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Hoffmann find mit ausgebildetem Schuderungs-
ialent behanvelt, Pılanz febre‚i.btf'obm‘S})mtefif?on


Tein befteht aug einer Sammlung von Erzählungen,
Mährdjen und Schilverungen aus dem Leben des
VBolfes, vom GHeranggeber mit einer Einleitung
über die volfsthümliche Literatur in Deutfchland
verſehen. Die ZufammenkeNlung iſt mit großem


mit einzelnen voltethümlichen Arbeiten der Schrift:
keher befannt macht, deren Charakter {m Nebrigen
dieler Richtung nicht angehört.... .

Freunde der Höthe Liieratur mögen zu dem bei
3, :©, Cotta. in Stuttgart erfchtenenen Buch!
„SranenSilder aus Göthe’s Jugend-
zeit, Stubien zum Leben des Dichters , von H
Dünger“ greifen. Dünger’s Verdienffe um die
Göthe Literalur iſt allerfeitg anerfannt. In diefem
Neueften Werk hebt er ſich fechs Frauengeftalten
aug den Lehenskreiſen des jungen Goͤthe zu ein»
gehendſter Charakteriſtik heraus: Friederike Brion,
die Heldin des Sefenheimer Romans; ©öthe’s
Schweßer Caroline; Unna Sibplla -Mündh ,' ves
jungen Dichters Freundin, welde zu feinem Trauer-
ſpiel Ciavigo , Deffen- Bearbeitung fte von ihm
wünſchte den Anfkoß gabz Anna Eliſabeth Schöne>
mann, die als „Lili“ von ihm Befungene; Augufle
von Stolberg, und endlich die „Frau RNath“, G5=
tkes Mutier. Diefe Abhandlungen find nicht bloß
Schilderungen der betreffenden Frauen „ fie: dienen
im Gegenthetl zu umfafjenden Unterfuchungen über
Oöthe’s Thun und Treiben und Umgebung in ge-
wiſſen Lebengspertoden.

3. ©. Cotta haͤt zu einer neuen praͤchivolien
Yusdgabe von GHthe’s Fauft, in Folio:Format
mit 3Uußrationen, die feine Verlagsbuchhandlung
vorbereitet, 50,000 Guiden angewiefen. ESie foll
ein Tationalwerk werden, das fedenfallg unter den
Veißerwerken deutſcher Typographie eine der erflen
Stelen!etnnehmen: wird, }

Die ſchöne Bibel.in Quarto mit Holzſchnitten
und Luthers —7 — (Stuttgart , 3 S.
Cotta) iſt bereits vergriffen und muß neu aufgelegt
Werden, während die Auggabe für Katholiken, nach
Lrtotts Neberfeßung , noch nicht vollendet. if.
Man kann nichts Meifterhafteres. fehen,. als die
Zolzſchnitte dieſer zwei Bıbelauggabenz nur. die
Braun- und Schneider’(hde Hauschronifk,
welcdhe wir ihres belehrend-unterhaltliden Inhalts
und ihrer Billiakeit wegen bei diefer Gelegenheit
ebenfalls aufs dringlichfte. empfehlen wollen, ringt
in einzelnen Blättern mit ihnen um den Vorrang.

Die Eroberung von Toulouſe.
Gortſetzung5

Erzählt es uns, Herr von Terride,“ riefen
mehrere Stimmen.

Erklärt es uns als ein verftändiger, waͤhr
haftiger Mann, damit wir ſtcher daͤrüber ur-
theilen fönnen,“., entgegnete. Herr von Minerve.

„Nein,“ tönte es von allen Seiten, „erzählt
e8 als ein Roman, tragt es uns als eine
Romanze vor, dann können wir noch beſſer
urtheilen.“

Zu dieſem von allen Seiten unter den Rit-
tern ausbrechenden Tumulte gefellten ſich noch
die Bitten der Reiſigen und Knechte hinter der
Valuſtrade hervor, und da Otho glaubte, durch
Geſang mehr ausrichten zu können, als durch
eine ruhige Sachdarſtellung, gab er ſeine Ein-
willigung zu erfennen.s ,

„Daran erkenne ich Euch, Ihr Ritter aus
der Provence rief Withelm von Minerve,
Ihr bleibt doch immer viefelben! Das Leben
Lurer Kinder, die Ehre Eurer Frauen gebt
Ihr für ein Lied, den Kanipf vergeßt Ihr über
der Cizählung, eines fahrenden Saͤngers.“

Alles zu ſeiner Zeit,“ entgegnete Terride,
„und meine Erzaͤhlung wird ihre guten Früchte
tragen., ſie wird Cuch zeigen, daß, wenn mit
dem jungen Raimund SGerechtigkeit und Billig-
keit in die Ptovence zurückkehren, auch die
Ntltterlichkeit und Galauterte, welche die fran-
zöſiſchen Barbaren verfagt haben, wieder bei
uns einziehen werden.“

Ein Beifallmurmeln folgte dieſen Worten;
Jeder neigte Otho viel aufinerkfamer ſein Ohr,


