—
— ;
* Sonntah, den 9. Mai
—
— ——
Baroͤn Kempen zum Polizeiminiſter ſoͤll be-
ewerbe, Zünfte, die ganze journaliſtiſche
Preffe, delen Ueberwaͤchung feither dem
Miniſterium des Innern zugewiefen war,
werden von nun an dem Miniſterium der
Jolizei unterſtehen. Alle Beſchwerden und
RKecurſe, welchẽ die in ihrem vermeinten
Rechte zekraͤnkten Perfonen gegen Entſchei-
dungen des Polizeiminiſteriums einzubrin-
gen gedenfen, müffen an das Miniſterium
des Innern geleitet werden! dem die wei-
den Zänkereien, die zwiſchen dem Militär-
gouvernement und dem Miniſter des In-
nern wegen der Tagespreſſe beſtanden, lie-
gen. Es beſtanden jegt drei Preßüberwa-
Oungsbureaus, und zwar eines im Prä-
ſidialbureau des Miniſteriums des Innern,
eines bei der Stadthauptmannſchaft und das
letzte beim Militärgouvernement, welche zu
gleicher Zeit thätig waren, und bei welchen
3 Stellen gar maͤncher Redacteur, wegen
rung, an einem Vormittage zu erſcheinen
eingeladen wurde. Jetzt wird der Polizei-
Wien, 3, Mai. Die / Oeſterreichiſche
Correfpondenz” fagt: Morgen wird die
Ernennung des Generalmajors Graf Alex.
ensdorff Pouilly zum außerordentlichen
öſterreichiſchen Gelandten am kuſſiſchen Hofe
in der Wiener Ztg.“ amtlich kundgemacht
erſcheinen.
Frankreich.
Paris, 3, Mai. Hinſichtlich des vorigen
Balls in den Tuilerien irren die Blätter,
velche angeben, derſelbe ſei vom Prinz-
Praͤſidenten mit der Lady Cowley eröffnet
Worben; es geſchah dies vielmehr mit der
Fürſtin Cameraͤla und einige Ballgaͤſte wol-
len ſogar die Abweſenheit des britiſchen
Geſandten bemerkt haben. Ob ſich Lord
Lowley wirklich nicht eingefunden hatte,
bleibe dahin gefrellt; gewiß iſt und es kann
aufs beſtimmieſte verficheri werden, daß er
den des Fürſtẽn . Schwarzenberg einander
nicht gefehen haben., Man will allgemein
Wwiffen, daß zwiſchen dem Elyſee und dem
briiiſchen Geſandten; feitdem ſich Graf
Derby am Staatsrudex befindet, die Be-
zehungen um vieles kühler geworden ſind.
Wenigitens beobachtet man die äußerſte
Zuruaͤhaͤltung und wenn das Eingernehmen
zwiſchen den Regierungen von Frankreich
und England auch foribeſtehen mag, ſo iſt
S doch nichts weniger, als das in andern
Tagen ſo beruͤhmte „cordiale.
X Paris, 4 Mat Es iſt der Bexicht
des außerordentlihen Reglerungscommiſſärs
Auentin Bauchart über-feine Guadenmiſſton
nach den Departementen viel länger und
fönft noͤch anders ausgefallen, alg der des
Öeneral Canrobert und des Oberſten Espl-
Naffe, und daß er auf 3020 Verurtheilte
2424 Begnadigungen hat eintreten laſſen.
Aber er gibt audy in feinem Berichte an,
In allen Departementen, auf welche ſich
feine Miffkton. erfirect. habe, feidie Offent
Oe Meinung einmüthig für Heaßregeln der
Milde und überall hätten die Begnadigun-
gen oder Strafummandlungen die deſte Wir-
kung — — Die beiden anderen
Regierungseommiſſäre haben bekanntlich das
Segentheil behauptet. Der Prinz-Präft-
vorwalten laſſen zu wollen, denn nun ſoll
wieder General v. Goyon mit außerordent-
HE Vollmacht von ihm verſehen worden
ſein, die Aetenſtücke über alle noch im Bi-
cetre eingeſperrten Individuen zu prüfen und
alle Dieſenigen zu entlaſſen, deren Freige-
bung keine Gefahr für die öffentliche Ord-
nung und Sicherheit befürchten laſfe.
