten. — Aber damit mußte er
ja au fich felbſt in einen Proceß verſtricken,
warf Suſanna ein. Nicht im geringfien,
entgegnete Aubigné. Ein parteiiſcher Richter
weiß jedes Geſetz zu Gunſten deffen, dem er
wohl will, und zum Wachtheil deſſen zu ver-
drehen, den er haßt. Ich war als Hugenotte.
den Gerichten von Orleans ſchon ſeit langer
Zeit ein Dorn im Auge und die dortigen Her-
ren warteten nur auf einen Vorwaͤnd, in aller
Form des Rechtes meiner habhaft zu werden.
Das wußte Chiverny, der als Anhänger ver
Guiſen die Orleaniſten nicht zu fuͤrchten brauchte.
Noch bei Zeiten von dieſem Anſchlag benach-
bei Talcy, in welchem die Landleute aus Er-
kenntlichkeit für die Dienfte, die ich ihnen zu-
weilen geleiſtet, mir gern Schutz gewährten.
Bald aber erfuhr ich in dieſem Zufluchtsort,
daß der Promotor von Orleans an der Spitze
von feh8 Dienern der Juſtiz gekommen ſei,
um den Herrn v. Taley zur Auslieferung des
Angeklagten zu zwingen, und daß der unglückz
liche Vater meiner Gemahlin felbſt mit dem
Verluſt ſeiner Freiheit bedroht werde. Wüthend
über dieſe Gewaltthätigkeit konnte ich mich nicht
länger in meinem Afyl zurückh alten; ich ſetzte
mich zu Pferd und traf, mit geſpannten Piſto-
len in der Hand, die Häſcher im Schloßhof zu
Taley. — Großer Gott! ſchrie Suſanna ent-
ſetzt. Einer gegen ſteben! — Fürchten Sie
nichts! fuhr Aubigne lächelnd fort. Es waren
Menimen, die mit ihren Lanzen wohl zeitlebene
noch keine Katze gelödtet hätten weil ſie die
Krallen ihrer Pfote fürchten! Die erſchracken
über meine Ankunft gewaltiger als eine Schaar
Kloſterfrauen beim Anblick der türkiſchen Krumm-
fäbel, und ich biß, um nicht laut auflachen zu
müffen, auf meine Zunge, als der ehrenwerthe
Promotor mit einer ganz ehrfurchtsvollen Ver-
beugung ſtammelte: mas dem wohlbeſtallten
Hertu NRitter zu Dienſten ſtehe? Augenblicks
ließ ich einen Tiſch fammt Bibel und Papier
in den Hof bringen, da mußte der Promotor
alle Glaubensartikel ſeines Biſchofs abſchwoͤren,
während die Juſtizbedienten ein förmliches Atte-
ſtat über die Frelſprechung des Herrn v. Talch
ausſtellten und unterzeichneten.
(Fortfegung folgt)
4
Verwiſchtes.
x *. In Paris hat ein Gärtner, Hebert,
eine wunderbare Entdeckung gemacht, die un-
glaublich erſcheint, aber ſchon wiederholt durch
offentliche Verſuche von Gärtnern, Naturfor-
ſchern 2c. erprobt worden iſt, nämlich Pflanzen
allerlei Art faß augenblicklich! das heißt in
fuͤnf bis zehn Minuten, zum Bluͤhen zu brin-
gen. Ein Berichterſtatter erzählt: Wit fanden
in einem kleinen improviſirten Garten etwa
vierzig Gewächſe, welche vor kurzem erſt in die
Erde geſetzt und offenbar noch nicht einmal
angewurzelt waren, und zwar Nelfen, Geor-
ginen, Roſen, Aſtern, Sonnenblumen 20. Alle
hatten Knospen, die im gewöhnlichen Verlauf
der Dinge etwanbinnen vierzehn Tagen erblüht
ſein würden. Zuerſt wurde nun an den Stock
einer frei ſtehenden Georgine und an eine Nelte
eine gewiſſe Menge einer röthlichen Flöſſtgkett
gegoffen und über jede Pflanze eine Glasglocke
geftürzt. Sofort entwickelte ſich eine bedeu-
lende Wärme innerhalb der Gloͤcke, ſo daß die-
ſelbe faſt heiß wurde und ein denſterchen daz
ein geöffnet werden mußte. Che zehn Minuten
vergingen, fahen alle Zuſchauer vor ihren Au-
gen die ſchoͤnſten Blnmen an der Georgine und
Relke ſich entfalten. Hebert ließ die Gloͤcke
abnehmen, ſchnitt die Blumen ab und vertheilte
fie; die Nelken verbreiteten den ſchönſten Ge-
ruch. Ein zweiter Verfuch wurde mit einem
Oleanderbuſch gemacht, der ſich noch ſchneller,
wie durch Zauberei mit Blüthen bedeckte. Schon
Plato ſpricht über eine ähnliche Veförderung
des WachHsthums in den berühmten Gärten des
Adonis. Hebert’8 alfo wieder aufgefundenes
eine Hauptrolle fpielt, da folcdhe8 bei den Ver-
fuchen bereits explodirte 3 ex will jedoch, wenn
er erft zu weiteren Refultaten gelangt ift, ſeine
Entdefung, wie Daguerre, veroͤffentlichen.
Verantwortlicher Revacteur: Kı Nirckher.
daß es faſt fchienm, ſie vergäße über fremdem
Druk und Verlag on G Rethard.