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gen ergreift. Sie hat unſern Cabltain zwar
wegen Verletzung der Yuarantaine Geſetze in
eine Strafe von 500 Dollars genommen, doch
dies ſchlägt nicht durch. N.

Vogelbülle.

Au die Vögel haben ihre Bälle und es
gibt ſogar ſehr tanzluſtige unter ihnen 3. B.
das Felfenmäunchen in Sutana. Unfer berühm-
ter Landamann Robert Schomburgk ſchreibt da-
rüber; „Wir hörten die eigenthümlichen zwit-
ſchernden Töne des niedlichen Vogels in einiger
Entfernung und ſchlichen tangfam zu dem Ber-
fammlungsSplag‘ der Tanzenden. Cr hatte etwa
4 bi8 5 Fuß im Durchmeffer ; jeder Grashalm
war entfernt uud der Boden ſo glatt, als waͤre
er durch Menſcheuhände geebnet worden. Auf
dieſem Plaͤtze tanzte und ſprang eben ein Vo-
gel uniher! waͤhrend die übrigen die bewun-
dernden Zuſchauer abgaben. Er Dreitete die
Flügel aus, warf den Kopf in die Höhe oder
ſchlug ein Rad wie ein Pfau, oder er ſtolzirte
umber, kratzte den Boden auf, ſtets in hüpfen-
dem Gange, bis er ſeine Ermüdung durch
einen gewiſſen Ton zu erkennen gab und ein
Anderer ihn ablöste, So traͤten drei hinter-
einaͤnder auf uͤnd endlich mit ſtölzem Selbſt-
gefuͤhle wieder unter die Zuſchauer zuruͤck, Die
auf nfedrigen Büſchen um den Vlatz her ſich
nledergelaſſen haͤtten. Die Indianer ſuchen
foͤlche Balle auf, um die Tanzenden ihrer ſchö-
nen Federn wegen zu ſckteßen und die Vögel
find fo ganz mit ifrem Vergnaͤgen beſchäftigt,
daß vier, fünf nacheinander erlegt werden kön-
nen, ehe es die übrigen merken und davon
fliegen. Dieſer Tanz findet indeh nur vor der
LPaarungs&zeit Statt, und die Männchen wett-
eifern im Tanze, um irgend ein Weibchen zu
gewinnen, das ihnen befonders gefällt.“

Die Deutſchen in Buenos⸗Ayres.

Der ſo eben erſchienenen Schrift des frühe-
ren Generalfecretärg der deutſchen Marine,
Kerſt! Gegenwart und Zukunft der Platalän-
der für deuiſchen Handel und Koloniſation,
Hamburg bet Hoffmann und Campe, entnehmen
mir folgende Nachrichten über die deutſche Be-
voͤlkerung, welche in der Stadt Buenos-Ayres
und deren naͤchſter Umgebung ſich auf etwa
3000 Seelen beläuft, Ihren Stamm erhielt
dieſe deutſche Bevoͤlkerung durch die Anwer⸗—
bungen des berüchtigten Major Schaffer
für Braſtlien im Zahre 1824. BViele von
Denjenigen, welche ſich vormals von dem Major
Schaͤffer aus Noth anwerben ließen, um als
Soldaͤten in Brafilien ihr Brod zu finden, ſind
ſpaͤter na Buebns⸗Ayres uͤbergeſtedelt, haben
gute Geſchäfte gemacht und ſind Eigenthümer
Hon Haus und Sof, ſpäter kamen Handwer-
ker naͤch/ welche, wenn ſte fleißige und geſchtckte
Arbeiter find, Beſchaͤftigung genug finden und
ihr gutes Auskorimen haben. “Altonaer Kauf-
feute begründeten Handelshäͤuſer in Buenos-
Ayres , und in der Umgebung der Hauptftadt
leben zaͤhlreiche Holſteiner welche durch Be-
treibung der trotz dem ungeheuern Reichthum
des Laudes an Rindvieh bisher vernachläſſtgten,
Bultter⸗ und Kaͤſebereitung raͤſch zu Wohlſtand
gelangt ſind. Schoͤn Prof. Wappäus hat in
feiner 1848 erſchienenen Schrift! Deutſche Aus-
wanderung und Kolonifation, angeführt, daß
eine unbemittelte deutſche Fanilie, welche 1830
ſich dort niederließ , vön einem Eigenthümer
die Benutzung von 200 Kühen mit deren Käl-
vern, welche frei und halbwild auf ſeiner Eſtan-
eia (Meierhof) weideten, erhielt, unter der
Bediuͤgung! das geliehene Vieh zurückzuſtellen,
nachdem die Milch der Kühe benutzt worden
und die Kaͤlber herangewachſen! Der Eigen-

