„Nun denn,“ ſagte der Lieutenant „ indem
müße her, Sergeant, dieſe Schlacht wird vor
Morgen nicht beendet. Eine Frau in Wuth
ſchnurtt wie ein Spinnrad, bi8 zuletzt der
Faden reißt; und Margarethe, thul mir den
Gefallen, holt Tabak, Pfeife und Bier, dann
nehmt Euch Zeit und legt los.“
Seine unbeſchreibliche Ruhe, die etwas Sa-
taniſches hHatte, that alle Wirkung, welche er
erwarten Fonnte. Frau Margarethe war ſo
beſtürzt in ihrer unmäßigen Wuth, daß ſte die
Sprache verlor. Sie ſtammelte noch einige
Worte, dann nahm ſie die Thür und warf fie
hinter ſich zu , daß die Wand zitterte.
Der alte Grabow brach in ein dröhnendes
Lachen aus. „Da ſtieht man, wie die Welber
ſind,“ ſagte er; „mit nichts in der Welt kann
man ſie beſſer faſſen, als mit Geduld und ein
wenig Spott. Was wäre es geworden, wenn
ich auf den Tiſch geſchlagen, und ſie zu allen
Teufeln gewünſcht hätte, Bei Gottes Thron!
meine Petrücke und meine Augen wären nicht
einen Heller werth geweſen. — Sie hätte mich
zum Hauſe hinausgewieſen und auf der Schwelle
ein Kreuz gemacht, wie vor dem Gott fei bei
uns. Statt deſſen ſitze ich hier nun ganz be-
haglich und der böſe Feind hat ſelbſt Reißaus
genommen vor ein paar Worten.“
Margarethe iſt ein gutes Weib,“ erwiederte
Spangenberg, der/ verlegen, wie er war, doch
etwas ſagen wollte, „aber ſie hat ihre Launen,
wie alle Frauen.“
Das liegt an den Männern,“ rief der alte
Offtzier ſchnell, „weil ſie die Rüppchen ver-
wöhnen vnd ihnen die Launen nicht austreiben. “ —
Der blaſſe Kanzelliſt lächelte freifinnig. —
„Sie ſind niemals derheirathet geweſen,“ meinte
er,: „unDd wiſſen nicht, was eine Frau für
Künſte kann um ihren Willen zu behalten.“
Alſo darum,“ rief Grabow lachend, „weil
ich das Joch noch nicht über meinen Naͤcken
werfen ließ weiß ich nicht,- mwie e8 thut, umd
welche Mittel man anwenden ſoll, um ſolch
ein übermüthiges Geſchöpfchen Mores zu lehren.
und gar. Was ich nicht ſelbſt erfuhr, Habe ich
doch genau beobachtet an tauſend und aber
tauſend Chriſtenleuten. Ich habe die Che mit
ihren Freuden und Leiden förmlich ſtudirt; ganz
heimlich, wie eine Spinne im Netze, meine
Beobachtungen gemacht, und mich köſtlich belu-
ſtigt, wenn ich die Fliegen zapbeln fah, und
wie ihnen langſam, Tropfen für Tropfen, Blut,
Muth und Kraft ausgeſogen wurde, bis der
ett ihnen den letzten Reſt Verſtand zer-
trat ;
„Und dabei haben ſte ſicher Reſpect bekommen
vor allem Eheleben ſagte der alte Kanzelliſt.
Hört, Spangenberg,“ erwiederte der Lieuͤte
nant ernſthaft, „wenn irgend Etwas mir Luſt
gemacht hat e8 noch jetzt zu verſuchen, ſo feid
Ihr es. Ihr habt ein gute8 Weib; wenn
ſie Launen hat, liegt es an Cuͤch nur, weil
- SOr, mwie eine Memme, dazu ſchweigt, ftatt
wie ich es Cuch zeigte, Sie mit Spott zu kirren.
Frauen ſind wie Uhren jevde will täglich ſorgſam
azufgezogen und mit Vorſtcht behandelt werden.
