*
/
\
; ä‚{tittmodp‚ den . —
— — ⏑
Belgien. *
Brüſſel, 31. Mai. Die katholiſche Geiſt-
lichkeit, anſtatt Apoſtel des Friedens zu
ſein, vimmt in dem Wahlkampfe eine krie-
geriſche Stellung ein. Geſtern waren die
Kanzeln in Oſtflandern in politiſche Zrü-
bünen verwanbelt. Die Heifllichen verlaz
fen von den Kanzeln ein Circülar des Bi-
ſchofs von Gent, welches den Wählern den
Weg vorſchreibt, den ſie einſchlagen ſollen,
SIn demſelben wird ihnen dex Ruin des
dandes der Untergang der Religion, ja
die ewige, Berdammnif verfündigt, wenn
ſie einem liberalen Candidaten ihre Stimme
geben. In Tournai fand daſſelbe Verfah-
ren ſtatt und ein katholiſcher Prieſter wagte
auf der Kanzel ſeinen Zuhörern zu ſagen,
es ſei ihre Pflicht, nicht nur alle Liberale,
ſondern vorzuͤglich das infame Miniſterium
zu beſeitigen welches Belgien vroteſtantiſch
machen wolle. Elbf. 3.)
Frankreich.
Paris, Juni. Der Prinz-Präft-
dent fuhr geſtern im offenen Wagen und
ohne Eoͤcorie über die Bonlevards ſpazie-
ren, und wurde überall mit Enthuſiasmus
empfangen. Der Senat war am 1, und
2, 5. M unter dem Vorſitz des Prinzen
Hieronymus zu einer Sigung verſammelt.
In der erſten ſtand der Geſetzentwurf, die
Jushebung von 80,000 Mann, in der an-
dern, der die Rehabilitation von Verur-
theilien betreffend, auf der Tagesordnung.
Beide Entwürfe wurden an beſondere Com:
miſſtonen überwieſen. Der Senat erledigte
hierauf mehrere Gegenſtände rein localer
Natur und ſprach ſich unter andern auch
darüber aus, daß gleich wie über den ge-
ſebzgebenden Körper, ſo auch über feine St-
» Bungen überſichtliche und prolocollariſch ab-
gefaßte Berichte dem Publikum vorgelegt
wuͤrden. — Der geſetzgebende Körper hat
der /Patrie“ zufolge einen den Briefpoſt-
taͤrif detreffenden Geſetzentwurf als Vor-
Lasge zu erwarten. — Die Vertheilang der
Adler an die Armee wird überall in den
Departementen auf entſprechende Weiſe mit
einer Nachfeier der Armee begangen; ſo ei-
ner telegkaphifchen Depefche zufolge mit
der entfprechenden Stimmung auch in Tou-
louſe. — Der „Moniteur“ macht heute die
Ernennung von einigen Directoren von
' Colpnialbanfen befannt. — Vroudhon, der
bekannte Socialift, iſt geftern, nach über-
ſtandener Zjähriger Gefängnißſtrafe, auf
freien Fuß gefeßt worden. — Berrger iſt
- aug Deutfhland zurückgekehrt und nach
Anlwerpen gereiſt. — Vietor DHugo läßt
ſeine Möbel und Gemälde in Paris ver-
fieigern und wird in Zukunft ſeine Woh-
nung auf der Inſel Jerſey ‘ nehmen, —
Der Profeſſor der Philoſophie an der Sor-
bonne, Simon, und 7 hieſige ©ymnafial-
profeſforen haben dem BerfaffungSeide ihre
Entlaffung vorgezogen. Aus den Depar-
‚ tementen meldel man noch immer Eides-
verweigerungen einzelner Generalrathsmit-
glieder, unter Andern auch des Exreprä-
fentanten Canet von der conſtitulioneltzre-
dublikaniſchen Partei. Am meiſten Auf-
fehen maͤcht der von einem namhaften Legi-
timiſten angekündigte Widerruf ſeines ichon
vor einem Monat geleiſteten Eides in Folge
der Inſtruetionen des Grafen Chambord.
