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Sonntag, den 15. Auguſt

Tioo

Deutſchland.

Frankfurt, 10. Auguſt Hoher Senat
“Bat den Herrn Moritz Scharff zum Conſul
bieſiger frelen Stadt in Trieſt ernannt.
Fraukfurt, 13. Auguſi. Geſtern hielt
der hohe Bundestag die letzte Sitzung vor
ſeiner Vertagung, webei auber Bundes-
Confingentsverhältniffen auch über die Frank-
furler Berfaffungs = Angelegenheit Beſchluß
gefaßt murde, daͤhin zielend, daß eine Ver-
Änderung der Verfaſſung der freien Stadt
Frankfurt nur ſtattfinden könne auf Grund
und fın Sinne der Conftitutiongergänzungs-
acte vom Jahre 1819 und - unter. voller
Wahrung der Rechie des Bundestags. Die
nächſte Sitzung nach der Vertagung findet
Mitte Oetober ſtatt. *—
Kaſſel⸗ 10. Auguſt. (Fr. J.) Wie wir
hören, ſind die beuͤrlaubtey Mitalieder der
zweiten Kammer auf den 19.d. M. wieder
einberufen worden.
In Stuttgart, ſagt das „Mainzer J.“,
glaubt man aͤllgemein, daß bei den eben
tattfindenden Miniſtereonferenzen über die
haͤndelspolitiſche Fraͤge vollkommene Ueber-
einſtimmung werde erzielt werden.
Miltenberg/ 10. Auguſt. Geſtern fand
die Taufe der Tochter Dom Miguels in
der Schloßkirche zu Heubach ſtatt. Die
Prinzeſſin erhielt nicht weniger als dreizehn
Namen, und den Titel Prinzeſſin v. Beira.
Die Beglückwünſchung der Portugieſen fand
im_ alten feudalen Siyle ſtatt! man über-
„Veichte. Iniend eine mit 30,000. Unterfdhriften
verſehene Adreffe. — **
Munchen, 19. Auguſt. Die franzöſiſche
Befandtfchaft dahier hat zu einer kirchlichen
Feier am „ Nayoleonstage“ an gfle in
Baͤyern wohnenden Franzoſen eine öffent-
lichẽ Einladung erlaſſen und zwar in fraͤn—
zöſiſcher Sprache, ' | *
Wien, 10. Auguſt. In Vezug auf die
vosniſchen Unruhen und die dortige chriſt-
Uche Bevoͤlterung hat unſer Cabinet, wie


agen „eine Note nach Konftantinopel ge-
Jandr, worin e8. ſich in lebhaften :Augdrüfs


"energijhe ‘ Maßregeln verlangt, widrigen-
falls es ſich genölhigt fehen würde, einen
militariſchen Cordon an der Grenze auf-
zuſtellen. N
Frankreich.

X- Paris, 10. Aug. Nächſten Sonntag
; Wwerden die Notare von Frankreich hier eine
Lerſaminlung abhalten,,. in welcher das
Netaͤriat beireffende wichtige Fragen und
insbeſondere aüch die Notarientaxordnung
berathen werden ſollen.
\ * VBaris, 12. Aug. Der heutige „Mo:
niteur wiederlegt im halbamtlichen Theil
alle Geruͤchte, die „über eine abermalige
“ Umgefaltung' des Miniſteriums in Umlauf
waren. — Kraft eines praͤſidentſchaftlichen
Deexets koͤnnen die Schiffsleutnants beider
Llaſſen, die als ſolche zwei Jahre auf der
See gedient haben, in Zukunft Comandan-
turfunctionen auf dem Meer verſehen.

— England.
Lonudon, 9. Auguſt. Von dem Grund-
ſatz ausgehend „Si vis pacem para bellum“,

labt das Axtillerieamt in dieſem Augenblick
die Küſten Englands unterſuchen, um genau
den Zuſtand der verſchiedenen Haͤfen ken-

nen zu lernen, die zum nationalen Schutze
dienen.