Verſteht Ihr wohl; man muß, um glücklich zu
leben und eine folgſame Frau zu haben, genaͤu
ſtudiren, was man in jedem Falle zu thun
hat. Was bei der Einen Leben gibt, bringt
aber bei der andern Tod, und fomit iſt daͤs
‚eine Kunſt, eine ſchwere, große Kunſt, die nicht
ſeder begrelfen kann.“
Behoͤrt es auch mit dazu,“ fagte der Kaͤn—
zelliſt daß ſie Margarethen fo zornig machten?“
Der Alte ſchwieg ein Weilchen, indem er
ſtarr vor ſich hinelickte! „Hört, Sergeant,“
ſagte er dann, „Ihr wißiees vielleichi fchoͤn,
daß bei mir nienals Ciwa8 ohne Vlan und
Abſicht geſchieht. Was ich auch Boͤfes gethan
haben mag im Leben, Gott iſt mein Zeuge,
2
und weil es fo ſein mußte.“
in das wirthliche Haus zog! Hier bat ſte den
Gaſtwirth um ein trodene8, wenn auch altes
heit fpredhen,“” ſagte Spangenberg leiſe und
drückte die Hände vor fein Geſtcht.
„Narr, der Ihr ſeid,“ erwiederte der Alte
fpStrifch. /Gerechtigkeit! fürchtet Ihr die immer
noch nach langen Jahren? — Guter Freund,
in dieſer lumpigen Welt geht es fonderbar her.
Das Menſchenvolk hat ſich Geſetze herausge-
klügelt und ſchreit nun jedem Reugeborenen
zum Paradieſe oder zum Galgen ſein. — Nun
ſeid Ihr einmal herausgetreten aus deni Zau-
berkreiſe, habt ſelbſt Recht und Geſetz gefpro-
chen und die Ungerechtigkeit ein Bioͤchen ins
Gleiche zu bringen gefucht. —
Fortſetzung folgt.)
Treue bis zum Kerker.
Es war im Juni 1833, als der Gaſtwirth
ur nackten Henne“ bet Naumburg eines
Abends gegen 9 Uhr die Fenſterladen ſchloß,
weil ein Wetter im Anzuge war! Der un:
geheure Sturm wälzte dicke Staubwolken von
der nahen Landſtraße herab und trieb ſie über
den breiten Saalſtrom, daß man die nahe
Fähre, ja ſelbſt den Waſſerſpiegel nicht erfennen
kennte. Der Donner nahete in fürchterlichen
Schlaͤgen und ein blendender Feuerſtrom zuckte
in den Lüften. Die Tauben kehrten erſchrocken
von den Feldern und ſtürzten in die bergenden
Höhlen! Der beſorgliche Wirth ging im . ge:
räumigen Hauſe umher und befeſtigtẽ die kra-
chenden Thüren und Bodenfenſter, dann befahl
er ſeinen Knechten, die Pferde anzuſchlrren und
begab ſich erſt nach dieſer Veranftaltung in die
behagliche Saftftube, wo ein fremdes junges
Weib auf einem Sopha faß und mit dem Kopfe
auf dem Tiſche ruhend eingeſchlafen war.