Der Graf de Ia Suze, Gemeinderathsmit-
glied zu Courcelles im Mainedepartement,
zeigt nämlich in dem zu Mans erſcheinen-
den Journale öffentlich an, daß er ſeine
Entlaſſung einreiche, weil er den vor ei-
nem Monat geleiſteten Eid zurüdnehme,
um Wünſchen zu entſprechen, die er erſt
am 26. Mat erfahren habe. — Die Fürz
Kaiſerin von Rußlaͤnd ſoll den Wunſch
ausgeſprochen haben, ſie dert zu feben. —
Wie verlautet, wird der Staatsrath näch-
ſtens die Eonftietbeſchwerde des Seinepraͤ—
feelen gegen das Eiviltribunal von Paris
in der Orleans ſchen Sache discutiren. —
Man verfichert, daß beſchloſſen wurde, den
Generalen Bedeau und Changarnier, welche
80 Dienſtjahre haben, ihre vollſtändige Pen-
ſion zu gewähren. Das „Public“ ent-
hält wieder einen Artikel über die Noth-
wendigkeit des Kaiſerthums alg Endlöſung,
da NMepublik, legitime und Orleans ſche
Monarchie fuͤr Frankreich gleich unpraktiſch
ſeien. — In diplomatiſchen Kreifen ſpricht
män von der definitiven Abberufung des
bisherigen oͤſterreichiſchen Geſandten Baron
hazy erſetzt werden ſoll. Ja, man will ſo-
gar den Grund von Huͤbners Abberufung
wiſſen, und dieſen in deſſen allzugroßem
Eifer für das Elyſee gefunden haben.
* ltugarn.
Aus Peſth, 2. Junt, ſchreibt man uns :
Ein ſolcher Zuſammenfluß von Fremden,
wie er im Laufe dieſer Woche zu gewärti-
gen ſteht, dürfte in Veſth noch nicht dage-
weſen fein. Um- Ddem ungewoͤhnlich geſtei-
gerten Bedarf an Communicationgmittel auch
hrerſeits zu entfprecdhen, veranſtaltet die
Bampfſchifffahrtsgeſellſchaft außerordentliche
Fahrten auf der obern Donauſtrecke, und
zwar wird von Preßburg am 2,, 4 und
ſepaxates Paſſagierboot mit Berührung ale
ler Zwiſchenſtationen nach Peſth fahren. —
Kaiſer Franz Joſeph iſt der erſte oͤſterrei-
chiſchẽ Monarch, der eine Rundreiſe in Un-
garn macht, ſowie es der erſte Kaiſer iſt,
der nicht allein magyariſch verſteht fon-
dern auch gut ſpricht! Vor Katfer Joſeph
fam kein deutſcher Kaiſer aus dem Stamme
Habsburg tiefer nach Ungarn, alg bis Preß-
burg. Kaiſer Joſeph IL, der ſich in Un-
garn nicht krönen ließ, reiſte mehrmals nach
Peſth herab, wo er In ‚einem ihm eigen-
ihuͤnnlich gehoͤrenden Meierhof in der Con-
tigaffe, Vorſtadt Joſephoͤſtadt (nicht nach
ihm Dbenannt, ſondern nach dem heiligen
Joſeph)/ abftieg. Niemals hat er die Burg
in Ofen betrelen. Kaiſer Franz IL ließ
ſich 1792 in Ofen krönen. Damals gab
eg große Feſtlichkeiten, wovon alte Leute
hier noch zu erzählen wiſſen. Kaiſer Franz
fah erft 1820 Peſth wieder und iſt dann
nicht mehr nach Ungarn gekommen.
* England.
