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Sonntag, den 6. Junt *

Journal.



‚ * Zur Geſchichte der Univerſität
Heidelberg. —
Es iſt neulich ſchon in diefen Blättern
mit kuürzen Worten eines kleinen intereſſan-
en Shriftchens von Hrn. Lyceumsdirector,
Hoͤfrath Hautz dahier Erwähnung geſche-
. Den, welches obigen Titel führt: „Zur Ge-
ſchichte der Univerſität Heidelberg, nebſt
einigen darauf bezügliden, noch nicht ge-
druckten Urkunden.“
intereſſant ſein, an daſſelbe anknüpfend,
durch Hervorhebung einiger Hauptpunkte,
den Lefern dieſer Blätter Manches im Ge-
dägaiß aufzufriſchen, da es für jeden Be-
wohner dieſer Muſenſtadt von Intereſſe iſt,


fällt in das Jahr 1386 in eine Zeit, wo
in Deutſchland noch keine andere ſolche, alle
Hauptzweige der Wiſfenſchaft umfaſſende
höhere Lehranſtalt vorhanden war, indem
man ſich bis dahin mit Klofters und Stifts-


Grundung gebührt dem Kurfuͤrſten der Khein-
pfalz/ Ruprecht I, genannt der Rothe.


Schutze wohlwollender Fürſten eine größere
Ausdehnung und einen noch größern Ruf
in und außerhalb Deutfchland, und bildete
gegen Ende des 15. und im Anfange des
— 16. Jahrhunderts einen Vereinigungspunfkt
der bedeutendſten Männer, inobeſondere ſol-
cher welche die Reformation in Kirche und
Schule herbeiführten. —7— —
; J0r blühender Zuſtand endigte ſich mit
der Eroberung der Stadt Heidelberg durch
den kaiſerlichen Feldherrn Tilly im Jahr
1022, und ſchon im folgenden Jahre wurz


ihre ganze Bibliothef, weggeführt und nach
Rom gebracht


zum weſtphaͤliſchen Frieden im Jahr 1648.
Svuvald der Kurfürſt Karl Ludwig die
RKegierung dex Pfalz angetreten Hatte, be-
ſchaͤſtigte er ſich ernſtlich mit der Wieder-
herfielung der Univerſität und am 1. Nov.
652 fonnte ſchon das Feft ihrer Cinwel-
hung gefeiert werden. Hun erhob fie ſich


ä Noch im näm-
lichen Jahrhundert anno 1686, feierte ſie
unter Kurfürſt Philiyp AWilhelm das
Feſt ihres dreihundertfährigen Beſtandes.
Nicht lange darauf wurde ſie aber von
Einem neuen Unglück heimgeſucht. Als näme
rrim Orleanéſchen Kriege der franzoͤſt-
ſche General Melac die Pfalz mit Feuer
und Schwert verheerte, da traf dieſes Schick
lal auch Heidelberg, und die Mitglieder
der Univerſität fuchten ihre Reitung in der
Flucht. Als aber allmaͤlig die Staͤdt Hei-
delherg ſich wieder aus ihren TIrümmern
zu erheben begann, da ließ der Kurfürſt
ohann Wilhelm im Jahr 1711 das
letzige Univerſitätsgebäude aufführen, und
die Anſtalt gewann nach und näch an Kräfs
tten, ohne jedoch einen Zuſtand der Blüthe
wieder zu erreichen. Und kaum hatte ſie
ſich unter Rarl Theodor einigermaßen
emporgeſchwungen da brach die unſelige
franzöſiſche Rebolution los, in deren Folge
; 5iefer_ ehrwürdige Sitz deutſcher Gelehrſam-

und ihrer fruͤhern Blüthe.


- fungen verlor. Doch unterlag die uni-
verſitaͤt nicht ganz keine noch ſo haͤrten








Schläge des Schickſals waͤren im Stande,
ihre Lebenskraft gänzlich zu zerſtören.
Mit dem Beginne des 19. Jahrhunderts

drich vergönnt, ſie ihrem Verfall zu ent-
reiben; er wurde ihr Retter und zweiter
Gründer. Daher ihr Name Ruperto darola.
Er ſtellte ſie mittelſt des 13. Organiſations-
edictes vom Jahr 1803 wieder her, dotirte
ſie mit einem verhältnißmäßig reichen jähr-
lichen Beitrege und gab ihr eine neuere,
den höhern Anforderungen der fortgeſchrit-
tenen Zeit entſprechende Einrichtung! in-
dem er zugleich ſich felbſt und ſeinen Nach-
folgern die Würde eines Rectors der Uni-
verſität vorbehielt.

So erhob ſie ſich bald wieder, beſonders
auch während der landesvaͤterlichen Regie-

vold und durch Seine beſondere Fürſorge,
zu der gegenwärtigen Höhe und Blüthe,
in Wweidher ſie jetzt ſowehl durch den Reich-
thum ihrer wiſſenſchaftlichen Auſtalten und
Sammlungen, alg befonders auch durch die
große Zahl der ausgezeichnetſten Lehrer
und Schriftſteller als die koſtbarſte Perle
in dem Kranze der deutſchen Hochfchule
324 — 3 2

* Italien.

Turin, 17. Nai. In der heutigen Si-
tzung der Abgeordnetenkammer if ſtatt des
zum Juſtizminiſter ernannten Herrn Buons
campagni General Dabormida mit St.
zum Vieepräſidenten gewählt worden; 22
Stimmen erhielt der Abg. Tecchio ; Die
übrigen Stimmen zerſplitlerten ſich. Die

einiger Seehäfen bewilligt.

