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Ihne das höchſte Erſtaunen haben
{ Lele Katholifen die Zufchrift gelefen,
Y der Großh. badifche Staatsminifter
f Dufdy in dem Schreiben felbft
Eibäg‘%et „ Dufdy“) an die Redaction des
Ar „ %ger Journals am 9. d. M. gerichtet
4O melche in dem Blatte vom 11. d.
* * 114 erfchtenen iſt. Mit Recht erſtaunt
m%m’l@ darüber, daß ein Staatsmann,
ürg n, welcher bis zur Zeit der un-
4 Ereigniſſe, die unſern vielgeliebten
ar emeinten Großherzog ſein Land zu
2* nöthigten, die Geſchicke unferes
8 Andes leüken half, daß ein Staats-
49 ° fünell,. um nicht zu ſagen ſo vor-
24 betde Theile gehört zu haben,
ecten der Sache genauer zu kennen,
ner ſolchen Weiſe ausſpricht. Daß
auere Kenntniß der Sache von ihm
4 in nicht zu gewinnen war, daß er
44 die Gründe des erzbiſchöftichen
iates nicht näher kennen konnte, dieß
Dlr qus der Kürze der Zeit hervor,
8 daraus, daß dem Herrn Staats-
© Überhanupt die ganze dage der Sache
Eaͤrtig war. Or nennt das von
t eingehaltene Verfahren ein
4 Dem Herrn Staatsminiſter
8 ühern mehrjährigen Großherzogl. Ge-
) n zu Münden iſt alſo undegreiflicher
C Unbefanut geblieben, daß ein ganz
mlü)e‘; Verfahren von Seiten der baͤhri-
bei dem Ableben J. M. der
Königin von Bayern, der Ge-
8*— M. des Königs Maximilian,
— wurde, ungeachtet der Gefühle
8 , Dder Verehrüng und der Treue,
5 Diefelben gegen die hHohe Frau und

' ‚'d)tnßghcbe‘@anä gewiß Hegten, weil ihre
1* ihnen nichts Anderes erlaubte; daß
eingiger jener Biſchöfe glaubte, ſich
4 Geſetze der Kirche in dieſem Falle
ſetzen zu dürfenz daß abex der legiz
lheit⸗ Richter in ſolchen Angelegen-
der Bapft, in einem den 16, Februar
f b“lufienen Schreiben dieſes Berfahren
Vnachdrücklichſte gerügt und dem Bi-
gebeTgegeben hat, diefes Nergernif bet
iefegm Gelegenheit wieder gut zu machen.
° Yat dek Papſt Gregor XVI. gewiß
ern unz nur, well die Ordnung
en i‘d)E, das Geſetz und die Pflicht, wel-
4 allen Lebenoͤverhaͤltniſſen der Ein-
4 unterordnen muß, es nicht anders
8 denn Neigung und Politik riethen
14 nnio dwis von Bayern,
‚die katholiſche Kirche ſo viel ver-
d Ot entgegen zu treten. Der vorlte-
li üll, fo überaus ſchmerzlich er allen ka-
4 N Ünterthanen des Groͤßherzogs Leo-
— Vielgeliebten und Tiefbetrauer-
— Muß, iſt alſo kein „unerhörter?.





Staatgsmann, daß ein Großherz. Miniſter
a. D, auch bei den unmittelbaren Unterge-
benen des Erzbiflchofs, bei den katholiſchen
Pfarrern, Entrüſtung gegen ihren recht-
mäßigen Vorgeſetzten nach der von ihm be-
liebten Wendung vorausfeßt, ſie gewiſſer-
maßen, wie es wenigſtens von Manchen
gusgelegt werden Fann, dazu einzuladen
ſcheitz wenn auch in höheren Regionen
Conflicte ſich erheben, ſo iſt es gegen alle
Grundſätze der Ordnung und der Staais-
weisheit, die algemeinen Bande der Sub-
ordination überhaupt zu einzelnen vorüber-
gehenden Zwecken zu lockern und die Mafs
ſen aufzuregen. Ein ſolches Verfahren iſt
immer auf die Regierungen und auf die
Privaten, welche ſich daſſelbe erlaubten, zu-
rückgefallen und hat zu ihrem Verderben
beigetragen. Nicht minder auffallend und
unfere proteſtantiſchen Mitbürger verletzend
iſt der geringſchägende Ton, mit welchem
geſagt ift,ı daß ſtatt der heil. Meſſe „nur
eintge kirchliche Handlungen vorgenommen
werden folen“. Es ſollte nach der Anord⸗—
nung des erzbiſchöflichen Ordinariats gerade
und ganz ſo viel vorgenommen werden, als
in den Kirchen unſerer evangeliſchen Mit-
chriſten vorgenommen wird: eine chriſtliche
Vredigt, chriſtliches Gebet, chriſlicher Ge-
jang. Iſt denn dieſes fo wenig? Im Ges
gentheil fann man es vielmehr unbegreiflich
finden, daß gerade auf die kaͤtholiſchẽ Meſſe
ein ſo großer Werth auch von nicht katho-
liſcher Seite gelegt werden ſoll, da doch
bekanntlich in den ſymboliſchen Büchern der
proteſtantiſchen Confeſſion die Meſſe wit den
ſtaͤrkſten Ausdrücken, welche wir abſichtlich
nicht wiederholen wollen, als ein Aberglau-
ben verworfen wird. Man hört daſſelbe
Befremden darüber auch von gerechten
und beſſer unterrichteten Mitgliedern der
evangeliſchen Kieche unter uns ausſpre-
chen, welche nicht minder das hier obwal-
tende traurige Mißverſtändniß beklagen.
Das bisher Geſagte iſt von dem Stand-
punkte der Thaͤtfächen und der geſunden
Bernunft aus geſagt, welcher für alle Con-
feſſionen gleichailt. Von dem katholiſchen
Standpunkte aus nur noch ſo viel. Das
mag wohl ſchon vorgekommen ſein, daß
gelehrte Theologen in Gegenſtänden, welche
von der Kirche noch nicht feſtgeſtellt ſind
und worüber von dem Stuhle Petri aus
noch keine Entſcheidung gegeben worden iſt,
gegen biſchöfliche Anordnungen Bedenken oder
Vorſtellungen erhoben haben. Aber daß ein
tatboliſcher Laie, und ſei es auch ein Mi-
nifter, in ſolcher Weiſe und an ſolchem Orte,
wie hier geſchieht, gegen ſeinen Biſchof aufs
tritt, das liſt wirklich unerhört und nach un-
ſerer Anſicht mit der Eigenſchaft eines Ka-
tholiken durchaus unvereinbar.
 
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