Das arme Geſchöxf mußte ſehr ermüdet ſein,
denn die ſtärkſten Sonner vermochten nicht die
Schläferin zu erwecken. Sie war nicht eben
koſtbar, aber anſtändig, doch in fremdländiſcher
Tracht gekleidet! Ihr ſchlanker, zarter Leib
ſtrotzte von üppiger Jugendfülle, nur das Ge-
ſicht ſchien ſtark von der Luft und Sonne ge-
bräunt und ſtoͤrte die Vorſtellung von einer
reizenden Schoͤnheit, auf welche übrigens ihr
langes blondes Haar und die runden vollen
Arme hindeuteten, Neben ihr auf dem Tiſche
ſtand ein niedliches Handkörbchen von feinein
Holzgeflecht, aus welchem der Zipfel eines Ta-
ſchentuches hervorragte. Es machte dem gut-
müthigen Wirth Freude, daß das junge Weſen
ſo harmlos ruhig ſchlief und er ſuchte alle
Stoͤrungen ſeiner Leute zu beſeitigen, damit
die ſanft ſchlafende nicht erweckt würde, erſt
nach dem Abzuge des Gewitters, wenn fie er-
wacht ſein mürde, wollte er ihr das wüthende
Unwetter beſchreiben! ‚Da drang ein lauter
Ruf durch die Donner gerade von der Stelle
her, wo der Ueberfahrts-Kahn auf der Saale
fag. Der Wirth eilte hinaus und rief den
furchtſamen Fährmann, welcher indeß wenig
Luſt bezeigte, den leichten Kahn loszubinden und
den am jenſeitigen Ufer harrenden Mann über-
zufehren. Während der mitleidige Wirth mit
dem trotzigen Fährmann zankte, dieſer aber
ruhig bei ſeiner Weigerung, bei ſo heftigem
Sturme, überzufaͤhren, beharrte, kam das fremde
junge Weib gerannt und erklärte, daß der jen-
ſeits ſtehende Fremde ihr Mann fei! Das Weib
rang die hochgehobenen Hände, fiel bald dem
Wirth, bald dem Fährmann zu Füßen und
band endlich aus einem Knoten tores Taſchen-
tüches einen Thaler hHeraus, welchen fie dem
harten Fährmann zuwarf. Dieſet hob das
Geldſtück murrend auf, band den Kahn los
und brachte den vom Regen bis auf die Haut
durchnäßten Wanderer glücklich zur Stelle, Kaum
hatte der arme Mann das Ufer betreten, al8
die junge Frau ihm entgegen ſtürzte, die ſchwan-
kende Geſtalt mit kräftigen Armen faßte und
verficherte, daß ſte Alles dankbar vergüten wuͤrde.
Der gerührte Wirth holte mit eigenen Haͤnden
ein feines Hemd, eine eben ſo feine Untethoſe,
eine Weſte und einen Rock herbei und erklärte,
den eiskalten Fiemdling in ein Nebenzimmer
ziehend, daß er von dieſen Sachen Gebrauch
machen möge, mährend er Sorge tragen wolle,
daß für ihn ein Fräftiges Warmbier bereitet
wies er ſtandhaft zurüc, Nach einigen Minus
ten trat ein langer, ſchoͤner, kraͤftiger Mann,
welcher den Jahren nach wohl eher der Bater
des jungen Weibes hätte ſein können in das
Gaſtzimmer, ſprach vorläufig ſeinen Dankege-
gen den gefälligen Wirth aus, bat wegen der
unangenehmen Stoͤrung um Entſchuldigung, fuͤr
ſich und ſeine Frau aber um ein Nachtquartier.
— (SFortfegung folgt.) ; *
Golt iſt mit uns!
Wenn ich hinaus in die Natur,
In Gottes großen Tempel gehe,
Und da erblicfe, wie der Baum -
Lichtdurftig rankt ſich in die Hoͤhe,
Wenn ich das Gräschen auf der Flur
Betracht” mit all’ den taufend Fäven
Zurch walche Gottes Odem weht,
Dann drängt es mich , ihn anzubeten,
Der da erſchaffet und gebeut
Und im Beſttz der Ewigkeit,
Und wenn der Blig die Nacht zertheilt
Mit dem gezücten Flammenfchwerte,
Wenn über uns der Donner rolt
Und Sturmesfittig peitſcht die Erde, -
Wenn wild der Regen niederfchießt
Und graue Wolken ſich entladen,
Dann blick ich auf und denk an ihn,
Der uns beſchirmt auf allen Pfaven,
Ob Sonnenfchein, ob Sturmesnacht,
Gott iſt mit ung, fein Auge wacht.
Buntes.