London, 10. Aug, Die Blätter ſpre-
chen von der Bildung einer engliſchen Ge-
ſellſchaft, die, üher ein großes Capital ver-
fügend, einen Dampfſchifffahrtsdienſt zwi-
ſchen Antwerpen, Amſterdam, Rotterdam,
Hamburg, Bremen, Swinemuͤnde, Kopen-
hagen und Stockholm, London, Liverpool
und Plymouth hexrzuſtellen beabſichtige! Man
würde dann in 44 Stunden von Kopenha-
gen und in 16 von Swinemünde nach Lon-
don fahren können.

Vereinigte Staaten von
Nordamerika.

Newyork, 28 Juli. Der „Newyorker
Courier and Enquirer“, ein gemäßigtes
Blatt, hält es für unmöglich, mit der jeßie
gen engliſchen Regierung zu unterhandeln ;
eine geringere Sühne für die Beleidigung
Amerifa’S als den Sturz des Cabinets
Derby könne man nicht annehmen. Webfter
hielt in Marſhfield, wo er eine begeifierte
Aufnahme fand, eine, wenn nicht geradezu
kriegeriſche, doch ſehr entſchieden kiingende
Rede! Bevor ich offteiell ſprechen kaͤnn“,
bemerkte er, „Darf ich über den Gegenſtand
nicht viel ſagen. Inzwiſchen ſeid verſichert,
die Rechte amerikaniſcher Bürger follen ge-
wahrt werden. Die Fiſchereien ſind Die
Pflanzſchule unſerer Flotte; wenn unſere
Flaggenſchiffe je einen Seeſieg erfochten, ſo
danken ſie es den Fiſchereien Der Gegen-
ſtand iſt daher von der größten nationalen
DBedeutung,“ Man hält diefe Aeußerungen
des Stagtsfecretärs‘, troß der Berclaufuli-
rung im Eingang, für aintlich und erwartet
energiſche Schritle von Seiten der Regie-
rung. Andere Blätter hoffen, der Streit
werde am Ende zum Abfohluffe eines bri-
4 Gegenſeitigkeitsvertrags

ren.

Feuilleton.

Der alte Fritz als Mährcheu⸗Figur.
Aus der Kölniſchen Zeitung.

Eben ſo unbekannt als charakteriſtiſch für
die Art und Weiſe, wie das Volk ſeine Mythen
bildet iſt es mwohl, daß im Oberharz Friedlich
der Große eine Mährchen⸗Figur geworden iſt
Gewoͤhnlich wird er dahet „Dder alle Fritz oder
der Koͤnig von Preußen“ auch wohl /der preu-
ßiſche Fritz! ſchlechtweg genannt, niemals Fried-
rich der Große, noch weniger der Einzige.
Wir laſſen hier ein Mährchen aus einem un
gedruckten Sagenbuche vom Oberharz folgen,
worin er ausnahmsweiſe als gemeinet Soldat
auftritt, der nur noch einige Sechfer in der
Taſche hat er ſchlägt ſich aber um fo tapferer
mit Tod und Teufel herum und reitet endlich
auf dem alten Molwitzer Schimmel in den
Himmel ein, weil er bei einem Zuſammentref-
fen mit Pettus ſich „das Befte“ zu wünſchen
vergeſſen Hatı . ı

„Es war einmal ein alter Soldat, der hieß
der alte Fritz, der hatte nur noch drei Sechſer
in ſeinem gaͤnzen Vermögen und damit ging
er in die Welt. Nun wollte Petrus einmal
prüfen, ob der alte Fritz ein gutes Herz hätte,
ſetzte ſich als Krüppel an den Weg, wo vieſer
alte Soldat vorbeikam, und : ftreckte ihm die
Hand entgegen! Da gab ihm der ſogleich den
erſten Sechfer! Wie er dann wieder eine
Strecke weit fort iſt/ ſitzt da Petrus wieder am

