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vorgeſtern Anmelt
eingelaufen. waren, Belan _
100,000 zu 5 Pf. Sterling ausgegeben wers
den. Das Gebäude wirð definiliv in Sy-
denham auf einem die ganze Umgegend be-
herrſchenden Huͤgel aufgeftellt und noch be-
deutend vergrößert. Die Einrichtung des


Parton, und er gedenkt durch künſtlich er-
zeugte, verſchiedene Wärmegrade die Pflan-


einigen, Dabet follen 170 Statuen ein Bild
allet Voͤlkerſtämme in eigenthuͤmlichen ent-
ſprechenden Situationen liefern, und vermit-
telſt rieſiger Dampfmaſchinen Wafferwerke
in Bewegung geſetzt werden, großer und
impofanter alg ſelbſt die von Verſailles.
Man fieht, daß die Anlage großartig iſt
und die Unternehmer hoffen die Erlaubuiß
zu erhalten, daß der neue Kryſtallpalaſt auch
an Sonntagen geöffnet bleibt.
_ @vndon, 25. Mai. Geſtern hat Lord
Granville anläßlich der zweiten Leſung der
die Erneuerung der Einkommenſteuer für
ein weiteres Zahr betreffenden Bill die
Regierung abermals über ihre Abſichten
in finanz- und handelspolitiſcher Hinſicht
interpellirt, namentlich inſofern dieſelden die
Kornzölle betreffen. Lord Derby hat hier-
auf eine Antwort ertheitt, die, beſtimimter
als alle ſeine bisherigen Exklaͤrungen fol
gendermaßen lautet: Ich glaube nicht daß


den aderbauenden Klaſſen aufzuhelfen! Ich
glaube dies noch; aber die Waͤhler find
e$, welche dieſe Frage zu entſcheiden ha-
ben, und ich will hinzufügen, daß ich ket-


ſeiner Wiedereinführung wünſchenswerth ſein
Fönnte.“ Lord Graͤnville hat das Land bes
glückwünſcht wegen dieſer erfreulichen und
uͤberdies unerwaͤrteten Erklärung, die von
den Bänken der Oppoſition mit andauern-
dem Beifall begrüßt wurde, Die Rede
des Grafen Derby iſt eine noch ſtärkere
Conceſſion als die Finanzdarlegung des
Schatzkanzlers Disraeli Indem die „Times“
von dem glücklichen Eindruck ſpricht, den
des Premiers Erktärung im Cand hervor-
rufen werde findet ſie es zugleich ſehr ſon-



hatte ni
tete ſich.


ſagte mit ſeinem haͤßlichen falſchen Grinfen:


her, ich höte ſie ſprechen und lachen, wie ſie
immer thut. Das wird ein luſtiger Cheftand
werden mit uns, aber ich glaube faſt, der
Bengel der Eberhard, hat fo‘ lange draͤußen
aufgepaßt, bis er ſie richtig ausgehhittert hat,
und nun flüſtern ſie da zufammen,“
Die Muiter ward unruhig und verlegen unz
muthig, aber ſie ſuchte es dem erwählten Schwie-
gerſohne auszureden. „Ich habe den thörichten
Bur ſchen nicht wieder geſehen,“ ſagte ſie, „ünd
gewiß wagt er es nicht, ſich blicken zu laffen;
Wer wenn ich wuͤßte, daß er wirklich ſo viel
Frechheit beſäß“ — „D, laßt ihn immerhin,“
fiel Hrabop laͤchend ein, und zog ſie zurück,
als ſie aufſtehen wollte. „Draußen iſt er, denn
mein Ohr iſt nicht zu taͤuſchen, das iſt jung
geblieben in dem alten Koͤrper; aber laͤht ihn
nur Abſchied nehmen, c& wird das letzte Mal
ſein denn morgen iſt ja unſere Verloͤbung.“
Nach einem Weilchen ſtand er dann auf und
ging. Als er hinaustrat, bemerkte er wohl/
wie Eberhard leiſe vor ihm hinſchlüpfte und
in dem Abenddunkel verſchwand. Grabow ſtieß