England.
meinen iſt geſtern die Oppoſition bei der
Debatte über die Milizbill zum zweitenmal
untexlegen, indem Cobdens Antrag auf Ver-
ſchiebung der Maßregel mit 209 Stimmen
verworfen und die Motion der Regierung
men angenommen wurde. 8
Dänemark. FE
Kopenhagen, 29, April. Die neuanzu-
ſtellenden Beamten im Herzogthum Holftein
müſſen ſich befanntlich durch ſchriftlichen Eid
welchem ſie ſich nicht allein zur Treue ge-
gen den König und deſſen erbliche Sueceſ-
ſoren auf dem däniſchen Throne, ſondern
zugleich klar und deutlich zur Aufrechthal-
tung der Integrität der daͤniſchen Monar-
chie und der Souveränetaͤt des Königs von
Dänemark in Holſtein eidlich verbinden;
über ihre Anſtellung werden diejenigen Be-
amten, welche ſeit 1848 in Hoͤlſtein ange-
ſtellt gewefen, auch dem holſteiniſchen Mi-
niſter eine Denkſchrift über ihre Thätigkeit
und ihren Lebenewandel während der lebten
vier Jahre einreichen; dieſe Denkſchrift muß
von ihnen eigenhändig geſchrieben, vollſtän-
dig und die Richtigkeit derſelben durch Un-
terſchrift eidlich verbürgt fein, — Aın 3, Mai
wird der Erbprinz Ferdinand nebſt Gemahlin
von Dresden hier wieder zurückerwartet.
Die hohen Reiſenden werden über Berlin
und Stettin hierher gehen.
NRufiland.
Warſchau, 28. April. Ein großer Brand
hat unſere Stadt heimgeſucht. Der heutige
Tag läßt erſt einigermaßen die Brandftätte
überjfeben, welche die Fabrikanlagen des
Bantkiers Peter Steinkeller und die Baͤnt
zum großen Theil umfaßt, Des Erſteren
engliſche Wagenfabrik mit 25 neuen koſt-
baren Equipagen, die Schmiede und der
große Spricher S. Zhomas mit. 30,000
Tſchetwerk Getreide wurden zuerſt ein. Raub
des heftig um ſich greifenden Elementes;
dann das Magazin der Ackerbaumaſchinen;
ferner ein zwelter großer Speicher, der diẽ
Vorräthe der Dampfmühle enthielt, fammt
holz, Die Dampfmühle mit der großen Bor-
ſigſchen Dampfmafchine iſt gerettet; eben(o
der Heinrichs Speicher und die Wagenre-
mifen, fammt Pofifutfhen und Werkftätten.
Der Schaden des Herrn Peter Steinkeller
wird auf 300,000 Rubel Silber veranſchlagt.
Der Schaden der königlichen Bank täßt ſich
noch nicht angeben. Bon, der Feuerlöfch-
comPagnie find fünf Menſchen umgefommen.
An demfelben Taͤg, Abends 7 Uhr, wahrend
man mit dem erften Brandunglück Fämpfte,
brach auf dem andern Ende der Stadt ein
zweites Feuer mit ganz beſonderer Heftig-
keit aus, Die Löſchkraͤfte mußten getrennt
werden; doch gelang es/ des zweiten Feuers
bald Meiſter zu werden,
Türtkei.