thuͤmer konnte dabet nur gewinnen, indem die
Milch ihın bisher keinen Bortheil gebracht/ das
Vieh aber durch das tägliche Zuſammentreiben
in die Hürden zum Zweck des Melkens gezähm-
ter werden mußie. Ole deutſche Familie gewann
aber durch ihre Milchwirthſchaft nach fünfjäh-
riger Arbeit ohne irgend ein Kapital die bedeu-
tende Summe von beinahe 89,000 fl. Unter
dieſer Bevölkerung bildete ſich bereits 1842 eine
deutſche proteſtantiſche Gemeinde. Gleichzeitig
wuͤrde eine deutſche Schule mit einem Lehrer
aus Holſtein eröffnet! Durch Beiträge der Ge-
meinde felbft, des evangelifchen Vereins in Bre-
men, den Ertrag einer Kirchencolleete in Preus
en de. aber kam das nöthige Geld zur Errich-
tung eines eigenen Gotteshauſes zuſammen,
wozu unter angemeſſenen Feierlichkeiten am
18, Oetober 1851 der Grundſtein gelegt wurde.

Die Eroberung von Toulouſe.

Fortſetzung)

Der mit Guy von Levis getroffenen Vor-
ſichtsmaßregeln ungeachtet, beunruhigte ihn
doch der Gedanke, ſich einer ganz und gar
veriorenen Sache gewidmet zu haben, lebhaft,
und er befann ſich noch, ob er wirkltch nach
Toulouſe gehen follte, als er in Caraman
hoͤrte, daß Montfort mit ſeiem ganzen Heere
vor deſſen Thoren ſtehe. Aber Otho war trotz
ſeines Ehrgeizes nicht der Mann, der eine
drohende Gefahr zu einer Handlung der Feig-
heit hätte verlelten Fönnen ; ſtets fragte er nur,
wo iſt der Vortheil, und nicht, wo iſt die
Gefaͤhr. So ſah er auch nach einem Augen-
blick neberlegung, daß der größte Vortheil ihm
nur von Raimuünd's Seite herlächeln könne,
und ohne einen Augenblick an die bevorſtehen-
den Gefaͤhren zu venken, drang er in die
— und begab füh David
Roaix, einem als die Seele aller wider
die Franzoſen geſchmiedeten Complotte bekann-
ten Manne, der allein den Drohungen des
Biſchofs widerſtanden hatte, der noch jetzt den
Grafen von Toulouſe heimlich bei ſich beher-
bergte und aͤls Capitul das flaͤbtiſche Gemelnde-
wefen leitete. Otho erfuhr hier, was während
ſeiner Abweſenheit vorgegangen war, Ereigniſſe,
die Languedoc für immer zu Grunde zu richten
ſchienen, aber gerade ſpäter ſeine Rettung her-
bei führten.

Montfort hatte ſeinen Marſch nämlich ſo
beſchleunigt, daß er ſchon nach drei Tagen
Montgiuseard, wohin er durch Eilboten alle
feine im Toulouneſiſchen zerſtreuten Truppen,
Ritter und Reiſigen beordert hatte, ‚erreichte,
Raͤchdem er ſich mit allen dieſen vereinigt,
brachler um Mitternacht wieder auf, und mit
Tagesanbruch ſahen die Toulouſer eine tüch-
tige Armee, vornweg den Wontfort ſcheu rothen
Loͤwen antuͤcken. In derſelben Nacht war
NRatmund von Toulouſe heimlich in die Stadt
gekommen, und eben wollte ſich Hoaix auf
das Capitol begeben , um ſeinen Collegen das
fgluͤckliche Ereigniß mitzutheilen, als ev auf
den Straßen ein auffallendes Leben wahrnimnit.
Von allen Seiten Zeichen des Staunens, meiſt
niit denen des Schreckens, felten mit Freuden-
bezeigungen vermiſcht; denn wie überall, ſo
haiten ſich auch hier wäyrend des langen und
ſchrecklichen Bürgerkriegs verſchiedene Parteien
gebildet.

Alle, die vorher für den Biſchof Foulques
und ſomit auch für Simon von Montfort aus
Fuͤrcht, ſie moͤchten ſonſt der Ketzerei beſchul-
digt werden, Partei ergriffen hatten, ſich aber
dadurch auch nicht vor den Plackereien der Fran-
zoſen geſchützt ſahen, wollten, obgleich Raimund
von dem Verbrechen der Ketzerei freigeſprochen
war, von der einmal ergriffenen Partei doch
nicht gleich zurücktreten. Andere, deren Ruf
oder Vermögen bei dem erſten Erſchetnen der