London, 3. Zuni. Beide Häuſer des
Parlaments haben geſtern ihre Arbeiten nach
den Pfenaftferten wieder aufgenommen, Im
Oberhaufe wurde nichts von allgemeinerem
Intereſſe verhandelt. Im Haufe der Ge-
meinen wurde viel hinüber- und herüber-
geſprochen, wie man am beſten die große
Maſſe noch zu erledigender Gegenſtände ſo
bewältige daͤß die Seſſion bald geſchloſſen
werden fönne; der Schatzkanzler feßte zu-
letzt auf Sir J. Grahams und Lord John
2
Ruͤffelts Beranlaffung den nächften Mon»
tag feſt für die Ermägung, wie hinſichtlich
werden ſolle. Das Haus ſaß dann als
Subfidiencomite, ; *
Feuilletvu.
Liebe in alter deit.
Gortſetzung) *
„Nein, Vater,“ ſagte Elsbeth, „Gott ver-
läßt Feinen, der ihn nicht verläßt, und nim-
mer hat der böſe Feind Macht über ung, wenn
wir nicht wollen! — Ich fürchte mich nicht, ,
iſt, ais ſpräche eine hoͤhere Stimme, daͤß ich
Dir Vergebung und Verſöhnung verfündigen. —
foll? F —
Sie fetzte ſich auf eine kleine Bank zu ſel-
nen Füßen, ſah voll Ruhe zu ihm auf und
küßte ſeine Hände „Ih nenne Dich nun Du,“
fagte fte, „obwohl ich es ſonſt nie gethan, denn
Du ſollſt mir vertrauen, was Du noch Nie-
manden andertraut haſt. — Ich bin das beſte
Stuck von Deinem Herzen und Deinem Leben,
mein Vater. Die heiße Liebe zu Deinem
Kinde leuchtet überall Hervor, meln Glück und
meine Freude waren immer Deine Sorge, wie
Menſchen hinwerfen und mich elend maͤchen
und wie Du dayor zitterft. Der böfe alte
daß mit der Schlechtigkeit die Lüge verbunden
iſt — I0 habe geſchwiegen bis -jeßt, denn
das mich befreite, indem es ihn verdürbe; das
iſt nun Alles auch gekommen, und nun mußt
Du reden lieber Vaͤter uun mußt Du mir
entdecken, womit er Dich ylagt, dann wirſt
Du aug erlöſt ſein.“ —
Nederzeugung , daß ein Gefühl des Glaubens
dag Düftere Gemüth des Alten durchdrang.
Sein bleiches Geſicht mar plötzlich von einer
jähen Röthe überzogen worden, ſeine Augen
irrten umber, bald bittend, balr verwirrt und
voll Beſtürzung und Schmerzen. Etsbeth fah .
Bater ,“ ſagte fie, was mußt Du gelitten haz
ben?! Uchy! öffne doch Dein gequaͤltes Herz
Deiner Elsbeth, die fo voll von heißer Begier
ift, Dein Leid mit Dir zu theilen. — Rede,
liebſter Bater, der Troſt der Mittheilung an
ein liebendes tröſtendes Weſen iſt ja {hon ein
Himmelsglück.“ * — E
„Und wenn ich nun bekennen niüßte“ fagte .
er mit leiſer ſchwankender Stimme, „daß ich
elender verworfener Menſch bin, ein Berbrecher,
der den Tod werdient, ein Dieb, o Iefus!
ein Mörder!“ —— RE
Elobeth blickte ihn tcaurig, aber feſt an.
Ich Lann’8 nicht glauben," fagte fie, „wenn ‘
8 aber auch wahr wäre, fo hat der Grabow
es ſicher angeftiftet, und Deine Schuld ift ges _
ring, denn wie kennteſt Du mit Deinem ein-
fachen redlichen Gemüth ein ſo großes Ver-
hrechen begehen?“ ;
Ich war nicht immer fo, wie ich jebt bin,“
ſprach der Kanzelliſt nach einer Paufe, in der
ec fih zu beſinnen fchien,, ob. ev fein angft= .