Konſtantinopel, 17. Aprit! Bei einem
Erdbeben in den Dardanelien am 4, d, M,
ſtürzten mehrere Mauern ein, die Möbel in
mehreren Häuſern wurden umgeworfen, doch
geſchah kein fernerer Schaden; am Abend
erfolgten zwei neue Stöße! Im Innern und
an der Küſte von Gallipoli ſoll das Erd-
beben heftiger geweſen ſein. — Die Pforte
ſchifffahrt nach Trapezunt eine beſondere
Thatkraft zu ‚entfalten, Wie der „Impar-
tial“ ſagt, fetzt ſie den 26 öſterreichiſchen und
17 englifden Dampfern von 12,800 Pferde-
kraft 30 Schiffe von 13, 400 Pferdekraft ent-
gegen. Die Fahrten, welche vereint von
der türkiſchen Compagnie und dem Arſenal
gemacht werden, ſollen zweimal wöchentlich,
Mittwoch und Samſtag, ſtattfinden. Nichts-
deſtoweniger iſt kaum zu zweifeln daß Rei-
ſende die europäiſchen Schiffe den tuͤrkiſchen
vorzichen werden, wo die Einrichtung immer
eine türkiſche bleibt.
Feuilleton.
Liebe in alter Beit,
(Fortſetzung)
„Ja, wahrhaftig, Elsbeth,“rief der Lieute-
nant, „ich fah ſchon öfters das Füßchen und
das Pantöffelchen, und lege auch ohne diefe
neue Probe einen Cid ab, vdaß wenige Mäd-
chen ſo wenig Platz auf Gottes Erdboden brau-
chen, als melne kleine Wetterhexe hier! — Bei
allen Goͤttern der Schönheit, Du allerliebſtes
Elsbethchen; Dein Füßchen iſt ganz gemaͤcht
nur in Sammt und Seide zu gehen, und in
Portechaiſen getragen zu werden! Million!
wenn es anders kommen follte! Heiratheeinen
Mann, der Dir's ſchaffen kann; keinen pau-
vern Schlingel von der Gaſſe, wo es an’8 Hung-
ern geht und die zarten Finger Blaſen bekommen.“
„Wer hat denn auch gefagt, daß ich das
will erwiederte ſie troßig. Reich muß er
ſein, der mich freien koͤmmt. Ich will in
Sammet und Seide gehen, ich. bin nicht dazu
gemacht, zu Fuß zu ſpazieren durch dick und
dünn, und wenn der Herr Lieutenant etwa .
einen hübſchen Freier wuͤßten —“
„Den weiß ich“ ſchrie Grabom in Ernſt
und Scherz ſein Geſicht verziehend; „den weiß
„Was meinſt Du, Hexchen;
was denkſt Ou, Weibsbildchen, wer es iſt?“
„Nun,“ ſagte ſie ganz ernſthaft, „entweder
iſt es einer der drei Grafenfoͤhne vom Rhein,
die nach der ſchönen Loret vergebens fuhren,
oder Aladin , der mich mit der Wunderlampe
ſucht, oder gar der Räuberhauptmann aus dem
Berge Samfam , der mich zu feinen andern .
Schätzchen entfuͤhren will.%4
„O! Du gottloſes Maͤdchen rief der Lieu-
tenant lachend. — „Daran denkſt Du alfo auch
ſchon. Es iſt aber ein Lieblingsgedanke aller
jungen Dirnen, ſie möchten alle gern entführt
ſein! Einige ſagen's laut, die Andern ſprechen's
hetulich und träumen davon, bis e8 waͤhr wird.
Wenn {d’8 nun aber wäre, Du ſchlimmes
Kind; ich, vder Lieutenant Balthafar Grabow?