Däuentark. —
Das Miniſterium für Schleswig hat un-

viſitatorium der Probſtei Flensburg zur öf-
fentlichen Kunde gebrachies) Refeript er-
laſſen, . in welchem erklärt wird, daͤß die
bishen getroffenen Veranſtaltungen wegen
des Gebrauchs der däniſchen Sprache beim
Gottesdienſte und Schulunterricht aufrecht
erhalten werden ſollen.

England. HO

Lundon, 31, Mat. Der Dampfer Gla-
diator“ iſt geſtern vom Vorgebirge der gu-
ten Hoffnung in Spithead eingetroffen. Er
hatte den ehemaligen Souverneur, General
Sir Harry Smith, an Bord. Die Nach-
richten vöm Kriegsſchauplatze lauten ſehr
hoffnungsvoll! und es mag in diefer Hin-
ſicht woͤhl einige Uebertreibung mitunter-
laufen. Die legten Operationen von Sir

beinahe zu Ende gebracht haben, indem ſie
angeblich bewirkten, daß die Kafferhäupt-
linge um Frieden flehten Sir Harrh hatte
zu dieſem Zwecke mit ihnen unterhandelt,
und ſein Nachfolger, Generalmajor Cat-
carth, fetzte die Unterhandlungen fort. Seit
den letzten Nachrichten war kein irgendwie

und Kaffern vorgekommen. In der Cap-
ſtadt war Sir Haͤrry Smith von Männern
Aer politiſchen Parteien mit der groͤßten
Auszeichnung empfangen worden. *

London, 1. Zuni. Der ehemalige Cap-
Souverneur, General Sir Harıy Smith,
iſt heute hier eingetroffen. Sn Portsmouth


wurde ihm geſtern ein ſehr chreuͤvoller Em-

pfang zu Theil. Unter Anderem überreichte
ihm der Gemeinderath eine ſehr ſchmeichel-
hafte Glückwunſch⸗ Adreſſen die in einem un-
ter dem Vorſitze des Mayors abgehaltenen
Meeting volirt worden war. — Der früs
here Secretär des Innern, Sir George
Grey, har am vorigen Samstag an feine
alten Wähler in Northumberland, um de-
ren Stimmen er ſich wiederum bewirbt, eine
fehr freihändleriſche Anſprache gehalten. Der
Sprecher des Unterhauſes, , Lefevre, be-


des Nordbezirks von Hampſhire. — Nach-
richten aus Dublin zufolge unterliegt die
Beſtätigung des D, Cullen als Erzbiſchof
von Dublin keinem Zweifel. Man erwartet
die päpſtliche Bulle mit jedem Tage.

Feuilleton.
Liebe in alter Beit,
Fortſetzung - b
— yDa8 arme junge Blut,“ fuhr die Frau
weinend fort; „wie er außfah, alg fie {hn -
fortfchleppten, die rohen laſterhaften Soldaten,
die feinen Schmerz verlachten, , das iſt nicht
auszufprechen! Ich ſchrie laut und ſchimpfte
auch wohl da faßten ſie mich an meine kraft-
loſen Axme und ſtießen mich, wie einen Bull,
in die Stube hinein. Aber das gute fromme
Kind haͤtte mich fo rührend angefehen, daß ich
ihn gleich verſtand, was er wollte. — Ich follte
zu Cuh-gehen, Euch ſein Leid klagen ob
Ihr ihm nicht helfen fönntet,/. — *
Wie koͤnnen wir helfen, wir armen Leute,#
ſagte Margarethe Betrübt.. „ D! der arme
gute Eberhaͤrd, mein Leben gäbe ich het, wenn
! Jetzt fällt mir etz
was ein,“ vief ſte ploͤtzlich, „Orabow wird
ihm Delfen, der muß idm helfen, der gute,
liebe, wohlthätige Mann, er weiß gewiß einen .
Weg.” ? — /
4 Weil er den Weg wußte, den Unfhuls ” >
otgen zu verderben,“ ſagte Eloͤbeth mit dum-
pfer Stimme, „aber nun iſt es auch um ihn
geſchehen; nun will ich den alten Heuchler auch
zu Schanden machen.“ — Margarethe blickte
exſtaunt zu {fr auf, ſie erſchrak vor ihr. —
Das große Mädchen ſtand ganz verwaͤndelt.
Die Ruhe und der Spott war von ihr ge=.
wichen, ibr Auge glühte und blitzte, die rei= . >
en blonden Flechten und Lodfen, aus denen
ſie Kraͤnz und Blumen geriſſen haͤtte, ringel-
ten, wie Schlangen auf vdem glänzenden Halfe
und dem jungen wogenden Buſen. Sie fieß


fnapp anſchließenden Röckchen fah die hohe
ſtolze Geſtalt faſt wie die blauäugige und doch
ſo furchtbare Kriegsgbitin der Alten aus! Die
welßen Arme hielt ſte zürnend aufgehoben,
ganz fHll, nachſinnend, mehrere Minuten,
während die Frauen weiter klagten, dann ging
ſie plötzlich hinaus. - —

Sie öffnete die Thuͤre in dem kleinen Zime \
mer ihres Vaters mit fchneller ſtarker Hand. -
Der alte Mann ſaß in der tiefen Ecke am Fen-
ſter, ohne ſich zu bewegen! Sein hageres Ge-
ſicht war ſtarr aufgerichtet, durch die kleinen
Scheiben fiel das Abendlicht herein; mit feinem
warmen rothen Schimmer- zitterte es tröftend _
auf den kummervollen Zügen hin und bher, -
und verlieh den Augen des Greiſes einen wunz
derbaren Glanz. —

El8beth war tief ergriffen Davon. Das
weißliche Haar des Vaͤters Leuchtete wie Flams .
men⸗ oder Heiligenſchimmer; ſein Geſicht war
 
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