Worte in zierlichen Reimen:
„Cin Tag war dem jungen Grafen in Rom


verfloſſen, als ſein Vater zu ibin ſagte: Geh'


wortſchreiben Koͤnigs Jobann; überreihe e8 in
Demuth und Chrfurckt, denn er ift-ein Mann,
der gebeten ſein will,-de demütbiger und ärmer


Ere darin fuchen. Er gebört zu denen, die


lauter Stimme fordert, aber dem verzeiht, Der
fußfällig fleht! Der junge Mannn ging in Dden
Palaſt des Kardinal? Bifchofs, chwohl ' mit
Widerſtreben, denn er beugte ſeinen Siun nicht
gern‘ unter ſein Unglück; aber der Raih ſeines
Vaters und der aͤndeten Grafen ließen ihn
ſeinen Weg antreten! Weiter als zwei Meilen
lag der Palaſt des Kardinals von der Siadt
entfernt; der junge Graf legte den Weg zu
Fuß zurück und war fo erfchoͤpft von dem het:
ßen Sonnenbrande, daß er kaum die Kraft
hatte, einem Kleriker ſein Geſuch an den Bi.
ſchof aufzutragen‘, und waͤhreud er unter der
von Blumenduft durchwehten offenen Galerie
den Aagenblick. wo er eingeführt werden follte,
erwartete, einſchlief.“

„Der Biſchof ein ſtolzer eitler Mann, trat


fin von Notwich, und deken Toͤchter RKegina
beraus, um ſich {n das Concil zu begeben,
und wollte den jungen Orafen wie einen ge
meinen Bitiſteller im Borbeigehen abfertigen
Als der Biſchof mit ſeinem Gefolge in die
Halerie trat, fuckte der Kleriker vergebens den
jungen @rafen, bis er ihn endlich ſchlafen
ſah. Er wollte ihn ſchnell aufweden, aber
die Gräfin henimte mit den Worten: Der arıe
ſchöne Knabe! ſeine Schritte.“

„Sie hatte recht, denn noch nie hatte eine
edlere Schönheit ausS einfacherer, man Fönnte
fagen elenderer Tracht hervorgeleuchtet, Sogar
der Bifhof, fo herzlo8 er auch war, Fonnte
ſich einige Augenblicke des Mitleid8 . nicht er
wehren, denn die tebbafte, durch feinen weiten
Weg herborgerufene RM war einer traurigen
Bläffe und einem empfindlichen Froͤſteln gewichen.
Der Biſchof ging daher an ihm vorüber, ohne
daß er geweckt wurde, und hinterließ den Be-
fehl, ihn bis zu ſeiner Ruͤckkehr warten zu
laſſen.“

„Die Gräfin war eine durch Herzensgüte
ausgezeichnete Dame.,, gefiel ſich aber zuwellen
in ſonderbaren Einfällen und ließ den ſchönen

auf, Erdenzerfhlenen , um einen Unglaͤcklichen

zu DE S
„Wofür hälıfi Du uns denn, fragte Regina
mit fanfter Stimme und einent kaum unter-
druͤckten Locheln.“ B —
„Seid Ihr denn nicht,“ rief der Graf, no
auf das Knie gebeugt, und Thraͤnen im YUuge,
„feid Ibr denn nicht die ‚Heilige” Jungfrau, die
Nutter unſeres Hetrn Jeſu Chriftt, und Deine
Begleiterin Maria Magdalena, die Sünverin ?“
Die Graͤfin Livia Notwich biß ſich zwat
Lwas verletzt in die Loyen, ſte war aber Leint
Frau, die User ein Mißverſtaͤndniß! das zwar
‚o viel peinlich Wahres enthielt, Lange zürnen
fonnte, denn ſie verhehlte ſich das Treffende
des Vergleiches nicht, und ihre Liebe mit dem
König Jobann war nicht die einzige, die von
ihr erzählt wurde.“ ; 2
. „Du haft recht junger Mann, erwiederte
ſie und unfer Schug foll Dir nicht fehlen,
venn Dich Dein Muih deſſen fo würdig wie
Dein Stamm, Deine Nitterlichkeit gegen viE
Damen ſo würdig wie Deine Schoͤnheit macht.“
} (Fortfegung folgt.)

Buntes.

Bekanntlich ruhen die irdiſchen Ueberreſt
— größten Deutfchen Componifken,
auf dem Friedhofe zu St. Mary in Wien , fevo®
fennt man feine Begräbnihfätte nicht genau, da
unler dem Hiigel, der gewoͤhnlich alg foͤlche ange”
geben mird, noch viele andere Todie ruhen. „EM
Keifender, der neulich auf diefem Dügel Hand
fcdreibt daritber in etnem Privatbrief an einen feinet
Freunde: Tiefe Wehmuth' ergriff mein Herz ,' abs
d.r ernfte, Todtengräber einen Strauß von Fieder-
blüthen, womit der Hügel üppig bewachfen waL,
abfchnitt und mir denfelben miıt Feterlicher. Miene
überreichte. Es ivar mir, alg wenn ‚aus Ddiefen
Blüthen mich Mozarts Geiſt angeweht hätte, Weiter
über die Gräber wandernd; iteß ich mi mit dem
Manne in ein Geſpräch ein. . Endlich blieb, er
ftehen , ſein Auge ſchweifte prüfend, über einige