— Ich bin zwar kein Graf und kein Räuber-
hauptmann, aber ein wohlgeborener Mann, der
Dich zur gnädigen Frau erheben, Dir Sammet
und Seide und Ehte geben kann! und Geld
genug hat ‚alle die Wuͤnſche waͤhr zu machen,
welche Du des Nachts traͤumſt.“
— ;
* Sonntah, den 9. Mai
—
— ——
Baroͤn Kempen zum Polizeiminiſter ſoͤll be-
ewerbe, Zünfte, die ganze journaliſtiſche
Preffe, delen Ueberwaͤchung feither dem
Miniſterium des Innern zugewiefen war,
werden von nun an dem Miniſterium der
Jolizei unterſtehen. Alle Beſchwerden und
RKecurſe, welchẽ die in ihrem vermeinten
Rechte zekraͤnkten Perfonen gegen Entſchei-
dungen des Polizeiminiſteriums einzubrin-
gen gedenfen, müffen an das Miniſterium
des Innern geleitet werden! dem die wei-
den Zänkereien, die zwiſchen dem Militär-
gouvernement und dem Miniſter des In-
nern wegen der Tagespreſſe beſtanden, lie-
gen. Es beſtanden jegt drei Preßüberwa-
Oungsbureaus, und zwar eines im Prä-
ſidialbureau des Miniſteriums des Innern,
eines bei der Stadthauptmannſchaft und das
letzte beim Militärgouvernement, welche zu
gleicher Zeit thätig waren, und bei welchen
3 Stellen gar maͤncher Redacteur, wegen
rung, an einem Vormittage zu erſcheinen
eingeladen wurde. Jetzt wird der Polizei-
Wien, 3, Mai. Die / Oeſterreichiſche
Correfpondenz” fagt: Morgen wird die
Ernennung des Generalmajors Graf Alex.
ensdorff Pouilly zum außerordentlichen
öſterreichiſchen Gelandten am kuſſiſchen Hofe
in der Wiener Ztg.“ amtlich kundgemacht
erſcheinen.
Frankreich.
Paris, 3, Mai. Hinſichtlich des vorigen
Balls in den Tuilerien irren die Blätter,
velche angeben, derſelbe ſei vom Prinz-
Praͤſidenten mit der Lady Cowley eröffnet
Worben; es geſchah dies vielmehr mit der
Fürſtin Cameraͤla und einige Ballgaͤſte wol-
len ſogar die Abweſenheit des britiſchen
Geſandten bemerkt haben. Ob ſich Lord
Lowley wirklich nicht eingefunden hatte,
bleibe dahin gefrellt; gewiß iſt und es kann
aufs beſtimmieſte verficheri werden, daß er
den des Fürſtẽn . Schwarzenberg einander
nicht gefehen haben., Man will allgemein
Wwiffen, daß zwiſchen dem Elyſee und dem
briiiſchen Geſandten; feitdem ſich Graf
Derby am Staatsrudex befindet, die Be-
zehungen um vieles kühler geworden ſind.
Wenigitens beobachtet man die äußerſte
Zuruaͤhaͤltung und wenn das Eingernehmen
zwiſchen den Regierungen von Frankreich
und England auch foribeſtehen mag, ſo iſt
S doch nichts weniger, als das in andern
Tagen ſo beruͤhmte „cordiale.
X Paris, 4 Mat Es iſt der Bexicht
des außerordentlihen Reglerungscommiſſärs
Auentin Bauchart über-feine Guadenmiſſton
nach den Departementen viel länger und
fönft noͤch anders ausgefallen, alg der des
Öeneral Canrobert und des Oberſten Espl-
Naffe, und daß er auf 3020 Verurtheilte
2424 Begnadigungen hat eintreten laſſen.
Aber er gibt audy in feinem Berichte an,
In allen Departementen, auf welche ſich
feine Miffkton. erfirect. habe, feidie Offent
Oe Meinung einmüthig für Heaßregeln der
Milde und überall hätten die Begnadigun-
gen oder Strafummandlungen die deſte Wir-
kung — — Die beiden anderen
Regierungseommiſſäre haben bekanntlich das
Segentheil behauptet. Der Prinz-Präft-
vorwalten laſſen zu wollen, denn nun ſoll
wieder General v. Goyon mit außerordent-
HE Vollmacht von ihm verſehen worden
ſein, die Aetenſtücke über alle noch im Bi-
cetre eingeſperrten Individuen zu prüfen und
alle Dieſenigen zu entlaſſen, deren Freige-
bung keine Gefahr für die öffentliche Ord-
nung und Sicherheit befürchten laſfe.