Im Haag lebt ein junger Mann, Karl, der
in zehn Jahren ſein mehr alg bedeutendes Vermös
gen durchgebracht, um in London als Dandy und Lion
eine Nolle zu ſpielen, und ſich jeßt auf die äußerfle
alt. Um feine Umflände zu verbeffern, i er alles
Eruftes auf den Einfall gefommen, fich felbſt aus-
vielen zu faffen. In den Buchhandlungen und an
anderen öffentlichen Orten benachrichtigen große
Anfchlagzettel das Publicum von diefer Lotterie zu
100,000 Yoofen &a 10 Hranfen, was gerade eine
Million augmacht. Die Affichen geben eine Be:
der Gewinnende ein Mann, ‚er die Millton mit
dem ANusfpielenden theilen werde; ift eg eine Frau,
fo hat ſie die Wahl zwiſchea der Sand des Herrn
Karl, oder 500,000 Franken. Wie die Gewinnenvde,
Sarl gibt die feierlichẽ Verficherung, fie zu ehe-
lihen. Er iſt der fenen Neberzeugung, bis Envde
dieſes Jahres alle Loofe untergebradht zu fehen.
. In der Einrichtung des menſchiichen Körpers
unterſheiden wir 3 Reiche das Reich des Magens,
das Reich des Herzens und das Reich des Gehirns!
Der Nagen feffelt ung an die Erde, das Herz ver-
bindet ung mit dem Menfchen und mıt dem Gehirn
hängen wir mit der Sonne zufammen. —
.. In einem amerikaniſchen Blatte ſteht folgende
berbe Yufidneiderei ; Die Eifenbahn von Wafhing»
ton na Santa Fe iſt ſo lang daß ein Mann, vder
gut raſtxt in Wafhington den Wagen beftieg, in
Santa _ Fe mit einem 3 Zoll langen Barte ankant.
—.. Eine Wienerin, weide Antt: Thierquäler-
VBereing-Mitglied ift, beläſtigte eine Fliege. „Fean!“
rief ſie ihrem Diener, „fange das Thlerchen ganz
fanft und delieat und laͤß eg zum Fenfter hinaus,“
Jean erhafchte die Fliege auf der Nafe det Gnaͤ—
digen und trug ſie änßſtlich zum Fenſter? Madame,
es regnet, ſoll ich ihr vielleicht einen Regenſchirin
mitgeben?“ { D
Lückenbüſier.
Kritiker geben Geſetze! Der Dichterling folgt
8 dem Geſetze;
Aber der Dichter, er iſt ſelber ſein leuchtend
Geſetz *
* — — — Beichard.
Druck und Verlag von G Reichard.
—
müße her, Sergeant, dieſe Schlacht wird vor
Morgen nicht beendet. Eine Frau in Wuth
ſchnurtt wie ein Spinnrad, bi8 zuletzt der
Faden reißt; und Margarethe, thul mir den
Gefallen, holt Tabak, Pfeife und Bier, dann
nehmt Euch Zeit und legt los.“
Seine unbeſchreibliche Ruhe, die etwas Sa-
taniſches hHatte, that alle Wirkung, welche er
erwarten Fonnte. Frau Margarethe war ſo
beſtürzt in ihrer unmäßigen Wuth, daß ſte die
Sprache verlor. Sie ſtammelte noch einige
Worte, dann nahm ſie die Thür und warf fie
hinter ſich zu , daß die Wand zitterte.
Der alte Grabow brach in ein dröhnendes
Lachen aus. „Da ſtieht man, wie die Welber
ſind,“ ſagte er; „mit nichts in der Welt kann
man ſie beſſer faſſen, als mit Geduld und ein
wenig Spott. Was wäre es geworden, wenn
ich auf den Tiſch geſchlagen, und ſie zu allen
Teufeln gewünſcht hätte, Bei Gottes Thron!
meine Petrücke und meine Augen wären nicht
einen Heller werth geweſen. — Sie hätte mich
zum Hauſe hinausgewieſen und auf der Schwelle
ein Kreuz gemacht, wie vor dem Gott fei bei
uns. Statt deſſen ſitze ich hier nun ganz be-
haglich und der böſe Feind hat ſelbſt Reißaus
genommen vor ein paar Worten.“
Margarethe iſt ein gutes Weib,“ erwiederte
Spangenberg, der/ verlegen, wie er war, doch
etwas ſagen wollte, „aber ſie hat ihre Launen,
wie alle Frauen.“
Das liegt an den Männern,“ rief der alte
Offtzier ſchnell, „weil ſie die Rüppchen ver-
wöhnen vnd ihnen die Launen nicht austreiben. “ —
Der blaſſe Kanzelliſt lächelte freifinnig. —
„Sie ſind niemals derheirathet geweſen,“ meinte
er,: „unDd wiſſen nicht, was eine Frau für
Künſte kann um ihren Willen zu behalten.“
Alſo darum,“ rief Grabow lachend, „weil
ich das Joch noch nicht über meinen Naͤcken
werfen ließ weiß ich nicht,- mwie e8 thut, umd
welche Mittel man anwenden ſoll, um ſolch
ein übermüthiges Geſchöpfchen Mores zu lehren.