ſagte dann ingrimmig und leiſe: „Ich muß
mit dem Jungen ein Ende niachen, er wid. e
nicht anders. Fort muß er, weit hinaus, da
oben hinauf ins ſchleſiſche Geb irge, oder fonſt
wohln; da wird er ſchen mürbe gemacht wer
den und die Liebesgedanken vergeſfen, der fatale
Schelm. Und Du, mein Püppdhen, Du


umſonſt erzählt haben Lache Du nur, wer
zuleht lacht, lacht am beſten. Daß der alte
Grabow ein Narr waͤre und Dir den Gaͤlan
Ließe: Der muß fort, und dann will ich fchon
einen Ort ſuchen, um meinen Schaͤtz zu ver-
bergen.“

An dieſem Abend kam er ſpät nach Haus
Die Wittwe ſah muͤrriſch aus der kieinen
Stube hervor und nöthigte ihn nicht, hetein-


vaus; denn die Zeit war ganz nabe, wo die
heirathsluſtige Frau doch feine Untreue erfah-
ren mußle; darum je ſchneller, je beffer, . Er
yahın ſein Licht und ſtampfie die morfchen


derbar, daß eine Regierung in ſeicher Weife
ſich vor der Nothwendigkeit beuge, und
zwar dies noch mit dem ausdrückkichen An-

die Wittwe vafür dem verhuͤngerten Dienſt-
mädchen eine Maulſchelle gab, weil ſte behauyp-:


mit denen des Landes in Widerſpruch ſte-
hen. — Im Hauſe der Gemeinen wurde


mal verleſen. — Die Auflöfung des Par-
laments ſcheint nun definitiv am 22, oder
24. Juni erfoͤlgen zu ſollen.

Feuilletvn.

Liebe in alter deit.
- (Sortfegung.) — - s
Mit ihtem Maͤnne hatte ſte gar nicht ge-
ſprochen, Alles hatte ſich gemacht, wie von
ſelbſt. Sie ſchämte ſich auch, mit ihm zu reden,
va ihr Sinn ſich ſo ſchnell gewandelt hatte,
und dem Kanzelliſten ſchien es lieb zu fein. —


Verlobungstag feſtſetzte, und der war morgen,
und ſie Freudenthränen weinte vor einigen Vet-
tern und Gevattern, und Elsbeth ſo ſtill lä-
chelte und ſtch den Kuß des Lieutenants zum
erſten Mal gefallen ließ, da hatte er e auͤge-
fehen, mit dem ftieren, „ unheimlichen Blice,
in welchem ein ſchrecklicher Borwurf lag. „Weib,“
ſtand darin zu lefen, „um Deinen Hochmuth
verkaufſt Du ihr junges Leben! Gott erbarme
ſich ihrer! ich Fann nicht helfen.“ — In der

tete, ihre Unordnung ſei ſchuld daran, Die
Kaße machte diesmıal einen weiten Bogen, vaß
der Lieuienant vergeben8 nach ihr ftieß, und
fo.gelangte er denn an die Thür des Contro:
leur8, mwo er voll Verwunderung ſtehen blieb.
— Cr börte, wie der Eigenthumer mit leb-
haften Schritten drinnen auf und ab ging;


er lout geſchrieen — Dubois war ‚noch {n
ſeiner vollen Amtetracht Der Ofen war obne


froftige Franzofe ſchien gar nicht® davon zu
empfinden. . . ; S

Er hielt feine Hände auf der Bruft ge:
Freuzt, aber fein Kopf Lag faſt tm MNaden,
und die lange, froftblaue Nafe ſtartte wie ein
Spieß gegen die Decke auf.

Graͤbow irat langfam bis in die Mitte des
Gemachs, Der Controleur ſchien ihn gar nicht
zu bemerken; ev feßte feinen Spaziergang fort,
indem er ihn faſt freifte, morüber der Lieute?
nant immer ſtärker den Kopf fchüttelte. —
Endlich ſtreckte er den Arm aus und Hhielt den
Nachtwandler feßt. — „ Controleur von der
Megie,” fagte et, „feld Ihr mondſüchtig ge-
worden, oder toll?“ } .