England.
meinen iſt geſtern die Oppoſition bei der
Debatte über die Milizbill zum zweitenmal
untexlegen, indem Cobdens Antrag auf Ver-
ſchiebung der Maßregel mit 209 Stimmen
verworfen und die Motion der Regierung
men angenommen wurde. 8
Dänemark. FE
Kopenhagen, 29, April. Die neuanzu-
ſtellenden Beamten im Herzogthum Holftein
müſſen ſich befanntlich durch ſchriftlichen Eid
welchem ſie ſich nicht allein zur Treue ge-
gen den König und deſſen erbliche Sueceſ-
ſoren auf dem däniſchen Throne, ſondern
zugleich klar und deutlich zur Aufrechthal-
tung der Integrität der daͤniſchen Monar-
chie und der Souveränetaͤt des Königs von
Dänemark in Holſtein eidlich verbinden;
über ihre Anſtellung werden diejenigen Be-
amten, welche ſeit 1848 in Hoͤlſtein ange-
ſtellt gewefen, auch dem holſteiniſchen Mi-
niſter eine Denkſchrift über ihre Thätigkeit
und ihren Lebenewandel während der lebten
vier Jahre einreichen; dieſe Denkſchrift muß
von ihnen eigenhändig geſchrieben, vollſtän-
dig und die Richtigkeit derſelben durch Un-
terſchrift eidlich verbürgt fein, — Aın 3, Mai
wird der Erbprinz Ferdinand nebſt Gemahlin
von Dresden hier wieder zurückerwartet.
Die hohen Reiſenden werden über Berlin
und Stettin hierher gehen.
NRufiland.
Warſchau, 28. April. Ein großer Brand
hat unſere Stadt heimgeſucht. Der heutige
Tag läßt erſt einigermaßen die Brandftätte
überjfeben, welche die Fabrikanlagen des
Bantkiers Peter Steinkeller und die Baͤnt
zum großen Theil umfaßt, Des Erſteren
engliſche Wagenfabrik mit 25 neuen koſt-
baren Equipagen, die Schmiede und der
große Spricher S. Zhomas mit. 30,000
Tſchetwerk Getreide wurden zuerſt ein. Raub
des heftig um ſich greifenden Elementes;
dann das Magazin der Ackerbaumaſchinen;
ferner ein zwelter großer Speicher, der diẽ
Vorräthe der Dampfmühle enthielt, fammt
holz, Die Dampfmühle mit der großen Bor-
ſigſchen Dampfmafchine iſt gerettet; eben(o
der Heinrichs Speicher und die Wagenre-
mifen, fammt Pofifutfhen und Werkftätten.
Der Schaden des Herrn Peter Steinkeller
wird auf 300,000 Rubel Silber veranſchlagt.
Der Schaden der königlichen Bank täßt ſich
noch nicht angeben. Bon, der Feuerlöfch-
comPagnie find fünf Menſchen umgefommen.
An demfelben Taͤg, Abends 7 Uhr, wahrend
man mit dem erften Brandunglück Fämpfte,
brach auf dem andern Ende der Stadt ein
zweites Feuer mit ganz beſonderer Heftig-
keit aus, Die Löſchkraͤfte mußten getrennt
werden; doch gelang es/ des zweiten Feuers
bald Meiſter zu werden,
Türtkei.
