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Sonntag, den 2. Mai
1852
Deutſchland.
Aus dem Königreich Sachſen. Die
gegenwärtige Seſſion des Landtans iſt durch
Decret vom 24. April um 14 Tage ver-
längert und der Schluß deſſelben auf den
13 Mat feſtgeſetzt worden.
München, 26. April. Aus zuverläſſiger
Quelle kann ich Ihnen mittheilen, daß die
Geſetzentwürfe, welche vor wenigen Tagen
im Staatsrathe discutirt worden ſind und
demnaͤchſt den Kammern werden vorgelegt
werden / folgende ſind: 1. Geſetz, Zufäße zu
dem Geſetz gegen den Mißbrauch der Preſſe,
insbeſonderẽ preßpolizeiliche Beſtimmungen
betreffend! 2. Geſetz, durch welches die Ab-
urtheilung der Preßvergehen den Schwur-
gerichten entzogen wird. 3. Geſetz, welches
verfügt, daß über die politiſchen Verbrechen
die Jury nicht zu erkennen hat. E Ein
Gewerbſteuergeſetz. 5. Geſetz/ wodurch die
Diseiplinarſtrafen gegen ; die Notare der
Pfalz wegen Ueberlretung der Beſtimmun-
gen des Regierungsgeſetzes gemindert wer-
den (hervorgerufen durch den Antrag des
Hrn. Abgeordneten Roos), 6. Geſetz durch
welches die Reiſediäten der Abgeordneten,
ſowie deren Diäten während des Landtags
(die letzteren von 5 auf 4 Gulden) herab-
geſetzt werden. Ein weiteres in Arbeit
befindliches zur Vorlage an die Kammern
beſtimmies Geſetz betrifft die Gutszertrümme-
rungen, welchen möglichſt geſteuert Werden
foll. — Der Landtag wird bis ium Mai
ceinſchließlich) verlaͤngert werden. (Pf. 3)
Muünchen, 21. April. Wegen des Ab-
lebens Sr. Kön. Hoheit des Großherzogs
Leopold von Baden wurde am hieſigen Hof
geſtern eine 14tägige Trauer allerhöchſt an-
geordnet. In dem Befinden Sr. Hoh. des
Prinzen Eduard von Sachſen⸗Altenburg iſt
heute eine ſchwache Beſſerung eingetreten.
— Die „N. Münchener Ztg.“ meldet: Se.
Mag der König haben ſich bewogen gefun-
den, den geheimen Rath und ordenilichen
Profeſſor Dr. Joh. Nep. v. Ringseis in
billiger Beruͤckſichtigung ſeiner vorgerückten
Lebensjahre, ſowie unter wohlgefaͤlliger An-
erfennung ſeiner bisherigen eniſprechenden
Dienſtleiſiungen, vom 1, Sept. 1852 anfan-
gend, Der ihm obgelegenen Verpflichtung,
Flinifdhe VBorträge, ſowie Vorleſungen der
ſpeciellen Therapie abzuhalten, zu entbinden,
und den ordentlichen Profeſſor Hofrath Dr.
Kaxl Pfeuffer zu Heidelberg vom 1, Sept.
L. Z anfangend zum ordenilichen Profeſfor
der ſpeciellen Thexapie und Klinit an der
mediciniſchen Facultät der Hochſchule Muͤn—
chens zu ernennen, — Die Kammer der Ab-
geordneten hat heute die Debalte über den
Geſetzentwurf, „die Familienftdeieommiſſe“
betreffend, fortgeſetzt und beendet und den-
ſelben bei der Schlüßbeſtimmung verworfen,
denn es ſtimmten nur 79 dafür und 48 da-
gegen, ſohin nicht die nothwendige Zwei-
drůttheil Majoritaͤt. Die 48 Stimmen gehö-
ren der Linken an, die indeſſen mit der Verwer-
fung des Geſetzentwurfs nicht viel bezweckte,
denn es bleibt jeßt bei der dermaligen Geſetz-
gebung, nach welcher die Errichtung dex Fa-
milienfideicommiſſe ein Vorrecht des Adels
iſt, das bekanntlich durch den nun verworfe-
nen Geſetzentwurf inſofern aufgehoben wer-
den ſollte, daß die Errichtung ſolchex Fa-
milienfideicommiſſe Jedem zuſtehen ſollter
Wien, 26. April! In Prag werden, wie
man von von dort ankommenden Reiſenden
vernimmt, Vorbereitungen zu großen öffent-
lichen Feſtlichkeiten getroffen. Triumphbö-
gen ſind bereits im Entſtehen, und die Vor-
ſtände der Bürgerſchaft in geſchäftiger Be-
wegung. Es in wahrſcheinlich, daß Se.
