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— 1852


England. |
London, 6. Aug. Oeftern ift der erſte

eiſerne Pfeiler ded neuen Kryfiallpalaftes
mit üblichen Feierlichkeiten in Anweſenheit
Aner großen Zuſchauermenge geſetzt worden.
Aus England ſchreibt die D, Loztg.:
ine aus Engländern und, Oeſterreichern
Eſtehende gemifchte Geſellſchaft hat einen
Dampffchifffahrtsdienf zwifhen Trieß und
lexandrien eingerichtet. Bequeme Paket-
Voie bringen feßt unmittelbar alle Derlio-
Yen und alle Waaren und Depeſchen, die
Na Indien beſtimmt ſind, von Trieſt nach
Alerandrien; der Dienft iſ dergeftalt ein-
4 daß Jeder, der von London ab-
faͤhrt, eingeſchrieben, eingefchifft, auf den
Eiſenbahnen welter geſchafft, abermals ein.
Leſchifft und dann entweder zu Alexandrien
Ver zu Suez ans Land gefebt wird, ohne
Nöfhig zu haben, weder fuͤr ſich, noch für
lein ©epäde Sorge zu tragen. Wenn der
KReifende bis nach Indien will, fo nimmt
f die nämlide VBermaltung auf ſich, ihn
Enach Calcutta und Singapoͤre zu be-
rdern, und bringt ihn am beſtimmten
Tage dortbin, wie wenn e$ fi@ blos um
fine Ueberfahrt von wenigen Stunden han:
delte, — Das letzie von den Antillen in
England angefommene Vaketboot, der Ori-
Nofo, hHat die reichſte Ladung an Goͤld,
Silber und Edelfteinen mitgebracht, Ddie
vielleicht jemals am Bord eines Schiffes
fi&y befandı Sie beſtand aug werthvollen
Metallen und Edelſteinen 3,500,000 Dol.,
Sold 450,000 Doln., Perlen und Platina
6000 Dol., Silder in Stangen und Pia-
ſer 3 Min. Dol. an Werth. Das Seld
war in 1100 Kiſten enthalten, welche un:
gefähr 80 Tonnen wogen,
Italien.

Aus dem Kirchenſtaat, 27 Juli. (Pf.
tg.) Die Näuderbanden nedmen immer
Mebhr überband, und nicht nur das Volk,
Hdern guch die Gendarmen und felbſt
Öfterreichifche Sfftziere Magen gewiſſe Be-
AMten (aut an, daß ſie mit den Banden
IM Einverfändniß find, ſte von den Ver-
folgungen benachrichtigen und von ihnen
Dezahlt werden Die Nichtachlung des ve-
Moralifirten Beamtenſtandes iſt beim Volte
19 weit geftiegen, daß die erft verhaͤßlen
Deſierreicher, die hierin mit. ihin ſynipaͤthi-
iren, populär geworden ſind.

Däuemark.

Kopenhagen, 4. Auguft. Die Angele-
genheiten der daͤniſchen Krone mit dem Her-
80g von Auguſtenburg in Betreff der Guͤ—
ter deffelben in Schleswig ſind nunmehr
efinitiv geordnet worden, indem die be-
Efenden Acten feßt aud vom Herzog un-
lerzeichnet worden und hier bereits ange-
mmen ſind.

Portugal.
Liſſabon, 29. Juli. In Folge der Mi-
Iſſterkriſis hat die Koͤnigin vie Deputirten-
Ammer aufgelöſt und die Sitzungen der
ortes geſchloſſen. Dieſer Act wurde in der
Nuptſtadt ruhig aufgenommen. Es ſteht
in neue3 Wahlgeſetz zu erwarten. Mar-
Hall. Saldanha übernimmt neuerdings die
lctatur und die Geſandten von Spanien
Uhd Oeſterreich ſollen ihm ihre Zuſtimmung
für das von ihm eingehaltene Berfahren
ausgeſprochen haben.