erfülltes Herz oͤffnen follte, — „iQ war ein
raſcher wilder Kexl, der das Blut nicht fürch-
tete. Gott iſt mein Zeuge! ich habe keine
/
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; ä‚{tittmodp‚ den . —
— — ⏑
Belgien. *
Brüſſel, 31. Mai. Die katholiſche Geiſt-
lichkeit, anſtatt Apoſtel des Friedens zu
ſein, vimmt in dem Wahlkampfe eine krie-
geriſche Stellung ein. Geſtern waren die
Kanzeln in Oſtflandern in politiſche Zrü-
bünen verwanbelt. Die Heifllichen verlaz
fen von den Kanzeln ein Circülar des Bi-
ſchofs von Gent, welches den Wählern den
Weg vorſchreibt, den ſie einſchlagen ſollen,
SIn demſelben wird ihnen dex Ruin des
dandes der Untergang der Religion, ja
die ewige, Berdammnif verfündigt, wenn
ſie einem liberalen Candidaten ihre Stimme
geben. In Tournai fand daſſelbe Verfah-
ren ſtatt und ein katholiſcher Prieſter wagte
auf der Kanzel ſeinen Zuhörern zu ſagen,
es ſei ihre Pflicht, nicht nur alle Liberale,
ſondern vorzuͤglich das infame Miniſterium
zu beſeitigen welches Belgien vroteſtantiſch
machen wolle. Elbf. 3.)
Frankreich.
Paris, Juni. Der Prinz-Präft-
dent fuhr geſtern im offenen Wagen und
ohne Eoͤcorie über die Bonlevards ſpazie-
ren, und wurde überall mit Enthuſiasmus
empfangen. Der Senat war am 1, und
2, 5. M unter dem Vorſitz des Prinzen
Hieronymus zu einer Sigung verſammelt.
In der erſten ſtand der Geſetzentwurf, die
Jushebung von 80,000 Mann, in der an-
dern, der die Rehabilitation von Verur-
theilien betreffend, auf der Tagesordnung.
Beide Entwürfe wurden an beſondere Com:
miſſtonen überwieſen. Der Senat erledigte
hierauf mehrere Gegenſtände rein localer
Natur und ſprach ſich unter andern auch
darüber aus, daß gleich wie über den ge-
ſebzgebenden Körper, ſo auch über feine St-
» Bungen überſichtliche und prolocollariſch ab-
gefaßte Berichte dem Publikum vorgelegt
wuͤrden. — Der geſetzgebende Körper hat
der /Patrie“ zufolge einen den Briefpoſt-
taͤrif detreffenden Geſetzentwurf als Vor-
Lasge zu erwarten. — Die Vertheilang der
Adler an die Armee wird überall in den
Departementen auf entſprechende Weiſe mit
einer Nachfeier der Armee begangen; ſo ei-
ner telegkaphifchen Depefche zufolge mit
der entfprechenden Stimmung auch in Tou-
louſe. — Der „Moniteur“ macht heute die
Ernennung von einigen Directoren von
' Colpnialbanfen befannt. — Vroudhon, der
bekannte Socialift, iſt geftern, nach über-
ſtandener Zjähriger Gefängnißſtrafe, auf
freien Fuß gefeßt worden. — Berrger iſt
- aug Deutfhland zurückgekehrt und nach
Anlwerpen gereiſt. — Vietor DHugo läßt
ſeine Möbel und Gemälde in Paris ver-
fieigern und wird in Zukunft ſeine Woh-
nung auf der Inſel Jerſey ‘ nehmen, —
Der Profeſſor der Philoſophie an der Sor-
bonne, Simon, und 7 hieſige ©ymnafial-
profeſforen haben dem BerfaffungSeide ihre
Entlaffung vorgezogen. Aus den Depar-
‚ tementen meldel man noch immer Eides-
verweigerungen einzelner Generalrathsmit-
glieder, unter Andern auch des Exreprä-
fentanten Canet von der conſtitulioneltzre-
dublikaniſchen Partei. Am meiſten Auf-
fehen maͤcht der von einem namhaften Legi-
timiſten angekündigte Widerruf ſeines ichon
vor einem Monat geleiſteten Eides in Folge
der Inſtruetionen des Grafen Chambord.