Maj. der Kaiſer die Hauptſtadt Böhmens
mit einem Beſuche beehren wird/ was wohl
im Zuſammenhange mit der Reiſe J. Maj.
der Kaiſerin von Rußland nach Deutſchland
ſtehen dürfte, Vielleicht bewahrheitet ſich
ein Ihnen früher mitgeiheiltes Gerücht, daß
nämlich die erlauchtẽ Monarchin ſich über
Wien nach Venedig zu den Großfürſten de-
geben wird, in welchem Falle ihr der Kaiſer
nach Prag entgegen ginge, oder es könnte
in dem Falle die Begegnung in Krakau ge-
ſchehen, wo Ihre Majeftät den Weg naͤch
Berlin durch Sachſens Hauptſtadt nimmt.
— Der Zeitpunkt der nächſten Induſtrie-
ausſtellung hier iſt für 1854 beſtimmt. Da
nach den in London abgelegten Proben die
Reſultate zu großen Erwarlungen berechti-
gen, fo werden von Seite der Regierung
auch eutſprechende Vorbereitungen getroffen.
Der Ort der Ausſtellung wird am Glacis
vor dem Schottenthore ſein. Der Sections-
rath im Handelsminiſterium, Herr v. Spren-
gex, hat den Bauplan unſeres „Kriſtallpa-
lajtes“ enworfen, welcher nun der Geneh-
migung des Herrn v. Baumgartner vorliegt.
Wenn auch nicht von ſo koloſſalen Dimen-
ſionen wie der Londoner, ſoll er ſich durch
originelle Schoͤnheit der Architektur und groͤ⸗
ßere Zweckmäßigkeit für ſeine Beſtimmung
auszeichnen.
Italien.
Turin, 24. April. Der Kammerpräſi-
dent Dionigi di Vinelli iſt geſtern Abend
um 8 Uhr verſchieden. Wie ein Blitz durch-
lief dieſe Todesnachricht geſtern Turin, und
der Eindruck war um 5 tiefer, als die
Aerzte waͤhrend der letzten Tage Hoffnun-
gen auf Rettung gegeben Hatten, Wie es
ſcheint, hatte Pinellt einen Rückfall in ſeine
Krankheit (Gehirnentzündung) erlitten. Die
Deputirtenkammer haͤlt heutẽ keine Sitzung,
neben der dreifarbigen italieniſchen Natio-
nalfahne wird heute eine Trauerfahne vor
dem Palazzo Carignano aufgezogen wer-
den. Groͤhartige Begraͤbnißfeierlichkeiten,
an welchen ſich ohne Z3weifel die ganze
Stadt betheiligen wird/ werden vorbereitet.
Heute Morgens begaben ſich ſämmtliche Mini-
ſter in das Haus des Verſtorbenen, der
eine junge Wittwe — Pinelli hatte ſich erſt
vor wenigen Monaten verheirathet — ZU-
rückläßt. Obwohl Pinelli häuftg in wich-
tigen Fragen Raͤthgeber des Cabinets war,
ſo wird fein Tod doch wahrſcheinlich von
keiner Aenderung in unſerer Politik beglei-
tet ſein. * 1 ;
' Fraukreich.