Nachrichten aus Liffabon vom 30. Juli
zufolge ſteht ein Deeret der Königin Donna
Maria zu erwarten, kraft deſſen alle Por-


um den Dom Miguel zu begluͤckwünſchen,
vor Ablauf von 2 Jahren nicht wieder in
ihr Vaterland zurückkehren dürfen; Die
durch ein ſolches Decret Bedrohten gehören
meiſt dem hohen Adel an;

Vereinigte Staaten von
Nordamerika.
Newyork, 20. Juli. Koſſuths ploͤtzliche
und faſt heimliche Abreiſe von hier hat viel
von ſich reden gemacht! Auf eine größere
Einnahme, als er zufammenbrachte, rech-
nend, ſoll er eine Verbindlichkeit von 150,000
Dollaren eingegangen ſein zum Ankauf von
40,000 Gewehren und einer Menge von
Kriegsvorräthen und Sattelzeug für den
nächſten ungariſchen Krieg (h.! Von der
ſchuldigen Summe habe er in verſchiedenen


aber dann die Mittel ausgegangen, habe
er einen Proceß befürchtet und deßhaib das
Land verlaſſen. Diefes Benehmiẽn findet
natürlich verſchiedene Ausleger! Kofſuths
Laufhahn in Amerika war ſchnell zu Ende;
er gilt hier ſelbſt bei ſeinen Freunden für
einen Traumer und Phantaſten.! So warm
der Empfang war, den man dem Exdieta-
tor bei ſeiner Ankunft in der Unton berei-
tete, ſo wenig hört man heute ein Wort
des Bedauerns über ſeine myſteriöſe Abreiſe.

Neuexen Nachrichten aus Neivyork d.
24. Juli zufolge haͤt ſich der Senat Tags
zuvor in lebhafteſter Diseuſſion mit einer
zwiſchen England und der Union fchweben-
den Frage in Betreff der Küſteuftſcherei
beſchäftigi. Mr. Mafon, aus Virginien,
beantragte eine Reſolution zur Anfrage
beim Präſidenten, und meinte, Fillmore's
Antwort an England hätte lauten ſollen:
„Die ganze Seemacht der Bereinigten Staa-
ten iſt nach den ſtreitigen Meeren beordert,
um die Rechte amerikaniſcher Fiſcher gegen
die britiſchen Kanonen zu beſchützen. Caß,
Seaward und mehrere andere Senatoren
ſtimmten denſelben Ton an. Die Aufre-
gung über die Fiſchereienſtreitigkeit greift
um, ſich. Man hält es für eine ge-
waltthätige Anmaßung von Seiten der bri-
tiſchen Regierung, ohne vorherige Anzeige
eine hewaffnete Expebition gegen die ame-
rikaniſchen Fiſcher auszuſenden und in Bo-
ſton wird eine Petition an den Präſidenten
um Gegenwehr vorbereitet. Der Congreß
ſeinerſeits hat die Fortſetzung der Debatte
bis nach der Beantwortung ſeiner Anfrage
durch den Präſtdenten verſchoben. — Die
tahitiſche Republik ſcheint, kaum geboren,
wieder ins Nichts zurückkehren zu wollen;
denn nach allen Berichten iſt Koͤnigin Po!
mare unter dem Schutz franzöſiſcher Kriegs-
ſchiffe auf Tahiti gelandet.

Feuilleton.

Eine Pitaval⸗Geſchichte.

Aus Bremen vom 3. d. M, erzählt ein Corre-
ſpondent des F, J. eine Falſchmünzer⸗Anekdote,
die den Beweis Mefert, daß unfere deutſche
Volizei der engliſchen und franzoͤſiſchen wahr-
lich nicht an Scharfſinn, Originalität und
Lifer in Verfolgung geheimer gefährlicher
Feinde der Geſellſchaͤft nachſteht. Die Lefer

