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*

haite * — in dem — zu


Unierredung zwiſchen dem Marquis und dein
Abbe anzuhbren. Dieſelbe hatte ihn in eine
mächtige Aufregung verſetzt. Es war ihm als
ob eine unſichtbare Handeploͤtzlich den Vorhang,
der ſeine Zutunft verhüllte, weggezogen habe.
Er meinte in ein paͤradieſtſches Land hinein-
zuſchauen, aus welchem ihm viel tauſend leuch-
lende Blumen entgegenwinkten und viel tau-


fen, ohne Zaudern den glänzenden Pfad . zu
betreten/ der durch Roſengeftd und Lorbeer-
haine zu einem goldinen Tempel hoch auf dem
Gipfel eines ma jeſtaͤtiſchen Berges emporführte.
— EFortſetzung folgt.) . -

fllte Narketenderin von Fonkenoy.
Erzählung aus der MRegierungszeit Ludwigs XV
(Sortiegung.)

Ee iſt ſchon lange ber,- Roſe, daß wir un-
ſere Proben im Waffenfache beſtehen, und ſeit
den Jahren, mo wir durch ganz Europa Krieg
führen, hätteſt Du wohl ſchon ſehen müffen,
daß die engliſchen
nichts an ſich hHaben, das einen Feldwebel bei
den franzoſiſchen Leibwachen einſchuchtern könnte.
Nein, nein, ich fürchte weder ihre Flinten noch
ihre Geſchütze — aber ich habe den Toy im
Herzen.
So entdecke denn — Kummer, Tour-
neſol! Darf ein Bräutigam für Diẽ Geheim-
niſſe haben, die er liebt?

Das iſt wahr, Roſe, auch will ich Dir

Ay Herrn Georg v. Laval,
hübſcher Offizier!

Ja, viel zu hübſch, ſagte, einen Seufhe
unterdrückend, — z

Wie? ich verſtehe Dih nicht . . .

Du willſt mich nicht verſtehen⸗ 8 —


die feindliche Kugel, die mein Herz“ getroffen
hat und die es zerreißt. Und dieſe Kugel kommt
von Dir, Roſe; ich bin eiferfüchtig.



Das fragſt Ou nich? fayrſt Du nicht den
Namen des Lieutenant auf der Zunge?
Ein lautes Lachen war die einzige Antwort,


der vollen Keberzeugung entfernte, daß ihn der
Lieutenant Georg v. Laval ausgeſtochen habe.
Die Frauen, die Frauen, rief er aus, ſie


nach allem dem wollen wir ein wenig unſere


die man pflückt und bei ihrem Stengel verläßt.
Ich wäre recht toll, mich zu beirüben. , In ei-
nigen Stunden wird die Schlacht beginnen;


den fein, wo der Tod als König herumſpaziert.
Vielleicht werde ich getödtet, das wird das kuͤr⸗
ʒeſte Mittel fein, mich, von ver Liebesqual zu
befreten.


Abtheilung. zurück unter aller Anftrengung, fetz
nen guten Muth gegen das Mißgeſchick zu be-
wahren. Gluͤcklicherweife zogen ihn zu —
Zeit die Vorbereitungen zuͤr Schlacht von ſei-
nen Liehes Vorurthellen ab und befreiten ihn


der Eiferſucht. Die Nacht * verfloffen, die
Morgenſonne ſtrahlte ſchon längſt und Tour-
neſol hatte feine undankbare Geliebte noch nicht
miedergefehen; er machte ſich ohne Zoͤgern an
alle Einzelhelien ſeiner Dienſtpflicht; aber hat




den feſteſten Willen beherrſat und die 2
vergeſſen läßt? Beauftragt, einen höhern Befehl


bringen, hatte Tournefol ſeine Sendung voll-
bracht und ging auf dem Ruͤckwege durch das
Dorf Fontenoy. Durch einen Zufall, den die
Liebe allein bereitet hatte, trat er in ein Haus
ein, deſſen Umgebung ihm anzeigte, daß es zur


mit trinkendem und ſingendem Reiter= und
Fußvolke umgebenen Tifche waren unter die
Bäume geſetzt worden, die dieſe beſcheidene
Wohnung beſchatteten. In ſeiner Niedergeſchla-
genheit hatte der arme Felowebel nicht einmal


ten: „Roſe, die — 2— Aniazone der fran-


Heda! rief Tournefok, ein Glas Braͤnnt-
wein, ich bin von Müdiskeit erſchoͤpft!