Konſtantinopel, 17. Aprit! Bei einem
Erdbeben in den Dardanelien am 4, d, M,
ſtürzten mehrere Mauern ein, die Möbel in
mehreren Häuſern wurden umgeworfen, doch
geſchah kein fernerer Schaden; am Abend
erfolgten zwei neue Stöße! Im Innern und
an der Küſte von Gallipoli ſoll das Erd-
beben heftiger geweſen ſein. — Die Pforte
ſchifffahrt nach Trapezunt eine beſondere
Thatkraft zu ‚entfalten, Wie der „Impar-
tial“ ſagt, fetzt ſie den 26 öſterreichiſchen und
17 englifden Dampfern von 12,800 Pferde-
kraft 30 Schiffe von 13, 400 Pferdekraft ent-
gegen. Die Fahrten, welche vereint von
der türkiſchen Compagnie und dem Arſenal
gemacht werden, ſollen zweimal wöchentlich,
Mittwoch und Samſtag, ſtattfinden. Nichts-
deſtoweniger iſt kaum zu zweifeln daß Rei-
ſende die europäiſchen Schiffe den tuͤrkiſchen
vorzichen werden, wo die Einrichtung immer
eine türkiſche bleibt.
Feuilleton.
Liebe in alter Beit,
(Fortſetzung)
„Ja, wahrhaftig, Elsbeth,“rief der Lieute-
nant, „ich fah ſchon öfters das Füßchen und
das Pantöffelchen, und lege auch ohne diefe
neue Probe einen Cid ab, vdaß wenige Mäd-
chen ſo wenig Platz auf Gottes Erdboden brau-
chen, als melne kleine Wetterhexe hier! — Bei
allen Goͤttern der Schönheit, Du allerliebſtes
Elsbethchen; Dein Füßchen iſt ganz gemaͤcht
nur in Sammt und Seide zu gehen, und in
Portechaiſen getragen zu werden! Million!
wenn es anders kommen follte! Heiratheeinen
Mann, der Dir's ſchaffen kann; keinen pau-
vern Schlingel von der Gaſſe, wo es an’8 Hung-
ern geht und die zarten Finger Blaſen bekommen.“
„Wer hat denn auch gefagt, daß ich das
will erwiederte ſie troßig. Reich muß er
ſein, der mich freien koͤmmt. Ich will in
Sammet und Seide gehen, ich. bin nicht dazu
gemacht, zu Fuß zu ſpazieren durch dick und
dünn, und wenn der Herr Lieutenant etwa .
einen hübſchen Freier wuͤßten —“
„Den weiß ich“ ſchrie Grabom in Ernſt
und Scherz ſein Geſicht verziehend; „den weiß
„Was meinſt Du, Hexchen;
was denkſt Ou, Weibsbildchen, wer es iſt?“
„Nun,“ ſagte ſie ganz ernſthaft, „entweder
iſt es einer der drei Grafenfoͤhne vom Rhein,
die nach der ſchönen Loret vergebens fuhren,
oder Aladin , der mich mit der Wunderlampe
ſucht, oder gar der Räuberhauptmann aus dem
Berge Samfam , der mich zu feinen andern .
Schätzchen entfuͤhren will.%4
„O! Du gottloſes Maͤdchen rief der Lieu-
tenant lachend. — „Daran denkſt Du alfo auch
ſchon. Es iſt aber ein Lieblingsgedanke aller
jungen Dirnen, ſie möchten alle gern entführt
ſein! Einige ſagen's laut, die Andern ſprechen's
hetulich und träumen davon, bis e8 waͤhr wird.
Wenn {d’8 nun aber wäre, Du ſchlimmes
Kind; ich, vder Lieutenant Balthafar Grabow?
— Ich bin zwar kein Graf und kein Räuber-
hauptmann, aber ein wohlgeborener Mann, der
Dich zur gnädigen Frau erheben, Dir Sammet
und Seide und Ehte geben kann! und Geld
genug hat ‚alle die Wuͤnſche waͤhr zu machen,
welche Du des Nachts traͤumſt.“