Franzoſen gefaͤhrbet war, waren diekeifrtgſten
Verfeihter der Kreuzzuge geworden, und nicht
nur durch ihre Anetkennung Montfort's, ſon-
dern auch durch den Mißbrauch der ihnen von
dem Sieger übertragenen Gewalt eompromit-
tirt; denn mittelſt dieſer hatten fie mit Ankla-
gen und Bebruͤckungen Feden verfolgt, der ſich
früher vielleicht ſchon einmal als ſtrenger Gläu-
biger gezeigt oder ihnen eine noch nicht ver-
gebene Beleldigung zugefügt hatte! Daher kam
e8, daß Einige Montfort mit lautem Iubel
begrüßten, während Andere nichts als Unglück
ahnten. David wußte von dem Grafen von
Toulbuſe, dieſer habe Montfort und ſeine Armee
vor Beaucaire gelaffen, hielt die Truppen für
diejenigen Heeredabtheilungen, die unter Dden
Befehlen ſeines Sohnes ‚Amaury ober feines
Bruders Guy ftanden, und ging ſofort auf
den Wall, um ſich mit eigenen Augen davon
zu überzeugen. Aber zu ‚feinem Schrecken ſah
et von hiet aus,, daß die Truppenmaffen die
ſich in der Ebene verbretteten, zahlreicher wa
ren, als alle Banden der Generale Montforts
zuſammengengammen, und als unmittelbar vor
dein Thore Sebra ein Knappe das Banner
mit dem rothen Lowen ‚anfpflanzte , kam ihm
die Ueberzengung, daß Montfort ſelbſt an
der Spitzẽ ſeiner ganzen Heeregmacht da ſei.
Fortſetzung folgt.)

Literariſche und Kunſt⸗ Notizen.

Die „Geſchichte der deutſchen Litervas
fur von Geinrich Kungzg, mit Proben aus den
vorzuͤglichuͤen Schriftfiellern , iAuftrirt durch Por-
trattg, Facfimileg, Derkmäler Wohnungen ver
Schriftfieller 20.“ (Cin Kein= Fokio, Leipzig det
B, G. Teubner) fchreitet rüßlig voran. Dit DE
fchon vor einigen Wodchen erſchienenen fechsten 24
ift der zweite Zeitraum (die Iyrifche und didatliſche
voefiẽ vom ‚Fahre 1150 big 1350) abgefchLoffen.
Das verbindet in glüclicher Weiſe Theg-
yie und Beifpiele. Wir begeguen In — durch-
gebend8 etnem vorfichtigen, gewiffenhaft abwägen-
deu, von enthuſtaſtiſcher — — wie von '
modern einfeitiger Herabwürdigung ſich gleidhmä-
gig fernhaltenden Haren Uriheil. Die nicht Färglih
gefvendeten Proben find mit Tact ausgewählt , ſo
daß fie ung die einzelnen Minnefänger , Fabeldid-
{er, voetifen Chroniften ı. f. w. zugleidh in OLE
Höchfien urd ihren vorzüglich dharakteriftifchen Lei-
frungen zur Anſchauung bringen. Geht der Herauss
geber bei ven neuern Perioden wit derfelben U“
ſichi zu Werke, fo verdient feine praktifde @;efd;‚(d)ß
der deutfchen Literaturfchäge einen Plaß in fedet
Hausbibiiothel. Der fehr billige Preis CI Ngr
oder 36 fr. für jedes Heft macht den Ankauf au
den weniger Bemittelten möglidh. —, Dem hehh-
verbdienten ‚Herausgeber der „DHenkmale Dder
Baukung des Mittelalters in Saldh{en“,
Dr. jur. Prttrich wurde vom König von Sad-
fen nach der Bollendung des genauſten „mit {el
tener. Aufopferung vollendeten Werkes“ , wie 68
in dem Föniglichen Decret hHeißt, der Albredhtsorvden
ertheilt. Putkrich’s (ächfifche Baudenkmale find niht
nur für den ercluftven Archeteften, fondern für fe“
den Freund der. mittelalterlichen Gefchichte, von
hohem Intereſſe. -

Buntes.

Das grobartigſte Waiſenhaus in de

elt. befindet fih, in Dhiladelphta, wo &$
1848 eröffnet wurde, und zwar nadh einer SGtif“
tung des reichen Bangquiers G fr ard, der beinaht
3 Milionen Chaler dafuͤt anwles. Sieben dauſe
von mweißem Marmor, woyon das HauptgebäuDde
eine Copie des Parthenon. ift, enthalten die-Anftalt
bie mit 9erfd)menberifd)et Pracht auggeftattet iſ
Die Hörläle würde ein Fürſt als Empfangszimmer
benußen fönnen. Es werden dreifundert eltgrnivf‘
Kinder darin bis zum achtzehnten Jabre „in A“
frändiger, vernünftiger, bürgerliher Weife“ 0130°
gen, um fie für Landwirkhfchaft, Schifffahrt, Künfte,
mechanifche Gewerbe und Manufacturen 3ZU be-
fähigen-

*, €& wird in keinem Lande Europas im Ber-
haltnig fo viel Kaffee verbraudt als in DE 4
gfen, wo in den Ießten fedhs Monaten, bei
Beyölferung von 4,500,000 Seelen, 26 Mil. P
Kaffeebohnen verbräucht wurden.



Redigirt unter Verantwortlichkett von G, Keichard ·

Druck und Verlag von G. Reichard.
 
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