Der Graf de Ia Suze, Gemeinderathsmit-
glied zu Courcelles im Mainedepartement,
zeigt nämlich in dem zu Mans erſcheinen-
den Journale öffentlich an, daß er ſeine
Entlaſſung einreiche, weil er den vor ei-
nem Monat geleiſteten Eid zurüdnehme,
um Wünſchen zu entſprechen, die er erſt
am 26. Mat erfahren habe. — Die Fürz
Kaiſerin von Rußlaͤnd ſoll den Wunſch
ausgeſprochen haben, ſie dert zu feben. —
Wie verlautet, wird der Staatsrath näch-
ſtens die Eonftietbeſchwerde des Seinepraͤ—
feelen gegen das Eiviltribunal von Paris
in der Orleans ſchen Sache discutiren. —
Man verfichert, daß beſchloſſen wurde, den
Generalen Bedeau und Changarnier, welche
80 Dienſtjahre haben, ihre vollſtändige Pen-
ſion zu gewähren. Das „Public“ ent-
hält wieder einen Artikel über die Noth-
wendigkeit des Kaiſerthums alg Endlöſung,
da NMepublik, legitime und Orleans ſche
Monarchie fuͤr Frankreich gleich unpraktiſch
ſeien. — In diplomatiſchen Kreifen ſpricht
män von der definitiven Abberufung des
bisherigen oͤſterreichiſchen Geſandten Baron
hazy erſetzt werden ſoll. Ja, man will ſo-
gar den Grund von Huͤbners Abberufung
wiſſen, und dieſen in deſſen allzugroßem
Eifer für das Elyſee gefunden haben.
* ltugarn.
Aus Peſth, 2. Junt, ſchreibt man uns :
Ein ſolcher Zuſammenfluß von Fremden,
wie er im Laufe dieſer Woche zu gewärti-
gen ſteht, dürfte in Veſth noch nicht dage-
weſen fein. Um- Ddem ungewoͤhnlich geſtei-
gerten Bedarf an Communicationgmittel auch
hrerſeits zu entfprecdhen, veranſtaltet die
Bampfſchifffahrtsgeſellſchaft außerordentliche
Fahrten auf der obern Donauſtrecke, und
zwar wird von Preßburg am 2,, 4 und
ſepaxates Paſſagierboot mit Berührung ale
ler Zwiſchenſtationen nach Peſth fahren. —
Kaiſer Franz Joſeph iſt der erſte oͤſterrei-
chiſchẽ Monarch, der eine Rundreiſe in Un-
garn macht, ſowie es der erſte Kaiſer iſt,
der nicht allein magyariſch verſteht fon-
dern auch gut ſpricht! Vor Katfer Joſeph
fam kein deutſcher Kaiſer aus dem Stamme
Habsburg tiefer nach Ungarn, alg bis Preß-
burg. Kaiſer Joſeph IL, der ſich in Un-
garn nicht krönen ließ, reiſte mehrmals nach
Peſth herab, wo er In ‚einem ihm eigen-
ihuͤnnlich gehoͤrenden Meierhof in der Con-
tigaffe, Vorſtadt Joſephoͤſtadt (nicht nach
ihm Dbenannt, ſondern nach dem heiligen
Joſeph)/ abftieg. Niemals hat er die Burg
in Ofen betrelen. Kaiſer Franz IL ließ
ſich 1792 in Ofen krönen. Damals gab
eg große Feſtlichkeiten, wovon alte Leute
hier noch zu erzählen wiſſen. Kaiſer Franz
fah erft 1820 Peſth wieder und iſt dann
nicht mehr nach Ungarn gekommen.
* England.