Ein Glas? antwortele die Herrin des Orts
und der Ausdruck ihrer Stimme entriß den
Feldwebel ſeinen Vorurtheilen. Zwei, wenn
Du wilft, und aus ganzem. Herzen anbetungs-
würdiger Feldmebel, denn anbetungswürdig ſinde
ich Dich wegen dieſer Schmarre auf der Naſe.
Jeder hat ſeinen Geſchmack, ich liebe die Schmar-
ren auf der Stirne der Tapferen, das iſt ein
Schmuck, der ihnen beſſer ſteht, als eine Roſen-
farbe, und eine Haut, glatt wie Atlas. —
Was ſagt Ihr Herrn Feldwebel dazu, Ihr ſeid
nicht meiner Anſicht? Ihr ſprecht wahrhaftig
für Euren Vortheil,
hat noch den Feind nahe genug geſehen, um
das kleinſte Kräßzchen zu empfangen. Aber der


ſchon lang; und wenn alle Feldwebel bei den


Marketenderin ſtehenden Feldwebel. -

—_ Sa, Morgen, wie man glaubt — o, o das
wird heiß, denn die Schlachten , die der Mar-
ſchall von Sachfen lKiefert, find, daͤucht mich,
kein Kinderſpiel! Oh! Ihr Feinen, alatten
Herrn Feldwebel, Ihr müßt vom Leder ziehen,
es wird Ernſt in der Sache werden und den


und eingeſchmiert ſein wie heute.

In der That,
Solivet, ſollte man nicht fagen, Tapferkeit ſei
eine feltene Sache bei den Franzoſen? Weißt
Du nicht, (Höne ‘D?atfetenbmn‚ vaß e8 keinen
einzigen Soldaten in dem Heere des Marfhalls
gibt, ver nicht bereit wäre, feinen letzten Bluts-
tropfen für die Ebre und den 8 Frant-
reichs hinzugeben?

Sehr gut, Herr Jolivet, Sie * **
Abſtchten, und Morgen — deſſen bin ich ges
wiß — kommen Sie dem tapfern Tournefol
gleſch. Aber einen Augenblick verzeihen fie,
meine Herrn Feldwebel! Ich verlaſſe Sie, ich
begleite Tourneſol, mit dem ich nothwendig zu
Gleich komme. ich zurück, *4
neuen Befehle entgegenzunehmen. ,

Gluͤcklicher Tonrnefol ! rief die [ufhge 2
ſellſchaft.

— Glücklich? Ihr Herrn; dies Wort koͤnnte
eine Beleidigung ſein; aber am Vorabend einer
Schlacht muß man Alles vergeſſen.
geb's Euch, denn ich hoffe Euch bald Alle wie-
derzuſehen mit dem Zeichen der Tapferkeit:

Schmarren auf der Stirn und Eure Kleider
geſchwärzt * das — der Englaänder;
dann — ,

Dann, _ fd)öne — ſagte Jolivet,

Dann — dann geb⸗ * Branntwein um-
ſonſt.

Auf Dein Ehrenwott?

Feldwebel Jolivet, die — — des
Marſchalls von Sachſen haben nur eines; {n
der Liebe wie in Geſchäften iſt es heilig.