Dubois klappte ſeinen Kopf auf die vechte


tig funkelu. * So ſtarrt er den Lieutenant
fan und deutete dann majeſtaͤtifch auf den Seſſel
an dem kalten Oſen.

viſt eine grauſame Kälte in dem Hundeloch;
müßt einen Feuerklumpen in der Seele haben,
wenn ſie nicht friert. — Aber Controleur
von der Regte, weiß wohl, ſeid toll vor Liebe,
und gratulir Euch dazu.
Wie er das gefagt hatte, ſtand der kleine
Franzoſe plotzlich ſtil und ſchoͤß im nächſten
Augenblicke, wie eine abgebrannte Rakete, aus
dem Winkel in gerader Linie auf den Lieute-
nant zu. Seine Hände waren gebaͤllt, feine
Naſenlöcher blieſen ſich auf und klappten zu-
jammen, das ganze Geficht vuſtete ſich roth
Ind der kleine dürte Kerl fah faſt wie ein
Truthahn aus, der ausgeſpreizt kollernd gegen
das glänzende Geſicht des alten Orabom auf:
fliegen wollte.
ſtand er ſtill, reckte die Fäuſte und die Naſe
empor und fagte dann: „Monfieur Lieutenaut
geh fort, ſchnell da hinaus, {ch nicht gefiört
ſein will hier, hoͤn jour, mein Herr 1“

grimmiges Geſicht,
zeigte.
Was,
„was ſoll das heißen? Controleut von det
NRegie, babt Ihr die fünf Sinne alle verloten?
Nichts verloren,“ fagte Duboi8s noch arim-
miger. „Aber Ihr feid ein falfcher Mann,
Ihr. Vabe gut gehört, wie Ihr haͤbt von
mir geſprochen. — IM ein Dummkopf, ein
Landlänfer? Wart, wart! geh Hlaus, fort da
hinaus!“
Er war in der äußerſten Wuͤtß, welche Gre-
bow ſehr zu heluſtigen füten. „Ahal“ fagte
er halb fuͤr fid, „c8 i eine Verſchwoͤrung
gegen mich losgebrochen — Die Wittme hat
jom erzählt und er hat der Wittie gebeichtet.
Nun weiß ſte Alles und da hHat mir der Fleine
franzöſiſche Cujon den.größten Dienſt gethan.
— Sute Nacht, Controleur von der Regie.
Nehmt die gute Frau Katharine,. ich gönne
ie Ench von Herzen; gebt aber wohl Acht
Mann, daß Ihr ſo wohlbeliebt und munter

indem er nach der Thuͤt

ſich nach dieſen Spotte fhnell vdavon, denn Der
franzoͤſiſche Controleur fchien nicdt übel Luſt
zu haben, den Leuchter aus ſeiner Hand {hm
an den Kopf zu werfen, ; C

Gortſetzung folgt.)

-„Buntes.

— “ ' *

Reſidenz war feiner Einfalt wegen oft Gegenſtand
der Neckerei und des Spottes feiner Collegen.

ſelben Buͤhne, fagte, er wolle ihn um eine Gefällig-
feit bitten, und der Sänger fragte, worin diefe be-
ſtehen follte. ‘ „Ih habe verfprochen“, fuhr Der

mir hierher um Sie zu bitten, eg mir einmal zu

muß.-— Sie würden mir einen großen Gefallen
tdun,.“ Der Tenorift ließ ſich das Liedgeben, und
war nicht wenig erftaunt, alg er 1ag: Gebel fich
in fanfter Feter, ruht die fehlummernde Natiur ! Er

zurüg, „Das iſt ja kein Trenkitedl“ — mar
auch erft der Meinung“, entgegnete der Chorift,

bewies mir, daß es eigens für fröhliche Gelage

laͤngſam und mit Nachdruck, war nämlich die Cha-
rakteriſirung des Tempo’s, und ein verkehrt gqflvfl-
te8 n bafte Das poetiſche „fanft“ in ein unpoetifches
ſauft verwandelt. } —

Die dicken Leute
Deßhalb hatte Cäfar nicht unrecht, alg man Dol-
|Tabeßla und Antontus anfchwärzen wollte, zu fagen:
Diefe fetten fürchte ich nicht, weitk eher fene blaf-
ſen! magern Leute, auf Brutug und Caffius veus
tend, und fo dachte auch Philipp IL von dem ha-
gern und blaffen Wilpelm von HYranien, *

Verantwortlicher — G. Keichard.

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