eigenen geheimnißvollen Gefdhwägigkeit: „In diefer
Gegend lag ein anderer gefchicktet Mufitant, den
aber der Fuͤrſt CSherY:zy wieder ausgraben und
nach Eiſenſtadt transporüren IHeß. . Alg aber vas
— war, hat der Kopf gefehlt“. Auf
eine Yeugerung des Erſtaunens von meiner Geite, -
fah ſich der Mann fogleich um, als fürchte ev, be-
horcbt zu werden, und raunte mir Ing. Dhr: „Ein
Engländer hat ihn gekohlen.“ — Und diefer audere
geſchickte Mufifant dieß — Jofeph Haydn.
Der Dramatifer Naupac Yrannifirte das
Pablikum und die Schaufyteler Berling big zu

Schläfer durch ihre Kammerfrauen wegiragen. ı
Dieſe fanden die Laſt eines ſo ſchönen jungen!
Ritiers nicht zu ſchwer und legten ihn auf ein
ſeidnes mit Flaumfedern gefülltes Ruhebett in!
einem mit den herrlichſten Gemälden und koͤſt-
baren Tapeten geſchmückten Cabinet, deſſen
Fußboden die ſchönſte Moſaik bitoete, fanft!
nieder. Daͤrauf kleidete ſich die Oräfin und
ihre Tochter, die ſie mit mehr Zaͤrtlichkeit al8
Vorſtcht erzog, in lange weiße Gewänder, bül
ten ſich in langherabwaͤllende Schleier undrer-
warteten ſo den Augenblick ſeines Erwaͤchens,
um ſich an der Uebertaſchung des jungen
Schläfers zu weiden, wenn er ſich an einem
ihm ünbekannten Orte wiederfinden wuͤrde.“

„Bald auch erwachte der Graf aus ſeinem!
ſchweren Schlummer! wurde ſich des Zweckes
ſeines Ganges dunkel bewußt, ſprang mi: einenı.
Satze auf und blieb Beftürzt ftehen, als er ſich!
in einem fremden, kleinen Zimmer „ ftatt. in

wiederfand. Wenn dem jungen Herzen einen
Augenblick lang bange war, denn Niemand
kann ſagen, es habe ihn niemal8 einige Furdt
angewandelt, ſo verſchwand dieſe Bangigkeit!
doch bald bei dem Anblicke des ſchönen Gefäng-
niſſes und ſeiner liebenswürdigen Huͤter. Cinen
Augenblick betrachtete fie der junge Graf mit

Knie ſich beugend, ſagte er:

einem ſolchen Grade der Nißachtung daß er alte
abyelegte Manufcripie, die er felbit für fchlecht
hielt (3. B. „die Frauen von Elbing“ — ein ala
bernes Stüc) in Scene feßen keß, bloß weıl e
ihm, felbſt wenn ſie total durchfielen , contractlid
nach dem gewöhnlıchen ——— verſilbert werden
mußten, Folgenden Tag ließ er fich — wie der mit
ihm befannte, nod vor Naupach verforbene Iyrifche
Dichter Eduard Ferrand fo gern von thm erzählte —
die ion naturlich fürchterlich herunterreißenden Re-
cenſionen beim Mittanstifch vorlefen, weil er Feine
beſſere Würze ſeiner Mahlzeit kannte, alg den Ge&
banfen ; wa wohl dem MRecenfenten. feine Kritik
im Verhältniß zu dem Bilpnenhonorar von geftern
Arend eingetragen haben und in weldher Spelunke
von Reftanration fener heute ſveiſen möne, wäh-
rend man ihm/ dem gebabten Dichter, die Mabhlzeit
auf filbernen Schuͤffeln auftrage. , * H
Ein franzöfiiher Statififer hat berechnet, daß
in Dder ganzen Welt ungefähr 10 Milltarden Franfken
Sold- und Silbermünzen in Umlauf find, worunter
3 ?50‚000‚000 — und 6,250,000, 000 Fr. Silber-
münze.. 2
Ende Juni ſtarb in dem, unweit Kupferzell {n
Württemberg gelegenen Drte Belzhaag na neun
jaͤbriaer glüclicher Ehe mit Hinterlaffung von dret
Kindern, , Magdalena: Groubach zu Anfang der
dreißiger Jahre durch, die Schrift ‚von Dr. Jufßtinus
Kerner „das Mädchen von DOrlah“ weit und breit
befannt. Sn ihrem frühern Zuftande befragt, 09
ſie wobl ein hohes Alter erreiche, gab fie, bezüglid


ego), die Antwort, das 40fte werde fie nicht ganz
— ſie erreihte e$ wirklich ⏑ ganz 5
anf den 12. Sept. hätte fie vdaffelbe zurücdgelregt.
Seit eintgen: Jahren Fränkelte fie und frarb an der
Schwindſucht. *

„Heilige Bewohner des Himmels, feid Ihr

Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Keichard.

/

Druck und Verlag von G. Reichard.
 
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