und gar. Was ich nicht ſelbſt erfuhr, Habe ich
doch genau beobachtet an tauſend und aber
tauſend Chriſtenleuten. Ich habe die Che mit
ihren Freuden und Leiden förmlich ſtudirt; ganz
heimlich, wie eine Spinne im Netze, meine
Beobachtungen gemacht, und mich köſtlich belu-
ſtigt, wenn ich die Fliegen zapbeln fah, und
wie ihnen langſam, Tropfen für Tropfen, Blut,
Muth und Kraft ausgeſogen wurde, bis der
ett ihnen den letzten Reſt Verſtand zer-
trat ;
„Und dabei haben ſte ſicher Reſpect bekommen
vor allem Eheleben ſagte der alte Kanzelliſt.
Hört, Spangenberg,“ erwiederte der Lieuͤte
nant ernſthaft, „wenn irgend Etwas mir Luſt
gemacht hat e8 noch jetzt zu verſuchen, ſo feid
Ihr es. Ihr habt ein gute8 Weib; wenn
ſie Launen hat, liegt es an Cuͤch nur, weil
- SOr, mwie eine Memme, dazu ſchweigt, ftatt
wie ich es Cuch zeigte, Sie mit Spott zu kirren.
Frauen ſind wie Uhren jevde will täglich ſorgſam
azufgezogen und mit Vorſtcht behandelt werden.
Verſteht Ihr wohl; man muß, um glücklich zu
leben und eine folgſame Frau zu haben, genaͤu
ſtudiren, was man in jedem Falle zu thun
hat. Was bei der Einen Leben gibt, bringt
aber bei der andern Tod, und fomit iſt daͤs
‚eine Kunſt, eine ſchwere, große Kunſt, die nicht
ſeder begrelfen kann.“
Behoͤrt es auch mit dazu,“ fagte der Kaͤn—
zelliſt daß ſie Margarethen fo zornig machten?“
Der Alte ſchwieg ein Weilchen, indem er
ſtarr vor ſich hinelickte! „Hört, Sergeant,“
ſagte er dann, „Ihr wißiees vielleichi fchoͤn,
daß bei mir nienals Ciwa8 ohne Vlan und
Abſicht geſchieht. Was ich auch Boͤfes gethan
haben mag im Leben, Gott iſt mein Zeuge,
2
und weil es fo ſein mußte.“
in das wirthliche Haus zog! Hier bat ſte den
Gaſtwirth um ein trodene8, wenn auch altes
heit fpredhen,“” ſagte Spangenberg leiſe und
drückte die Hände vor fein Geſtcht.
„Narr, der Ihr ſeid,“ erwiederte der Alte
fpStrifch. /Gerechtigkeit! fürchtet Ihr die immer
noch nach langen Jahren? — Guter Freund,
in dieſer lumpigen Welt geht es fonderbar her.
Das Menſchenvolk hat ſich Geſetze herausge-
klügelt und ſchreit nun jedem Reugeborenen
zum Paradieſe oder zum Galgen ſein. — Nun
ſeid Ihr einmal herausgetreten aus deni Zau-
berkreiſe, habt ſelbſt Recht und Geſetz gefpro-
chen und die Ungerechtigkeit ein Bioͤchen ins
Gleiche zu bringen gefucht. —
Fortſetzung folgt.)
Treue bis zum Kerker.