London, 3. Zuni. Beide Häuſer des
Parlaments haben geſtern ihre Arbeiten nach
den Pfenaftferten wieder aufgenommen, Im
Oberhaufe wurde nichts von allgemeinerem
Intereſſe verhandelt. Im Haufe der Ge-
meinen wurde viel hinüber- und herüber-
geſprochen, wie man am beſten die große
Maſſe noch zu erledigender Gegenſtände ſo
bewältige daͤß die Seſſion bald geſchloſſen
werden fönne; der Schatzkanzler feßte zu-
letzt auf Sir J. Grahams und Lord John
2
Ruͤffelts Beranlaffung den nächften Mon»
tag feſt für die Ermägung, wie hinſichtlich
werden ſolle. Das Haus ſaß dann als
Subfidiencomite, ; *
Feuilletvu.
Liebe in alter deit.
Gortſetzung) *
„Nein, Vater,“ ſagte Elsbeth, „Gott ver-
läßt Feinen, der ihn nicht verläßt, und nim-
mer hat der böſe Feind Macht über ung, wenn
wir nicht wollen! — Ich fürchte mich nicht, ,
iſt, ais ſpräche eine hoͤhere Stimme, daͤß ich
Dir Vergebung und Verſöhnung verfündigen. —
foll? F —
Sie fetzte ſich auf eine kleine Bank zu ſel-
nen Füßen, ſah voll Ruhe zu ihm auf und
küßte ſeine Hände „Ih nenne Dich nun Du,“
fagte fte, „obwohl ich es ſonſt nie gethan, denn
Du ſollſt mir vertrauen, was Du noch Nie-
manden andertraut haſt. — Ich bin das beſte
Stuck von Deinem Herzen und Deinem Leben,
mein Vater. Die heiße Liebe zu Deinem
Kinde leuchtet überall Hervor, meln Glück und
meine Freude waren immer Deine Sorge, wie
Menſchen hinwerfen und mich elend maͤchen
und wie Du dayor zitterft. Der böfe alte
daß mit der Schlechtigkeit die Lüge verbunden
iſt — I0 habe geſchwiegen bis -jeßt, denn
das mich befreite, indem es ihn verdürbe; das
iſt nun Alles auch gekommen, und nun mußt
Du reden lieber Vaͤter uun mußt Du mir
entdecken, womit er Dich ylagt, dann wirſt
Du aug erlöſt ſein.“ —
Nederzeugung , daß ein Gefühl des Glaubens
dag Düftere Gemüth des Alten durchdrang.
Sein bleiches Geſicht mar plötzlich von einer
jähen Röthe überzogen worden, ſeine Augen
irrten umber, bald bittend, balr verwirrt und
voll Beſtürzung und Schmerzen. Etsbeth fah .
Bater ,“ ſagte fie, was mußt Du gelitten haz
ben?! Uchy! öffne doch Dein gequaͤltes Herz
Deiner Elsbeth, die fo voll von heißer Begier
ift, Dein Leid mit Dir zu theilen. — Rede,
liebſter Bater, der Troſt der Mittheilung an
ein liebendes tröſtendes Weſen iſt ja {hon ein
Himmelsglück.“ * — E
„Und wenn ich nun bekennen niüßte“ fagte .
er mit leiſer ſchwankender Stimme, „daß ich
elender verworfener Menſch bin, ein Berbrecher,
der den Tod werdient, ein Dieb, o Iefus!
ein Mörder!“ —— RE
Elobeth blickte ihn tcaurig, aber feſt an.
Ich Lann’8 nicht glauben," fagte fie, „wenn ‘
8 aber auch wahr wäre, fo hat der Grabow
es ſicher angeftiftet, und Deine Schuld ift ges _
ring, denn wie kennteſt Du mit Deinem ein-
fachen redlichen Gemüth ein ſo großes Ver-
hrechen begehen?“ ;
Ich war nicht immer fo, wie ich jebt bin,“
ſprach der Kanzelliſt nach einer Paufe, in der
ec fih zu beſinnen fchien,, ob. ev fein angft= .
erfülltes Herz oͤffnen follte, — „iQ war ein
raſcher wilder Kexl, der das Blut nicht fürch-
tete. Gott iſt mein Zeuge! ich habe keine