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Wege und hat die Geftalt eines noch jämmer-
licheren Krüppels angenommen! Gleich faßt
der alte Fritz in die Taſche und gibt ihm den
zweiten Sechſer! Darauf hat er noch einmal
am Wege gefeffen, und das dritte Mal hat er
am allerjämmerlichſten ausgeſehen! Da iſt der
alte Friß nicht faul und gibt den letzten Sech-
ſer hin. Nun ſteht auf einmal Petrus ſelbſt
vor ihm und gibtihm die Macht, drei Wünſche
zu thun. Und wiewohl er zugleich von Petto
ermahnt wurde, das Beſte nicht zu vergeſſen,
ſo wuͤnſchte er ſich doch nichts als eine Pfeife
Tabak , ‚ein Spiel Karten und einen Schnapyp-
facf, wo er hinein wünſchen könnte, was er
wollte. Seine Pfeife mit Tabak brannte ſo-
gleich, wie er ſich das gewünſcht hatte, und.
das Spiel Karten und der Schnappſack war
auch ſogleich vorhanden! Der alte Fritz aber
verirrte ſich noch am Abende deſſelben Tages
und kletterte endlich, um ſich umzuſchauen,
auf einen hehen Baum! Da fah er in einem
Haufe, oder in einem alten Schloſſe mitten im
Walde ein Licht brennen, und damit er die
Richtung nicht verfehlte, fo warf er den alten
dreieckigen Hut, den ‚er auf dem Kopf haite,
in;,der Richtung in der das Schloß lag/ vom
Baume herunter. So fand er ſich glüclich
nach dem Schloſſe; das war ganz.feet, und
darin beſchloß er zu übernachten, Es brannte
aber in dem Schloſſe das Licht, das ihm von
fern den Weg gezeigt Hatte,, daͤneben ſetzte er .
ſich an den Tiſch und wartete, ob mwas; gefhab,
wie ſehr auch eine alte Frau, die in dem Schloffe
war ihn ermahnte, weiter zu gehen; weil-e8
ſonſt ſein Tod ſein würde! Nach einiger Zeit
Flopfte es an die Thür und der ‚alte Fritz rief:
Herein, wenn es Solo ſpielen kann. Sogleich
kamen zwoͤlf Geiſter herein, davon feßten ſich
drei mit ihm zum Spiel, einer dayon . hatte
einen Pferdefuß und einen Menſchenfuß und
im Geſicht Knopfaugen; dazu trug er einen
dreieckigen Hut, einen großen Wantel und
einen großen Stock. Das war der oberſte
der Teufel., Als das Soloſpiel aus war, faß-
ten ihn alle zwölf Geiſter ‚an und wollten ihn
ermorden, er aber wünſchte ſie alle in feinen
Schnapplack, darin fingen ſie an ſich zu pruͤ—
geln. . Da holte er einen Pfahl herein und
ſchlug die zwölf Geiſter in dem Schnappfack
windelweich. . Dann ließ er ſie fliegen, und
ſie flogen alle nach der Hoͤlle zu.

„So ging er weiter, und endlich kam der
Tod zu ihm und wollte ihn holen! Da wuͤnſchte
er den Tod auch in den Schnappfack.! Al8 er
den aber nach vielen Jahren einmal öffnete,
ſprang er heraus denn er hatte ſich von et-
nigen Brodkrummen genährt , die Hn dein
Ranzen waren! Die Menſchen haͤtten unter-
deſſen nun ſchon oft geſagi: waͤs heißt doch
das, daß keine Leute mehr ſterben? Kaum
aber mar der Tod aus Ddem Schnappfack, da
brachen an verſchiedenen Enden der Welt große
Seuchen aus und raͤfften alle Menſchen hin-
weg, die er durch feine Gefangenſchaft zu toͤd⸗
ten verhindert geweſen war! Nur zum alten
Fritz kam er niemals wieder denn er fuͤrchtete
ſich vor dem Schnappfack Aus dem war zu-
letzt ein ſteinalter Mann geworden, der fehnte
ſich nach dem Tode! Da ging er zu Petrus
vor die Himmelsthür/ der aber wollte ihn nicht


bitten vergeſſen hatte, nämlich die ewige Selig-
keit. Da kam einmal ein Teufel an, der un-
ter den Zwölfen In dem alten Schloſſe Hicht
mitgeweſen war, und wollte ihn mitnehmen.
Er folgte ihm bereitwillig; aͤls er aber mit
ihm vor die Hölle Famı, ſtanden da die anderen
zwoölf Teufel herum, die er in ſeinem Schnapp-
 
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