Es war im Juni 1833, als der Gaſtwirth
ur nackten Henne“ bet Naumburg eines
Abends gegen 9 Uhr die Fenſterladen ſchloß,
weil ein Wetter im Anzuge war! Der un:
geheure Sturm wälzte dicke Staubwolken von
der nahen Landſtraße herab und trieb ſie über
den breiten Saalſtrom, daß man die nahe
Fähre, ja ſelbſt den Waſſerſpiegel nicht erfennen
kennte. Der Donner nahete in fürchterlichen
Schlaͤgen und ein blendender Feuerſtrom zuckte
in den Lüften. Die Tauben kehrten erſchrocken
von den Feldern und ſtürzten in die bergenden
Höhlen! Der beſorgliche Wirth ging im . ge:
räumigen Hauſe umher und befeſtigtẽ die kra-
chenden Thüren und Bodenfenſter, dann befahl
er ſeinen Knechten, die Pferde anzuſchlrren und
begab ſich erſt nach dieſer Veranftaltung in die
behagliche Saftftube, wo ein fremdes junges
Weib auf einem Sopha faß und mit dem Kopfe
auf dem Tiſche ruhend eingeſchlafen war.
Das arme Geſchöxf mußte ſehr ermüdet ſein,
denn die ſtärkſten Sonner vermochten nicht die
Schläferin zu erwecken. Sie war nicht eben
koſtbar, aber anſtändig, doch in fremdländiſcher
Tracht gekleidet! Ihr ſchlanker, zarter Leib
ſtrotzte von üppiger Jugendfülle, nur das Ge-
ſicht ſchien ſtark von der Luft und Sonne ge-
bräunt und ſtoͤrte die Vorſtellung von einer
reizenden Schoͤnheit, auf welche übrigens ihr
langes blondes Haar und die runden vollen
Arme hindeuteten, Neben ihr auf dem Tiſche
ſtand ein niedliches Handkörbchen von feinein
Holzgeflecht, aus welchem der Zipfel eines Ta-
ſchentuches hervorragte. Es machte dem gut-
müthigen Wirth Freude, daß das junge Weſen
ſo harmlos ruhig ſchlief und er ſuchte alle
Stoͤrungen ſeiner Leute zu beſeitigen, damit
die ſanft ſchlafende nicht erweckt würde, erſt
nach dem Abzuge des Gewitters, wenn fie er-
wacht ſein mürde, wollte er ihr das wüthende
Unwetter beſchreiben! ‚Da drang ein lauter
Ruf durch die Donner gerade von der Stelle
her, wo der Ueberfahrts-Kahn auf der Saale
fag. Der Wirth eilte hinaus und rief den
furchtſamen Fährmann, welcher indeß wenig
Luſt bezeigte, den leichten Kahn loszubinden und
den am jenſeitigen Ufer harrenden Mann über-
zufehren. Während der mitleidige Wirth mit
dem trotzigen Fährmann zankte, dieſer aber
ruhig bei ſeiner Weigerung, bei ſo heftigem
Sturme, überzufaͤhren, beharrte, kam das fremde
junge Weib gerannt und erklärte, daß der jen-
ſeits ſtehende Fremde ihr Mann fei! Das Weib
rang die hochgehobenen Hände, fiel bald dem
Wirth, bald dem Fährmann zu Füßen und
band endlich aus einem Knoten tores Taſchen-
tüches einen Thaler hHeraus, welchen fie dem
harten Fährmann zuwarf. Dieſet hob das
Geldſtück murrend auf, band den Kahn los
und brachte den vom Regen bis auf die Haut
durchnäßten Wanderer glücklich zur Stelle, Kaum
hatte der arme Mann das Ufer betreten, al8
die junge Frau ihm entgegen ſtürzte, die ſchwan-
kende Geſtalt mit kräftigen Armen faßte und
verficherte, daß ſte Alles dankbar vergüten wuͤrde.
Der gerührte Wirth holte mit eigenen Haͤnden
ein feines Hemd, eine eben ſo feine Untethoſe,
eine Weſte und einen Rock herbei und erklärte,
den eiskalten Fiemdling in ein Nebenzimmer
ziehend, daß er von dieſen Sachen Gebrauch
machen möge, mährend er Sorge tragen wolle,
daß für ihn ein Fräftiges Warmbier bereitet
wies er ſtandhaft zurüc, Nach einigen Minus
ten trat ein langer, ſchoͤner, kraͤftiger Mann,
welcher den Jahren nach wohl eher der Bater
des jungen Weibes hätte ſein können in das
Gaſtzimmer, ſprach vorläufig ſeinen Dankege-
gen den gefälligen Wirth aus, bat wegen der
unangenehmen Stoͤrung um Entſchuldigung, fuͤr
ſich und ſeine Frau aber um ein Nachtquartier.