erinnern ſich wohl, daß ſchon ſeit mehreren
Jahren die preußiſchen Behörden alles Mögliche
anfboten, um die verbrecheriſche Hand zu ent-
decken welche im Laufe von wenigen Monaten
eine unberechenbare Anzahl faͤlſcher preußiſcher
Treſorſcheine in Umlauf ſetzte die fo täuſchend
nachgemacht waren, daß man ſte felbft An der
preußiſchen Staatskaſſe erſt für unechte erkannte,
als man damit die betreffenden Zaͤhlen in den
Nanualien verglich , wodurch denn freilich der
Betrug an den Tag kam! In Folge davan
ſetzte die preußiſche Regierung Alles daran,
um dem Thäter auf die Spur zu kommen und
endlich ſchienen auch ihre Bemühungen von
Erfolg gekroͤnt zu werden! Der Faͤlſchmünzer
(wie wir hören, ein Sachſe von Geburt) mochte
jedoch von der ihm drohenden Gefaͤhr noch
rechtzeitig Wind bekommen haͤben, kurz es
glückte ihm, nach Amerika zu entkommen und
zwar mit einem baaren Gewinn von cirea
22,000 Thaler, die ‚er ſeinem verbrecheriſchen
Gewerbe verdankte! Von Amerika aus fuchte
er neuerdings wieder falſche preußiſche Treſor-
ſcheine einzufhmugeln, wodurch die Verlegen-
heit der preußiſchen Behörden noch : größer
wurde als zuvor, da an eine Auslieferung des
Verbrechers nicht zu denken war. Es blieb
alſo nur ührig, auf ungewöhnlichem Wege
ſeiner habhaft zu werden und wurde zu dieſeln
Zwecke eine Prämie von 2000 Tkhlr. Dem-
jenigen zugeſichert welcher den erwähnten Faͤlfch-
münzer in die Gewalt einer preußiſchen Be-
hörde liefern würde, Demzufolge begab fich
ein preußiſcher Poltzeiagent von Berlin aus
incognito nach Amerika; 8 glückte ihm auͤch
wirflih, den Falſchmünzer, deffen Nauie und
Signulement ihm bekannt war, ausfindig zu
machen ; er wußte ſeine Bekanntſchaft, baͤld
auch ſeine Freundſchaft zu gewinnen, und hHatte
ſich endlich nach tänger als Jahresftiſt ſo weit
Lines Vertrauens verſichert, daß der bethoͤrichte
Falſchmünzer den Vorſpiegelungen feines an-
geblichen Freundes Glauben fchenkte und fich
entfhloß , mit diefem wieder nach Curopa zu-
rückzukehren und vereint mit ſeinem Freuuͤde


den, wozu ihm der angebliche Freund diebril-
lanteſten Ausſichten eröffnete! So ſchiffen ſich
denn beide vor drei Wochen wirklich auf dem
Poſtdampfboot Washington nach Curapa ein
und langen nach 13 Tagen in Southampton
an. Von hier läßt der Polizeibeamte fogleich
durch den Telegraphen na Berlin melven,
daß er mit dem Falſchmünzer am 1, Auguſt
in Bremerhafen ans Land ſteigen würde; foz
fort eilen am bezeichneten Tage preußiſche und
hiefige Bolizeibeamte nach Bremerhaͤfen und
kaum an's Land geſttegen, ſieht ſich der Ver-
brecher verhaftet und in Ketten geworfen· Die
Vaſſagiere des Washington rühmen ihn als
einen ungemein liebenswürdigen und gebildeten
Menſchen, hinter dem Niemand einen fo gefähr-
lichen Betrüger vermuthet haben würde. Waͤs
ſein Loos ſein wird, iſt nicht ſchwer zu errathen;
ihn, der ſich bereits durch den atlantiſchen Ocean
von aller Verfolgung ſtcher und in vollſter
Freiheit ſah, erwartet nun lebenslaͤnglicher
Kerker, nachdem ihn, der ſo lange Zeit in Deutfch-
Und trotz der vielſeitigſten Bemühungen der
Behörden ungeſcheut ſein Verbrechen betrieb,
in Amerika die Hand der Nemefis erreichte,
um ihn dem europäiſchen Geſetze zu überliefern.

Die Eroberung von Caulouſe.

8 (Fortſetzung)
CEredowar aufmerkſam geworden, und Michael
wiederholte uit verächtlichem Lächeln: 8

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