*

Immer des — von Gefälligkeit würdig,
worin die fraͤnzoſtſchen Soͤldaten ſiehen, kamen
die Feldwebel den Wünſchen Röschens zudor
und gingen einer nach dem andern hinaus, in#
dem fie den Schlußreim des Liedes ßrummten‚
das in Fraͤnkreich noch — * zumal
beim Heere:

8 — de —
est un gränd homme

il a fort bien servi le Roi
le kai Guillaume,

Waͤhrend diefer 8ett haͤtte Tournefol ſich 8
eine Bank im Hintergrunde der Stube nieder-
geſetzt. Den Kopf auf beide Hände geflüßt -
ſchien ‚ev in Gedanken verfunken und gab kein
anderes Lebenszeichen von ſich als tiefe Seufs _
Die Mar-
ketenderin fah {bın eine Zeitlang an, obhne ein
Wort zu fagen: aber nachdem fle- boshaft der


ſie füch, ſchiich auf den Zehen herbei und ſprach
mit einem derben Schlag auf Tourneſols Schul-
ter: Feldwebel! Da biſt ein tarker Träumer


Und Deine Hand, rief Tournefol, iſt fehr
— geworden, Su haſt mir die Schul-
ter verrenft, und Goͤtt weiß, wie bald ich ihrer
bedaͤrf, denn bei der erſten Gelegenhett muß Ich
mich am Feind für alle Leiden rächen, die ich
erdulde; ich muß ihm's Leben theuer verkaufen;
ich will mich eindrängen in die engliſchen Rei-
hen, bis mich der Tod aufhält; uns ſtehſt Du,
Roſe, ich werd' ihn ſchon antreffen, wenn die
feindlichen Musketen mit Lutlicher 7 ge-

laͤden ind.
Gortſetzung folgt) _

Der Einſiedter auf dem Cap —

Aın Cap — wo maͤnch — —


Oft Felſenſtücke nach den Schiffen ſchleudert,


Dort riß der Sturm drei Felſen einſt die Kronen
Herab — mal t fle am jähen Abhang hin;
Kein Vogel. mocbt’ in dieſer Mitie wohnen,
Und ſieh,ein Menſch baut ſein Aſyl daͤhin!

Ein Häuschen, fi FeI)t man in der Felſen Mitte,
Ein ‚Glödchen drauf, vom ew’gen Wind bewegt —
Und betend kniet dabei ein Eremite,

Wenn an ein Schiff die Woge braufend ſchlägt

Ein Hilferuf, ein Nothihuß, abgefeuert *
Wenn’g Element ax Maſt und Segel reißt! -
Das iſt der WechfeL, der ſich dort ernenert,

Und unter dieſem lebt ein Menſchengeiſt.

Dem Vogel gleich, der auf! der Berge DHöhen,
Die @cbmmgen fhon zu böherm Fluge hebt —
So diefer Geiſt, fühlt höh’'res Geiſterwehen,
Indeß der Leib am ſteilen Abgrund ſchwebt!

Fragſt Du, warum der Mann den —
Und fürchteriichen Wohnort ſich gewählt?

Wer zweifelt, daß es Lebensſtürme waren,
Die ihn für dieſen großen Kampf geſtählt?

Wohl Mißion einer Welt hat ihn gezogen,
Iu jenen ſchauerlichen Harmonien!

Ach unter ienen gluhn den Himmelsbogen

Hieß ihn gewiß ein kalter Norden ziehen!

Biclleicht auch hat die Welt ihm viel begraben,
Gehemnit den Lauf zu einent edlen Ziel —
Daß * nichts blieb, alg ſie geliebt zu haben,
Der Glaube brach 4 letzien Hoffnungskiel!


Zhm jeden Stern aus ſeiner Lebenspahn!
Dort lebt er, wo zut vimmelsmüchte walten,
5* Geiſt dem vochſten Geiſt nur unterthan!

; Marie Ichrepoler

mci)t die Liebe eine gebetmntfioofle Kraft, die

Druck und Verlag von G. Reichard.

Verantwortlicher Redacteur: A, Nieckher.
 
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