— (SFortfegung folgt.) ; *
Golt iſt mit uns!
Wenn ich hinaus in die Natur,
In Gottes großen Tempel gehe,
Und da erblicfe, wie der Baum -
Lichtdurftig rankt ſich in die Hoͤhe,
Wenn ich das Gräschen auf der Flur
Betracht” mit all’ den taufend Fäven
Zurch walche Gottes Odem weht,
Dann drängt es mich , ihn anzubeten,
Der da erſchaffet und gebeut
Und im Beſttz der Ewigkeit,
Und wenn der Blig die Nacht zertheilt
Mit dem gezücten Flammenfchwerte,
Wenn über uns der Donner rolt
Und Sturmesfittig peitſcht die Erde, -
Wenn wild der Regen niederfchießt
Und graue Wolken ſich entladen,
Dann blick ich auf und denk an ihn,
Der uns beſchirmt auf allen Pfaven,
Ob Sonnenfchein, ob Sturmesnacht,
Gott iſt mit ung, fein Auge wacht.
Buntes.
Im Haag lebt ein junger Mann, Karl, der
in zehn Jahren ſein mehr alg bedeutendes Vermös
gen durchgebracht, um in London als Dandy und Lion
eine Nolle zu ſpielen, und ſich jeßt auf die äußerfle
alt. Um feine Umflände zu verbeffern, i er alles
Eruftes auf den Einfall gefommen, fich felbſt aus-
vielen zu faffen. In den Buchhandlungen und an
anderen öffentlichen Orten benachrichtigen große
Anfchlagzettel das Publicum von diefer Lotterie zu
100,000 Yoofen &a 10 Hranfen, was gerade eine
Million augmacht. Die Affichen geben eine Be:
der Gewinnende ein Mann, ‚er die Millton mit
dem ANusfpielenden theilen werde; ift eg eine Frau,
fo hat ſie die Wahl zwiſchea der Sand des Herrn
Karl, oder 500,000 Franken. Wie die Gewinnenvde,
Sarl gibt die feierlichẽ Verficherung, fie zu ehe-
lihen. Er iſt der fenen Neberzeugung, bis Envde
dieſes Jahres alle Loofe untergebradht zu fehen.
. In der Einrichtung des menſchiichen Körpers
unterſheiden wir 3 Reiche das Reich des Magens,
das Reich des Herzens und das Reich des Gehirns!
Der Nagen feffelt ung an die Erde, das Herz ver-
bindet ung mit dem Menfchen und mıt dem Gehirn
hängen wir mit der Sonne zufammen. —
.. In einem amerikaniſchen Blatte ſteht folgende
berbe Yufidneiderei ; Die Eifenbahn von Wafhing»
ton na Santa Fe iſt ſo lang daß ein Mann, vder
gut raſtxt in Wafhington den Wagen beftieg, in
Santa _ Fe mit einem 3 Zoll langen Barte ankant.
—.. Eine Wienerin, weide Antt: Thierquäler-
VBereing-Mitglied ift, beläſtigte eine Fliege. „Fean!“
rief ſie ihrem Diener, „fange das Thlerchen ganz
fanft und delieat und laͤß eg zum Fenfter hinaus,“
Jean erhafchte die Fliege auf der Nafe det Gnaͤ—
digen und trug ſie änßſtlich zum Fenſter? Madame,
es regnet, ſoll ich ihr vielleicht einen Regenſchirin
mitgeben?“ { D
Lückenbüſier.
Kritiker geben Geſetze! Der Dichterling folgt
8 dem Geſetze;
Aber der Dichter, er iſt ſelber ſein leuchtend
Geſetz *
* — — — Beichard.
Druck und Verlag von G Reichard.
—