Paris/ 26. April. Napoleon wird
wegen Ablebens des Großherzogs von Ba-
den Trauer anlegen. Man Ipricht von
Wiedereinführung des die Staats- und Fa-
milientrauer betreffenden napoleoniſchen Neg-
lements. — Die „Debats“ wollen wiſſen,
daß unſere Geſandten zu Dresden und in
China abberufen worden ſeien. — Nach
demſelben Blatte will die Regierung den
in der Angelegenheit der Domaͤnen Neuilly
und Monceaur entſtandenen Conflict vor
den Staatsrath bringen, welcher über die
Frage der vom Tribunal erſter Inſtanz be-
anſpruchten Competenz entſcheiden ſoll. —
Der Senatspräſident, Marſchall Jerome,
ches bekanntlich für die Dauer der Seſſion
ſeine Amtswohnung iſt, den erſten ſehr zahl-
reich beſuchten Empfang! — Der hieſtge
Stadtrath hat für ein dem berühmten Ma-
ler Leſueur im Garten des Luxembourg zu
errichtendes Denkmal 6000 Frk. bewilligt.
Leſueur, der franzöſiſche Raphael, wie ihn
die Künſtler nennen, zog ſich verkannt, ver-
ſolgt und krank in ein Kloſter zurüd, wo
er 1655 im Alter von 38 Jahren ſtarb. —
Der Bau der großen Kaſerne hinter dem
Stadthauſe, die mehrere Tauſend Mann
faſſen und die Feſtigkeit eines Forts haben
wird, iſt in regſtem Fortſchreiten; die Fun-
damente ſind bereits gelegt.
werden von der Stadk beſtritten. — Der
ſchweizeriſche General Dufour iſt hier ein-
getroffen. — Zwiſchen unſerer und. der
oſterreichiſchen Regierung wird wegen eines
Handels⸗ und Schifffahrtsvertrages unter-
handelt. 5l
Eugland. *
London, 26. April, In einem Artikel
gegen die „böswilligen Beurtheilungen L.
Napoleons von Seiten mancher engliſchen
Blätter? gibt heute der miniſterielle Herald
zu verſtehen, daß L. Napoleon auch durch
Annahme des Kaiſertitels das Vertrauen
der gegenwärtigen britiſchen Regierung nicht
verſcherzen würde! — General Roſas, der
geſtürzte argentiniſche Dictator, naͤhert ſich
London in ſehr langſamen Tagreiſen. An-
ſtatt von Queenstown über Dublin und
Liverpool raſch und einfach, wie ein Pri-
vatmann, zu fahren, zieht er es vor, ſo
lange alg möglich an Bord des Kriegs-
dampfers Confliet zu bleiben, der ihn auf
Staatskoſten nach Europa verbracht hat.
Am 21. Abends kam er mit dem Confliet
in Falmouth an! Von dort wird der ge-
weſene Dietator ſich nach Portsmouth brin-
gen laſſen. Einen öffentlichen Empfang in
London wird er ſchwerlich wünſchen, wenn
Blättern liest.
Loudon, 27. April. Die zweite Leſung
der Milizbill iſt mit 150 Stimmen Mehr-
heit durchgegangen. Die Peeliten ſtimmten
mit dem Miniſterium! (Alfo ein Sieg des
Feuilleton.
Liebe in alter Beit,
(Fortfegung.) - .
Während ſeiner Reve, die halb fpöttifch, hHalb
halb ſtrafend Flang, -hatte Margaretha alle
Wuth in ihre Bruſt gefammelt, „Mit welchem
Rechte,” ſchrie fie nun, „miſcht ſich denn der
Herr Lieutenant in unfere Haus: und Wirth-
ſchaftsangelegenheiten? Was geht e8 Sie an,
wie mir unfer Kind erziehen? Iſt e8 nicht ge-
nug, Daß Sie tägliH unfer ſchlichtes Haus
beehren mit Ihrer ſtolzen Gegenwart bis in die
Nacht hinein, und großmüthigft mit Ihren Hel-
denthaten zu unterhalten belieben, und dabet
was Gott uus beſcheert hat! verzehren helfen?
— @8 iſt zu viel, Herr Lieutenant, mir iſt es
längſt zu viel, und wenn Sie nichts dawider
nicht übel nehmen wollen, , . ;
„Schweig ſtill! Margarethe ,“ rief der Kan-
zelliſt droßend und ſchlug mit dem Holzbeine
auf den Boden.
Nein! ich will nicht fehweigen, I wilt
durchaus nicht ſchweigen, bis Alles heraus iſt,
was ich ſeit langer Zeit aufgeſpart habe,“ ſchrie
die erbitterte Frau. ;
“
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